Sparsus konnte sich ein freuduges Lächeln kaum verkneifen. So ging er in die Grundstellung, sein linkes Knie und die linke Schulter gegen den Schild gedrückt und das gladius rechts hinter dem Schild. Dann stach er einen imaginären Luftteutonen über den Schild nieder, wie er es schon bei dem Pfahl gemacht hatte und verlagerte dabei sein Gewicht kurzzeitig auf den linken Fuß. Danach führte er das gladius wieder zurück hinter den Schild. Diesen Vorgang vollführte er langsam und konzentriert, um eventuelle Schusselfehler zu vermeiden.
[Grundausbildung] M' Iulius Sparsus
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„Körperkraft und Ausdauer ist die Vorraussetzung für euch als Soldaten. Warum sage ich das? Um euch zu schikanieren und somit, einem Vorwand nachkommend, über Felder und den campus zu scheuchen? Nein, alles was ihr hier in der Grundausbildung lernt, werdet ihr als Soldat brauchen. Wenn ihr in der Schlachtreihe auf dem Feld steht, dann werdet ihr noch um jede Runde, um jede Liegestütze, die ihr hier absolvieren musstet, mehr als dankbar sein. Denn dort kann sich der Moment über Leben und Tod davon entscheiden, ob ihr noch eine halbe hora länger oder nicht aushaltet. Darum, übt gut, denn mit dem Können hier, bestimmt ihr über ein langes oder kurzes Leben. Darum werdet ihr am Anfang auch schwerere Schilde haben als später, um euch einzuüben!“
Mit seinem Kinn wies Marcus auf die geflochtenen Schilde und die Holzwaffen, wovon schon das Schild um die 20 kg wog. Hinter dem Iulier angekommen musterte Marcus prüfend seine Bewegungen, korrigierte nur ein wenig an der Schulterhaltung und nickte sehr zufrieden. Ein Naturtalent, wie es ihm erschien. So ging Marcus auch der Reihe entlang, verbesserte die eine oder andere Position und murmelte etwas leiser zu einem probatus etwas. Schließlich stellte er sich abermals zurück, betrachtete die übenden Männer.
“Behaltet immer einen sicheren Stand. Wenn ihr merkt, daß euch dieser verloren geht, lieber auf einen Schlag gegen den Gegner verzichten und gewinnt dann eure Ruhe und Sicherheit im Kampf zurück. Kopflos kämpfende Soldaten können wir in einer Schlachtreihe nicht gebrauchen. Die römische Legion beruht auf Disziplin und dem militärischen Genie unseres Volkes. Die Barbaren stürmen drauf los und werfen sich in Schildreihen, kämpfen nackt und ohne viel Geist dahinter. Wir nicht und darum obsiegen wir gegen die barbarischen Horden.“
Zumindest hatte Marcus das- wie die Barbaren im Krieg kämpften- so gehört und mancherorts auch selber erlebt, wenn auch noch nicht als Soldat. Ob in Afrika oder in Germania, da machte Marcus keine allzu großen Unterschiede.
„Bearbeitet den Pfahl als ob er euer Feind wäre. Versucht ihn an den Beinen, den Oberkörper oder den Kopf zu treffen. Macht Ausfälle und greift den Pfahl immer an. Doch wenn ihr zustecht, passt gut auf euren Arm und eure Deckung auf. Achtet darauf das Schild schön vor euren Torso zu halten, euren Kopf zu schützen und auch euren entblößten Schwertarm. Und das will ich jetzt sehen. Solange, bis ich euch Einhalt gebiete. Auf, auf!“
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Und so kämpften alle probati gegen die Holzpfähle. Sie stachen aus den ersciedensten Positionen auf die Pfähle ein. Nach einiger Zeit jedoch, wurden die Arme der meisten probati langsam taub und das Gewicht des Schildes machte sich deutlich bemerkbar.
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Noch während die probati auf die Pfähle einschlugen, ging Marcus hinter ihren Rücken auf und ab, dann einmal um die Pfähle herum, um auch ihre Haltung von vorne betrachten zu können, während er unablässig sprach.
„Das gladius ist eine vielseitige Waffe. Ihr könnt damit zustechen, aber auch mit der Seite zuschlagen, es ist scharf genug. Dennoch benutzen wir Soldaten es hauptsächlich darum, um den Feind nieder zu stechen. Ein Stich über den Schildrand oder an der Seite ausgeführt ist für einen römischen Soldaten am Effizientesten. Denn ihr dürft nie vergessen, meist kämpfen wir in einer Schlachtreihe. Fangt ihr an mit der Seite zu schlagen, kann es ganz schnell passieren, daß ihr bestenfalls ausholt und das Nachbarschild Eures Mitsoldaten weg schlagt, Schlimmstenfalls- aber auch das wollen wir tunlichst vermeiden- schlagt ihr eurem Nachbarn den Kopf ab. Also, zustechen, das Schwert dabei blitzschnell nach vorne stoßen und immer auf eure Haltung achten….“
In dem Moment trat Marcus heran- es war wohl mehr Zufall, daß er wieder Sparsus erwischte- und schlug mit seiner vitis gegen Sparsus Schulter als dieser nach vielen und schweren Übungen zu stach. Marcus schlug nicht allzu hart zu, doch schmerzhaft genug.
„Müdigkeit! Die Erschöpfung ist euer schlimmster Feind, manchmal arger als der aus Fleisch und Blut. Denn dann macht ihr Fehler und lasst- wie ihr gerade sehen konntet- die Schludrigkeit sich in euren Kampf einmischen. Darum trainiert ihr hier schon bis zum Umfallen. Damit ihr im Ernstfall solche Fehler nicht macht.“
Marcus nickte Sparsus kurz zu, hatte das nur als Demonstration genutzt und nicht, um die Übungen des Iuliers als mieserabel darzustellen. Suchend sah sich Marcus auf dem campus um und winkte einen seiner centuria heran, der gerade selber am üben war- einen älteren Soldaten.
„Brutus, behalte die probati im Auge!“
Brutus, der ältere Soldat nickte. Marcus verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und wandte sich den probati zu.
„Ihr macht weiter, bis die Sonne den Wetterhahn an der principia erreicht habt. Brutus hier wird euch im Auge behalten und mir melden, wenn ihr nachlässig euch ertüchtigt. Alle viertel hora dürft ihr eine kurze Pause von 120 Herzschlägen einlegen. Danach sucht ihr die Thermen auf, dann den contubernium zum mittäglichen Essen und danach geht’s auf den Wachgang, meldet euch am Tor bei miles Ivinius Palitius. Iulius, Du sorgst dafür, daß alles so ausgeführt wird. Und morgen früh bringst Du sie wieder hierher. Wenn ich vor euch auf den campus komme, dann wird euch einige unangenehme Sonderübungen blühen. Und seid sicher, ich bin früh am Morgen da.“
Marcus wartete nicht ab, bis die probati etwas erwiderten, sondern nickte nur Brutus zu und marschierte vom campus herunter, um sein Frühstück einzunehmen und sich um die Belange seiner centuria zu kümmern.
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Und so übten sie unter Aufsicht von Brutus weiter, bis sie alle ihre Arme nicht mehr spürten. Als sie endlich aufhören durften gingen sie freudigst in die Thermen um zumindest zu versuchen, sich den Dreck ab zu waschen. Sparsus hatte einige Anstrengungen damit, zwei der probati zu den Thermen zu zwingen, da sich diese lieber gleich schlafen legen wollten.
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Der Himmel färbte sich grade mit einem hellblauen Streifen, die Luft war kühl und geschwängert von der Feuchtigkeit eines nächtlichen Regens. Dementsprechend matschig war der campus an manchen Stellen und die Kälte machte den Morgen recht klamm. Doch schon standen die ersten probati auf dem Platz mit ihren Ausbilder oder manch eine centuria übte schon für ein Manöver. Mit dem dicken wollenen Umhang bewaffnent und in seiner lorica segemantata gerüstet marschierte Marcus schnurstracks auf den campus zu, blieb einige Herzschläge lang stehen und klackte mit der vitis gegen den Rückenteil seiner Rüstung als er mit hinten verschränkten Armen sich auf dem campus umsah. Zielstrebig ging er auf die Pfähle zu, wo er gestern noch mit der Gruppe von probati geübt hatte und nun ihre Anwesenheit erwaretete.
An jenem Morgen war Marcus einmal früh aufgewacht, hatte sogar Zeit gefunden, trotz einiger Belange der Soldaten, noch zu frühstücken ehe er auf den campus marschiert war und darum war seine Laune doch besser als noch am gestrigen Abend. Noch im Laufen sog er die Luft tief durch seine Nase ein, genoß die morgendliche Frische und blieb neben den Kisten mit Übungsschilden und Waffen stehen, die er von einem der Soldaten am Morgen hatte herbringen lassen. Weit und breit kein probatus in Sicht. Marcus sah auf den leeren Fleck vor den Pfählen und zuckte mit der Schulter, spähte dabei zur langsam erscheinenden Morgendämmerung. Dem Lärm in der Mannschaftsunterkunft nach zu Urteilen als er sie verließ, suchten wohl die probati noch wie ein hektischer Haufen nach all ihren Sachen. Mit verschränkten Armen lehnte sich Marcus gegen eine Holzkiste mit Holzschwertern und wartete auf das Erscheinen der probati.
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Hektisch kamen die probati angelaufen und stellten sich schuldbewusst vor dem centurio auf. Er hatte von ihnen verlangt das sie vor ihm auf dem Exerzierplatz sein sollten, doch gab es in den Unterünften ein großes Durcheinander mit der Ausrüstung. Nun aber standen sie alle, wenn auch leicht verspätet, vor dem centurio und warteten was er wohl zu dieser Verspätung sagen würde. Ganz rechts vorn stand Sparsus mit gesenktem Kopf. Er hatte die Verantwortung dafür, dass die probati pünktlich erscheinen sollten.
"Dominus, die Verspätung ist nicht zu Entschuldigen. Sie ist allein mein Fehler, da ich die probati eher hätte wecken sollen, Dominus"
sagte Sparsus und wartete er auf sein Urteil.
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Äußerst mühsam mußte Marcus das Lächeln unterdrücken, was aus seinem tiefen Inneren herauf stieg und sich seinen Weg auf sein Gesicht bahnen wollte. Doch das wäre nicht der passende Augenblick, wenn ihm auch der Iulier ein wenig Leid tat, wegen der Verspätung. Schließlich wußte Marcus durchaus, wie schwer es war alle probati zusammen zu bekommen. Aber sicherlich würde der Iulier damit auch einiges lernen können, so setzte Marcus seine strenge und erboste Miene auf. Ihm gefiel durchaus, daß der probatus nicht druckste, sondern aufrecht und ehrenhaft die Schuld dafür eingestand. Marcus Augenbraue wölbte sich auf flavische Manier in die Höhe und er nickte langsam.
„Tsts. Ich sagte doch, es droht euch alle dann eine kleine Sonderübung. Allen, egal wessen Schuld es war. Denn das sollte ihr lernen, die centuria hat stets und immer zusammen zu halten, mehr noch als ein Ehemann und ein Eheweib. Wenn ein schwaches Glied in der Kette ist, verdirbt es die ganze centuria. Nur wenn die ganze centuria an einem Strang zieht, ein Mann zusammen steht und zusammen alle Widrigkeiten auf sich nimmt, nur dann werden wir die ganze Macht einer solchen Truppe beweisen können. Darum möchte ich auch nie, niemals Verleumdungen, Schuldzuweisungen anderen euren Kameraden gegenüber oder böse Intrigen in meiner centuria sehen. Da werde ich hart durchgreifen, verstanden? Nehmt euch lieber ein Beispiel an probatus…Iulius, der somit sich sehr ehrenhaft verhalten hat.“
Beim Namen hatte Marcus drei Herzschläge zögern müssen, aber immerhin hatte Sparsus doch einen markanten gensnamen. Wie ein Verhängnis ließ Marcus die vitis durch seine Hand gleiten, mit der er durchaus die castigatio- die körperliche Züchtigung- durchführen durfte. Doch im Moment gedachte Marcus nicht, zu zuschlagen. Das behielt er sich für andere Situationen vor.
„Ihr habt Glück, kein Soldabzug, wegen probatus Iulius Verhalten. Aber euch wird noch ein gesonderter Appell blühen, daneben möchte ich, daß ihr die Wände der Latrinen neu kalkt. Sie brauchen es mal wieder. Und jetzt erst mal zwanzig Runden laufen. Auf, auf! Und greift euch danach wieder Schwert und Schild aus den Kisten und stellt euch vor je einem Pfahl auf.“
Das mit dem Latrinendienst war mehr ein Verbinden der Strafe mit dem Nützlichen, Marcus konnte immer noch den Kopf schütteln über die Sprüche- wenngleich er sich auch über die Meisten selber ziemlich schlapp gelacht hatte bei seinem letzten Gang. Immerhin war er noch nicht zum Kommentar über ihn selber gekommen, Marcus brauchte immer sehr lange zum Lesen.
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"Jawohl, Dominus."
sagte Sparsus und die probati drehten sich nach rechts und liefen ihre 20 Runden um den Platz. Zum warmlaufen schon bald etwas viel dachte sich Sparsus, dennoch war er heilfroh da die Strafe nicht so schlimm ausgefallen war, wie er es erwartet hätte. Latrinendienst wäre früher oder später sowieso gekommen, daher sah das Sparsus nicht so eng.
Als sie die Runden absolviert hatten gingen alle zu den Kisten mit den Übungsschwertern und Schilden und verteilten sich an den Pfählen. Wie auch am Vortag nahmen sie die Grundstellung ein und warteten auf die Befehle ihres centurios. -
Die aufgehende Sonne färbte den campus in erst ein perlmutternes blaues Licht und tauchte es schließlich in die ersten Sonnenstrahlen, die über den Horizont der Berge krochen als die probati noch ihre Runden absolvierte. Entspannt und mit der Welt recht zufrieden wartete Marcus die Bemühungen der Soldaten ab und entfernte sich einige Schritte von den Kisten als die probati zu den Übungswaffen strebten und sich schließlich aufstellten. Prüfenden Blickes ging Marcus an den Männern vorbei und wandte sich dann- mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt- zu den Männern um als er am Ende der Reihe angekommen war.
„arma sumite*! Grundstellung einnehmen! Vor und Zustechen! Zurück und wieder Grundstellung! Vor und Zustechen!“
Marcus ließ die probati immer und immer wieder dieselben Bewegungen durchführen, wiederholte seine Befehle aufs Neue, damit sich die probati erst mal wieder an die Bewegungen mit dem Schwert eingewöhnen konnten. Dabei blieb er ruhig im Hintergrund stehen und ging nur nach vorne, um den ein oder anderen in seiner Haltung zu korrigieren. Während die Schwerter gegen die Holzpfähle stießen, stellte sich Marcus vor die Reihe der probati und wartete einige Herzschläge ehe er wieder sprach.
“Non caesim sed punctim ferire**! In der Formation benutzen wir in erster Linie den Stich des Schwertes, nicht den Hieb. Dennoch vergesst nicht, daß das gladius ebenso eine tödliche Seite hat, mit der man auch zu schlagen kann. Und es gibt immer wieder Situationen, in denen ein Legionär auch in einen Einzelkampf verwickelt werden kann. Wer weiß eine oder mehrere solcher Begebenheiten, wo das passieren könnte?“
Sim-Off: • * Waffen aufnehmen
• ** ~ Sinngemäß: Nicht mit dem Hieb, sondern punktgenau zustechen. -
Die probati stoppten ihre Übungen an den Pfählen und drehten sich zu Centurio Aristides um. Allgemeines Schulterzucken ging durch die Reihen. Das Fehlen des Frühstuücks ließ sich jetzt in der Motivation der probati erkennen. Alle wussten das es hart werden würde, aber mit leerem Magen lässt sich nicht gut denken.
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Schweigend sah Marcus die Männer vor sich an und wartete, und wartete und seufzte schließlich unhörbar. Scheinbar hatte keiner eine Idee, wo es zu solchen Situationen kam. Einen Augenblick dachte Marcus darüber nach, ob er es auf Anhieb gewußt hätte und wurde sofort milder gestimmt. Denn wenn er solche Fragen an den Kopf geworfen bekam, wußte er meist, schon aus dem Schreck heraus, nicht mehr weiter und konnte keine Antwort geben.
„Wirklich keine Ahnung? Nun gut, es gibt immer mal wieder Situationen, in denen ein römischer Soldat nicht in einer Formation steht, links und rechts von seinem Nachbarmann gedeckt und mit seinem scutum vor sich, wo nur ein minimaler Spielraum an Bewegungen möglich sind. Das sind Gelegenheiten, in denen wenige Soldaten auf eine Gruppe Feinde trifft, ob von kleineren Überfällen bis hin zu dem Auskundschaften feindlichen Territoriums, wobei einen guten Kundschafter eigentlich auszeichnen sollte, nicht entdeckt zu werden, was jedoch nicht immer glückt.“
Marcus schritt auf und ab, dachte kurz über seine nächsten Worte nach, ehe er weiter sprach.
„Der Kampf um eine Verschanzung kann zu Einzelgefechten führen oder auch noch während eines Schlachtverlaufs kann es vorkommen das Formationen auseinander gerißen werden, die Männer an der Flanke so leichter in Einzelgefechte verwickelt werden. Gerade wenn der Feind flieht und die Soldaten ihn verfolgen, kommt es häufig zu solch einem Auflösen der altbewährten Schlachtformation. Und gerade darum müsst ihr auch das volle Spektrum der armatura beherrschen, müsst jede Finte, jede Bewegung im Schlaf beherrschen. An den Pfahl aufstellen. Dieses Mal möchte ich, daß ihr alle Möglichkeiten eines gladius nutzt, setzt diese so ein, als ob ihr gegen einen Mann alleine kämpfen würdet. Benutzt eure Beine und zeigt dabei den Eifer als ob es um euer Leben gehen würde. Das wird es nämlich. Lernt ihr nicht heute und hier, so werdet ihr eines Tages- mit einem fremden Schwert im Bauch- das noch bereuen. Auf, auf!“
Marcus trat zurück, lehnte sich wieder gegen die Kisten und beobachtete die probati in ihrem Tun.
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Vom centurio etwas aufgerüttelt gingen sie auf ihre Pfähle los. Sie schlugen mit dem scutum zu machten Hieb- Stich- und Schlagangriffe führten das gladius mit Rück- und Vorderhand und rammten den Pfahl mit dem scutum, wobei bei einem ziemlich großen probatus der Pfahl zerbrach. Doch er nahm sich einfach einen neuen vor. Das macht munter dachte sich Sparsus und erinnerte sich an die trostlose Langeweile bei dem Wachgang. Dann doch lieber die zeit hier auf dem Platz genießenund sich etwas bewegen. Auch sein Pfahl zeigte schon deutliche Scharten von seinem Schild, er würde etwas aufpassen nicht imer auf die gleiche Stelle zu schlagen.
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Mit Erstaunen bemerkte Marcus, daß es tatsächlich ein probatus zum ersten Mal in seiner Militärzeit geschafft hatte den soliden Holzpfahl zu zerbrechen. Einige Herzschläge stand Marcus Mund offen, ehe er sich an seine Dignitas entsann und ihn schnell wieder schloss. Aber da das Malheur schnell mit einem neuen Pfahl behoben wurde, sagte Marcus nichts und ließ die probati weiter üben. So verging dieser Tag und auch die Folgenden darauf. Immer und immer wieder mussten die probati mit ihren Übungswaffen auf die Pfähle einschmettern und alle Finten und Tricks erlernen, sowie auch die Art, wie man- sollte man sich in einer Formation befinden- mit dem gladius kämpfte.
Es war sogar erst mehrere Wochen später als die probati auf dem campus erschienen, daß an dem Tag das erste Mal keine Schilde und gladii auf sie warteten. Am Morgen hatte dieses Mal einer der älter gedienten Soldaten ein ganzes Bündel von pila gebracht. Marcus erschien erst dieses Mal nach den probati, sah kurz auf die Waffen- er brachte immer wieder den Trainingsplan der verschiedenen Grüppchen durcheinander- und wandte sich anschließend an die Männer.
„milites, venite et state*!“
Marcus dachte einen Augenblick nach, leckte sich dabei über seine trockenen Lippen- heute war wieder ein Tag, wo Marcus selber fast verschlafen hätte, wenn nicht das Poltern der Soldaten gewesen wäre- und erst nach fast einer Minute setzte er an zu sprechen.
„Heute fangen wir mit den pila an. Den Wurfspeeren. Wenn ihr alle Waffen durch habt, werden wir uns dem Kämpfen in der Formation zuwenden. Aber zuerst, hat schon mal jemand ein pilum in der Hand gehabt? Weiß jemand, ob es Unterschiede gibt bei den pila und was der Unterschied zur hasta ist?“
*Soldaten, antreten und stillgestanden!
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Die Gruppe probati stand stramm wie immer in Zwei Reihen vor ihrem centurio.
Auf die Frage des centurios wer schon mal einen pilum gehalten hatte meldete sich niemand. Einen Pilum hatte Sparsus noch nie in der Hand, nur gesehen und von einer hasta hatte er so recht auch keine Ahnung. Aber einer der probati meldete sich zu Wort.
"Nun eine hasta wird doch mehr zur Zierde getragen, oder Dominus? Sie kommt weniger als Waffe zum Einsatz, sondern dient mehr als eine Art Zeichen oder Paradewaffe. Sie unterscheidet sich durch die Spitze von den pila. Bei der hasta ist sie kunstvoll gestaltet."
sagte er und eine Menge Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit.
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Schon seit Tagen hatte Marcus das Gefühl gehabt, er hätte etwas bei den probati vergessen und während er, auf eine vernünftige Antwort abwartend, vor den Männern auf und ab schritt, immer mal wider die vitis gegen seine Rüstung schlagen ließ, grübelte er darüber nach und ihm wäre fast die Antwort entgangen. Eine hasta nur zur Zierde? Marcus Augenbrauen wölbten sich in die Höhe, wenngleich er den Gedanken nicht als absurd empfand, so schwieg er einen Augenblick länger, sah die probati fragend an, doch es schien sich sonst keiner berufen zu fühlen, noch etwas anzufügen. Darum verharrte Marcus auf seinem schon- mittlerweile- ausgetretenen Pfad.
„Nein, die hasta ist keine Waffe, die rein zur Zierde dient. Sie wird durchaus noch von römischen Soldaten gebraucht, aber insbesondere mehr von den Hilfstruppen. Sie ist für die legio ebenso nicht uninteressant, gerade was die Abwehr der Reiterei betrifft, ist die hasta doch im höchsten Maßen sehr praktikabel, kann man doch so Reiter und Roß aufhalten, aufspießen oder entzweien, alles mit einem richtigen Stand und der richtigen Technik. Somit keine Waffe für den Wandschmuck alleine.“
Marcus winkte einen Soldaten von dem Drill nebenan heran, gab ihm einige Order. Noch während sich Marcus weiter mit seinen Worten beschäftigte, ergriff der Soldat ein Weidenschild und band es fest um einen der Pfähle. Dann verschwand er abermals zu seinen Übungen. Marcus derweil stellte die vitis neben seinen aufwendig gearbeiteten, dunkelbraunen Beinschienen ab und deutete auf die pila.
„Es gibt eine Einteilung der Pilen in zwei Klassen. Die leichten pila und die Schweren. Oder auch die Tüllenspeere und die Zungenpila. Wie ihr sehen könnt ist eine Lanze mit einem langen Holzteil versehen, darauf die Eisenspitze, die in drei Teile unterteilbar ist.“
Marcus ergriff einen solchen Speer und deutete auf das Teil direkt am Holz.
„Die Tülle, woran das Holz befestigt ist. Leider kann an dieser Stell das Holz leichter brechen als an anderen Teilen, was jedoch die Durchschlagkraft der Waffe nicht mindert und sie trotzdem gefährlich lässt. Dann der noch härtere Eisenschaft, worauf die weiche Eisenspitze ist. Wozu die weiche Eisenspitze dient, könnt ihr gleich sehen. Aber hat jemand vielleicht schon eine Idee? Und Iulius, vortreten.“
Marcus reichte Sparsus die Waffe und deutete mit der vitis in seiner Hand auf das Schild.
„Werfe die Lanze gegen das Schild.“
Dann trat Marcus zurück, er hatte keine Lust wegen einer unvorsichtigen Bewegung, schließlich war die Waffe von jeder Seite aus nicht ungefährlich, das Auge aufgespießt zu bekommen.
„Und bitte sei vorsichtig, daß ist eine Waffe und kein Grashalm. Damit kannst Du einen Menschen hier töten, da wir weder Deine Feinde sind, sondern Deine Kameraden, wäre das nicht wünschenswert. Auf, auf!“
Und da fiel es Marcus wieder ein- was er all die Tage vergessen hatte. Während er Sparsus beobachtete, was er nun tun würde, sprach er noch beiläufig:
„Übrigens, was ist eigentlich aus euren Aufgaben geworden? Wer kann mir vom Aufbau der legio berichten?
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Sparsus trat vor und nahm vom centurio den pilum entgegen, worauf dieser sofort zurückschritt. Viel Vertrauen hat er ja nicht zu mir dachte sich Sparsus. Er besah sich den pilum und versuchte sich gleich mit einer Antwort.
"Nun, Dominus die weiche Spitze dürfte sich beim Durchdringen des Schildes verbigen und das Schild so unbrauchbar werden lassen, oder zumindest stelle ich es mir hinderlich vor mit einem pilum im Schild rumzulaufen."
sagte Sparsus. Er dachte kurz nach und fügte noch hinzu
"Außerdem dürfte die verkrümte Spitze verhindern das man den pilum wieder zu uns zurückwirft."
Nun nahm er schwung zum Wurf. Er verlagerte sein Gewicht auf das rechte Bein und machte dann einen Ausfallschritt mit dem Linken nach vorn und warf den pilum Richtung Schild. Der pilum rauschte in die obere rechte Ecke des Schildes.
Links-unten gezielt rechts-oben getroffen dachte sich Sparsus und war eigentlich ganz zufrieden mit sich für sein erstes mal.
Währendessen gab probatus Tiberius die Antwort auf ihre "Hausaufgabe"."Dominus die legio besteht aus je neun cohorten mit sechs centurien und aus der ersten cohorte mit fünf centurien, wobei hier jedoch 160 Mann pro centurie vorhanden sind und nicht wie bei den anderen nur 80. Dominus"
Sim-Off: Tiberius wird NPC von mir - muss ihn nur noch etwas ausfeilen
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Mit klackender vitis und aufmerksamen Blick beobachtete Marcus jede Bewegung von Sparsus. Was er sowohl von seiner Antwort, als auch von dem Wurf hielt, verbarg er hinter einer ausdruckslosen, fast reservierten Miene, die er sich eigens für den campus zugelegt hatte. Nur seine Augenbraue zuckte marginal, aber dennoch war Marcus sehr zufrieden. In dem Iulier erkannte Marcus durchaus das Potential für einen guten Soldaten, was jedoch noch lange nicht hieß, daß dieser das auch wurde, nur wenn er sich auch in Zukunft so ran hielt, wie in den letzten Wochen und so stetig in seinen Fähigkeiten wuchs. Aber die Fortschritte gefielen Marcus.
„Ja und nein. Eine weiche Spitze sollte ihr euch nicht derart vorstellen, daß das Metall so weich wie Butter ist. Sie ist nur nicht nachgehärtet. Nicht jedes pilum, was ein Schild durchschlägt, verbiegt sich auch. Dennoch, wenn es mal das Schild durchschlagen hat, ist es sehr schwer aus dem Schild heraus zu ziehen, was mehr an der verdickten Spitze liegt als an der Spitze. Aber manches Mal verbiegt sich sicherlich auch die Spitze, was unserem Schmied immer ordentlich Arbeit gibt. Im Übrigen ist primäres Ziel eines pilumwerfers, den Menschen hinter dem Schild zu treffen und nicht das Schild. Ein Kämpfer ohne Schild erleidet noch viel schwerere Verletzungen als einer mit Schild, das pilum erweist sich bei Erstem oft sehr verheerend.
Marcus betrachtete den Schaft des Speeres und trat schließlich an die Stelle, wo Sparsus geworfen hatte. Mit seiner vitis deutete er auf den Bereich, den Sparsus für seinen Wurf gebraucht hatte.
„Wie ihr seht, braucht ein Speerwerfen Anlauf und Schwungfreiheit. Wenn ihr zu wenig Schwung nehmt, dann wird euer pilum auch niemals die bestmögliche Weite von gar 90 Fuß erreichen. Zwischen 6 und 9 Fuß sollte der Bereich sein, bei dem ihr Anlauf nehmt, mit eurem Arm ausholt und den Speer schleudert. Am Anfang, wenn ihr nun mit dem Üben anfangt, werdet ihr sehen, daß es mit dem Zielen doch oft im Argen liegt, nicht so wie bei unseren Naturtalent hier. Aber das Treffen ist nur das zweitrangige Ziel heute und hier. In erster Linie möchte ich, daß ihr ein pilumwurf ordentlich und mit einem schönen Flug in einem sauberen Halbbogen hin bekommt. Und natürlich trefft keine Soldaten auf dem campus.“
Marcus sah in Richtung der anderen Übenden, winkte abermals einen Soldaten heran und trug ihm auf, daß eine der Übungsgruppen neben an ihren Standort verlegen sollte, ehe er sich wieder an sein kleines Grüppchen wandte. Mit seiner vitis zog Marcus eine Linie im Sand.
„Jeder probatus nimmt sich einen Speer und stellt sich an dieser Linie auf. Auf Kommando werft ihr, auf ein weiteres Kommando holt ihr die pila zurück, nicht vorher, sonst werdet ihr womöglich aufgespießt. Tollite pila*!.....Mittite**....!......Pila sumite***!“
Mit kräftiger Bassstimme und laut tönend ließ Marcus die Befehle über den Platz schallen, wartete ab und gab die Befehle von Neuem und Neuem. Zwischen einer der pilawürfe fügte er an:
„Gut, so weit so gut wegen dem Aufbau. Wie ist die Kommandostruktur aufgebaut? In einer centuria? Und in der legio? Wer kommandiert was? Und an wen wendet ihr euch immer zuerst, sollte etwas sein?“
*Fertigmachen zum Pilumwurf!
** Feuer!
*** Speere einsammeln! -
Die probati warfen immer wieder mehr eine Schlängellinie anstatt einer geraden. Aber es war ja auch noch nicht aller Tage Abend.
"Nun, die Optios sind für die cohortes zuständig und die centurionen für die centurien. Dann gibt es noch die tribuni, die ihre eigenen Verwaltungsbereiche haben, aber welche genau das sind weiß ich nicht, Dominus. Doch wenn ein probatus oder legionarius Probleme hat, dann sollte er sich zuerst an seinen optio wenden, oder?
sagte Sparsus, der zufälligerweise ganz außen der Reihe stand und somit fast neben dem centurio.
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Die Verwunderung über die Antwort ließ Marcus dann doch innehalten in dem weitern Rufen von Wurfbefehlen. Einen Augenblick dachte Marcus über die Worte von Sparsus nach. Wußte er vielleicht etwas, was Marcus bis dahin entgangen war? Der letzte Satz konnte immerhin eindeutig von Marcus mit einem Nicken quittiert werden.
„In der Tat. Zuerst wendet ihr euch an euren optio. Sollte der nicht weiter wissen oder der optio meint, daß es angebracht wäre, wird er euch schon an euren centurio verweisen. Aber, probatus Iulius, was meinst Du damit, daß die optiones für die cohortes zuständig sind?“
Marcus sah Sparsus verwirrt an. Meinte er gar, daß die optiones die cohortes kommandierten? Marcus stützte sich leicht auf seine vitis und wartet auf die Antwort.
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