Aufbruch nach Germanien

  • Das war wieder einmal typisch, dachte sich Camryn. Der Herr wollte verreisen und alles organisieren, und die ganze Arbeit bieb an ihr hängen. Sie hatte also die Einkaufslisten für sage und schreibe drei Patrizier und fünfzehn Sklaven erstellt erstellt. Sie hatte sich um eine Reisekutsche und zwei Karren - einen für die Sklaven, einen für Gepäck und Proviant - gekümmert. Sie hatte die Kleidung ausgesucht, gepackt und anschließend sogar noch beim verladen geholfen. Und nun hielt sie eine Liste und einen Griffel in der Hand und stand auf dem kleinen Straßenstück zwischen der villa aurelia und der villa claudia, um alles und jeden zu erfassen und abzuhaken. Der einzige Trost an dieser Reise würde sein, dass sie mitkommen würde. Vielleicht hatte es ja den ein oder anderen Kelten nach Germanien verschlagen, der ihr etwas über zu Hause berichten könnte. Camryn seufzte.


    "Obst- und Gemüsekiste?" "Ist da." Ein Haken. "Räucherwurst?" "Gerade verladen." Abgehakt. "Was ist mit dem Brot?" "Das wird gerade noch gebracht. Trautwini, mach mal dalli." Camryn verfolgte den keuchenden Sklaven kritischen Blickes und machte in genau jenem Moment einen Haken, in dem die Kiste auf den Karren gesetzt wurde. "Wein und Wasser?" "Ist glaube noch drinnen." "Na dann schafft das Zeug mal raus, der Herr wird sicher nicht erfreut sein, wenn das wichtigste fehlt", scherzte Camryn grimmig und malte zwei Ausrufungszeichen vor den Wein. Jemand brachte einen hölzernen Käifg, in dem vier Hühner saßen. Camryn hob eine Braue. "Was wird denn das, wenn es fertig ist?" fragte sie den schmal gebauten Sklaven. "Äh, Eier. Die können wir ja nicht für drei Wochen im Voraus mitnehmen. Und wenn sie nicht mehr legen können, essen wir sie auf." Er grinste dümmlich und Camryn schüttelte den Kopf. "Hast du dir mal überlegt wie es aussieht, wenn man mit Hühner umherreist? Als Patrizier? Weg damit. Für das Ansehen verzichtet man auch auf frische Eier." Der Sklave zog eine Schnute und wandte sich schweren Herzens wieder um. Die Hühner gackerten glücklich, froh darüber, nicht in Germanien frieren zu müssen.


    Eine gute halbe Stunde und die andere Hälfte des nun beladenen Karrens später fehlten nurmehr einige wenige Haken. Camryn hakte erneut eine Position auf der Liste ab, als ihr Herr eintraf, gekleidet in eine kostbare Reisetunica und mit einem Überwurf aus Fell auf den Schultern. Höchst seltsam, ihn wieder einmal ohne toga zu sehen. Nun fehlten nur noch die Haken hinter Aurelia Helena, Claudia Deandra, Drakontios, Assindius und Aintzane. Sich selbst hakte Camryn ebenfalls ab, denn sie war schließlich schon da, ebenso wie dieser Griesgram Livius Pyrrus. Der saß sogar schon auf dem Wagen und murrte vor sich hin.

  • Die letzten Tage waren bei weitem nicht so entspannend verlaufen wie Helena sich das gewünscht hatte. Marina hatte ihr Hab und Gut gerade ausgepackt, als es schon wieder darum ging alles für die Reise nach Germanien zu verstauen. Ihre Leibsklavin war im Gegensatz zu Helena begeistert von der Idee nach Germanien zu reisen. Ihre Aufregung war ansteckend, so dass Helena am letzten Tag zu Hause kaum ruhig sitzen bleiben konnte. Natürlich hatte sie Marcus ihr Einverständins gegeben ihn zu begleiten. Es hatte eine Weile gedauert, aber mittlerweile freute sie sich auf das neue Abenteuer. Zwar stand sie der Begegnung mit Deandra immer noch skeptisch gegenüber, aber sie würde ihr Möglichstes tun um nicht negativ aufzufallen. Macus selbst hatte Helena in den letzten Tagen nur sehr selten zu Gesicht bekommen. Er war so damit beschäftigt alles für seinen neuen Posten vorzubereiten, dass er kaum Zeit für seine Cousine hatte. Doch jedesmal, wenn sie ihn kurz sah machte ihr Herz einen Satz und sie gab sich ihm gegenüber so freundlich, als hätte es die Streitereien von früher nie gegeben.


    Am Tag der Abreise lief Helena gedankenverloren durch die große Villa und prägte sich jedes Zimmer genau ein. Marcus hatte nicht gesagt wie lange sie in Germanien bleiben würden, aber es sah nicht so aus, als ob ihr Aufenthalt nur von kurzer Dauer wäre. Sie hörte die Sklaven, die gerade dabei waren das Gepäck zu verstauen und seufzte leise. Es ging alles so schnell! Viel zu schnell ihrer Meinung nach und doch war sie machtlos etwas daran zu ändern. Als sie die Stimme Camryns hörte ging sie zur großen Einganstür und trat hinaus. So wie es aussah würden sie bald aufbrechen, auch wenn weder von Marcus noch von Deadra bis jetzt etwas zu sehen war. Marina überwachte gerade das Verladen ihrer letzten Truhe und trat dann zu ihrer Herrin. Die Wangen der älteren Frau waren leicht gerötet und ihre Augen glänzten. Helena schmunzelte leicht als sie das sah.


    "Ich bin so aufgeregt! In Germanien zu leben ist sicher wunderbar. Und ich bin so gespannt auf die Villa dort."


    Helena verzog leicht das Gesicht und trat dann ein Stück nach vorne und zur Seite, um den Weg in das Innere der Villa frei zu machen. Noch immer wurden die letzten Gepäckstücke herausgetragen und Helena beobachtete Camryn eine Weile bei ihrer Arbeit, bevor sie ich an ihre Leibsklavin wandte.


    "Vergiss nicht, dass wir erst noch eine lange und beschwerliche Reise vor uns haben. Wenn wir die überstanden haben, dann teile ich vielleicht deinen Enthusiasmus. Ich hoffe Marcus kommt bald. Ich habe keine Lust hier herum zu stehen. Immerhin war er es der es so eilig hatte."


    Glücklicherweise stand ausser Marina niemand in ihrer Nähe, der ihre kindlichen und zickigen Worte hören konnte. Helena wusste, dass sie in der Gegenwart ihrer Leibsklavin sich so verhalten konnte wie sie wollte, wie sie sich wirklich fühlte. Marina verdrehte auf Helenas Worte hin auch nur die Augen gegen den Himmel und huschte dann mit einem Grinsen wieder zu den Karren. Helena sah ihr mit einem Stirnrunzeln hinterher. Bei jedem anderen Sklaven hätte sie dieses respektlose Verhalten rigeros bestraft, aber nicht bei Marina. Ihre Aufgeschloßenheit und lockere Art taten Helena gut. Da sie im Moment nichts zu tun hatte ging Helena zu der Kutsche hinüber und schaute hinein. An sich sah sie ganz bequem aus, aber sie würde sich den Platz mit Marcus und Deandra teilen müssen. Ihre erste große Herausforderung.

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Germanien! Nach Germanien wollten sie gehen, diese Irren. Als ob es im Potal nicht hie und da schon kalt genug wäre. Und dieser ewige Regen... in Germania würde es schneien. Unwillkürlich musste sie sich an Cyprianus' Worte erinnern... in Germania frieren Flüsse ein... Schneedecken und Eiszapfen... Eis, Hagel, Frost! Brrrr!
    Bei solchen Gedanken musste man es Aintzane nachsehen, dass sie heute wahrhaftig nicht gut drauf war. Immerhin aber versuchte sie gute Miene zum bösen Spiel zu machen und half auch mit, Sachen herzurichten für die kräftigen Sklaven, die den ganzen Ramsch dann in die Wagen laden würden.
    Eine Reisekutsche und zwei Karren... war eh klar, wo die Patrizier und die Sklaven sitzen würden. natürlich würden die Patizier draufen auf den Wagenplanen frieren, während die Sklaven in der warmen Reisekutsche sitzen würden... sie stieß ein kindisches Kichern bei diesem Gedanken aus, welches ihr im Hals steckkenblieb, als mehrere Hühner an ihr vorbeigeflattert kamen. So ein Chaos.
    Neben ihr schleppten ein paar arme Würstchen aus Anatolien Weinamphoren heran... wieviele Saufgelage wollten die denn in Germanien veranstalten? Tausende, so wie es aussah. Mindestens.
    Offenbar hatte Camryn das Kommando über den Zug. Sie rief ihre Befehle herum und erinnerte Aintzane irgendwie an einen ein bisschen gestressten Feldherrn.
    Also trat sie an die Irin heran. "Hallo, Camryn. Ich habe dich lange nicht mehr gesehen. Wie geht es so? Hast du viel Arbeit, kann ich dir helfen?"

  • Direkt hinter dem armen Würstchen trat auch ich aus der villa und sog prüfend die Luft ein. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Ich nickte gefällig und begab mich in meiner blauen Reisetunica, den Stiefeln und dem Fellüberwurf die Stufen herunter und ein paar Schritte nach links, der villa claudia entgegen. Neben Helena verweilte ich und schenkte ihr ein Lächeln. Viel Zeit hatte ich nicht übrig gehabt für sie während der letzten Tage, und ich bedauerte diesen Umstand durchaus. Die Worte Helenas waren zwar bereits verklungen, als ich eintraf, doch Helenas Gesichtsausdruck, als sie Marina nach sah, sprach Bände. Demonstrativ sah auch ich der Sklavin nach und ignorierte meine eigene daher völlig, wenn auch unbeabsichtigt. Neben der Kutsche standen wir also, als ich das Wort an meine Base richtete.


    "Na, groß genug?" fragte ich amüsiert von hinten. Vor dem Gefährt wieherte einer der zwei Rappen, als er angespannt wurde. Fehlten nur noch drei, denn Aintzane war auch schon da.


    "Ich habe tris, das ludus latrunculorum* und noch ein paar andere einpacken lassen, damit uns auf der Reise nicht allzu langweilig wird. Irgendeiner von uns wird Deandra sicher schlagen, auch wenn sie während der letzten drei jahre unbesiegbar in jedem Brettspiel erschien."


    Gut gelaunt besah ich mir den ersten der beiden Karren, auf welchem sich bereits Gepäck und Proviant befanden. Auf dem zweiten Karren lagen dicke Felldecken und einige Kissen, schließlich war ich kein Unmensch und wusste, dass es selbst tagsüber kühl sein würde. Die Sklaven sollten nicht frieren oder kränkeln, davon hätte nämlich niemand etwas.



    *Brettspiele

  • Kaum waren die Herrin und ihre Sklavin aus dem Haus gekommen, machte Camryn zwei weitere Haken auf ihrer Liste. Ein armes Würstchen brachte die vielen Amphoren Wein und Wasser, schien aber nicht recht zu wissen, wohin damit.


    "He, Vaccus, pack das Zeug da rüber", rief sie und deutete auf eine Stelle des Karrens, die noch nicht zu hoch gestapelt war. Aber stell es ganz nach unten. Nicht, dass die Amphoren umkippen. Dann haben wir nämlich den Salat. Oh, hallo Aintzane. Wart mal eben", sagte Camryn und hakte noch schnell Wein, Wasser und 'ganz wichtig' Fruchtsaft ab, machte ein Haken hinter Aintzanes Namen und gleich darauf noch einen hinter dem ihres Herren, der sie wie so oft in letzter Zeit ignorierte. Daran war nur Deandra Schuld, ganz sicherlich. Aber nun wandte sich Camryn ersteinmal Aintzane zu.


    "Danke für deine Hilfe, aber ich muss eigentlich nur die Sachen auf der Liste hier abhaken , wenn sie verladen sind. Ist nicht so schwer", sagte sie und zwinkerte der Sklavin zu.
    "Mir geht es eigentlich ganz gut, danke der Nachfrage. Ist nur etwas langweilig gewesen in letzter Zeit. Du weißt ja, mit Trautwini und Konsorten ist nie richtig was anzufangen. Bin daher gar nicht so unglücklich darüber, dass es mit Sack und Pack nach Germanien geht. Da seid ihr wenigstens mit dabei, du und Assindius, und vielleicht geht ja dort wider Erwarten die Post ab."


    Sim-Off:

    Es wäre prima, wenn wir uns spätestens am Donnerstag vor 12 nachts schon alle ummelden könnten. :)

  • Als nächster trat ich hinzu. Der Tribun und seine Cousine waren bereits dort und die Sklaven verrichteten in großer Hektik die Arbeit. Es würde sicherlich in Bälde losgehen. Jedoch befand sich neben den mir nun vertrauten Gesichtern von Sklaven und Römern, auch ein weiteres Gesicht das ich zwar kannte, aber in dieser Schar nicht vermutet hatte. Ich trat auf das Gesicht zu, grüßte und fragte:


    „Salve Aintzane. Welcher Umstand führt dich in diese arbeitende Menge an Menschen?“


    Zu Camryn blickend sagte ich:


    „Kommt ihr gut voran oder braucht ihr eine helfende Hand?“


    Den Tribun hielt ich aber im Auge, als sein Scriba wollte ich auf jeden Fall zur Stelle sein, wenn meine Anwesenheit von Nöten ist.

  • Mit einem Wagen fuhr ich vor. Es waren alle nötigen Dinge enthalten, welche die Herrin und ihre Sklaven sowohl auf der Reise, als auch in Germania selbst gebrauchen konnten. Ich wusste, dass Camryn die meisten Sachen organisiert hatte und natürlich auch, dass ihr Knaller von Herrchen auch mit kommen würde. Die alte Spassbremse. Es gibt eben nicht nur Sonnen im Leben.
    Ich hielt den Wagen an, stieg ab und ging, mit einem Zahnstocher im Mund, auf Camryn zu. Sie unterhielt sich grade mit Aintzane und mit noch so nem Typen. Ich überlegte kurz und stellte fest, dass ich diese Hackfresse schon einmal gesehen hatte, in Germania auf dem Markt. Mit dem Zahnstocher im Mund sagte ich zu ihr:


    „Wie ist die Stimmung? Alles fäddich? Hier sind die Sachen von der Herrin und uns. Bücher, Kleidung, Schmuck, Keramik und das ganze andere Zeug Sie wird auch gleich kommen! Ich geh doch mal davon aus, dass ich den Wagen mit den Herrschaften fahren werde!


    Dann sah ich mich um und fragte mich ob das ganze Zeug nötig sei. Mürrisch maulte ich:


    „Scheiße, seit ihr Bescheuert, was sollen wir denn mit den Hühnern? Und was soll der ganze Wein hier, wer soll den denn saufen? Wenn ihr zu doof zum verladen seit und hier was kaputt geht, reiß ich euch persönlich den Arsch auf, damit das schon mal klar ist!“

  • "Wenn du sicher bist, dass du mich nicht brauchst... ich bin froh, dich wieder zu sehen. Wider Erwarten ist gut... natürlich wird dort was "abgehen". Stürme! Eis! Schnee!" Theatralisch warf sie ihre Hände in die Luft. "Und Assindius da drüben schaut drein, als ob es direkt ins Schlaraffenland ginge... seinen Humor möchte ich haben, pah!", machte sie.
    Plötzlich hörte sie neben sich eine Stimme - eine Stimme, die sie gut kannte. "Drakontios! Was machst du denn hier?", rief sie aus, halb überrascht, halb erfreut. "Gehst du auch mit uns? Wieso denn?"

  • Die Herrin war noch nicht und auch sonst niemand, dessen Meinung mich jucken würde (vor allem, weil die Meinung der Herrin die einzige ist die mich kümmert) stieg ich auf einen der Wagen und rief singend zu den anderen hinunter


    „Germania hoho, Germania hohohoho.“


    Wackelte kräftig mit dem Hintern und mit dem Oberkörper und hatte Spass.


    „Und jetzt alle, Germania hoho, Germania hohohoho.“

  • Ich tastete Aintzane kurz auf die Schulter und sagte:


    „Hallo meine Liebe. Schön das wir uns wieder sehen. Ja, auch mich zieht es nach Germania, ich bin seit kurzem der Scriba von M. Corvinus. Nach unserem Gespräch zog es mich in sein Haus, er brauchte einen Scriba und ich eine Aufgabe. Das ist doch etwas für mich! Und da ich auch schon in Germania war, schreckt mich diese Aufgabe nicht.“


    Kaum hatte ich denn letzten Satz ausgesprochen überkam mich das Grauen. Dieses Gesicht, dieser Mann, diese Scheusal, offensichtlich hatte ihn die Hölle selbst ausgespien, weil selbst der Teufel ein Waisenknabe gegen diese Ungeheuer war. Großäugig starrte ich ihn an, als er näher kam. ‚Großer Gott‘ dachte ich ‚ diese Fratze hatte ich bereits gesehen, zu erst auf dem Markt in Mogontiacum und dann in allen meine Alpträumen


    „Me Herculem“ rief ich leise aus, atmete einige Züge tief ein und aus, um mich zu beruhigen, sah im Anschluss Aintzane an und sagte, gefasst wirkend, zu ihr:


    „Entschuldige mich bitte einen Moment!“


    In großen Schritten ging ich auf Corvinus zu und rief entsetzt:


    „Tribun. Tribun“ bei ihm angekommen zeigte ich mit dem Finger auf den Germanen und sagte in fast keifendem Ton:


    „Das ist er, das ist er! Der erste Germane von dem ich sprach. So ein Gesicht vergisst man nicht, das ist er!“

  • Ich musste mich definitiv erst noch daran gewöhnen, dass man mich nun mit "Tribun" ansprach. Im ersten Moment reagierte ich gar nicht, dann dämmerte mir, dass er kaum einen Sklaven meinen konnte, und so wandte ich mich bei Helena stehend um und sah meinen scriba aufgebracht näher kommen, während Assindius, der mit dem claudischen Karren vorgefahren war, seltsame Lieder sang und komische Bewegungen dabei machte. Ich unterdrückte den Impuls, dem komischen Kauz einen Vogel zu zeigen und schüttelte lediglich den Kopf ob dieses seltsamen Verhaltens. Aber was hatte ich auch anderes erwartet - immerhin war er ein Germane. DER Germane, wie Drakontios nun fingerzeigend keifte. Ich sah Assinidus an und wieder zurück zu Drakontios, und ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.


    "Das, mein Lieber, ist Assindius. Der Leibsklave meiner zukünftigen Verlobten" erklärte ich schmunzelnd. Ich beugte mich etwas vor und sprach nun leiser.
    "Du wirst dich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass er mitkommt. Er ist zwar ungehobelt, unhöflich ein durch und durch Barbar, aber ein vortrefflicher custos corporis. Deandra schätzt ihn sehr. Geh ihm einfach aus dem Weg - oder gib ihm eine Denkaufgabe, das beschäftigt ihn meist stundenlang", riet ich ihm, Assindius dabei schadenfroh angrinsend.


    "Wo ist Deandra eigentlich? Und wie weit sind wir hier?" fragte ich laut und blickte in die Runde. Es kamen inzwischen keine Sklaven mehr aus der villa aurelia, daher musste der Wagen fertig gepackt sein. In der Theorie wären wir fertig zur Abreise. Nur das wichtigste fehlte noch: Deandra.

  • Zu den ersten, die fertig waren, wenn es auf eine Reise ging, gehörte ich wohl nie, aber dieses Mal dauerte es besonders lange, weil der Aufenthalt ja keineswegs kurzfristig, eher sogar zeitlich nicht absehbar war. Ich brachte eine Zeitlang die claudischen Sklaven mehr durcheinander, als dass ich hilfreich in meinen Anweisungen war. Schließlich winkte ich ab und ließ sie machen. Was mir fehlte, würde ich einfach in Mogontiacum nachkaufen. Der Markt taugte einigermaßen, also machte ich mir ab sofort keine Gedanken mehr.
    Allerdings ließ ich für eine annehmliche Überfahrt sorgen, indem ich diverse Kissen anforderte, mehrere warme Decken und genügend Knabbersachen für zwischendurch in Auftrag gab, weil bestimmt niemand an meine Vorliebe für Zusatz-“Mahlzeiten“ gedacht hatte. Und ich wählte zusätzlich jene Sklavin zu meiner Begleitung aus, die in der Sangeskunst ausgebildet war. Etwas Unterhaltung konnte nie schaden und selbst reden war auf Dauer anstrengend, zudem verursachte es Durst. Ob man an meine Säfte gedacht hatte? Ich hoffte es.


    Irgendwann war ich fertig und trat, begleitet von einigen Packsklaven, vor die claudische Villa. Ein ziemliches Gewusel empfing mich und eine Menge an Personen, die ich weder alle kannte noch auf Anhieb zuordnen konnte. Assindius, Aintzane und natürlich Marc banden aber zunächst meine Aufmerksamkeit. Die restlichen würde ich schon irgendwann kennen lernen.
    Mehr oder weniger nebenbei registrierte ich, dass es gerade um Assindius ging, aber einen rechten Reim konnte ich mir nicht darauf machen. Nur eben der letzte Satz von meinem Schatz ließ mich dann doch stutzen.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Geh ihm einfach aus dem Weg - oder gib ihm eine Denkaufgabe, das beschäftigt ihn meist stundenlang", riet ich ihm, Assindius dabei schadenfroh angrinsend.


    Möglichst lautlos trat ich heran und murmelte über seine Schulter hinweg:


    „Oh, kannst du gemein sein! Habe ich mir das mit dir eigentlich reiflich genug überlegt?“, fragte ich mit schelmischem Blick und einem fixen Zwinkern in Richtung Assindius. Sodann trat ich hinter seinem Rücken hervor und fügte schmunzelnd an: „Deandra ist nun auch hier und genau … wie weit seid ihr eigentlich? Kann ich einsteigen und los geht es?“

  • Ah die Herrin ist da, bloß schnell vom Wagen runter udn wieder anpacken. Mal wieder so tun, als ob ich wat tu. Aber es ja bereits fast alle eingeladen. Ich holte noch etwas vom Wagen, trat auf sie zu und sagte:


    "Herrin, wir sind fast so weit, es müssen noch einige Sachen umgepackt werden und dann können wir los. Es ist alles da und alles Gepackt. Kissen und Decken sind noch nicht verladen, die warten auf Euch."


    dann im flüsternden Ton, ganz nah heran gehend und unbemerkt eine Schachtel hervorzaubernd:


    "Die Knabberein sind hier in der Schachtel, wo der Rest ist weiß ich genau, nur ich. Wenn es knapp wird, fülle ich es auf!"


    Dann sah ich diese beiden männlichen Fretchen an und sagte zu dem Griechen:


    "Man zeigt nicht mit dem Finger auf andere Leute, das ist unhöflich!"


    Die Herrin anblickend:


    "Ich mach dann mal weiter, Herrin!" nickte und trat ab.

  • Ich hatte sie nicht gehört. Wie auch? Auf lautlosen Sohlen hatte sie sich von hinten angeschlichen, das kleine Biest, und erschreckte mich nun, indem sie so urplötzlich etwas kommentierte, das doch eigentlich leise gewesen und nur für Drakontios bestimmt war. Ich wandte mich um und blinzelte Deandra an, die in fertiger Reisemontur vor mir stand und mich anschmunzelte.


    "Zu spät", entgegnete ich gespielt bedauernd und hob in hilfloser Manier die Schultern.
    "Nun wirst du mit mir leben müssen. Camryn? Hole die Ketten, Deandra möchte einsteigen."


    Diabolisch feixend griff ich nach ihrem Kopf und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.


    "Damit ist das Wichtigste auch hier. Steigt schon mal ein. Ach ja, Helena wird auch mitkommen. Du kennst sie ja vielleicht noch, sie hat uns als kleines Mädchen ständig getriezt. Meistens war sie da, wenn du weg warst - und ich habe alles allein ertragen müssen."


    Ich deutete in Helenas Richtung und zwinkerte ihr zu zum Zeichen, dass es nicht ernst zu nehmen war, wie ich sie neckte. Bei Gelegenheit, so war ich sicher, würde sie mit schlagkräftigen Worten zum Gegenangriff ausholen. Vorerst aber runzelte ich die Stirn über Assindius' Axt-im-Walde-Verhalten und deutete wieder auf die Reisekutsche.


    "Geht schon, ich komme gleich nach," sagte ich zu den Umherstehenden. Ich begab mich zu Camryn, sah sie fragend an und wechselte einige Worte mit ihr, dann suchte ich Assindius und teilte ihm mit, dass er die Kutsche übernehmen sollte. Schließlich waren alle fertig, die letzten Sklaven kletterten gerade auf den Karren mit den Felldecken und die zurückbleibenden winkten verhalten. Wenn die Katze aus dem Haus ist.... dachte ich mit einem Fuß schon in der Kutsche und mit einem unguten Gefühl im Bauch. Dann gab es einen Ruck und das Reisegefährt setzte sich in Bewegung, um in nicht allzu ferner Zukunft die Alpen zu überqueren und Mogontiacum entgegenzusteuern. Ich würde Mantua und meine Familie vermissen.



    Sim-Off:

    umgemeldet :)

  • Nanu, wer war denn das? Camryn hob fragend eine Braue und wollte gerade eine entsprechende Frage stellen, als der Fremde sich schon wieder Aintzane zuwandte und sie zudem hinter ihrem Rücken erneutes Gackern hörte. Sie rollte mit den Augen und schloss sie, ehe sie sich umwandte und den Käfigträger mit Blicken aufzuspießen suchte.


    "He, hatte ich nicht gesagt, das Federvieh bleibt hier?" "Ja...najaa..." "Na was nun? Muss ich es dir schriftlich geben oder bringst du sie ohne extra Einladung zurück? Und diesmal lass sie gefälligst auch da!" wetterte die Keltin und zog ärgerlich einen dicken Strich auf der Liste. "Ähm, ich kann eh nicht lesen. Aber ich bring sie weg. Nur nicht aufregen", beeilte sich der Sklave zu sagen und verschwand wieder. Camryn schüttelte den Blondschopf und seufzte tief. Drakontios, scriba personalis. Haken. Deandra, Wichtigstes vom Wichtigen. Abgehakt. Assindius, barbarischer Haudegen. Anwesend. Prima, alles da. Camryn freute sich und rollte die Liste zusammen, gerade als der Herr auf sie zu kam und sich erkundigte, ob alles so weit sei. Sie versicherte ihm, dass nichts vergessen worden und alles verladen war. Nur noch die Sklaven mussten auf den Waren klettern, das würde sie übernehmen. Corvinus verschwand in Richtung Reisekutsche und nahm seinen scriba und Assinidus mit.


    Die Keltin wartete noch einen Moment, dann wandte sie sich um und klatschte einige Male in die Hände. "He, auf gehts, auf gehts! Wir fahren los! Alle rauf auf den Wagen. Es sollten genug Decken dabei sein. Tullia? Wo bist du denn?" Eine schwangere Sklavin schob sich in Richtung Camryn. "Ah, da bist du ja. Warte, ich helfe dir. Wir haben Kissen für dich dabei." Camryn hatte ja davon abgeraten, Tullia mitzunehmen. Aber die Sklavin war mindestens ebenso halsstarrig wie schwanger (und entweder war man schwanger oder eben nicht). Sie wollte unbedingt mit dem Vater des Kindes mitreisen, und schließlich hatte Corvinus nachgegeben. Als Tullia gut gebettet und dankbar grinsend auf dem Karren saß, setzte sich die Kutsche bereits in Bewegung und die kleine blonde Sklavin vergewisserte sich, dass auch wirklich alle aufgestiegen waren.


    Die letzte, die ihre Füße vom Boden hob und auf den Wagen kletterte, war Camryn selbst. So ging es nun also gen Germanien, ihrer Heimat etwas näher.



    Sim-Off:

    auch umgemeldet
    Weiter geht es entweder hier (wer ausspielen möchte) oder in der aurelischen Villa in Mogontiacum. ;)

  • „Ketten?“, rief ich nun meinerseits gekünstelt erschrocken aus, stützte die Hände entrüstet in die Seiten, musste aber bereits leise lachen, als der Frieden stiftende Kuss meine Stirn traf. Na, und mit der Bezeichnung „das Wichtigste“ konnte ich doch schon wieder leben. Prima war in jedem Fall auch, dass ich, wie es aussah, nicht lange warten musste, sondern die Abreise tatsächlich unmittelbar bevorstand. Ich sah Assindius herbeieilen, blickte aber zunächst Corvinus wieder an.


    „Helena? Ich wusste nicht, dass sie in Mantua weilt.“


    Da meine Cousine, oder besser ehemalige Base, die etwas abseits stand, nicht herüberkam, entschloss ich mich, bereits als Erste in die Kutsche einzusteigen, und weil Corvi davoneilte, musste mir wohl nun Assindius behilflich sein. Mein Leibsklave war ohnehin bereits zur Stelle. Ich reichte ihm die Hand, um ihn zur Hilfestellung aufzufordern, erklomm die durchaus hohe Stufe und setzte mich auf die gepolsterte Sitzfläche. Zufrieden nickte ich, weil er für all das, was ich während der Fahrt brauchte, bereits Sorge getragen hatte. Die gereichte Schachtel nahm ich mit einem Lächeln entgegen, wusste ich doch bereits, was sie in etwa enthielt.


    „Vielen Dank! Und bitte trage Sorge, dass wirklich alle Kissen eingeladen werden.“


    Sodann lehnte ich mich zurück und wartete darauf, bis Marc dazu stieg. Wenig später zogen die Pferde an. Gern hätte ich gewusst, wo der erste Zwischenhalt geplant war, aber zunächst schwieg ich. Stattdessen schaute ich aus dem Fenster hinaus, um mich von meiner langjährigen Heimatstadt bis auf weiteres innerlich zu verabschieden. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, ob sie je wieder meine Heimatstadt sein würde? Vielleicht irgendwann Rom, vielleicht aber noch eine andere Provinz. Der Gedanke an eine Seereise ließ mich die langwierige Kutschfahrt plötzlich mit positiveren Augen sehen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!