• Pünktlich zur cena-Zeit am verabredeten Abend fanden sich vor dem Haus der Prudentier in Rom drei Gäste nebst den üblichen Sklaven ein. Quarto war natürlich dabei, und Caius hatte zuvor Seiana abgeholt. So ließen sie also anklopfen und sich ankündigen.
    Und während sie warteten, knurrte Caius der Magen. :D

  • Ein Sklave, der gerade an der Tür vorbeigeeilt war, öffnete diese. Der Ianitor war im Moment damit beschäftigt, dass die von der Dame des Hauses angeordnete Dekoration, im Triclinum auch richtig arrangiert wurde. Nachdem die Wartenden vorgestellt wurden, bat der Sklave sie alle herein und geleitete sie zum Triclinum.

  • “Und du bist dir ganz sicher? Das hier ist richtig?“ Sie standen nun bestimmt schon gut und gerne 5 Minuten vor der Casa der Prudentier, ohne dass Axilla wirklich zu einem Entschluss gekommen wäre. Nein, stattdessen löcherte sie den armen Leander zum einundelfzigsten Mal mit der selben Frage, so dass dieser jetzt schon die Augen verdrehte, ehe er antwortete.
    “Ja doch. Herrin, ich bin mir wirklich sicher. Casa Prudentia, als Gast. Via Flaminia, nicht ganz auf Höhe des Capitoliums.“ Wie zum Beweis deutete Leander nochmal zu dem Hügel, der sich im Hintergrund erhob.
    “Und es kann nicht sein, dass er dich angeschwindelt hat?“ Sie war nervös und wollte Zeit schinden. Was, wenn er sie nicht empfing? Was, wenn er gar nicht da war, und der Hausherr sie gleich nur anstarren würde, als hätte sie nicht alle Amphoren im Regal?
    Leander seufzte. Deutlich hörbar und sichtlich resignierend. “Herrin, ich habe mich bestimmt eine halbe Stunde mit dem Tischler unterhalten. Der wird schon wissen, wo sein Vermieter wohnt. Und ja, ich hab einen der prudentischen Sklaven gefragt, ob Duccius Vala Gast des Hauses sei, und ja, bevor ich dich hierher geschleppt habe, und ja, ich bin mir ganz sicher.“
    Axilla kaute auf der Unterlippe herum. Ihre Finger trommelten auf dem Einband des Buches, das sie mitgenommen hatte. Aristoteles, Rhetorik. Sie fand es zwar ein wenig trocken, aber ihr war versichert worden, dass es DAS Werk schlechthin sei, wenn man einmal eine Rede welcher Art auch immer halten wolle und Grundvoraussetzung jeglicher Politik. Nun, vielleicht fand sie es auch nur deshalb so trocken, weil sie nur knapp die Hälfte verstanden hatte, aber das musste ja keiner Wissen. Und sie wollte ja nur ein Geschenk, das auch nach etwas aussah.
    “Ich... hmmm...“ Axilla sah wieder rüber zur Tür. Bestimmt sah sie furchtbar aus. Heute war das Wetter so nasskalt, bestimmt war ihre Frisur ganz eingefallen. Auch wenn Leander behauptete, dass sie vornehm und edel aussah, wie eine Römerin von Stand. Aber was hieß das schon? Hübsch wollte sie sein, verdammt noch eins, hübsch! Umwerfend, atemberaubend, wunderschön, zum verlieben! Nicht „vornehm“ und „edel“. Das waren Matronen auch, aber sie wollte, dass Vala die Augen rausfielen und das Herz stehen blieb, wenn er sie ansah.
    Vielleicht hätte sie sich schminken sollen? Sie war immernoch so dunkel, trotz des nun schon etwas längeren Aufenthalts in Rom. Aber Rufus hatte damals sehr befremdet auf Schminke reagiert, und wenn Vala sein Verwandter war, und nach dem minimalen Wissen, was Axilla über Germanen hatte (also im Grunde, dass sie aus Germania Magna kamen), wollte sie lieber natürlich sein. Außerdem mochte sie nicht das zugekleisterte Gefühl auf der Haut.


    “Herrin, die Tür wird sich nicht von allein öffnen, wenn ich nicht klopfe...?“
    Leander erntete einen bösen Blick. Natürlich wusste Axilla das, aber... sie war nervös. Was, wenn er noch an den albernen Streit dachte? Was, wenn er sie nicht sehen wollte? Sie sah wieder zur Tür, dann zu ihrem Sklaven.
    “Gut, klopf an. Sonst erkälten wir uns hier draußen noch...“ Wirklich überzeugt klang es nicht, auch die Handbewegung, mit der Axilla den Griechen scheuchte, wirkte alles andere als enthusiastisch. Aber Leander verkniff sich nur ein Grinsen und klopfte kräftig und laut gegen die Tür.

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    Es war ja nicht so, dass Schraubzieris, der eifrige, kleine, ägyptische Ianitor, nicht mitbekam, was vor der ihm anvertrauten Tür geschah. So hatte er schon eine Weile die beiden Gestalten durch das kleine, gut verborgene Guckloch neben der Tür beobachtet und mit sich selbst gewettet, dass sie nicht anklopfen würden.
    Aber dann klopfte es doch noch und Schraubzieris öffnete die Porta mit einem freundlichen Lächeln.
    Ja bitte? fragte er, auch wenn er in gewisser Weise schon mitbekommen hatte, was die beiden wollten.

  • Auch Axilla kam näher zu der Porta, blieb aber noch deutlich hinter Leander stehen. Sie versuchte dabei, möglichst nicht die ganze Zeit auf dem einband des Buches herumzutrommeln, sondern möglichst normal dazustehen. Allerdings war der Zustand von stoischer Ruhe nichtmal anzudenken, so oft wie sie ihr Gewicht doch wieder verlagerte und scheinbar interesselos in der Gegend herumschaute, während Leander das Einlassbegehr übernahm.
    “Salve. Meine Herrin, Iunia Axilla, wünscht den werten Duccius Vala zu sprechen, so er zugegen ist und etwas Zeit erübrigen kann.“
    Leander machte bei seinen Worten so etwas wie eine kleine Verbeugung und wartete ruhig und höflich auf Antwort. Wenngleich seine Herrin in punkto Ruhe noch einiges zu lernen hatte, war er nicht im mindesten aufgeregt oder unruhig. Andererseits war er ja auch kein junges Mädchen, das drauf und dran war, den eigenen Schwarm wiederzusehen.

  • Axilla wusste nicht, ob sie wirklich erleichtert war oder ob ihr doch das Herz in die nicht vorhandene Hose rutschte, als der Ianitor sagte, Vala sei da. In jedem Fall ging ein kleiner Ruck durch ihren Körper, ehe sie sich in Bewegung setzte, um das Haus so zu betreten.
    “Danke. Darf Leander so lange in der Küche warten?“ stellte sie noch die eigentlich obsolete Frage nach dem Verbleib ihres Sklaven, war es ja eigentlich üblich, dass selbige eben jenes taten, während ihre Herren zu Besuch waren. Es war also nicht viel mehr als eine höfliche Floskel, aber Axilla wollte ja auch kein Trampel sein und außerdem fragte sie ja immer ehrlich und ernsthaft danach.
    Sie folgte also dem Ianitor etwas aufgeregt ins Atrium, während sie versuchte, möglichst ruhig zu wirken.

  • Es waren nur wenige Tage nach der Hochzeit vergangen, als Seiana in Begleitung von Elena und einem weiteren Sklaven bei der Casa Prudentia auftauchte. Sie wäre schon am nächsten Tag gekommen, am selben sogar, hätte sie sich dazu in der Lage gefühlt. Aber so gut sie auch sein mochte in ihrer Selbstbeherrschung, es gab Momente, in denen sie an ihre Grenzen stieß. Die Hochzeitsfeier und die anschließende Auseinandersetzung war so ein Moment. Und Seiana hatte Zeit gebraucht, bis sie das Gefühl hatte, sie könnte zu einem Fremden gehen und sich für diese Sache entschuldigen, darüber zu reden, ohne sich etwas anmerken zu lassen davon, wie tief sie das Ganze getroffen hatte.


    Elena war es, die anklopfte, und als der Ianitor öffnete, kündigte sie ihre Herrin Decima Seiana an, die anfrage, ob Titus Duccius Vala zu sprechen sei.

  • Sie traten auf die Porta zu und Valerian klopfte vernehmlich. Bestimmt wurde Arvina schon dringend erwartet. "Du bist sicher erschöpft von der lange Reise und dem Marsch durch Rom, nicht wahr?" Natürlich hätte er sich jetzt verziehen können. Aber er wollte seinem Patron wenigstens einen guten Abend wünschen. Und natürlich war er auch ein bißchen neugierig.

  • Ein gezähmter Germane in der Casa? Das versprach ja spannend zu werden! Aber er würde vorsichtig sein müssen. Nicht dass der ihn eines nachts im Schlaf überfiel. "Danke für die Warnung" meinte er ernst. Aber er stand den Germanen in der Größe in nichts nach? Sicherlich wirkte das nur so, weil er ein wenig breiter war als die meisten anderen Leute. Er hatte nunmal schon immer ein breites Kreuz gehabt.


    "Da hast du aber Recht! ich glaub ich könnte jetzt zwei Tage am Stück schlafen. Aber ich sehe den Wagen mit meinen Sachen nirgends. Eigentlich hätte der Fahrer noch Geld von mir bekommen."


    Arvina runzete die Stirn. Das war es wohl mit seinen Sachen. Offenbar hatte sich der Kutscher sein Gehalt selbstständig aufgebessert. Aber momentan interessierte ihn das wenig. Seine schmerzenden Füße und sein knurrender Magen waren momentan ein viel schlimmere Probleme.


    Er schnaufte einmal tief durch um sein Herzrasen zu beruhigen und schaute auf die Porta.

  • [Blockierte Grafik: http://img697.imageshack.us/img697/3383/schraubzieris.png]


    Schraubzieris, der kleine und überaus eifrige ägyptische Ianitor öffnete wenige Augenblicke später die Porta. Beim Anblick des großen und äusserst vulominösen Mannes stockte ihm kurz der Atem und er schaute verwundert aus der Wäsche. Dann fiel sein Blick allerdings auf den Quintilier und er kam wieder zu Worten.
    Salve Quintilius Valerian, Herr. Wer ist dein... er suchte kurz nach einem netten Wort ... wohlgenährter Freund?
    Natürlich hätte er die beiden auch einfach einlassen können, wie er es üblicherweise tat, wenn dich wichtigsten Klienten vor der Porta standen, aber in diesem Moment siegte seine Neugierde. Vor allem, weil erst vor recht kurzer Zeit ein merkwürdiger Mensch an die Porta geklopft hatte und ominöses Gepäck abliefern wollte, dass nun im Hof auf seinen Besitzer wartete.

  • Valerian konnte dem kleinen Aegypter geradezu ansehen, was er dachte, und mußte unwillkürlich brinsen. "Salve, Schraubzieris. Dies ist der ehrenwerte Faustus Prudentius Arvina, ein Verwandter Deines Herrn Prudentius Balbus. Ist Dein Herr zuhause?" Da er selbst schon seit Stunden in der Stadt unterwegs war, konnte er nicht sicher sein, daß Balbus die Castra heute schon verlassen hatte.

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    In Schraubzieris Augen war ein kleiner Schimmer der Erleuchtung zu erkennen, denn er vermutete nun, dass das Auftauchen des, zwar angekündigten aber keineswegs fest terminierten, Verwandten etwas mit den ominösen Gepäckstücken zu tun hatte.
    Er nickte dann leicht auf die Frage des Quintiliers hin. Ja, Dominus Balbus ist zuhause. Wenn ihr mir folgen wollt, dann führe ich euch zu ihm. sagte er und öffnete die Porta vollständig um die beiden einzulassen und sie dann ins INNERE DES HAUSES zu geleiten.

  • Arvina hatte das kurze Gespräch stumm verfolgt. Erst einmal würde er wieder zu Atem kommen müssen, bevor er hier irgendetwas sagte. Also folgte er den beiden einfach stumm und versuchte unauffällig wieder zu mehr Luft zu kommen.

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