• Die Tür des cubiculum flog auf, donnerte gegen die Wand und verschonte glücklicherweise das sorgfältig angebrachte Wandmosaik. Ich stapfte durch den Raum, zog mit einem energischen Ruck den Staubschutz vom breiten Bett des hellen und freundlichen Raumes, der mir aber kalt und lieblos vorkam. Das Bett knarzte, als ich mich darauf fallen ließ. Für die exquisite Einrichtung hatte ich derzeitig keinen Blick übrig, lediglich Groll, andauernde Müdigkeit und die Kapitulation vor Dingen, die ich nicht zu ändern im Stande war, erfüllte mich. Ich schloss die Augen, um den Schmerz in meinem Kopf zumindest etwas zu mildern. Dass die Tür zu diesem Zimmer offen stand und das Bett nicht ordentlich aufgeschüttelt war, war mir ebenso herzlich egal wie es die abgestandene Luft hier drinnen war. Ich dachte an Deandra. Eigentlich dachte ich nur noch an Deandra, seitdem wir diesen dämlichen Streit bei einer Rast gehabt hatten und versuchten, normal miteinander umzugehen, obwohl das wenigste normal war. Ich mied sie, sie mied mich, aber doch respektierten wir einander und waren freundlich. Komische Mischung, aber sie half irgendwie doch, die Situation zu meistern, auch wenn ich nicht wirklich wusste, wie wir da wieder herauskommen sollten. Sie hatte mich verletzt, kurz darauf entschuldigt. Ich hatte das Gefühl, dass ich an der Reihe war, etwas zu sagen oder zu handeln, damit diese ganze Angelegenheit aus der Welt war, nur konnte ich nichts weiter tun als wie ein Außenstehender zuschauen. Ob sich das jemals ändern würde und welche Konsequenzen das alles hatte, konnte ich nicht wissen, ja nicht einmal abschätzen. Entnervt wünschte ich mir jemanden herbei, mit dem ich reden konnte. Da fiel es mir siedendheiß ein und ich öffnete die Augen. "Helena!" rief ich, vermutlich zu herrisch, der offenstehenden Tür zu und wartete.

  • Als Helena endlich aus der Kutsche steigen konnte hatte sie anfangs das Gefühl, sie wäre vollkommen steif. Die Stimmung während der letzten Tage war irgendwie komisch gewesen. Von dem Geschrei des Kindes mal abgesehen. Es hatte nur wenige Gespräche gegeben, so dass Helena das Gefühl bekam, dass zwischen Marcus und Deandra etwas vorgefallen war, was sie nicht mitbekommen hatte. Anfangs versuchte sie noch ein Gespräch in Gang zu bringen, gab das aber später auf. Auch deswegen war sie unheimlich froh diese beengte Atmosphäre endlich verlasse zu können. Noch vom Fenster der Kutsche aus musterte sie die Villa, vor der sie kurze Zeit später anhielten. Sie war nicht mit der Villa ihrer Familie in Mantua zu vergleichen, aber sie hatte es sich schlimmer vorgestellt. Nachdem sie aus der Kutsche gestiegen war streckte sie sich etwas undamenhaft, was aber nicht weiter auffiel, denn die anderen waren schon auf dem Weg zum Haus. Helena blieb ein Stück zurück und sortierte erstmal die Falten ihrer Tunika, die durch das Sitzen etwas gelitten hatten.


    Als sie wieder hochsah verschwand Marcus gerade im Haus und auch von Deandra war nur noch der Zipfel ihrer Tunkia zu sehen. Helena seufzte und zuckte dann mit den Schultern. Irgendwie hatte sie sich ihre Ankunft in Germanien anders vorgestellt. Vielleicht eine Führung durch die Villa, die ja in nächster Zeit ihr zu Hause sein sollte. Oder aber eine kleine Erfrischung, von einigen Sklaven gereicht. So aber blieb ihr nichts anderes übrig, als alleine in das Haus zu gehen und sich umzusehen. Die Sklaven waren schon dabei das Gepäck abzuladen und Helena beobachtete sie eine Weile, bis sie sicher war, dass mit ihren Truhen alles in Ordnung war. Erst dann stieg sie die Stufen zur Villa hoch und trat ein. Man hatte dafür gesorgt, dass das Innere des Hauses für ihre Ankuft vorbereitet war. Helena sah sich neugierig um und wurde dabei fast von Marcus umgerannt. Sie machte einen erschrockenen Schritt zur Seite, aber bevor sie fragen konnte was los war, war er schon wieder verschwunden. Helena schüttelte leicht verärgert den Kopf und sah sich dann weiter um. Der Gesichtsausdruck, den Marcus zur Schau getragenhatte reichte aus um ihm nicht zu folgen.


    Sie war gerade im Atrium angekommen, als sie plötzlich seine Stimme hörte, sie recht herrisch nach ihr rief. Helena blieb stehen und drehte sich in die Richtung aus der der Ruf gekommen war. Was war denn bloß los hier? Fast könnte man meinen, sie hätte etwas angestellt, zumindest ließ sein Tonfall das vermuten, doch sie war sich keiner Schuld bewusst. Da man einen gereizten Stier nicht warten lassen sollte suchte Helena schließlich das Zimmer, in dem Marcus war. Das war gar nicht so einfach, denn da noch niemand die Zimmer eingeteilt hatte, konnte er eigentlich überall stecken. Nach ein paar Minuten aber fand sie ein Zimmer, dessen Tür offen stand. Helena fuhr sich einmal kurz durch die Haare und befeuchtete ihre Lippen, bevor sie eintrat. Marcus saß auf einem Bett und sah alles andere als glücklich aus. Helena runzelte die Stirn und tart ein Stück näher, bevor sie kurz vor ihm stehen blieb und sich leicht verbeugte. Ihre Stimme hatte einen Unterton von Spott als sie sprach, aber Marcus konnte auch einen Hauch Sorge heraushören.


    "Du hast nach mir gerufen?"

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Ich hörte leichte Schritte sich nähern, dann brach das Geräusch kurz ab und kurz darauf trat Helena ein. Sie wirkte nicht annähernd so verstaubt wie wir anderen, befand ich. Allein vom Anblick meiner Cousine und mit dem sich in Aussicht befindlichen Gespräch hob sich meine Laune etwas. Wir hätten anders ankommen sollen hier, gesitteter, gespannter, fröhlicher. Ja, vor allem fröhlicher. Als sie sich vor mir verbeugte, faltete ich die Arme unter dem Kopf und kreuzte die Beine, so sah ich sie an.


    "Du hast vergessen, 'Herr' anzuhängen. Ich seh es dir nach. Nimm dir einen Stuhl oder setz dich neben mich, wie du möchtest. Aber bitte mach zuvor noch die Tür zu", sagte ich lediglich matt und deutete auf die porta. Mit den Augen folgte ich Helenas Bewegungen und versuchte, den Moment abzupassen, an dem sie mir zuhören würde, ohne anderweitige Bewegungen ausführen zu müssen. Als der Augenblick kam, ergriff ich ihre Hand. "Früher warst du anders, weißt du? Ich habe dich nicht ausstehen können. Du warst eine kleine Petze, die andere ausgenutzt hat, um selbst besser dazustehen. Seitdem du aber aus hispania zurückgekehrt bist, habe ich eine Dame vor mir. Das gasrtige Gör ist in Tarraco geblieben. Das gefällt mir", begann ich und drückte Helenas Hand kurz zum Zeichen meiner Zuneigung. Sie wurde mehr und mehr wie eine kleine Schwester für mich. Eine Schwester, wie Deandra noch vor einem Jahr gewesen war. Ich seufzte tief und hatte plötzlich das Bedürfnis nach Nähe, zeigte es aber nicht.


    "Ich möchte wissen, was sich eine Frau von einem Mann wünscht, wenn sie ihn mit scharfen Worten verletzt und sich darauf entschuldigt hat, Helena. Was würdest du erwarten? ich bin niemand, der leichtfertig vergibt, wenn nicht über das Problem gesprochen und es ordentlich dargelegt wird." Ich sah auf und grinste kurz schelmisch, wenngleich die Augen nicht mitlachten. "Und ich bin auch keine Frau, sonst wüsste ich vermutlich, was Deandra nun von mir erwartet. Ich meine: Soll ich hingehen und sie zur Rede stellen? Oder soll ich sie einfach in den Arm nehmen und ihr sagen, dass sich nichts verändert hat? So ist das doch kein Zustand, wie es jetzt ist", erklärte ich und unterstrich meine Worte mit händischen Gesten. Nachdenklich schwieg ich und betrachtete das Mosaik an der Wand. Es zeigte ein pompöses Segelschiff aus vielerlei bläulichen Steinchen, vor dem sich neptunus aufgebaut hatte und es in die Knie zwang. Kein Mosaik für ein Kinderzimmer, denn es hatte durchaus etwas sehr Dramatisches an sich. Ich riss den Blick los und sah nun wieder Helena an. "Vielleicht sollten wir aber auch erst jeder ein Bad nehmen, etwas essen und schlafen. Eventuell sieht es morgen ja ganz anders aus", wich ich aus.

  • Marcus ging auf ihren kleinen Scherz nur halbherzig ein, was ein erneutes Stirnrunzeln bei Helena hervorrief. Zumindest aber schien seine schlechte Laune nicht direkt etwas mit ihr zu tun zu haben. Sie drehte sich noch einmal um, um seine Bitte zu erfüllen und schloß die Tür. Worüber auch immer Marcus reden wollte, es schien nicht für die Ohren Dritter bestimmt zu sein. Wollte er vielleicht...? Aber nein, das war unmöglich. Helena schüttelte kurz den Kopf und überlegte dann, wo sie sich hinsetzten sollte. Schließlich entschied sie sich dafür, neben ihm auf dem Bett Platz zu nehmen. Immerhin hatte er ihr das ja angeboten. Was dann allerdings passierte ließ Helenas Herz für einen Schlag aussetzten. Marcus nahm ihre Hand und teilte ihr mit, dass sie ihm gefiel. Zumindest indirekt. Aber das war ihr in diesem Moment egal. Helena hoffte, dass man ihre Gefühle nicht auf ihrem Gesicht ablesen konnte. Um das zu verhindern senkte sie die Augen und starrte auf eine Falte ihrer Tunika. Dieses Kribbeln in ihrer Magengegend war wieder da, diesmal aber um einiges stärker. Sie wusste überhaupt nicht, wie sie reagieren sollte. Sollte sie ihm sagen, was sie empfand? Vielleicht war das der richtige Zeitpunkt.


    Noch bevor sie sich entschieden hatte sprach Marcus allerdings schon weiter. Seine nächsten Worte sorgten dafür, dass der kleine Traum den sie gerade gehabt hatte wie eine Seifenblase zerplatze und ein sehr ungutes Gefühl hinterließ. Das Kribbeln wandelte sich in einen stechenden Schmerz und Helena musste all ihre Willenskraft aufbringen um nicht die Lippen zu verziehen. Marcus hatte Probleme mit Deandra und wollte jetzt ihre Meinung dazu hören! Am Liebsten wäre Helena aufgesprungen und gegangen, aber das wäre zu auffällig gewesen. Sie hätte sich beinahe völlig blamiert und das musste sie jetzt nicht nachholen. Zudem waren die Fragen, die er ihr stellte gar nicht so einfach zu beantworten. Es war ja nicht so, dass sie Ahnung von der Beziehung zwischen Mann und Frau hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie sich ihrer Stimme wieder sicher war. Trotzdem wusste sie nicht wirklich, was sie sagen sollte. Marcus war unglücklich, das war deutlich zu sehen, aber sie wollte ihm nicht helfen! Nicht in dieser Sache! Allerdings erwartete er eine Antwort und zwar jetzt.


    "Es tut mit leid, dass du und Deandra Probleme habt."


    Noch immer sah sie ihn nicht an, deswegen kam ihr diese Lüge auch leichter von den Lippen. Es würde aber wahrscheinlich komisch aussehen, wenn sie die ganze Zeit auf ihre Oberschenkel starrte, so dass sie nach einer kurzen Pause dann doch den Kopf hob und Marcus in die Augen sah. Seinen Vorschlag mit dem Bad überhörte sie absichtlich. Lieber wollte sie es sofort hinter sich bringen und nicht jederzeit darauf gefasst sein müssen, dass er dieses Thema nochmal ansprach.


    "Ich weiß nicht, warum ihr euch gestritten habt. Natürlich ist mir aufgefallen, dass euer Umgang miteinander seit dem Zwischenfall mit der Geburt ein wenig...abgekühlt ist. Da ich den Grund eures Problems nicht kenne ist es schwer auf deine Frage eine Antwort zu geben. Zumal müsstest du ja eigentlich wissen, dass ich keine Erfahrung mit Männern habe, was das ganze noch schwieriger macht. Aber ich werde trotzdem versuchen dir zu helfen, soweit es in meiner Macht steht. Ihr zu sagen, dass sich nichts geändert hat wäre gelogen, denn immerhin machst du dir Gedanken und das müsstest du nicht, wenn alles in Ordnung wäre. Deandra hat sich bei dir entschuldigt, aber was immer sie auch gesagt hat, es muss dich sehr verletzt haben. Diese Entschuldigung hat also nicht ausgereicht. Wahrscheinlich merkt sie genauso wie du, dass etwas zwischen euch steht. Ich kenne sie nicht gut genug um zu wissen, wie sie mit soetwas umgeht. Du könntest darauf warten, dass sie zu dir kommt. Wenn du aber nicht warten willst, dann musst du zu ihr gehen und ihr müsst darüber sprechen. Wie gesagt, ich war noch nie in so einer Situation. Wenn man jemanden wirklich liebt und man merkt, dass der andere immer noch verletzt ist, dann finde ich es normal, das man noch einmal das Gespräch sucht. Das ist aber nur meine Meinung. Deandra sieht das vielleicht anders."


    Helena verstummte, weil der Kloß in ihrem Hals nicht zuließ, dass sie noch mehr sagte. Nur mit Mühe schluckte sie ihn herunter und sah sich dann nach einem Krug mit Wasser um, aber sie konnte keinen finden. Man könnte doch meinen, dass die Zimmer vorbereitet waren, wenn die Herrschaften ankamen. Dieser Gedanke lenkte sie aber nur kurz von dem eigentlichen Geschehen ab. Erneut sah sie zu Marcus und das was sie in seinem Gesicht sah ließ ihr Herz weich werden. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie plötzliche ihre Hand hob und ihm sanft über die Wange strich. Genauso wie Deandra es getan hatte und genauso wie in der Kutsche. Nur diesmal war er wach und als sie regististrierte, was sie da gerade getan hatte nahm sie die Hand ruckartig wieder hinunter und wandte den Kopf ab. Ihre Wangen mussten glühen, zumindest fühlte es sich so an.


    "Entschuldige..."

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Ich ahnte nichts, rein gar nichts von all dem Aufruhr im Inneren meiner kleinen Cousine. Zumindest zunächst nicht. Mir fiel weder auf, dass sie nicht erbaut darüber schien, dass ich sie auserkoren hatte, mir Gehör zu schenken, noch, dass es ihr so unangenehm war, über Deandra zu reden, dass sie lieber geflüchtet als geblieben wäre. In dieser Hinsicht war ich wirklich ein Mann und wies Feingefühl und Gespür auf, das bedauerlicherweise gen null ging. Kein Wunder, ging es doch um mich selbst in dieser Situation, da war ich blind für alles andere, ob das nun die Schönheit des Raumes oder die Unwilligkeit Helenas war.


    "Ja, ich finde es auch nicht erbaulich, aber das ist nichts, was wir nicht in den Griff bekommen werden", stimmte ich ihr zu und nickte geflissentlich. Und es war ja auch so. Hätte ich nur im Ansatz gewusst, was derzeitig in Helena vorging, so hätte ich augenblicklich das Thema gewechselt und vom schönen Sonnenschein gesprochen, der mir indes allerdings trübe und staubig vorkam. Helena betonte zwar, dass sie mit ihren siebzehn Jahren rein gar nichts von Beziehungen wusste, aber gab dafür eine erstaunlich gute Antwort, wie ich fand. Sicherlich lag es den Frauen im Blut, so etwas zu wissen, vermutete ich. Nachdem ihre Worte im Raum verklungen waren, entstand eine Pause, die ich dazu nutzte, darüber nachzudenken, was genau ich eigentlich über Beziehungen wusste. Im Grunde nicht viel mehr als Helena, denn ich hatte niemals eine echte, treue Beziehung zu einer Frau gehabt. Da waren Nächte mit Frauen, deren Namen ich nicht einmal gewusst hatte, Vergnügungen mit Frauen wie - besonders in und kurz nach der griechischen Zeit - auch Männern, aber von Ernsthaftigkeit war niemals die Rede gewesen. Nie hatte man mir das Herz gebrochen, das war stets ich selbst gewesen, der andere Herzen auf dem Gewissen hatte. Sinnierend starrte ich das Mosaikenschiff an. Deandra war die erste Frau, bei der ich vorerst nicht Gelüste nach anderweitigen Vergnügungen verspürte. Das war seltsam und befremdlich, zugleich aber auch angenehm und verständlich. Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben und Helena zu antworten. Immer noch hielt ich ihre kleine Hand in meiner.


    "Es ging um Camryn, zumindest unter anderem. Ich war nie ein Kind von Traurigkeit, weißt du. Meine erste Erfahrung mit einer Frau habe ich sehr früh gemacht, und was soll ich sagen, ich habe Gefallen daran gefunden. Ich hatte viele Frauen. So viele, dass ich mich nicht einmal an all ihre Namen, geschweige denn die Gesichter, erinnern könnte. Seit ich Vesuvianus das Versprechen gab, Deandra als Jungfrau zu ehelichen, halte ich mich weitestgehend zurück. Camryn ist wütend und sich ihrer Stellung nicht bewusst, deswegen die Eskalation vor zwei Wochen. Und der Streit drehte sich um Camryn und, wie Deandra es sagte, all meine anderen im Imperium verstreuten Liebeleien. Jetzt siehst du auch mein Problem: Camryn mag eine nette Abwechslung sein, aber sie ist und bleibt eine Sklavin. Niemals könnte sie Deandras Stellung gefährden." Ich hielt inne und schüttelte den Kopf. "Sie hat sich entschuldigt, aber das wird wohl immer wieder erneut zur Debatte stehen, wenn sich ein Streit um eine Winzigkeit dreht. Denn wie könnte ich ihr Gewissheit geben, dass ich sie ehelichen und nicht hintergehen werde. Das ist eine verzwickte Sache. Du meinst also, ich sollte warten, bis sie von sich aus kommt? Immerhin hat sie meine Treue angezweifelt. Und ich war mehr als treu, denn Vergnügungen mit Sklaven sind nicht einmal als Seitensprung anzusehen. Es sind lediglich Dinge, die in Benutzung stehen, nichts weiter."


    Ich zuckte hilflos mit den Schultern, sah mich im Recht. Missmutig seufzte ich und starrte Helena an, die für einen kurzen Moment weg sah und dann wieder zurück schaute. Sie hob die Hand und fuhr mir über die Wange. Im ersten Moment perplex, starrte ich Helena mit halb offenem Mund an, dann fiel mir der Grund für diese Berührung ein: sie wollte mich trösten! So lächelte ich, milde gestimmt, und ergriff nun auch ihre andere Hand, gerade, als sie sich entschuldigte. "Du brauchst dich nicht entschuldigen. Das ist schon in Ordnung und tat wirklich ausgesprochen gut. Es ist schön, wenn die Familie hinter einem steht, Cousinchen."

  • Helena wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Marcus hatte ihre Geste vollkommen falsch verstanden. Zum einen war das natürlich ein glücklicher Umstand, denn sie wäre in arge Erklärungsnöte gekommen, wenn er sie nach dem wahren Grund dieser Berührung gefragt hätte. Zum anderen aber hätte sie sich fast gewünscht, dass er ihre Gefühle erkannte und vielleicht sogar das Gleiche für sie fühlte, aber davon war er weit entfernt. Cousinchen... Helen wiederholte dieses Wort in Gedanken mit einem geradezu ätzenden Tonfall. Ja, mehr war sie nicht für ihn und würde es wohl auch nie sein. Mittlerweile hatte Marcus auch ihre andere Hand ergriffen, so dass sie sich notgedrungen zu ihm wenden musste. Das Lächeln auf ihren Lippen war so ehrlich wie sie es im Moment zustande brachte, aber sie war sich sicher, dass er das leichte Zucken ihrer Mundwinkel noch nicht einmal mitbekommen würde.


    "Ich kann die Probleme nicht für dich lösen. Aber wenigstens kann ich dich trösten, auch wenn das wahrscheinlich nicht reichen wird."


    Helena drückte seine Hände kurz und sah dann wieder zur Seite. Seine Worte klangen noch in ihren Ohren. Wenn sie Marcus ein Jahr früher unter diesen Umständen begegnet wäre, dann wäre alles vielleicht anders gekommen. Immerhin hatte er ja selbst gesagt, dass er kein Kind von Traurigkeit gewesen war. Jetzt aber...er liebte Deandra und dagegen konnte sie wohl nichts tun. Auch wenn sie derzeit Probleme hatten, er machte sich Gedanken um eine Lösung, anstatt es einfach hinzunehmen. Das war ein deutliches Zeichen. Helena unterdrückte ein Seufzen und zwang das ungeute Gefühl in ihrer Magengegend dazu zu verschwinden. Es gelang ihr nicht vollständig. Zumindest aber war das Lächeln, dass sie Marcus nun schenkte wirklich echt.


    "Keine Frau hört gerne, dass es vor ihr schon anderer gegeben hat, Macus, auch wenn das vollkommen verständlich ist. Es kommt halt nur darauf an, wie die Frau mit solchen Informationen umgeht. Deandra scheint ein feuriges Temperament zu haben. Aber die meisten Leute mit feurigem Temperament beruhigen sich auch schnell wieder. Sie wird zu dir kommen, da bin ich mir sicher."


    Eine gewisse Spur von Resignation klang in ihrer Stimme mit. Marcus hätte ihr nicht deutlicher sagen bzw zeigen können, dass sie keine Chance bei ihm hatte. Sie konnte also aufgeben, aber normalerweise war sie niemand, der einfach so aufgab. Allerdings wusste sie im Moment überhaupt nicht, wie sie es bewerkstelligen sollte sich zwischen Marcus und Deandra zu stellen. Er war nur ein Mann, also würde es in dieser Hinsicht vielleicht die ein oder andere Möglichkeit geben. Zudem hatte Marcus ihr unbewusst geholfen. Sie beschloß, sich mit Camryn gut zu stellen. Möglicherweise hatte die Sklavin ein paar Informationen, die ihr hilfreich sein konnten. Helenas Blick wanderte wieder zu Marcus. Ihre Laune hatte sich ein gutes Stück gehoben. Eigentlich konnte er ihr sogar fast ein wenig Leid tun. Sie zwinkerte ihm zu und drückte noch einmal seine Hände.


    "Wenn du das nächste Mal Trost brauchst kannst du gerne sofort zu mir kommen. Dafür brauchst du nicht das ganze Haus zusammen zu schreien. Ich bin für dich da."

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Helena reagierte nicht so, wie ich es angenommen hatte. Nach dieser kurzen Berührung beobachtete ich sie ganz genau, und so entging mir das Zucken um ihre Mundwinkel herum auch nicht, sondern regte mich zum Nachdenken an. Dabei kam ich allerdings auf keinen grünen Zweig, denn ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Es konnte viele Gründe haben, aus denen Helena nicht glücklich auf mich wirkte. Der entscheidenste Punkt jedoch viel mir nicht ein, und es blieb auch nicht mehr Zeit, um darüber nachzudenken, denn sie sicherte mir ihren Trost zu, was mich liebevoll lächeln ließ. "Helena, das ist wirklich lieb, aber ich bin nicht verzweifelt oder todunglücklich, es ist lediglich eine Sache, in der ich als Mann den Rat einer Frau hören wollte."


    Ich sah sie an und suchte in ihrem Gesicht nach Verständnis. Die Erklärung, dass Frauen nicht gern vom Vorleben der, beziehungsweise ihrer Männer hörten, klang einleuchtend und dessen war ich mir durchaus bewusst. Doch Camryn war eine Sklavin, nichts weiter, eine Sache, ein Gegenstand. Gut, sie mochte eine Frau sein, aber eine ernstzunehmende Gefahr stellte sie nun einmal keinesfalls dar. Ich seufzte tief und schüttelte den Kopf. "Da hast du recht, ihr Temperament ist mindestens ebenso feurig wie deines. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob euch beide das zusammenschmieden oder gegeneinander hetzen wird. Vielleicht fragst du Deandra, ob sie dir die Stadt etwas zeigen kann. Sie war schon einige Male hier und kennt sich in Mogontiacum besser aus als wir beide zusammen", erwiderte ich und schenkte meiner Cousine ein Lächeln. Sie wirkte frustriert und etwas niedergeschlagen, doch ich kam einfach nicht auf den Grund. Sicherlich vermisste sie ihren Vater und die Heimat. Das musste die Ursache sein, etwas anderes kam sicher nicht in Frage. Die ganzen Strapazen der Reise waren an keinem von uns spurlos vorübergegangen. Ich bemerkte wieder den Wunsch nach einem ausgiebigen und entspannenden Bad in mir.


    "Es tut gut, das zu hören, Helena. Manchmal frage ich mich, wo das Mädchen von damals hin ist, denn statt dem Gör kehrte eine hübsche und intelligente junge Frau aus Spanien nach Mantua zurück. Dein Vater muss sehr stolz auf dich sein, wenn ich es schon bin. Ich werde auf dich zukommen, wenn ich noch einmal deinen Rat hören möchte. Aber jetzt", sagte ich und hob Helenas Hände zweimal hoch und senkte sie, "sollten wir ersteinmal ein Bad nehmen. Ich fühle mich, als hätte ich halb Raetia auf meiner Tunika und der Haut." Nun ließ ich sie loß und schwang mich vom Bett. Erstaunlicherweise ging es mir nach diesem kurzen Gespräch durchaus besser als vorher. Ich war nun nicht mehr so aufgerieben wie kurz nach der Ankunft. Neben dem Bett stehend, deutete ich hinaus. "Ich werde mir jetzt ein Bad gönnen und danach etwas essen. Vielleicht sehen wir uns ja dann, hm? Oder wenn du müde und schlafen möchtest, kannst du das natürlich gern tun. Such dir einfach ein Zimmer, es sollten genug frei sein. In Ordnung?"

  • Helena war sich selbst nicht so sicher, ob zwischen ihr und Deandra eine Freundschaft entstehen würde. Eigentlich war das ja fast unmöglich, da sie immerhin mit dem Gedanken spielte ihr den Mann wegzunehmen. Oder es zumindest zu versuchen. Sie war allerdings ehrlich genug zu sich selbst, um sich keine großen Chancen auszurechnen. Vielleicht sollte sie doch versuchen Deandra ein wenig besser kennenzulernen. Aus welchem Grund auch immer. Deswegen nickte sie auch nur auf Marcus Worte und erwiderte sein Lächeln. Helena wusste nicht, was die Zukunft bringen würde, ja noch nichtmal der nächste Tag. Marcus schien sich zu wünschen, dass sich die beiden Frauen verstanden, aber sie konnte ihm nicht etwas versprechen, was sie möglicherweise nicht würde einhalten können.


    Als sie hörte, dass er stolz auf sie war begannen ihre Wangen erneut zu glühen. Wenn Marcus gewusst hätte wie es wirklich in ihr aussah, hätte er mit Sicherheit andere Worte gewählt. Helena würde sich in Zukunft zusammenreißen müssen. Niemand durfte etwas von ihren wahren Gefühlen erfahren. Bis auf Epi vielleicht, denn ihr würde sie in den nächsten Tagen einen langen Brief schreiben. Als Marcus aufstand folgten ihm Helenas Blicke. Er wollte ein Bad nehmen und auch sie sehnte sich nach dem kühlen Nass. Zuerst aber wollte sie sich ein Zimmer suchen, so wie es Marcus in diesem Moment vorschlug. Helena stemmte sich ebenfalls in die Höhe und fuhr sich kurz über die Tunkia, bevor sie zu Marcus sah.


    "Ich denke, dass Marina schon ein Zimmer für mich ausgesucht haben wird. Mittlerweile kennt sie meinen Geschmack recht gut. Ein Bad werd ich nachher auch noch nehmen. Vielleicht hast du ja heute Abend ein wenig Zeit? Es ist leider zu kühl um im Garten zu sitzen, aber wir finden sicher einen schönen Platz, an dem wir uns in Ruhe unterhalten können. In Mantua hattest du ja kaum Zeit für mich. Es sei denn natürlich, du möchtest mit Deandra reden."


    Da Helena spürte, dass sich ihre Worte auch wie ein Vorwurf anhören konnten, begleitete sie sie mit einem Zwinkern. Dann nickte sie Marcus noch einmal zu und verließ das Zimmer. Nachdem sie die Tür hinter sich geschloßen hatte blieb sie mitten auf dem Gang stehen, schloß die Augen und atmete tief durch. Glücklicherweise kam in diesem Moment niemand, denn derjenige hätte sich sicher gefragt, was sie da tat. Helena ballte die Hand zur Faust, deren Finger gerade noch Marcus' Wange berührt hatten. Das durfte nie wieder geschehen. Zumindest nicht in nächster Zeit. Sie öffnete sowohl ihre Augen als auch ihre Hand wieder und machte sich auf die Suche nach Marina.

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