In der Nähe von Rom, ein kleines Wäldchen in der Nähe des Tibers

  • Titus
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    Sie hatten die Villa Tiberia und auch Rom unmittelbar nach dem Gespräch zwischen Albina und Verres im Tablinium verlassen. Titus hatte Verres nur ein kleines Bündel packen lassen, natürlich war der Dolch schon lange nicht mehr in Verres Besitz. Auf Ketten oder Fesseln für den Sklaven hatte Titus verzichtet, aber immer wieder hatte sich eine Pranken des Riessen unsanft auf die Schullter von Verres gelegt.


    Nach dem sie die Stadt verlassen hatten, hatte sie zunächst die Strasse nach Ostia benutzt, gut drei Stunden lang waren sie dieser Strasse gefolgt, die Sonne begann schon hinter dem Horizont zu verschwinden, als Titus wieder einmal die Hand auf die Schulter des Sklaven legte und diesen deutete, das sie jetzt die Strasse verlassen würden und auf ein kleines Wäldchen zusteuern würde, das etwas unterhalb der Strasse hin zum Tiber lag.

  • Verres hatte vielleicht sein Bündel gepackt, aber viel besass er eh nicht. Nicht einmal sein Wolf Achilles war bei ihm, den er so vermisste. Aber viel mehr vermisste er einen Menschen: Albinia. Und wie er sie vermisste. Seine Liebe, den Menschen, der ihm alles wert war und doch wusste er, dass er sie niemals wieder sehen würde.
    Und auch seinen Wolf nicht. Verres fühlte sich so elendig wie niemals zuvor.


    Als dann Titus, der ihn begleitete auch noch seine Hand auf seine Schulter legte, da wehrte Verres diese ab und sagte leise, aber scharf: »Lass deine Hände von mir, ich komme ja mit!!«


    Verres konnte es nicht mehr ab, wenn man ihn berührte. Und dann dachte er an Albina und an ihre Trauer und es zerschnürte sein Herz, aber er musste damit umgehen und auch wenn er ständig daran dachte, dass er es nicht schaffen würde, so gab er nicht auf, auch wenn er oft an Suizid dachte.


    Aber nein, er wollte leben und an den wundervollen Gedanken, die ihn mit Albina verbanden, daran wollte er wachsen. Und ebenso dachte er, dass sie daran wachsen sollte.

  • Titus
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    Titus ist es ziemlich egal, als sich Verres gegen die hand auf seiner Schulter wehrt, die Pranke greift nur noch fester zu. Der Hüne hat einen Auftrag zu erfüllen und diesen Auftrag wird er ausführen, so wie es sein Tribun gesagt hat. Verres Gefühlslage oder Wünsche sind ihm gelinde gesagt ziemlich egal.


    So führt er den Sklaven in das Wäldchen hinein, bis zu einen kleinen Lichtung. Der Hüne hat kein Gespür für die Schönheit, die dieser Ort in diesen ersten Frühlingstagen ausstrahlt, er hört nicht auf das Zwitterschern der Vögel, hört nicht auf das Zirpen der Grillen das gerade einsetzt, seine riessigen Füsse zerstören die eine oder andere Frühlingsblume.


    Als sie die Mitte der Lichtung erreicht haben, tritt er Verres in die Kniekehlen, so das dieser auf die Knie fallen muss. Titus lässt Verres dabei nicht los, seine linke Hand liegt schwer auf Verres Schulter.


    "Hast du noch etwas zu deinen Göttern zu sagen ?" fragt Titus kalt, während er einen Pugo aus seiner Tunika zieht.

  • Zu den Göttern??????? Was hatte das noch für einen Sinn, es gab keine Götte ....



    Verres war zu erst so in Gedanken bei Albina gewesen und über das, was alles so schmerzhaft geschehen war, dass er sich erst gar nicht wunderte, warum Titus nun im dämmrigen Licht der untergehenden Sonne mit ihn in dieses kleine Wäldchen gegangen war. Vielleicht musste er mal austreten und traute Verres nicht, so dass er diesen gleich mitnahm?


    Doch als Titus ihn schweigsam in diesen kleinen Wald führte, machte sich ein seltsames Gefühl in Verres breit. Er konnte nicht einmal genau sagen, warum, vielleicht war es einfach nur ein Instinkt, eine innere Stimme. Und so nahm er nun auch kaum mehr wahr, das hier und da ein leises Knacken im Unterholz zu hören war oder irgendwo ein Vogel zwitscherte. Und irgendwie hatte er das Gefühl, der Griff von Titus Pranke auf seiner Schulter wurde immer stärker und das schärfte nun Verres Sinne.
    Doch bevor er auch nur erahnte, was dieser vorhatte, spürte er auf einmal einen unerwarteten Schmerz in seinen Kniekehlen, als Titus ihn dort hintrat und Verres gegen seinen Willen plötzlich zu Boden ging und mit seinen Knien auf dem weichen Moos landete, der hier einen Großteil im Wald ausmachten.
    Doch plötzlich wusste Verres sofort, was Sache war. Er, Titus, er wollte ihn umbringen???


    Doch warum? Was hatte Verres getan? Erst jetzt riss Verres seine Augen auf, doch dann schien er ernsthaft zu verstehen ...



    Und dann schoss es ihm in sein Gedächtnis und er verstand auf einmal alles: Titus wollte ihn umbringen. Verres starrte ihn ungläubig an und wollte sich noch wehren, er wollte nach dem Arm greifen, der den Dolch hielt. Er griff danach und dennoch hatte er so viele Gedanken: Albina, ich wünsche dass du es nie erfährst und doch ... es kann doch nicht sein, dass ... doch was auch Verres immer dachte, er ging alles so schnell und er wusste es. Sein einziger Gedanke war bei seiner Albina.

  • Titus
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    Titus hatte nie ein Problem damit geahbt, einen anderen Menschen ins Elysio zu befördern. Er hatte schon oft getan, sei in der Schlacht und den Kämpfen mit der Legion, oder aber bei zahlreichen anderen Gelegenheiten, auch wenn diese meist eher Unfälle in Schlägereien gewesen waren.


    Und er verstand dieses Handwerk besser als jedes andere und so verfügte er über eine erstaunliche Kenntniss der menschlichen Anatomie, er kannte weit aus besser die Stellen, welche man treffen musste um einen Mann zu töten, als so mancher Quachsalber, welcher für sein Heilkunst warb.


    Und so zögerte er nicht lange, der Pugo fuhr nieder, durchstach die Kleidung und die Haut von Verres, traf genau zwischen zwei Rippe, gilt durch das Fleisch und durchtrennte völlig jenen Muskel, den man auch Herz nennt.

  • Und dann ging alles schneller, als Verres wollte oder ihm bewusst war. Er wollte sich noch wehren, doch auf einmal verspürte er nur diesen Schmerz in seinem Körper. Und er spürte, dass dieser Schmerz tödlich war und unabdingbar. Er starrte Titus nur vollkommen ungläubig an, seine Hände griffen den Dolch, der sich in seine Brust gebohrt hate und im Begriff war, sein Leben zu nehmen. Sein einziges, sein einziges. Mit grossen Augen starrte er in Titus Augen und er sah nichts in seinem Blick, ausser Kälte. Kein Mitleid. Kein Erbarmen und Verrres war am verzweifeln. Was nur trieb die Mensch zu so einer Handlung, so unmenschlich zu sein. Und doch wusste Verres, dass es von Quintus ein Befehl war, aber das war nun nicht mehr wichtig.


    Verres spürte diesen tödlichen Schmerz. Es gab nur noch wenige Augenblicke, welche er bewusst erleben würde, er spürte, wie er langsam sein Leben aushauchte. Und seine Gedanken überschlugen sich. Wie falsch die Welt doch war, wie falsch die Menschen darin, doch er konnte nichts mehr dagegen tun. Und auch wenn er Angst hatte vor dem Tod, so wusste er, dass er ihn nun ereilen würde und so gerne hätte Verres diese Ungerechtigkeit hinaus geschrien, doch er wusste auch, dass er in den Augen der Menschen nichts wert war. Ausser einer: Seiner Albina. Er glaubte an ihre Liebe, auch wenn ihm dass nun nichts mehr half und er irgendwie wusste, dass sie dies niemals erfahren würde. Und vielleicht war es auch gut. Aber nun erkannte er, wie falsch die Welt war und so gerne hätte er Albina davon etwas gesagt: Dein Freund kann auch dein Feind sein.


    Und dann spürte er diese Liebe zu ihr, aber im gleichen Moment spürte er auch, wie sein Leben dem Ende zuging und er nichts mehr seiner Albina sagen konnte. Seine Gefühle zerrissen und er spürte, wie er selbst zerriss. Aber er starb gerade und es war das schrecklichste Gefühl, was er je erlebte hatte in seinem Leben. Und das, obwohl er sich plötzlich erinnerte, an alles. Sein Leben zog an ihm vorbei. In jeder Kleinigkeit.


    Doch Verres sah es nur, fast spürte er nichts mehr. Es war vorbei. Sein Leben war zu Ende. Doch Albina lebte und die letzten Gedanken die er hatte waren: Lebe weiter, meine Liebe. Dann brach er zusammen.
    Seine letzten Gedanken waren nur wenige:
    Warum? Warum dies alles? Aber eine Antwort blieb ihm fern. Und so starb Verres, der es wirklich ernst meinte und so viele Hoffnungen gehabt hatte, sehr einsam und verzweifelt. Aber seine letzten Gedanken widmete er seiner Liebe: "Vergiss mich nicht ganz und doch liebe weiter, wer da auch kommen mag ..."


    Dann starb Verres.

  • Titus
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    Titus verschwendete nicht besonders viel Zeit und Mühe den Toten Verres zu bestatten, allerdings nicht ohne den Leichnam zu durchsuchen und dessen sämtlichen persönlichen Besitztümer mitzunehmen.


    Dann bedeckt er den Körper mit Ästen und Steinen, so das dieser nicht auf den ersten Blick zu entdecken ist. Vom Rand der Lichtung blickt er einmal zurück, so schnell würde niemand den Leichnam entdecken, und selbst wenn, würde niemand sich die Mühe machen, wirklich ernsthaft nachzuforschen.


    Gutgelaunt verlässt Titus den Ort des Geschehens, ein Stück die Strasse runter hatte er ein Gasthof gesehen, dort würde er sich betrinken übernachten, wenn er Glück hatte nicht allein.

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