Cubiculum (CTLM) | Tiberia Albina

  • Ganz automatisch Streckte er seinen Arm aus, legte seine Hand auf ihre Schulter. Egal was sie sagte, egal wen er zu ihrem Schutz abbestellen würde, er würde nicht aufhören sich um sie zu sorgen.


    "Du wirst nicht allein sein," sagte er mit einem leichten Lächeln, "und trotzem werde ich mich um dich sorgen, meine kleine Cousine."


    Nein, das würde sich nie ändern, selbst in vielen, vielen Jahren, wenn sie selbst schon fast Grossmutter sein würde und er dann noch leben würde, würde er sich um sie sorgen und sie beschützen wollen.


    "Während ich weg bin, dann vertritt Cato meine Interessen und meinen Willen. Er kennt mich seit Kindertagen und er weiss genau, was ich in einer Situation entscheiden würde."

  • Sie schaute bei seinen Worten zu ihm hoch und war leicht gerührt. Die beiden verband etwas, für das es keinen genauen Namen gab. Obowohl sie "nur" Cousin und Cousine waren, bedeuteten sie einander sehr viel mehr und eben dies machte den Abschied so schwer.
    "Es wird mir nicht anders gehen. Ich bin froh eine Frau wie Helena an deiner Seite zu wissen und dennoch werde ich in Gedanken immer bei euch sein und mich fragen, wie es euch geht."


    Krieg war für alle Seiten schwer; für die, die in ihn zogen und auch für jene, die zurückgelassen wurden.


    "Ich habe keinen Zweifel daran, dass er sich gut um mich kümmern wird." gab sie zu. Einen Moment dachte sie daran, dass ihr Vetter garnicht wissen konnte, wie sehr und weswegen Albina selbst ihm vertraute. Es war eine Angelegenheit über die sie nie mit ihm würde sprechen können, zu Catos Wohl und dies fiel ihr schwer, da sie sonst eigentlich keine Geheimnisse vor ihm hatte.


    Es gab eine Frage, die sie schon lange beschäftigte, aber sie wusste nicht, wie und ob sie sie überhaupt stellen sollte. Doch nun schien ihr die Frage angemessen.
    "Wie lange werdet ihr fort sein?" fragte sie leise.

  • Ihre letzte Frage war natürlich berichtigt, aber er konnte ihr keine Antwort darauf geben, die ihr gefallen hätte, denn wenn es in den Krieg ging, dann konnte die Dauer nie wirklich vorrausgesehen werden. Er hätte sie beruhigen können, ein ungenaues und sicherlich, falsches `Bald`nenn können, aber das wollte er nicht. Und so schüttelte er leicht den Kopf.


    "Ich weiss es nicht, Albina, doch ich füchte, es wird eine längere Zeit dauern, denn allein der Marsch in den Osten wird einige Zeit dauern. Und was danach kommt, kann man nur vermuten."


    Er wusste auch zu gut, das er eventuell auch nie mehr zurückkehren könnte, ein einziger Schwerthieb oder Pfeil könnte seinem Leben ein Ende setzen, dessen war er sich bewusst, und er war sich sicher, das auch Albina sich darüber bewusst war.


    "Ich werde dir so oft es geht schreiben, auch wenn natürlich dauert, bis die Briefe dich erreichen. Und ich will auch hören, wie es dir ergeht."

  • Albina fiel der baldige Abschied schwer und es machte sie traurig, doch war dies ein Moment in dem sich ihre Erziehung auswirkte uns sie sich trotzdem recht gefasst gab. Sie wollte, dass ihr Cousin sich auf seine bevorstehende Aufgabe konzentrieren konnte und wollte ihm nicht noch mehr Anlass geben sich um sie zu sorgen.


    "Ich werde für euren Sieg, doch viel mehr noch für eure sichere Heimkehr beten." sagte sie dann. In einer mittlerweile so typischen Geste der Beziehung der beiden legte sie ihre Hand auf seinen Unterarm während sie weitersprach.


    "Gib Acht auf Helena, sie ist mir schon jetzt ein geschätztes zukünftiges Mitglied der Familie. Dass du auf dich achten sollst, brauch ich wohl kaum betonen. Ich werde auf euch warten, und auf Nachricht von Euch. Und ich werde dich über alles was mich und die Familie betrifft auf dem Laufenden halten."


    Nun musste sie schlucken, wurde ihr doch umso deutlicher wie lange ihre Trennung sein würde. Doch sie war sich sicher, dass sie alles daran setzen würde, sich so zu verhalten, dass ihr Vetter bei seiner Rückkehr stolz auf sie würde sein können.

  • Sie zeigte ein Verhalten, das einer Römerin würdig war und das machte ihn Stolz auf seine Cousine. Sicher hätte er hier im Innern ihres Zimmer auch ein wesentlich emotionaleres Verhalten verziehen, doch so wie sich sich jetzt verhielt, war es wahrlich vorbildlich und bestärkte ihn darin, das sie in Rom sich angemessen Verhalten würde.


    "Ich werde gut auf sie achten, sei da unbesorgt, Albina. Und auch darauf achten, das sie mir nicht ins unsichere Feindesland folgt." So sehr er auch schätzte, das Helena ihn begleitete, es würde den Punkt geben, an dem er sie nicht mehr mitnehmen konnte.


    Es gab aber noch etwas, das er ihr berichten musste, auch wenn es ganz und garnicht erfreulich war, doch sie musste erfahren, das Verres nicht mehr am Leben war, auch wenn er ihr nie sagen würde, wie Verres gestorben war.


    "Ich habe noch eine wenig erfreuliche Nachricht für dich : Das Schiff, mit dem Verres nach Hispania reisen sollte, ist nie dort angekommen, es gilt als auf See verschollen. Wir müssen davon ausgehen, das Verres im Elysium weilt."

  • Ihre Worten schienen Quintus zu beruhigen und somit ihre Aufgabe zu erfüllen. Albina schenkte ihrem Vetter auf seine Worte hin ein zartes Lächeln. Viel mehr gab es zu der Situation ohnehin nicht zu sagen, es war nun einmal ein Abschied der nicht vermieden werden konnte und sich negativen Gedanken hingeben würde sie beide nicht weiter bringen, das war klar.


    Doch als Quintus seine nächsten Worte sprach zerbrach jene Selbstbeherrschung die sie noch einen Moment zuvor beherscht hatte völlig.
    Sie sah ihn an und brachte kein Wort über die Lippen. Die Bedeutung seiner Worte wollten sich ihr garnicht recht erschließen.


    "Nein." sprach sie mit nur einem Hauch von Stimme. "Nein, das kann nicht sein." Während dessen begannen ihre Hände zu zittern und die ersten Tränen bildeten sich ihren Weg über ihre Wangen.
    "Sag mir, dass das nicht stimmt." flehte sie ihn nun etwas lauter und mit schmerzerfüllter Stimme an.

  • Das Überbringen einer Todesnachricht war nie erfreulich, und ganz besonders nicht, wenn man einem Menschen, den man fast schon wie eine eigene Schwester ansah, erzählen musste, das eine geliebte Person gestorben war. Egal, ob man die Liebe gut geheissen hatte oder nicht.


    Und wenn man dann noch den Tod zu verantworten hatte war es noch schwerer. Doch obwohl Tiberius Vitamalacus das Überbringen der Nachricht hätte delegieren können, tat er es nicht, denn auch wenn er ihr nie sagen würde, wie und warum Verres wirklich gestorben war, stand er zu seiner Entscheidung.


    Sagen tat er in diesem Moment aber nichts, er beugte sich nur etwas vor, legte seine Arme tröstend um sie. Er wusste, nichts was er sagte, würde wirklich helfen, er konnte nur stummen trost spenden.

  • So sehr sie es sich auch gewünscht hatte, natürlich hatte sie nicht wirklich damit gerechnet, dass ihr Cousin diese Nachricht widerlegen würde. Und viel schlimmer war, wie sie sich unter Tränen eingestand, dass sie es längst geahnt hatte. Zwischen ihr und ihrem Liebsten, mit den wundervollen Augen und der noch schöneren Seele, hatte es ein Band gegeben. Doch schon vor einer Weile hatte sie dies nicht mehr gespürt und sie hatten böse Ahnungen beschlichen. Nun musste sie sich eingestehen, dass sie Recht gehabt hatte.
    Schon die Trennung der Beiden ,aus der es keinen Ausweg gegeben hatte, hatte Albina schwer mitgenommen und von diesem Schmerz war sie auch jetzt noch lange nicht genesen. Doch hatte sie sich stets damit getröstet, dass Verres sie einst vergessen würde um ein neues Leben anfangen zu können. Nun war er tot. Tot, dachte sie bitter. Und es war ihre Schuld, jedenfalls glaubte sie das.
    "Es ist meine Schuld." schluchzte sie. "Es ist alles meine Schuld. Ohne mich... ohne mich würde er noch leben." Hätte sie in dem kleinen abgelegenen Park nicht ihren Gefühlen nachgegeben, so würde Verres weiterhin unbekümmert in Rom leben, ohne zu wissen, was das Schicksal ihm hätte bereiten können. Sie barg ihr Gesicht an der Schulter ihres Vetters, wie sie es schon einst getan hatte, und erneut, wegen eben desselben Mannes, wenn auch wegen einer anderen Angelegenheit , wurden die Kleider des Tribuns von Tränen genässt.

  • Er kannte die Vorwürfe, die sich Albina machte nur zu gut, hatte er sich selbst doch einst Vorwürfe gemacht, als Nova sich das Leben genommen hatte, auch wenn er damals auch all seinen Verwandten Vorwürfe gemacht hatte.
    Mittlerweile wusste er aber auch, das diese Vorwürfe unberechtigt waren und auch Albina nicht Verantwortlich für Verres Tod war. Letzlich war es Verres Schuld gewesen, hatte der Sklave ein Verhalten an den Tag gelegt, welches ihm keine andere Wahl gelassen hatte. "Es ist nicht deine Schuld, es ist der wille der Götter," sagte er leise, sie weiterhin in den Arm sanft im Arm haltend. Er wuste auch, das seine Worte nur ein schwacher Trost wären, doch bemühte er sich, ihr etwas trost zu spenden, bevor er in den Osten aufbrechen würde.

  • Albina wurde von einer Woge des Schmerzes übermannt und sie hatte das Gefühl in einem Strudel der Trauer zu versinken.
    Sie nahm kaum noch war, was um sie herum geschah. Der Mann, den sie gegen alle Konventionen noch immer liebte, sollte tot sein. Und trotz Quintus Worte, die sie nur am Rande ihres Bewusstseins wahrnahm , gab sie sich selbst die Schuld dafür. Tot, tot, tot... war alles was sie denken konnte. Verres, der Mann, der für andere nur ein Sklave gewesen war und für sie ein Mensch, den sie geliebt hatte. Nie hätte sie gedacht, dass die Schmerzen, die sie bei und seit ihrer Trennung verspürt hatte noch schlimmer hätten werden können. Doch sie hatte sich getäuscht. In ihrem ohnehin gebrochenen Herzen stürzten soeben die letzten Stücke ein...
    In einem, wenn auch kurzen, klaren Moment, wurde sie sich gewahr, dass sie ja nicht alleine war und sie sich noch immer an Quintus Schulter lehnte.
    "Verzeih,Quintus... "sprach sie mit nur noch einem Hauch von Stimme, "...aber... aber ich wäre jetzt gerne allein."
    Bei diesen Worten stand sie auf, ging ein paar Schritte durchs Zimmer um mit dem Rücken zu ihrem Vetter stehen zu bleiben und wartete darauf, die Tür sich öffnen und wieder schließen zu hören um sich anschließend auf ihr Bett zu werfen und vollends in dem Strudel aus Trauer, Verzweiflung und Leid zu versinken.

  • Er nickte nur leicht, erhob sich langsam. "Natürlich, meine kleine Cousine," sagte er ganz leise, küsste sie sachte auf die Stirn. Es gab nichts, was er in dieser Situation für sie tun konnte, allerdings vertraute er darauf, das Cato auf sie achten würde, wenn er im Osten weilen würde.


    Kurz blieb er an der Tür noch einmal stehen, blickte sie an, mit einem so fürsorglichen Blick, wie ihn sicher kein Mensch ausser Helena oder Albina zugetraut hätte.


    Dann verliess er das Zimmer.

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