Wassermänner im Wasser

"Ich denke nicht, dass der Einsatz der Praetorianer den Aufständischen Recht gibt. Eher im Gegenteil, sie müssen schon besonders falsch liegen, wenn wegen ihnen extra Truppen aus Rom kommen und man es nicht den Auxiliaren überlässt."

Macer erhob sich wieder von seinem Platz und schaute Richtung Ausgang des Schwitzbades.

"Dabei wünsche ich dir viel Vergnügen, bei dieser Überzeugungsarbeit. Eine Idee komplett auszulöschen halte ich für unmöglich. Kommst du mit oder bleibst du noch hier?"

"Das ist schließlich auch der Zweck eines Schwitzbades" antwortete Macer mit einem Lächeln und einem vielsagenden Blick in Richtung der meist deutlich dickeren Männer, die im Raum blieben oder diesen gerade betraten.

Dann ging er voraus, um sich im kalten Wasser des Frigidariums abzukühlen, wie es sich für einen Badegang gehörte. Angeblich sollte das ja besonders gesund sein.

Auch wenn er es nach Jahren eigentlich gewohnt sein sollte, kostete es Macer immer wieder etwas Überwindung, nach dem Besuch des Schwitzbades oder das Warmbades den Badegang im Kaltwasserbecken zu beenden. Auch diesmal durchzog wieder dieses seltsame Gefühl seinen Körper, bis es in einer kurzen Phase der Taubheit endete und der Körper begann, sich mit der neuen Wassertemperatur anzufreunden. Macer stieg schon bald wieder aus dem Becken und damit begann der angenehmste Teil des Besuchs im Frigidarium, denn bald nach dem Verlassen des Wassers stellte sich ein ungemein wohliges Gefühl von Wärme auf der Haut ein.

Noch einmal stieg Macer in seine Badesandalen, wobei ihn diesmal eher hygienische Gründe für den Weg in den Umkleideraum dazu bewegten als die beheizten Bäden der warmen Baderäume. "Was machst du jetzt gleich nach dem Bad?" fragte er unterwegs seinen Kollegen, nachdem dieser auch das Wasser verlassen hatte.

"Jetzt nochmal wieder mit der Arbeit anzufangen, nachdem wir eben Feierabend gemacht haben, muss ja auch wirklich nicht sein", erwiderte Macer augenzwinkernd. Sie erreichten den Umkleideraum und sein Sklave reichte ihm umgehend ein großes Handtuch, damit er sich abtrocknen konnte.

"Ich nehme gleich wahrscheinlich erstmal einen kleinen Imbiss hier in den Thermen. In meiner Casa rechnet man erst später mit mir."

Was insofern natürlich nicht ganz richtig war, als dass er ja seinen Sklaven mit den Badesachen von der Casa hierher bestellt hatte und sein Haushalt daher genau darüber informiert war, was der Hausherr gerade tat. Und seine Gewohnheiten kannten seine Sklaven ohnehin fast besser als Macer selber.

"Nicht viel, nur etwas zur Stärkung nach dem Bad. Satt werden kann ich später noch zu Hause. Aber vorher schaue ich noch auf dem Forum vorbei, ein bisschen vom Tagesgeschehen mitbekommen."

Macer beendete das Abtrocknen und streifte seine Tunika über, während der Sklave das Handtuch und die Badeutensilien einpackte. Schweigend zog sich Macer auch seine Schuhe an und erhob sich dann von der Bank, damit ihm der Sklave wieder die Toga anlegen konnte.

"Was liest du derzeit? Wieder einen Philosophen?" fragte Macer beiläufig, da sein Sklave noch mit der Toga beschäftigt war und er sich daher weder wegbewegen noch verabschieden konnte.

"Nun, dann wünsche ich viel Vergnügen und eine gelungene Interpretation seiner Worte", antwortete Macer, als seine Toga endlich richtig lag und er sich verabschieden konnte.

"Wir sehen uns dann morgen wieder bei der Arbeit. Vale."