[Via Praetoria] Ein zweiter Blick auf das neue Zuhause...

  • Die junge Patrizierin hatte das Castellum bisher erst einmal kurz bei ihrer Ankunft genauer betrachtet und kam erst jetzt dazu sich ihre neues Zuhause etwas genauer zu betrachten.
    Die junge Cousine des neuen Tribunus laticlavius schritt langsam und bedächtig in Begleitung ihrer Leibsklavin Aesara über die Via Praetoria.


    Es war ein herrlicher Frühlingstag und so schien die Sonne ganz leicht durch ihre lindgrüne Tunika, während der Wind mit ein paar aus ihrer Frisur gelösten Locken spielte. Sie nutzte diese Möglichkeit, da es im Praetorium selbst nur eingeschränkte Möglichkeiten gab sich die Beine zu vertreten, um den Frühling zu genießen und über die vielen Geschehnisse der letzten Zeit nachzudenken.
    Sie grübelte über den Tod von Vitamalacus Sohn und auch den ihrer Cousine, über ihre ersten Wochen in Rom, ihren Umzug an der Seite ihres Vetters, aber auch über einen sehr schmerzhaften Abschied...


    So in Gedanken versunken hatte Albina, ohnehin beinahe jeder Hinsicht unverdorben, keine Vorstellung davon welche Wirkung ihre liebliche Erscheinung auf ihr Umfeld haben musste.

  • Kaum hatten die zierlichen Füße der lieblichen Erscheinung einige Schritte hinter sich gebracht, erreichte sie das Blickfeld zweier Wachposten. Bei diesen beiden Männern hoben sich daraufhin zunächst jeweils die Augenbrauen, dann die Pulsfrequenz und schließlich ein gewisses, rein männliches Körperteil. Letzteres hinterließ eine eindeutige kleine Ausbeulung vorne an ihren Tuniken, die dank des metallbeschlagenen Streifenschutzes am Soldatengürtel jedoch erst auf den zweiten Blick auffiel. Zu ihrem Glück waren die beiden Soldaten schon lange genug im Dienst, um ansonsten äußerlich völlig ruhig zu bleiben, während sich ihre Blicke nicht von diesen beiden neuen Bewohnerinnen des Lagers lösen konnten.

  • Bald trat Mela, der zwei Pferde an der rechten Hand führte, in das Sichtfeld der Frau. Verwundert sah er ein zweites Mal hin und fragte sich, was eine Frau im Kastell der Ersten machte. Er hatte noch gut in Erinnerung, dass sowas hier eigentlich nicht gestattet war, aber mit dem neuen Legaten war ein anderer Wind reingekommen. Er lenkte seine Schritte neben die der jungen Dame und führte die Pferde weiterhin neben sich hier.


    "Salve, junge Dame, suchst du etwas? Kann ich dir vielleicht behilflich sein?" fragte er sie dann und grinste sie an.
    "Petronius Mela, Duplicarius", stellte er sich vor.

  • Immernoch ihren Gedanken nachhängend hatte Albina weder die Änderungen die sich anscheinend an den beiden Wachsoldat vollzogen hatte wahrgenommen, noch das Heranschreiten des anderen Soldaten. So blickte sie im ersten Moment leicht verwundert zu dem Mann neben ihr hoch. Doch dann schenkte sie ihm ein dezentes Lächeln, weil sein grinsen sie leicht zu erheitern vermochte.


    "Nein, eigentlich nicht denke ich. Ich wollte mir nur ein wenig die Beine vertreten und diesen Ort, der ja nun für eine Weile meine neues Zuhause ist genauer betrachten." sprach sie daher ehrlich.


    "Mein Name ist Tiberia Albina. Es freut mich dich kennenzulernen, Petronius Mela."


    Zu der Tatsache, dass der Mann weiterhin neben ihr herlief sagte sie nichts. Schließlich störte es sie nicht. Nein, man könnte eher sagen ein wenig Gesellschaft war vielleicht sogar ganz nett.

  • Oh, da hatte er eine Verwandte seines ehemaligen Patrons getroffen. Mela ließ sich nichts anmerken und ging mit seinen zwei Hengsten weiter neben der Dame her. Ihr Lächeln war wirklich ein Lichtblick dieser Tage. Eines der beiden Pferde neben ihm schnaubte vernehmlich und die Hufe klackerten munter über das Pflaster.


    "Und mir ist es eine Ehre, Tiberia Albina. Es ist nicht gerade an der Tagesordnung, Frauen im Kastell zu sehen, weiß denn der Tribun, dass du dir ohne einen Führer die Beine vertrittst?" wollte er wissen und zwinkerte ihr zu. In gewisser Weise erinnerte Albina Mela an Marcella, aber das war lang her, und Mela hatte es aufgegeben die echte Liebe zu suchen, es gab sie ohnehin nicht.
    "Ich bin gerade auf dem Weg in die Stallungen, möchtest du vielleicht mitkommen oder hast du andere Pläne?"

  • Sie blickte erneut zu dem stattlichen Mann neben ihr auf und hätte sie trüge sie nicht noch immer ihren Schmerz um Verres in sich wäre ihr diese Tatsache vermutlich auch bewusst geworden.
    "Nunja, ich denke ein Castellum ist vermutlich auch nicht die liebste Wohnstatt für Frauen." lächelte sie.


    Auch ihr erschien dies zunächst merkwürdig, doch Vitamalacus wäre sie vermutlich überallhin gefolgt. Er war wie ein Bruder für sie und momentan ihre wichtigste Bezugsperson.
    "Ich habe meinen Vetter unterrichtet, dass ich mir die Beine in Begleitung meiner Sklavin vertreten würde."


    Das Angebot ihres Gegenübers erschien ihr durchaus reizvoll und seine Gesellschaft erschien ihr sehr vielversprechend. Die Unterhaltung wäre sicher sehr interessant, doch leider würde sie es nicht annehmen können.
    "Es tut mir aufrichtig Leid dich enttäuschen zu müssen, aber Vitamalacus hat sich deutlich geäußert in welchen Teilen des Castellums ich mich aufhalten darf und wo nicht. Die Stallungen, und da gebe ich ihm recht, sind sicher kein Ort für mich. Auch wenn ich noch nichts weiter vorhabe und dich ansonsten gerne begleitet hätte."


    Sie sah ihn dabei aufrichtig bedauernd an. Doch Quintus Worte waren deutlich gewesen und sie verstand seine Beweggründe auch nur zu gut. Sie war eine junge Patrizierin und so hatte sie sich auch zu verhalten.

  • Patrizierinnen, dachte sie Mela und zuckte nur mit den Schultern.


    "Ja, das stimmt natürlich. Sich inmitten von tausenden Männern zu befinden und dabei von drei Frauen oder nur wenig mehr zu sein, wird sicherlich irritierend und schwierig sein. Ich hege keinerlei Hintergedanken, wenn du das befürchtest. Mein Herz gehört der Legion", entgegnete Mela und dachte dabei an Caecilia Marcella. Sie hatte er geliebt, Iulia Livilla hatte er geliebt. Zweimal war er enttäuscht worden und ein drittes Mal würde er das einfach nicht zulassen. Er nickte noch mal dazu, ging aber nicht weiter auf das Thema ein. Das sie nicht mitkommen wollte, fand er schade, denn sie bot Abwechslung und an der mangelte es bei der Legion deutlich.


    "Tja schade, aber dann kann man wohl nichts machen. Er hat sicher recht mit seiner Anweisung. Allerdings schlummert auch in jedem von uns etwas Abenteuergeist. Sollte sich deiner einmal bemerkbar machen, lass es mich wissen, dann zeige ich dir die Stallungen. Sie sind übrigens durchweg sauber", erklärte Mela und zwinkerte Albina zu. Er verstand nicht, was Patrizier und Plebejer außer dem Geld und dem Ansehen unterschied, aber wenn die junge Frau nicht wollte würde er sie nicht drängeln. Bedauerlich war es aber trotzdem, denn er fand sie nett.

  • "Nunja," antwortete Albina, "ich denke ich werde mich daran gewöhnen müssen." Von seinen nächsten Worten jedoch war sie überrascht. "Nein, du... du hast mich falsch verstanden. Ich wollte dir sicher nichts Böses unterstellen." Diese Annahme seinerseits ließ sie leicht erröten, war dies doch nicht das, was sie von dem Mann neben ihr gedacht hat.


    Abenteuerlust, dachte sie. Ja, das kannte sie durchaus. Doch zuviel hatte sie durch einen Fehler schon kaputt gemacht, als dass sie es vorerst gewagt hätte ihren Cousin ein weiteres Mal zu enttäuschen. Undenkbar wäre seine Reaktion vermutlich gewesen würde er davon erfahren, dass sie mit einem Soldaten die Stallungen betreten hätte. Es war, so schade sie es fand, schlichtweg unmöglich.


    "Ich finde es auch sehr schade, glaub mir. Doch wie gesagt, ich kann leider nicht. Vielleicht.." sprach sie hoffnungsvoll mit einem Lächeln "...begegnen wir uns ja unter anderen Umständen erneut. Sodass wir Zeit miteinander verbringen könnten ohne meinen Vetter zu erzürnen." Mehr könnte und würde sie nicht sagen um den Anstand zu wahren. Der Mann war ihr wirklich sehr sympathisch. Doch nun, wie es schien, müssten sich ihre Wege vorerst wieder trennen.

  • "Interesse gegenüber einer Frau ist auch nichts Böses", entgegnete Mela und lachte. Aber er lachte sie nicht aus, sondern lachte über die Situation. Hatre er ihr damit nun gesagt, dass sie nicht interessant war? Er dachte kurz nach und fügte dazu: "Auch wenn du sehr interessant bist und ich für diesen Satz wohl einen Kopf kürzer gemacht werden würde von deinem Cousin."


    Er dachte en Vitamalacus rabiate und bestimmende Art und dachte lieber nicht weiter. Obwohl kaum jemand etwas sagen würde wenn er mit Albina in den Stall gegangen wäre. Schade, aber nicht zu ändern.


    "Das ist verständlich, keine Angst. Ich möchte auch nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst, nur weil ich dich dazu überredet habe. Ich werde gern auf diese anderen Umstände warten und hoffen dass du dann etwas mehr Zeit für mich hast, verehrte Tiberia. Aber jetzt muss ich die zwei hübschen hier erstmal versorgen. Ich hoffe auf ein Wiedersehen."


    Und damit blinzelte er zu ihr und bog mit den beiden Pferden rechts ab.

  • Die beiden Wachposten hatten von dem Gespräch zwar kaum kein Wort verstehen können, während die unbekannte Dame und der Reiter auf der anderen Seite der Lagerstraße an ihnen vorbei gingen, aber denken konnten sie sich den Inhalt schon. Zumindest reichte es für ein paar leise Kommentare.


    "War ja klar, dass einer von der Reiterei die sofort anlabert."


    "Klar, die sind doch nur da, weil Frauen so auf Pferde stehen."


    "Dann hätte er ihr ja auch gleich ein Halfter umlegen können und sie mitnehmen."


    "Hatte er bestimmt auch vor. Aber die sah nicht so aus, als ob sie sich von jedem reiten lässt."


    "Schade eigentlich..."

  • Petronius´ Bemerkung und sein Lachen erwiderte Albina mit einem zaghaften Lächeln, hatte sie doch vor allzu kurzer Zeit selbst erfahren, dass das Interesse zwischen Mann und Frau unter bestimmten Voraussetzungen durchaus böse Folgen haben konnte. Doch nichts von ihren Gedanken spiegelte sich in ihrem Gesicht wider.


    Sein nächster Satz schmeichelte ihr zwar, doch wusste sie, dass die anschließende Schlussfolgerung ihren Vetter betreffend wohl mehr als wahr war. Doch er würde es ohnehin nicht erfahren und so blickte sie Mela schlicht fröhlich an und ließ den Satz unkommentiert.


    "Ich blicke diesen Umständen gespannt entgegen und bin mir sicher, dass ich dann mehr Zeit haben werde. Allein schon weil es hier für mich ohnehin nur wenig zu tun gibt." Dann schaute sie ihren Gegenüber noch einmal genau an. Ja, er sah wirklich gut aus, dachte sie schlicht. Doch bevor ihre Blicke ein anständiges Maß überstiegen blickte sie auf die Straße und trat mit ihrem Fuß einen kleinen Stein zur Seite.


    "Ja, tu das." blickte sie ihn dann noch einmal kurz an bevor sie sich umwandte um ihren Spaziergang fortzuführen. "Ich teile deine Hoffnung."


    Von dem Gespräch der Wachen bekam Albina nichts mit, sondern lief bedächtig die Via Praetoria weiter hinunter.

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