[Grundausbildung] M' Iulius Sparsus

  • Der centurio war anscheinend etwas wütend und so liefen sie ihre Runden und nahmen sich vor, das nächste mal mehr Konzentration an den tag zu legen. Obwohl Sparsus eigentlich gar nicht über die Linie getreten war lief er mit ohne zu murren, anscheinend war er einfach nur mal wieder drann. So liefen Sparsus und der Rest der Männer die die Strafrunden zu absolvieren hatten, so schnell sie nur konnten. Sie wollten den anderen probati unnötige Liegestütze ersparen. Als sie fertig waren stellte sich die ganze Gruppe, wieder vor ihrem centurio in einer Reihe auf.

  • Mit verschränkten Armen vor der Brust blieb Marcus stehen und betrachtete den Horizont, der sich in zahlreichen Wolkenschlieren präsentierte, ab und an warf er den probati, die fleißig die Liegestützen absolvierte einen prüfenden Blick zu. Ein dünnes Lächeln huschte über sein Gesicht als er an seine Grundausbildung zurück dachte, und er dankte jeden Tag den Göttern, daß sie schon lange vorbei war. Erst als alle wieder versammelt war, ließ sich Marcus aus diesem Gedankengang heraus reißen und wandte sich abermals ernst den probati zu.


    „Gut, das ist erledigt. Versuchen wir das Ganze noch mal von vorne. Fünfzehn Schritt zurück, Aufstellung nehmen….so und nun wieder nach vorne mit den Schilden in straffer Haltung, kein Schlackern. Age!“


    Marcus trat erneut einen Schritt zurück, spielte mit seiner vitis hinter dem Rücken und betrachtete die Bemühungen der Soldaten vor sich. Übung machte den Meister und selbst beim Marschieren war das nicht anders.

  • Dieses mal probierten es die probati mit mehr Konzentration. Sie gingen zurück, stellten sich in einer Linie auf und nahmen ihre Schilde auf. Dann gingen sie los, wobei die mitte etwas vor den anderen losging, denn sie bekamen ja kein Signal. Aber sie schafften es diese Linie gerade zu halten und standen nach den fünfzehn Schritt in einer schnurgeraden Linie vor ihrem centurio. Zumindest hofften sie das es so war, doch es sah von Sparsus mittleren Position ganz gut aus. Er hoffte das der centurio nicht schon wieder was zu nörgeln hatte. =)

  • Schon hatte die Sonne ihren Zenit erreicht und überschritten, dennoch und gerade zu jenem Augenblick fielen die goldenen Sonnenstrahlen Sols noch viel wärmer auf die Männer des campus herunter, gewährten ihnen keinen Gnade in ihrem Marschieren. Marcus starrte stumm auf die probati und betrachtete aufmerksam die Linie einen Schritt von seinen Fußspitzen entfernt. Dieses Mal war ihr marschieren doch sehr viel akkurater, wenn es noch weit davon entfernt war, was Marcus zufrieden stellte. Er seufzte unhörbar und beschloss, noch einige Marschformationen nach dem pilawerfen einzubinden.


    „Gut, dann ergreift jetzt jeder ein pilum und dann möchte ich, daß ihr es mit dem scutum in eure Hände nehmt, links das Schild, rechts den Wurfspeer, Anlauf nehmt und so tut, als ob ihr das pilum werfen wollt. Aber behaltet es in der Hand, achtet, mehr darauf, Eure Schilde gerade zu halten und in Formation zu bleiben. Age!“

  • Alle nahmen wieder ihre pila und stellten sich in einer Linie auf. Beim Anlauf zu beachten, das der Schild oben blieb, bekamen sie langsam ganz gut hin. Zwar gab es hier und da noch kleinere Ausschwenker aber insgesammt schon besser als in den Übungen zuvor. Aber das die Linie gehalten wurde, stellte sich als Problem dar, da fast jeder eine andere Geschwindigkeit beim Anlaufen hatte. Sparsus dachte sich schon das der centurio damit nicht gerade zu frieden sein würde. Beim werfen des pilums konzentrierte man sich einfach weniger auf seine Nebenmänner sondern nur auf das Schild und den pilum, auch wenn dieser nicht geworfen wurde. Von daher behielten sie kein gleichmäßiges Tempo bei, aber Sparsus war sich nicht sicher ob ihr centurio da so verständnissvoll wäre.

  • Im Grunde war Marcus durchaus verständnisvoll für die Bemühungen der Soldaten vor sich. Denn er erinnerte sich noch allzu bewusst an seine eigenen Versuche am Anfang, war es doch oftmals mit einem völligen Chaos, dazu noch den Ärger mit seinen Mitsoldaten, verbunden gewesen. Doch auch dieses Mal ließ sich Marcus davon nichts anmerken, sah nur mit ernster Miene- die man leicht als Hochmütig bei ihm, wenn man ihn nicht kannte, einschätzen konnte- den jungen Männern zu und schüttelte schließlich sogar den Kopf.


    „Noch mal von vorne, achtet darauf nicht zu schnell oder zu langsam beim Laufen zu werden…“


    Unermüdlich ließ Marcus die probati die Trockenübungen wiederholen, immer und immer wieder, bis er einigermaßen zufrieden schien. Erst dann kam das erste Mal der Befehl, der wieder zum eigentlichen- scheinbaren- Sinn dieser Übungen führte.


    In aciem dirigite, ordo primus progedere! Tollite pila! Mittite!

  • Langsam kamen die probati schwer ins schwitzen, doch waren sie schon mal froh das ihr centurio mit ihnen zufrieden war. Als sie dann die pila werfen sollten, flogen sie immerhin eine gleichmäßige und vorallem gerade Kurve. Sparsus dachta sich, das für den Fall das der centurio daran etwas auszusetzten hatte er einen Besen aufessen würde. Sie mussten nach all den Übungstagen und Wochen die besten pilawerfer des Imperiums sein. Die Nachmittagssonne brannte im Nacken der probati und alle hofften das sie endlich schlussmachen würden für heute um in die Lagerthermen zu gehen.

  • Eindeutig zufriedener war Marcus schon nach diesem zweiten, richtigen Versuch der Soldaten. Doch er entließ sie an jenem Tage noch nicht gleich. Nein, noch einige Male wurden die pila durch die Luft geschleudert. Immer und immer wieder, denn tatsächlich hielt Marcus das Werfen der Wurfspeere als einer der wichtigsten Kampffertigkeiten für einen Soldaten. Schon in der ersten Phase einer Schlacht konnten damit die römischen Legionen verheerende Verluste unter den Feinden damit anrichten und wahre Breschen in ihrem Sturm verursachen. Doch nach einigen weiteren Mal, kam endlich auch für diesen Tag die Erlösung.


    Consistite! Das reicht für heute. Räumt den Platz auf, verstaut die Waffen in den Kisten und dann ab in die Thermen für heute. Iulius, ich überlass Dir mal den Haufen dort. Age!“


    Und schon wandte sich Marcus um und verschwand für jenen Tag vom Platz.

  • Die Gruppe probati war volkommen außer Atem und so räumten sie schleppend die Waffen und Schilde in die Kisten, um sich endlich auf in die Thermen zu machen. Sparsus hoffte sehr das seine Ausbildungszeit bald vorbei sein würde, ansonsten würde er wohl keine 50 mehr werden. Nachdem alles eingesammelt und verstaut war ging er nochmal alle Anwesenden durch um sicher zu stellen das sich keiner heilich verkrümelt hatte. Aber wie üblich waren alle da, und so gingen sie zu den Lagerthermen um ihre Verspannungen und Krämpfe in den Armen los zuwerden.

  • Sonnig und klar bot sich der Morgen an jenem Tage als Marcus früh zum campus marschierte und dabei seinen centurio stab immer wieder rhythmisch auf seine Rüstung klacken ließ. Schweigsam und selbst nachdenklichen Blickes ging Marcus unter dem Torbogen und auf den großen Übungsplatz der Soldaten. Wochen und Monate bei jedem Wind und Wetter hatte Marcus hier draußen verbracht, hatte selbst geschwitzt, selber gelitten, aber mehr noch die Soldaten unter seinem Kommando herum gescheucht. Auch einen Turm hatte er hier mit einigen anderen Soldaten, aber auch höheren Offizieren erbaut. Der Turm stand, so viel er wußte, sogar noch in einer der Scheunen, wenn er nicht schon anders weiter verarbeitet wurde. Fertiges Holz war schließlich immer zu gebrauchen in einer legio. Doch mehr nachdenklich war Marcus wegen dem Befehl. Mobilmachung! Also waren es alles doch keine Gerüchte gewesen, kein Damoklesschwert, was nur aus den Phantastereien der Soldaten entstammte, sondern tatsächlich drohender Krieg. Sogar die Acta hatte Marcus heute mal gelesen und dort stand es klar geschrieben: Sie würden in den Krieg ziehen. Später würde er noch einige Briefe schreiben, doch jetzt ging es erst mal darum, den Befehl von dem legatus umzusetzen.


    Marcus blieb vor der Reihe der probati stehen, betrachtete sie sinnend. Eigentlich glaubte er nicht, daß sie schon so weit waren. Viel mehr hätten sie noch viele Grundlagen weiter üben und immer wieder trainieren müssen, um wirklich im Kampf diszipliniert bestehen zu können. So verzogen sich seine Mundwinkel etwas unzufrieden nach unten, doch Befehl war Befehl, Krieg nun mal eine dringlichere Angelegenheit als das Schicksal einzelner Soldaten, die noch viel zu lernen hatten.


    Miles, eure Grundausbildung ist vorbei.“


    Marcus verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah die Männer aufmerksam an.


    „Mir ist klar, daß der eine oder andere von euch aufatmen wird. Doch, Soldaten, ihr solltet nicht froh darüber sein. Denn ich verhehle euch nicht, daß ihr eigentlich noch nicht bereit seid als vollwertige Soldaten zu dienen. Noch viel hättet ihr in den nächsten Wochen lernen können hier auf dem campus. Doch vielleicht habt ihr es schon gehört…?“


    Marcus Augenbrauen zogen sich zusammen.


    „Es wird nicht lange dauern, bis die legio prima den Marschbefehl erhält. Wir werden in den Osten und mit dem Kaiser in den Krieg ziehen.“


    Eine kleine Pause, Marcus dachte nach, was er den Männern alles sagen sollte, doch es war nicht sonderlich viel, dennoch sehr wichtig.


    „Darum werdet ihr euch in den nächsten Wochen doppelt anstrengen müssen. Zum einen werdet ihr von nun an als vollwertige Soldaten dienen, aber ihr müsst trotzdem noch weiter lernen. Haltet die Augen offen, nehmt euch die älteren Soldaten als Vorbild und lasst nicht in eurer Aufmerksamkeit nach. Denn alles, was ihr noch bis zu unserer Ankunft lernen könnt, wird euch im Kampf gegen unsere Feinde helfen zu überleben und am Sieg des Kaisers beizutragen.“


    Mahnend sah Marcus die Soldaten an, hoffte, daß sie wenigstens im Ansatz ahnten, was er damit ausdrücken wollte, und es sich zu Herzen nahm. Denn wenn er auch wußte, daß wohl nicht alle dieser jungen Männer den kommenden Krieg überleben würden, hoffte er dennoch, daß es die Meisten taten.


    „Soldaten, mit dem heutigen Tage seid ihr milites der legio prima. Dient dem Kaiser und unserem legatus gut. Wir sehen uns dann wieder beim Manöver. Abite!“


    Marcus wandte sich um und strebte ernster Miene wieder vom campus herunter.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!