• Als Antoninus das Cubiculum verließ, um sich auf den Weg in das Tablinum zu machen, begegnete er nach kurzer Zeit einen Hausangestellten, den er nach den Weg fragte. Er wollte nicht aus Versehen Zimmer betreten, in denen er nichts zu suchen hatte und wollte seinen Vetter generell nicht zur Last fallen. Schließlich betrat er das Tablinum.

  • Fünf Tage waren vergangen, seit Balbus in Mogontiacum aufgebrochen war, und hätten er und seine Begleiter die Pferde nicht bis ans Äusserste getrieben hätten und täglich fast zwanzig Stunden im Sattel gesessen hätten, wären sie noch lange nicht hier. Nun, nach all den Tagen der Ungewissheit, hatte er das väterliche Haus betreten und war direkt ins Tablinum gegangen.
    Er legte sein Gepäck achtlos auf den Boden und auch seine Begleiter taten es ihm gleich. Während die drei Equites es sich auf dem Boden einigermassen bequem machten, stand Balbus vor dem grossen Stuhl, auf dem sein Vater immer gesessen hatte. Dass Ding war für seinen Geschmack viel zu gross und zu klobig als dass er ihn schön finden konnte. Doch diese Gedanken waren jetzt nebensächlich. Viel wichtiger war es, die Angelegenheiten der Familie zu regeln.

  • Antoninus stand im Peristylium und dacht über etwas nach, als er Geräusche hörte, die daruf schließen ließen, daß entweder Besuch eingetroffen war oder... Er schluckte und ging den Geräuschen nach. Er sah wie ein Mann das Tablinum betrat und folgte ihm. Er räusperte sich und betrat den Raum.

  • Mhorbaine hatte gehört, dass Commodus' Sohn heimgekehrt war und so eilte er zum Tablinum, wo er sich den Aussagen der Sklaven zufolge aufhalten sollte. Als er eintrat sah er, dass auch Antoninus bereits da war.

  • Balbus war vollständig in Gedanken versunken und bekam gar nicht mit, dass jemand den Raum betreten hatte. Erst als der Neuankömmling sich räusperte, zuckte er leicht zusammen und wandte sich um.
    Er schaute in ein ihm völlig unbekanntes Gesicht, auch wenn er irgendwo in dem fremden Gesicht auch etwas sah, dass ihm leicht bekannt vorkam. Im ersten Moment dachte er, dass es sich vielleicht um einen Sklaven oder Angestellten handelte, doch deutete die Aufmachung seines Gegenüberst auf eine durchaus bessere Herkunft hin.
    Fragend schaute er den Mann an. "Salve, verzeih meine Direktheit, aber wer bist du?" fragte er.

  • Antoninus lächelte den Mann an und schluckte schwer. Er war aufgeregt aber gleichzeitig erleichtert. Er ahnte wen er da vor sich stehen hatte.


    "Salve. Ich bin Titus Prudentius Antoninus, der Vetter des Consuls. Du bist Balbus nehme ich an?"

  • "Tiberius Prudentius Balbus." bestätigte er. "Der Vetter meines Vaters?" fragte er interessiert und auch leicht misstrauisch.
    Er sah Mhorbaine und begrüsste ihn mit einem kurzen Nicken, dann wandte er sich wieder an Antoninus. "Darf ich fragen, wie die Namen deiner Eltern sind?" Es war ihm relativ egal, wie das ganze rüberkam, denn es ging hier nicht um Diplomatie sondern dafür zu sorgen, dass mögliche Bedrohungen für die Familie ausgeschlossen wurden.

  • Mhorbaine, der in der Tür stehen geblieben war, erwiderte den kurzen Gruss mit einer leicht angedeuteten Verneigung. Dann wandte er sich recht leise an die drei Begleiter und bot diesen an, ihnen etwas zu Essen zu besorgen. Als die drei zustimmten, deutete er ihnen an, ihm zu folgen und führte sie zur Küche.

  • Antoninus nickte.


    "Mein Vater war Kaeso Prudentius Solinus und meine Mutter Prudentia Urbica. Dein Vater war so freundlich und hat mich nach meiner Ankunft in Rom in seinem Haus aufgenommen."


    Er hörte das Misstrauen aus Balbus Stimme heraus, konnte es aber sehr gut verstehen. Freundlich und offen schaute er seinen Verwandten an.


    "Es freut mich Dich kennenzulernen, wenn auch der Umstand traurig ist. Es tut mir leid."

  • Balbus hörte die Namen und versuchte sie zuzuordnen. Er hatte beide schon mal gehört und auch auf irgendeinem alten Stammbaum mal gelesen. So nickte er. "Grossonkel Kaeso." sagte er. Das ganze machte Antoninus also zu Aquilias Onkel. Er nickte leicht und verarbeitete die sonstigen Informationen nur bedingt.


    "Ich freue mich auch." sagte er. "Weisst du genaueres über das, was geschehen ist?"

  • Leicht mit dem Kopfschüttelnd antwortete er: "Nichts genaues. Commodus ist vor einigen Tagen mit seinen Liktoren auf dem Weg zur Curia Iulia gewesen, als ihn jemand auf den Stufen des Gebäudes niederstach. Wie die Person an den Liktoren vorbeigekommen ist, kann sich niemand erklären. Ich habe einen alten Griechen, den Dein Vater ebenfalls hier aufgenommen hat und offensichtlich sein Vertrauter war, gebeten Nachforschungen anzustellen."


    Antoninus fasste an sein Kinn und schien kurz zu überlegen.


    "Der Grieche, sein Name ist Theodorus von Corinthus, hat herausgefunden, daß der Mörder wohl eine Frau niederen Standes war und offensichtlich im Auftrag gehandelt hat. Er war es auch, der Dich benachrichtigt hat. Ich habe mich solange um die Geschicke hier in der Casa gekümmert."


    Während seinen Ausführungen musterte er seinen Gesprächspartner. Er war jung und Ähnlichkeiten mit seinem Vater waren unverkennbar. Ein Gefühl der Unsicherheit beschlich Antoninus. Er konnte Balbus noch nicht einordnen. Konnte er hier wohnen bleiben? War es richtig, daß er hier einfach das Kommando übernommen hatte?

  • Balbus hörte sich die Ausführungen seines Grosscousins aufmerksam an und nickte leicht. Als er hörte, dass es sich um eine Täterin handelte, wusste er sofort, wer dafür verantwortlich war. Er war sich sicher, es konnte nur sie gewesen sein.


    "Dieser Grieche, Theodorus, wo ist er jetzt?" fragte er. Über das Schicksal dieses Hauses würde er im Anschluss etwas sagen, denn es gab jetzt erstmal wichtigere Dinge.

  • Antoninus merkte wie Balbus etwas unruhig wurde, als er die Mörderin erwähnte, tat es aber ersteinmal ab.


    "Er wohnt hier, aber im Moment müsste er als mein scriba personalis unterwegs sein, um die Überführung des Leichnahms zu veranlassen."

  • Balbus nickte erneut.


    "Aquilia wird vermutlich noch nicht zurück sein. Vater hatte sie auf eine längerfristige Geschäftsreise geschickt." sagte er. "Wir sollten rausfinden wo sie ist und sie informieren."


    Das Drusilla davon mitgenommen wurde hatte er schon vermutet, immerhin war Commodus so ziemlich der letzte wirklich enge Verwandte gewesen.


    "Nach Drusilla werde ich am Besten nachher sehen."


    Er atmete ein wenig durch und schaute erneut auf den grossen Stuhl seines Vaters.


    "Weisst du, ob mein Cubiculum frei ist?" fragte er, denn bei der Anzahl an Menschen die scheinbar derzeit hier lebten, zweifelte er ein Wenig daran.

  • "Ich befürchte nicht. Natürlich werde ich meines sofort räumen, damit Du dort einziehen kannst.", antwortete Antoninus.


    Er hatte es vorsorglich säubern lassen, weil er damit schon gerechnet hatte. Es erschien pietätlos Balbus die Räumlichkeiten seines Vaters zuzumuten.

  • Antoninus überlegte.


    "Ich bewohne cubiculum II. Es hat zwei Schlafzimmer. Ich meine.... wenn ..."


    Er hielt inne. Nein, das war zu vermessen.


    "Äh... Theodorus wohnt im cubiculum III, Drusilla im cubiculum IV, Aquilla in der V, wenn sie hier ist, und Dein Vater hatte die I."

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