• Da stand ich nun – bestürzt über vielerlei Dinge: Die aus allen Fugen geratene eigene Beherrschung, die unkontrollierbare Atmung, die neue Dimension an Sehnsucht, das riesige schlechte Gewissen und seinen dringlich vorgebrachten Wunsch, der mir wie ein Ultimatum erschien. Wenn all dies aus meinen Gesichtszügen herauslesbar war, musste ich einen nicht nur hilflosen, sondern vor allem fassungs- und ratlosen Eindruck machen, als ich ihn anblickte.


    In diesem Zustand blieb der Genuss der empfangenen Liebkosungen auf ein Minimum beschränkt, weil ich mich in einer Art Erstarrung befand, die immerhin ein begrenztes Arbeiten des Geistes ermöglichte, der allerdings keine brauchbare Lösung für die Situation produzierte. Mein Herz wollte für Marc das Beste, aber mein Verstand blockierte mehr und mehr. Meine eigenen Wünsche wurden von dieser Last erdrückt, waren dadurch nicht mehr ergründbar und somit auch nicht erfüllbar. Die empfundene Leere erschreckte mich. Marc hatte die aus meiner Sicht einzige Möglichkeit ausgeschlagen, bei der er zu einer den Umständen entsprechend annehmbaren Erfüllung kommen konnte, und die mir ein, wenn auch eingeschränktes, aber trotzdem lustvolles Erleben geboten hätte. Was blieb, war die reine Ernüchterung.


    Natürlich konnte ich seine Lust nachvollziehen, ebenso den Wunsch oder besser Drang nach optimaler Umsetzung, denn es lagen viele Tage hinter uns, die von kühler Distanz geprägt waren, obwohl Nähe und Einvernehmen erstrebenswerter gewesen wären. Und doch musste ich mich zwingen, Verständnis für sein kompromissloses Handeln aufzubringen. Mehr noch: Hatte ich zu Beginn noch mitfühlend an seinem Arm entlang und über den Rücken gestreichelt, und hatte mich sein Herandrängen innerlich wie äußerlich berührt, empfand ich plötzlich eine Ernüchterung der Gefühle, als wäre mir die Fähigkeit zu empfinden, dauerhaft abhanden gekommen. Eine unbekannte Hilflosigkeit hatte von mir Besitz ergriffen, hielt mich umklammert und tötete jeden an einer sofortigen Lösung orientierten Gedanken.


    „Ich wollte als ehrbare Frau in die Ehe gehen“, bekräftigte ich meine Ansicht nochmals, aber dieses Mal nicht nur mit leiser, sondern auch monotoner Stimme. „Allerdings hatte ich geglaubt, wir könnten Zärtlichkeiten bis dahin austauschen, könnten uns dem Vorgeschmack und der Sehnsucht hingeben, deren teilweise Stillung mir viel gegeben hätte, dir aber offenbar nicht.“


    Ich stockte, weil ein Kloß der Enttäuschung in meinem Hals entstand, den ich mühsam mit Schlucken bekämpfen musste, bevor ich weiter sprechen konnte. Schlagartig, und erst bei den geäußerten Worten, war mir klar geworden, dass die Liebe gering sein musste, die Marc empfand, weil ihm der Hautkontakt und die Liebkosungen offensichtlich nicht viel, aber die Vereinigung alles bedeutete. Ohne Kraft lag mein rechter Arm um seinen Hals und die Schulter, der linke hing herab.


    „Es liegt zudem an dir, den Zeitpunkt der Vereinigung fernzuhalten oder ihn in greifbare Nähe zu legen.“ Diese Bemerkung rutschte mir unüberlegt über die Lippen, denn obwohl sie tatsächlich eine zeitnahe Lösung der Problematik darstellte, fragte ich mich gerade, ob nicht eine verlängerte Wartezeit mir Aufschluss über Marcs tatsächliche Gefühle bieten würde.

  • Es war nicht der feurige Blick voller Leidenschaft, den ich mir wünschte, mit dem sie mich maß. Es war auch kein verständnisvoller Blick, sondern einer, der mich unterbewusst bereits ahnen ließ, worauf diese Situation hinauslaufen würde. All die kleinen Gesten, die Küsse, Berührungen und Seufzer schienen nicht gefruchtet, die Worte ihre Wirkung verfehlt zu haben. Ich hielt inne, legte die Stirn auf Deandras Schulter und sah an ihrer Brust vorbei ins Wasser und zugleich auch nichts. Ein tiefer Seufzer kam über meine Lippen, dann vernahm ich ihre Worte. Sie schien mich zu für meine Vorgehensweise zu rügen, und das stimmte mich leicht ärgerlich. Ich war natürlich ein Mann, der sich gewiss nicht gegen altbewährte Sitten stellen würde, doch war der Umstand, keinen Sex vor der Hochzeit zu haben, denn bewährt? Was brachte es der Frau ein, wenn sie bis zur Ehe Jungfrau blieb? Fast fiel ich Deandra ins Wort, ich wollte gar nicht wissen, was sie weiter dazu sagen wollte, ich hörte nur etwas von teilweiser Stillung und entschied, dass sie keinen Schimmer zu haben schien. „Was nützt es, die Jungfräulichkeit zu bewahren, wenn ich es doch bin, der sie dir nehmen wird, jetzt oder später? Was bringt es dir ein, wenn du dich verwehrst?“ redete ich mit kehlig klingender Stimme auf sie ein und hob währenddessen den Kopf, um sie anzusehen. Dazu musste ich die innige Umarmung etwas lösen, den Abstand zu ihrem Körper vergrößern.


    Den letzten Satz hörte ich zunächst mit Verwunderung. Dann, als ich mir die Worte erneut durch den Kopf gehen ließ, mit Verärgerung. Ich zwang meinen Verstand, aus dem winzigen Abteil vor- und die Leidenschaft zurückzudringen, zumindest teilweise, und meine Hände entfernten nun Deandras Hand von dem, was sie noch umfasst hielt. Dann bette ich ihr Gesicht in meine Hände und sah sie mit kaum zurückgehaltener Verärgerung an. Die Erregung war noch da, nicht verschwunden, allerdings stark gemindert. Solche kleinen Seitenstiche vermochten mich stets zu mehr Gedanken zu veranlassen, als es gut war, sowohl für mich als auch für die Libido. „Denkst du, ich würde dich nicht gern so schnell als möglich zu meiner Frau machen? Glaubst du, ich warte aus purer Freude oder gar Boshaftigkeit darauf, dass wir nach Beendigung meiner Dienstzeit wieder nach Hause reisen können? Es liegt nicht in meinem Ermessen, lange zu warten, ich tue es, damit deine Verwandten und meine Anteil haben können. Wenn du darauf bestehst, werde ich aber gleich morgen nach einem Priester schicken lassen, für die Opferungen. Es werden weder Angehörige noch der flamen dialis zugegen sein, aber wenigstens könnte ich dann guten Gewissens das haben, was ich will und was du auch willst, aber nicht zulässt, Deandra“, sagte ich so nüchtern, wie es mir möglich war. Über das gelegentliche Zittern in der Stimme ärgerte ich mich.


    Einen kurzen Moment sah ich ihr noch in die Augen, dann wandte ich den Blick ab, richtete ihn wahllos gegen eine mosaikgeschmückte Wand und ließ auch die Hände sinken. Hinter der Stirn brodelte es, die große Ader an der Schläfe pochte protestierend, doch ich ließ meine Beine trotzdem dem Körpergewicht nachgeben und ließ mich in das warme Wasser fallen, begleitet von einem langen, frustrierten Seufzer, einigen Wellen und einem verspielten Plätschern. Mir taten die scharfen Worte gleich wieder leid. Ich sah nur flüchtig an die Decke, wandte mich um und strebte dem gegenüberliegenden Beckenrand zu. Die Arme zu einem klaffenden V ausgebreitet und mich abstützend, stand ich dort, drehte Deandra den Rücken zu und mahlte mit den Kiefern aufeinander. Unvermittelt holte ich Luft, und kaum zwei Sekunden später befand ich mich wieder unter Wasser, auf dem Weg zur Selbsternüchterung. Kniend verbrachte ich die mir größtmögliche Zeit unter Wasser, nur die Hände hielten sich am Rand des Beckens fest. Wie von der Sehne geschnellt tauchte ich schließlich wieder auf und schnappte mit brennenden Lungen nach Luft. Die Erregung war zu einem erträglichen Pochen abgeschwollen, wichtiger als die Erfüllung meiner Wünsche war nun eine Entschuldigung. Ich wandte mich um und strebte erneut auf Deandra zu.


    Aglaia mea*. Verzeih mir“, sagte ich und umarmte Deandra. Wieder keimte das eben so grob gezügelte Verlangen auf. Ich beherrschte mich. „Ich wollte dich nicht verletzen, es ist nur... Es fällt mir nur so schwer, nicht...“ Ich verstummte und sah Deandra zerknirscht an. Sicher, ich konnte Camryn später rufen lassen, aber es wäre nicht das gleiche. „Weißt du, was ein großer griechischer orator damals sagte? Der Mensch ist nur wirklich groß, wenn er aus Leidenschaft handelt. Ich bin mir nicht sicher, welche Art der Leidenschaft er gemeint hat, aber ich könnte mir vorstellen, dass es doppeldeutig war und er auch solche Situationen wie diese gemeint hat. Du bedeutest mir viel, Deandra, ich möchte, dass du das weißt. Es fällt mir so unendlich schwer, nicht in meinem und damit gegen deinen Willen zu handeln... Wieder verstummte ich, denn meine Brust hatte ihre Haut berührt, die Sinne Blut geleckt und es prickelte erneut. Ich senkte den Kopf und legte ihn auf Deandras Schulter, ließ mich gehen und zeitgleich meine Hand über die weiche Haut ihres Oberarms hinunter ins Wasser gleiten. Ich suchte ihre Hand, fand sie bald und führte sie an meine Hüfte. Tief sog ich die Luft ein, hatte die Augen inzwischen geschlossen. Ihre Hand ließ ich los, führte meine dafür an ihren Bauch und von dort aus langsam, aber stetig abwärts. Mein Ziel lag verborgen und gut geschützt, aber dennoch leicht erreichbar für jeden forschen Finger, der wusste, wonach er zu suchen hatte. Sanft berührte ich das Objekt der Begierde, wenn ich schon nicht das haben konnte, wonach sich jede Faser meines Körpers sehnte. Zeige- und Mittelfinger bogen sich von selbst und fanden den Weg, glitten sacht und langsam in andere Gefilde vor und schienen mit mir selbst nichts mehr zu tun zu haben. Interessiert betrachtete ich Deandra nun wieder, der Ausdruck auf meinen Zügen spiegelte jedoch wider, wie sehr mir diese Art der Liebkosung gefiel.


    *Aglaia

  • Der gefühllose Zustand löste sich auch dann nicht auf, als Marc seine Stirn auf meine Schulter lehnte – eine Geste, die mich sonst immer anrührte. Ich schaute über seine Schulter hinweg auf eines der Mosaike an der Wand, das mir zwar gefiel, dem ich aber derzeit keine weitere Beachtung schenkte. Meine Gedanken kreisten um die Situation, um Marc, und obwohl ich sein Argument durchaus nachvollziehen konnte, dass ja ohnehin er es war, der mir die Jungfräulichkeit nehmen würde, egal zu welchem Zeitpunkt, löste sich die Verkrampfung in mir nicht auf.
    Was war es also, das mich erschreckt hatte? Sein Verhalten? Nein, nicht wirklich. Es war schön gewesen, ihn voller Begehren zu erleben. Vielleicht die kategorische Ablehnung eines geschmälerten Genusses? Diese Form von Rücksichtslosigkeit kannte ich von ihm nicht. Betrachtete man sein Argument, konnte das aber wiederum auch nicht der Hauptgrund sein … mal abgesehen davon, dass es mir ja ähnlich wie ihm ging. War es die Ungewissheit, wie er weiter damit umgehen würde? Zum Grübeln blieb wieder keine Zeit, denn seine Hände zwangen mich, ihn anzublicken, was ich dann auch mit stetig wachsendem Augenausdruck tat, je länger er sprach.


    Ich fragte mich, ob und wenn ja, wie ich auf solche Worte reagieren sollte. Wobei es weniger die Worte, sondern vielmehr die Sprechweise und der Gesichtsausdruck waren, die mir ein gewisses Unwohlsein vermittelten. Noch immer verblüfft und sicherlich auch nicht bis ins letzte Detail durchdacht, rutschte mir dann eine Bemerkung heraus.


    „Ich lege keinen besonderen Wert auf große Feiern. Wenn es nach mir ginge, würde ich ohnehin nicht zweimal feiern wollen.“ Aber eigentlich war das ja nicht das aktuelle Thema. Ich seufzte und sah mich von einer neuerlichen Reaktion Marcs überrascht, als er so plötzlich fortstrebte.
    War mein Blick bisher an Belanglosem haften geblieben, so zog ihn sein Rücken fortan magisch an, und weil die Gedanken um seine möglichen Entscheidungen kreisten, die mich sogar kurz an Camryn denken ließen, was er zum Glück nicht wusste, entkrampfte sich unbemerkt mein Zustand. Ich war abgelenkt, fühlte sogar Sorge aufsteigen, meine Stirn runzelte sich, als er lange unter Wasser blieb. Spätestens jedoch als er zurückkehrte, war die Beklemmung von eben fort. Fraglich war nur, was er sagen oder tun würde. Ich sah ihm gespannt, aber durchaus auch zurückhaltend entgegen.


    Die Skepsis war unberechtigt. Vielmehr überraschten mich bereits seine einführenden Worte, denn nach dem Verhalten vorhin hatte ich mit vielem, aber bestimmt nicht mit einer Entschuldigung und gar noch einer liebevollen Betitelung gerechnet. Damit brach das Eis vollends. Die neue Anrede löste ein Lächeln aus und ließ den Wunsch nach Nähe, nach seiner Haut wieder aufkommen, der schon restlos verschüttet schien. Ich musste ihn einfach umarmen, mich an ihn schmiegen, die Augen schließen, die Stirn anlehnen, nur noch fühlen und ihm einen langen Kuss geben, der in vielen kleineren auslief. War es die Wange, der Ohransatz, eine Stelle am Hals, die ich traf? Vielleicht auch von jedem etwas, es spielte keine Rolle.


    „Ich verstehe sehr gut, dass es dir schwer fällt. Und wenn ich ehrlich bin, hat das für mich ja auch etwas Schönes. Ich würde es gar nicht anders wollen.“ Ich lächelte vor mich hin und dachte: ‚Wäre dem nicht so, würde ich das noch viel trauriger finden, als deine Bedrängnis vorhin.’


    Er schien versunken, als sein Kopf auf meiner Schulter ruhte. Dieses Mal verfehlte die Geste ihre Wirkung nicht: Mein Herz stand wieder für ihn und seine Wünsche offen. Die Nerven waren erneut sensibilisiert, nahmen sein aufkeimendes Verlangen wahr, leiteten es als Botschaft an meine Seele und meinen Körper weiter, die gleichermaßen reagierten. Die Aufmerksamkeit bezüglich seiner Signale wuchs, die Bereitschaft für ein Entgegenkommen stieg, ich wurde empfänglich für das sanfte Pulsen, das meine Haut traf, sich zu streuenden Schauern ausbreitete und die ohnehin gereizte Region unter Wasser erneut aufwühlte. Alle Sinne darauf gerichtet, wohin er meine Hand führen würde, löste die wahrgenommene Nähe dieser begehrenswerten Stelle und nicht zuletzt sein tiefes Einatmen, mehrere Lawinen an rieselnden Hautempfindungen aus, die allesamt die Körpermitte als Ziel anvisierten, und bei deren Eintreffen sich unwillkürlich ein Ton der Lust von den Lippen löste. Atmen fiel fortan wieder schwer, vor allem als meine Hand den Weg allein weiter beschritt, bald darauf ihr Ziel fand, es umschloss und in seiner Vollkommenheit ertastete.


    Nie hätte ich gedacht, dass mich etwas von diesen Wahrnehmungen ablenken könnte, aber Marcs Hand schaffte das. Es zog sie genau dorthin, wo derzeit eigentlich keine Reizung von außen auftreffen durfte, weil bereits die inneren Vorgänge kaum zu verarbeiten waren, wenn ich nicht Gefahr laufen wollte, den sicheren Halt der Beine oder am Ende den Verstand zu verlieren. Vielleicht waren meine Empfindungen ja normal, aber weil ich sie in diesem Maße nicht kannte, zudem nicht wusste, welche Intensität überhaupt zu ertragen war, tat die Ungewissheit ihr Übriges, um den Herzschlag auf Hochtouren zu bringen. Sämtliche winzigen Härchen von den Schultern angefangen bis zu den Knöcheln standen mir ab, als seine Finger eindrangen. Atmen fiel jetzt nicht mehr nur schwer, es ging auch nicht mehr leise. Und jetzt war ich es, die mit der Stirn Halt an seiner Schulter suchte.

  • Es war mir zwar ein Rätsel, was Deandra damit meinte, zweimal feiern zu müssen, doch ich stellte dennoch keine entsprechende Frage, um nicht den Moment erneut zu zerstören. Doch wollte ich die Frage in Hinterkopf bewahren und sie später stellen. In einem unbedachten Moment hatte ein Kosename sich Bahn gebrochen, der mir gefiel und ihr wohl auch, da er ein Lächeln auslöste und eine äußerst angenehme Reaktion noch dazu. Das verschwunden geglaubte Verlangen keimte wieder auf, als ich ihre Worte vernahm und den Kuss auf meinem Hals spürte. Ihr warmer Körper war dem meinen zum Greifen nahe, ich würde mir nur nehmen müssen, was ich begehrte... Doch damit würde ich alles zerstören, und das nur, weil ich mich nach anschmiegsamer Enge und peitschender Leidenschaft sehnte. Nein, das war es nicht wert, ich musste eben auf dieses bestimmte Gefühl verzichten, so unsagbar schwer es mir auch fiel. Aber leer ausgehen würde ich immerhin nicht, und zusätzlich machte ich Deandra darauf aufmerksam, was sie verpasste. Ein schwacher Trost zwar, aber immerhin.


    Was die Momente der sichtbaren Schwäche meinerseits bei ihr auslösten, die entstanden, als ich meine Stirn auf ihrer Schulter bettete, wusste ich nicht, doch ich spürte sehr wohl eine Veränderung in ihrem Verhalten und auch in der Körperhaltung. War sie eben noch leicht steif in ihrer Haltung gewesen, so schien Deandra nun geschmeidig und erneut zärtlich zu sein, und das gefiel mir.
    Ich nahm mir vor, mir diese Reaktion auf mein Verhalten zu merken, denn - so profan und egoistisch es sich anhören mochte - sie konnten mir Vorteile einbringen. Der Seufzer ihrerseits ließ meine Haut prickeln. Einmal mehr hasste ich die jeden erotischen Gedanken im Keim erstickenden, verflixten Sitten, die sie unbedingt befolgten wollte, doch dann gab ich mich der Gegebenheit hin und dachte nicht weiter darüber nach. Abermals ward der Verstand zurückgedrängt, die Lust wurde größer und ließ mich Deandra gleichsam antworten mit einem wohligen Seufzer. Ihr Berührungen trugen dazu bei, und auch dazu, dass ich den Oberkörper leicht zurück bog, die Augen schloss und sie eine Weile gewähren ließ, ohne meinerseits mit entsprechenden Bewegungen zu reagieren. Die Pulsfrequenz stieg stetig an, ebenso wie die des Atems.


    Erst einen kurzen Moment später widmete ich mich wieder der Mission, Deandra einen kleinen Vorgeschmack dessen, was sie verpasste, zu bescheren. Ich grinste kurz, als ich ihre Schwäche bemerkte, dachte jedoch nicht im Traum daran, nun aufzuhören und es dabei zu belassen, sondern förderte die Finger erneut zu Tage, berührte Verborgenes in Form eines Tropfens und befasste mich einen Augenblick mit eben jenem Tropfen, der ihr Verlangen vollends entfachen würde, wie ich mir erhoffte. Mit der anderen Hand griff ich an ihren Hinterkopf, stützte sie sinnloserweise, während sie den Kopf an meine Brust gebettet hatte. Nurmehr sie befand sich in meinem Kopf, nichts anderes mehr, keine anderen Wahrnehmungen fanden ihren Weg in meinen Geist. Ich sehnte mich so sehr nach der süßen Umarmung enger Feuchte, oder zumindest der Illusion dessen, konnte es kaum mehr erwarten und wollte zugleich meine Finger nicht von Deandra lassen. Ein Zwiespalt, wie ich schnell merkte, also ließ ich ihr Haar fahren und angelte stattdessen nach ihrer leblos verharrenden, umschließenden Hand, führte sie für einen kurzen Moment und ließ sie dann los, in der Hoffnung, sie wüsste, was ich wollte.

  • Hätte jemals meine Mutter mit mir darüber gesprochen, wie sich die Finger eines Mannes anfühlen, wenn sie in den geschützten Raum zwischen den Beinen eindringen, mir wäre dennoch nicht klar gewesen, welche Empfindungen sie auslösen konnten, und er benutzte gleich zwei. Zwei!
    Um dem Gefühlsansturm standzuhalten, hielt ich mich bei ihm fest, merkte jedoch erst nach dem Abflauen, dass nur eine der Hände an unbedenklicher Stelle, nämlich in seinem Nacken, lag. Mit der anderen hielt ich ihn ja umschlossen. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, das beständig wuchs und obwohl es geplanter Maßen lautlos bleiben sollte, ließ sich ein leichtes Beben des Brustkorbs nicht vermeiden. Zu Schaden konnte er bei der Action jedoch nicht gekommen sein, aber was er wohl dachte, als sich der Druck spürbar vergrößert hatte? Ich wollte es lieber nicht wissen. Vielleicht würde er sich ja merken, dass ich an dieser Stelle hochsensibel war, sensibler noch als in den nachfolgenden Regionen, die er bedauerlicher Weise bald danach aufsuchte. Oder war es eine Reaktion auf mein Verhalten? Weil meine Empfindungen auch über die Hand spürbar waren? Zeit zum Nachdenken blieb nicht und das war auch gut so, denn das viele bewusste Denken und Wahrnehmen störte mich langsam, war aber wohl in den Anfängen nicht zu vermeiden, denn alles war Neuland.


    Weil die Empfindungen nachließen, hob ich den Kopf und suchte seinen Blick. Nein, mir gefiel sein Rückzug aus jenem Gebiet keineswegs. Zudem fragte ich mich, was er denn außerhalb ergründen wollte. Die Antwort kam prompt. Meine Augen vergrößerten sich und die Lippen öffneten sich unwillkürlich, als er eine Stelle fand, von deren Existenz ich bisher nichts ahnte, allerdings - so zielstrebig wie er vorging, musste sie ihm bestens bekannt sein. Die erste Berührung ließ mich zusammenfahren, die Körperkontrolle schien verloren zu sein. Eine süße Hilflosigkeit ließ mich erneut bei ihm anlehnen; seine Hand, mit der er den Kopf schützend hielt, vermittelte Sicherheit. Aber vor was? Vor den eigenen Körperreaktionen? Vor der Ungewissheit, welche Steigerung noch möglich war? Vielleicht auch vor dem Versagen der Beine? Fragen, die keine Antwort fanden.


    Der in schneller Folge ausgestoßene Atem fand an seiner Schulter wenig Raum, um fortzugleiten, was den Sauerstoffgehalt der neu geatmeten Luft herabsetzte und mich bald dazu veranlasste, den Kopf zu heben und die ohnehin sauerstoffarme, wasserträchtige Luft hastig zu inhalieren.
    Sein Ertasten währte nur Momente, aber ich spürte schnell, dass im Gegensatz zu den Liebkosungen in meinem Innern, eine wiederholte Berührung an dieser Stelle durchaus umschlagen konnte. Mein Blick bereitete ihn darauf vor, dass nun ich ihm etwas zeigen wollte. Ich strich an seinem Arm hinab, mein Zeigefinger legte sich auf seinen und ich führte ihn eine Nuance seitlich, sodass eine der dort befindlichen Lippen nun als Schutz zwischen dieser empfindlichen Stelle und seiner Fingerkuppe lag. Ein Lächeln zeigte die deutlich verbesserte Situation an.
    Es verstärkte sich, als er meine andere Hand umschloss und sie in einem mir inzwischen bekanntem Rhythmus bewegte. Hier musste ich nicht mehr denken, analysieren und abspeichern, diese Erlebnisse waren längst verinnerlicht. Ich schloss die Augen, und nachdem sich die Sinneseindrücke hauptsächlich auf das Ertasten beschränkten, spürte ich überdeutlich seine Form, dass es eine Kuppe gab, die – wenn man über deren Rand hinweg fuhr – Reaktionen bei ihm hervorriefen. Es reizte mich unsagbar, vor allem dieses herauszufordern.


    So ausgeliefert ich mich im Moment seiner Erforschung meiner bisher unberührten Zonen auch fühlte, mir entging nicht, dass auch ich ihn im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand hatte. Sexualität zwischen zwei Menschen hatte demnach auch etwas mit Macht zu tun: Man begab sich vertrauensvoll in die Hand des anderen und im nächsten Moment konnte man den Partner mit den kleinen Finger führen. Gleich einem Schwamm sog ich all diese Erfahrungen auf, speicherte sie auf das sorgfältigste ab und suchte sie sogar durch offensives Austesten zu vervollkommnen.


    Eines verstand ich nur bislang noch immer nicht: Wieso zogen ganze Armeen imaginärer Krabbeltieren durch mein Inneres, um in einem finalem Schwung in der Körpermitte zu landen, mir den Atem und der Beine Standhaftigkeit zu nehmen, und ein Zittern des Körpers auszulösen, wenn ich ihn reizte? Er war doch der Empfangende und nicht ich. Und doch, wenn er in meiner Hand lag, sorgte das für mehr Aufregung als jede Berührung von ihm, gab das mehr Erfüllung als sein Streichen über sensible Regionen. Und ob es wohl normal war, dass sein Lustempfinden mir Hitzewellen durch den Körper trieb?


    Mir schoss durch den Kopf, dass ich den Genuss für mich noch steigern konnte. Hier im Bad war es hell, anders als in meinem Cubiculum. Und ich war soo neugierig auf seinen Anblick, den Erguss, einfach alles. Das Lächeln war nicht zu unterdrücken und meine Augen blitzten in Vorfreude, als ich seinen Blick suchte.


    „Das Wasser verbirgt so viel“, flüsterte ich mit ungewohnt belegter Stimme. Hoffentlich verstand er, aber wenn nicht, würde ich schon deutlich machen, was ich mir wünschte.

  • Meine Brust bebte, ich konnte kaum mehr klar denken, kaum mehr richtig atmen, so sehr zog mich Deandra in ihren weiblichen Bann. "Wasser vermag viel mehr, als nur Dinge zu verbergen", raunte ich zurück und nahm mir vor, ihr zu zeigen, was ich mit der Anspielung auf die Fähigkeit des Wassers meinte, alles mit Leichtigkeit zu umschließen und zu umspielen.



    Es hatte beileibe nicht lang gedauert, bis sich die angestaute Energie von mehreren Wochen der Reise entladen hatte. Inzwischen lag ich entspannt und mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt auf dem Rücken, der Beckenrand gab mir Halt, während der Körper träge im Wasser trieb. Ich seufzte zufrieden.


    "Weißt du eigentlich, dass du es mir nicht leicht machst, Aglaia mea? In einem Moment zerreißt es mein Inneres nach deiner Nähe, im nächsten würde ich am liebsten so viel raum zwischen dich und mich bringen, wie es nur irgendwie möglich ist. Das ist seltsam. Meine Entscheidung bereue ich allerdings nicht. Was bedaure, ist der Umstand, dir noch kein passendes Geschenk übergeben zu haben. Aber sei versichert, dass sich das in den nächsten Tagen ändern wird", sagte ich und schloss mit voller Absicht und breit grinsend die Augen. Sie war sicherlich neugierig, aber damit stachelte ich ihre Neugier nur noch mehr an, das wusste ich. Mit zufrieden zur Schau gestellter Miene seufzte ich noch einmal, als die Tür auf ging und ein Sklave herein kam. "Ähm...Herrin, die...die Kleidertruhen, in welches Zimmer?" Sein Glück, dass er den Blick gesenkt hielt. Es war zwar durchaus üblich, dass Sklaven sogar beim Akt anwesend waren, aber bei Deandra hatte ich eine durchaus eifersüchtige Einstellung.

  • Ich fragte mich, woraus die eigene Zufriedenheit resultierte, wenn der andere den Entspannungszustand erreichte. Diese Frage stellte ich mir nicht zum ersten Mal, und wieder war sie mit der Tatsache gepaart, dass ich selbst im Gefühlsstrudel verblieb, der die Sehnsucht in großen Dimensionen hielt, der das Herz weiterhin hoch schlagen und das Blut pulsen ließ. Ich seufzte bedauernd.


    Allerdings nahm ich nicht alles ergeben hin, denn der derzeit – wenn auch eingeschränkt – möglichen Befriedigung meiner Bedürfnisse war eine vorschnelle Lösung der innigen Umarmung abträglich. Ich brauchte dieses Nachklingen – keine Küsse, keine Liebkosungen, sondern einfach nur ausharren und den Empfindungen nachsinnen. Eine Hand an seinem Po, die andere um die Taille geschlungen, erzeugte ich Gegendruck, wenn er vorzeitig fortstreben wollte. Der Erhalt der Körpernähe war ein dringliches Bedürfnis, von dem ich erst nach langen Minuten gewillt war abzurücken.


    Die Kunst, Zufriedenheit mit dem Leben zu erreichen, bestand für mich darin, einerseits niemals auf irgendetwas dringlich Benötigtes zu verzichten und mich andererseits aber auch nie in eine Abwartehaltung zu begeben. Ich stellte mir stets die Frage: Was brauche ich unbedingt? All jenes holte ich mir ohne Zurückhaltung und ohne falsche Scham, denn darauf zu warten verursachte Mangelzustände, die schwer zu ertragen waren.
    Vieles im Leben fiel jedoch nicht in die Kategorie „dringlich benötigt“, auch wenn es angenehme Dinge, vielleicht sogar übliche waren. Es machte keinen Sinn, Gedanken an noch nicht Erhaltenes zu verschwenden, denn gleichgültig was man ersehnte, es traf ja in aller Regel nicht dann ein, wenn die Erwatung einsetze. Demnach war es in meinen Augen töricht, Geschenke, Entscheidungen, Handlungen oder sonst was zu erwarten. ‚Nimm dir, was du dringend brauchst, und ansonsten empfange, was dir freiwillig gegeben wird.’ Ich lächelte, weil mir diese Grundhaltung eine größtmögliche Zufriedenheit garantierte.


    In diese Gedanken drangen Marcs Worte. Ich fragte mich, warum er wohl viel Raum zwischen uns bringen wollte. Ihm ging es doch augenscheinlich gut oder täuschte der Eindruck?


    „Warum wünschst du dir Abstand? Ich verstehe das nicht“, gab ich mit erhobenen Brauen zu, musste aber bald wegen der nachfolgenden Ankündigung lächeln. Da wartete also eine Überraschung auf mich, die – weil ich an eine solche Gabe bisher keinen Gedanken verschwendet hatte – mein Gesicht erhellte.


    „Ein Geschenk?“ Die Augen fingen zu strahlen an. „Ich bin sehr gespannt, was es sein wird.“


    Schließlich drängten sich aber wieder die körperlichen Sehnsüchte in den Vordergrund. Ich ließ mich in das Wasser gleiten und schwamm dem Ausstieg des Beckens entgegen. Was blieb mir auch übrig? Er konnte mir nicht helfen, mit der angesammelten Erregung umzugehen. Den Sklaven würdigte ich keines Blickes, stattdessen befahl ich ihm, Penula holen zu gehen.
    Bis die Sklavin eintraf, setzte ich mich an den Beckenrand, zog die Beine an, stützte die Arme hinter dem Rücken auf, beugte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Der Atem ging noch immer nicht vollends ruhig, ich verspürte eine gewisse Unruhe, fast konnte man sie als leichte Gereiztheit bezeichnen.
    ‚Nicht gut’, dachte ich. ‚Das war doch beim ersten Mal auch nicht der Fall gewesen.’


    Bald darauf öffnete sich die Badtür und die Sklavin trat ein. Sie näherte sich leise, jede Anweisung erübrigte sich, denn ich ließ mich stets nach jedem Bad mit Olivenöl einreiben.
    Ich umschlang die Beine und beugte mich nach vorn. Alsbald spürte ich Penulas Hände, die angenehm wie immer waren. Sie strichen vom Nacken über die Schultern und anschließend bis zu den Lenden. Mit geschlossenen Augen genoss ich die Behandlung, bis ich die Meinung vertrat, dass der Rücken ausreichend versorgt war. Ich nahm die ursprüngliche Position mit hinten abgestützten Armen ein und ließ sie weiter gewähren. Bei der Berührung der Brüste atmete ich unwillkürlich tief ein. Die Gedanken wanderten zu Marc zurück, ließen die Hitze zurückkehren und beschleunigten den Atem. Dass die Sklavin meiner Reaktion entsprechend agierte und die Versorgung dieser Hautpartie ungewöhnlich lange ausdehnte, bemerkte ich erst, als ich in die Wirklichkeit zurückkehrte. Mit gerunzelter Stirn und einem warnenden Blick durch leicht geöffnete Lider wies ich Penula zurecht.

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