[OG] Officium II -

  • Tiberius nahm das Geld und erkannte überrascht dass der Prudentier ihm eine ordentliche Prämie ausgezahlt hatte.


    "Oh, vielen Dank, aber das wäre wirklich nicht notwendig gewesen. Du weißt, ich habe sehr gerne für deinen Vater gearbeitet."

  • Balbus lächelte ein Wenig. "Es mag nicht notwendig gewesen sein, doch bin ich der Meinung, dass deine Arbeit richtig gewürdigt werden sollte. Daher ehre meinen Vater und meine Familie und nimm dies ohne Widerworte an." sagte er.

  • Im Leben eines jeden Mannes gibt es einen Aspekt, dem er stets versucht zu entgehen. Es handelt sich dabei nicht um solch triviale Dinge wie arbeiten, die Ehefrau belustigen oder für Nachwuchs sorgen, sondern um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit, die jedoch eine grosse Herausforderung an jeden Mann stellt. Und dieser Aufgabe wollte oder besser musste, sich Balbus an diesem Tag stellen. Er hatte keine andere Wahl, denn die Sklaven begannen langsam den Aufstand zu proben und drohten ihm mit unaussprechlichen Gräueltaten, wenn er sich nicht endlich um seine Post kümmerte.
    Und so sass er nun also im Arbeitszimmer in der oberen Etage und quälte sich durch die Korrespondenz der letzten Wochen oder waren es schon Monate? Neben ihm stand ein Schreiber, der darauf aufpassen sollte, dass Balbus auch keinen Brief vergass. Und so wanderte ein Brief über Balbus' Tisch und wurde vom nächsten verfolgt. Und auch darauf folgte ein weiterer und zu Balbus' grosser Erleichterung auch der letzte.
    Fleissig und mehr oder minder mit Spass an der Sache, beantwortete Balbus die Briefe und als dies getan war, drückte er sie einem wartenden Botenjungen in die Hand, der sich um den Rest kümmern würde.

  • Den Tag hatte Callista heute durchaus arbeitsreich und vor allem erfolgversprechend gestaltet und nachdem sie mit dem jungen Decimer zu den Tempeln gefunden hatte, dort ein Opfer dargebracht hatte war sie schließich in de Tempelverwaltung um dort alles zu besprechen, sich vorzustellen und - nicht zuletzt - einen guten Eindruck zu machen. Das Gespräch mit dem Septimvir Aurelius war aufschlußreich gewesen und hatte einen ganz entscheidenden Punkt hervorgebracht. Wenn sie wollte, konnte sie ihre Ausbildung in Germanien vollziehen, Aurelius Corvinus hatte ihr persönlich einen sacerdos empfohlen und nun galt es, das Einverständnis von Balbus einzuholen. Denn obwohl ihr Vater tot war und ihr Großvater ebenso, war er ihr nächster männlicher Verwandter, sie war auf ihn angewiesen und sie mochte ihn.


    Daher hoffte sie, dass er in seinem Officium anzutreffen war und klopfte dreimal schnell an und wartete dann.

  • Balbus, der sich normalerweise nicht in diesem Officium aufhielt, sondern jenes im Erdgeschoss bevorzugte, war an diesem Tag zufällig hier oben anzutreffen, da die zu erledigenden Aufgaben den Zugang zur im Flur befindlichen Bibliothek vorraussetzten.
    So schaute er auf, als es klopfte und sagte laut: "Herein!"

  • Callista wartete brav bis sie das "Herein!" hörte, dann trat sie ein. Balbus war derjenige, der sie hereingebeten hatte und sie sah an seinem erstaunten Ausdruck, dass er sie nicht erwartet hatte. Sie lächelte und schritt auf ihn zu.


    "Salve Balbus, ich habe mit Marcus Aurelius Corvinus gesprochen, er ist septimvir und dafür zuständig, dass ich meine Ausbildung als Priesterin anfangen kann. Allerdings gibt es ein kleines Problem, denn er meinte, dass alle Lehrer hier in der Stadt ausgelastet seien und schlug vor, ich soll es in einer Provinz versuchen."


    Der Rotschopf ging weiter auf ihren Onkel zu und lächelte leicht, während sie weitersprach.


    "Er hat Germanien vorgeschlagen und wußte auch einen sacerdos, der sogar in meinem Alter ist. Ein gewisser Decimus Duccius Verus, kennst du ihn? Auf jeden Fall brauche ich eine Einverständniserklärung, die du per Post an Aurelius COrvinus schicken sollst."

  • Selbstverständlich setzte sich Callista direkt und atmete erst einmal tief ein und aus, sie war wirklich etwas aufgeregt. Aber nur, weil sie sich so freute und das alles so wichtig war in ihren Augen. Sie wartete, bis auch Balbus sich setzte und begann dann, ganz wie er gewollt hatte, von vorne.


    "Also, nachdem ich im Tempel ein Opfer für Iuno dargebracht habe, bin ich in die Verwaltung um mich vorzustellen und mich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Zur Iuno Priesterin, da haben wir an unserem ersten gemeinsamen Abendessen drüber gesprochen." Sie hoffte, er hatte das nicht vergessen. Es war zwar einige Zeit vergangen seitdem, aber sie hatte bisher nicht den Eindruck gehabt, dass ihr Onkel ein besonders vergesslicher Mensch wäre.


    "Man hat mich zu einem gewissen Marcus Aurelius Corvinus geschickt, der die Position des septimvir innehat und ich habe mich mit ihm unterhalten. Der Ausbildung zur Iunopriesterin scheint nichts im Wege zu stehen, außer natürlich deiner Einwilligung. Dennoch gibt es ein kleines Problem." Auch hier unterbrach sie sich noch einmal und wartete, bis er sie aufforderte, weiterzusprechen.


    "In Rom ist es recht schlecht bestellt mit fähigen Lehrern, die mich ausbilden könnten, es gibt zwar welche, doch haben diese bereits mehr als genug Schüler. Daher hat der septimvir den Vorschlag gemacht, ich könne meine Ausbildung auch bei einem sacerdos in einer der Provinzen machen. Er hat mir Decimus Duccius Verus in Germanien vorgeschlagen, er ist in meinem Alter und anscheinend fähig genug, dass man ihm die Ausbildung anvertraut."


    Sie machte eine Pause, benetzte ihre Lippen mit ihrer Zunge und fuhr fort.


    "Ich könnte also meine Ausbildung in Mogontiacum machen, wenn du es erlaubst. Damit man alles in die Wege leiten kann, braucht Marcus Aurelius Corvinus eine schriftliche Einverständniserklärung, da du ja mein Vormund bist. Er braucht das für die Akten. Wenn du zustimmt, kann ich sofort anfangen mit der Ausbildung in Germanien, obwohl ich wohl gerne auf ansprechenderes Wetter warten würde, oder aber wir warten, bis ein Lehrer hier in Rom Zeit für mich hat."

  • Callista überlegte einen Moment, so direkt hatte sie darüber noch gar nicht nachgedacht. Sie war es viel eher gewöhnt, dass sie tat, was man ihr sagte und die ganzen Details, die eine solche Reise beinhaltete, fielen ihr erst nach und nach ein.


    "Nun, nicht gerade jetzt, wo in Germanien zwei Meter hoher Schnee erwartet wird. Aber du hast doch ein Haus dort, richtig? Vielleicht kann ich dann dort leben und mich ausbilden lassen, ich glaube nicht, dass es länger als ein halbes Jahr dauert. Wenn ich mich anstrenge, kann ich im kommenden Herbst schon wieder hier sein. Ich meine, es ist eine schrecklich lange Reise und ich wäre ja dann auch alleine ... aber ... aber es wäre mir immer noch lieber als einfach nur herumzusitzen und zu hoffen, dass einer der römischen Ausbilder Zeit für mich hat."


    Irgendwie klang der letzte Satz nicht ganz so, wie sie gewollt hatte. Denn sie mochte die Casa und Balbus und verbrachte ihre zeit sehr gerne hier, doch nun klang es so, als wolle sie schnellstmöglich weg. Ob er das wohl verstehen konnte!?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!