Wie abgemacht traf Crassus am vierten Tag nach der Verhandlung mit Baza um die Mittagsstunde herum am 21. Meilenstein zwischen Tarraco und Ilerda ein. Er ritt, ebenso wie seine prätoriansche Turma, die in Zivilkleidung gehüllt war, unter welcher Gladii versteckt waren, vor einer Gruppe von Männern, die in ihrer Mitte eine schwere Truhe trugen. Etwas nervös sah sich Crassus um. Er wusste zwar, dass keine zwei Meilen hinter ihm eine volle Kohorte in Waffen stand, ebenso wie drei Turmae, und dazu abseits der Wege Speculatores unterwegs waren und die Umgebung überwachten, aber ganz wohl war ihm bei der Sache trotzdem nicht.
Deshalb hoffte er, dass die Entführer bald auftauchen würden, damit die Übergabe endlich von statten gehen konnte.
Acta Flavia Minervina - Geldübergabe
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Zwanzig Männer, die als Bauern getarnt waren, hatten sich schon früh morgens auf den Feldern um den Übergabeort verteilt und arbeiteten dort nun. Gleichzeitig hielten sie aber Ausschau nach Spähern. Gabor und zehn Männer, die Minervina in ihrer Mitte hatten ritten die Straße hinauf. Außerdem waren noch vier Lastpferde dabei, die das Gold abtransportieren würden. Es war bereits nach Mittag, als die andere Partei in Sicht kam. Gabor hielt seinen Zug an, so dass sie sich gerade mit lautem Rufen verständigen konnte. Dann schaute er noch einmal jedem seiner wild entschloßenen Männern ins Gesicht. Auf iberisch, einige Worte nur hatte er gelernt, machte er ihnen Mut. Doch das war fast nicht nötig. Denn sie hatten sowieso nichts zu verlieren und das wussten sie auch. Gabor selbst ging noch einmal den ganzen Plan im Kopf durch.
Die anderen Männer müssten sich unter Führung von Longinus jetzt bereits auf das Schiff, dass sie von einem Schwarzhändler in Tarraco erworben hatte, und das nun irgendwo vor der nahe gelegenen Küste liegen musste, geflüchtet haben. Quintus und zehn weitere tapfere Männer bereiteten einen Hinterhalt vor und Gabor selbst und seine Leute waren zu allem bereit und so wach, wie lange schon nicht mehr. Das Blut pulsierte in Gabor Adern, als er laut schrie: "Crassus! Sieh her! Hier ist deine Geliebte! Lass das Gold in die Mitte bringen, wir bringen das Mädchen!"Dann wartete er ab.
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Endlich kam dann die Gegenpartei in Sicht. Auf den ersten Blick schätzte Crassus ihre Mannstärke auf ungefähr die Hälfte seiner Stärke ein, was ih vermuten ließ, dass sie noch einige Männer in der Umgebung hatten. Aber Crassus war klar, dass ihre insgesamte Stärke nie an seine reichen würde. Versucht, möglichst ruhig zu wirken, sah Crassus in das Gesicht seines langjährigen Gefährten Plinius und gleichzeitig den Chef seiner eigenen kleinen Leibgarde. Dieser flüsterte Crassus einige aufmunternde Worte zu, ehe er einen leisen Befehl an einen der Reiter gab. Dieser nickte daraufhin und galoppierte die Straße zurück. Er würde der Kohorte den Befehl überbringen langsam vorzurücken.
Crassus indes wandte sein Pferd wieder und sah hinüber zu den Elefanten. Auf diese Distanz hätten sie ihm selbst einen Gallier als Minervina verkaufen können. Er konnte sie nämlich über diese Distanz keinesfalls eindeutig erkennen. Aber die Entführer würden ihm wohl auch kaum die Gelegenheit geben, sie aus der Nähe zu betrachten, weshalb er der Trägermannschaft, allesamt gut ausgebildete Prätorianer, den Befehl gab, vorzurücken.
Nun flüsterte Crassus ihnen einige aufmunternde Worte zu, ehe sie sich entschlossen und mit festem Schritt der halben Strecke näherten.Ihr seid dran!
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"Stellt die Kiste dort ab und verzieht euch wieder!" , rief Gabor während zwei sehr kräftige Männer mit Minervina in der Mitte vorrückten und sich langsam der Mitte näherten. Gabor schickte Stoßgebete zu Merkur und Mars und Venus und Jupiter. Alle konnte er jetzt gebrauchen. Noch dazu bemerkte er, wie ein Reiter von der Gegenseite wegritt. Das ließ sein Herz nicht gerade höher schlagen. So gab er schon seinem Stellvertreter, einem außergewöhnlich intelligentem Dörfler Instruktionen für den Fall, dass er früher fliehen musste.
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Mit wachsamen Blick überwachte Crassus die eigenen und gegenüberliegenden Bewegungen, immer bereit, notfalls mit seiner Turmae nach vorne zu stürmen und loszuschlagen.
Die Träger der Truhe werden die Flavierin zurück zu mir eskortieren!
angespannt hielt Crassus die Zügel seines Pferdes fest. Die Nervosität schien sich auf das Pferd zu übertragen, weshalb es begann auf der Stelle zu tänzeln.
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"Stopp!", schrie Gabor Minervinas Eskorte an. Sofort blieben sie auch stehen. Dann wandte er sich wieder an Crassus: "Nichts da. Sie kann noch alleine laufen. Pfeif deine Träger zurück oder ich werde nervös und dann rutscht einem meiner Leute leicht der Dolch aus!" Dann machte er doch ein Zugeständnis. "Zwei Männer dürfen da bleiben!"
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Ihr habt sie doch gefesselt, wie soll sie da alleine laufen können? Aber gut...
Crassus gab den Trägern ein Zeichen, woraufhin sich alle, bis auf zwei, zurückzogen.
Erstaunlich, dass einem deiner Männer ein Dolch ausrutscht, wenn du nervös bist. Seid ihr alle miteinander verwandt, oder worauf begründet sich das?
rief Crassus gerade so laut, dass Gabor es hören konnte, spöttisch zu ihm hinüber.
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Gabor überhörte den Spott des Gegners, er dachte nur, dass sie doch gute Freunde sein könnten, wäre alles anders gekommen...
Er gab seinen Männern einen Wink, worauf sich die beiden weiter auf den Weg machten. Angekommen forderten sie die Träger auf, die Kiste zu öffnen, damit sie sehen konnten, was drin war. Minervina hielten sie noch immer in einem sehr festen Griff. Beide hatten nun auch einen kurzen Dolch gezückt, Schwerter baumelten an ihren Gürteln.
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Minervina versuchte sich aus dem festen Griff zu lösen. Ihr Drang nach Freiheit, nach Crassus, und nach allen anderen Dingen, die sie in den letzten Wochen nicht hatte schenkten ihr wieder Kraft. Doch die Emotionen waren zuviel, sodass sie kein Wort herausbrachte. Nur hoffnungsvolle Blicke in Richtung Crassus.
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Zitat
Original von Titus Helvetius Gabor
Gabor schickte Stoßgebete zu Merkur und Mars und Venus und Jupiter. Alle konnte er jetzt gebrauchen.
Mars hörte zu, fragte sich aber, warum er in die Gebete einbezogen wurde und vor allem, wieso der Mann auf die Idee kam, dass Mars auf seiner Seite stehen könnte. -
Einer der Träger stieß die Kiste mit einem Fußtritt auf, wendete sich im gleichen Moment aber von der Kiste ab, damit er nicht geblendet wurde. Denn die Kiste war bis oben hin mit funkelnden Münzen voll. Zufrieden betrachtete Crassus den bisherigen Verlauf aus der Ferne und durchbrach nun die aufkommende, teilweise sicherlich auch staundende, Stille:
Nachzählen werdet ihr hier jetzt aber nicht, denn sonst stehen wir in zwei Wochen noch hier.... Jetzt das Mädchen!
plötzlich durchbrach ein Windstoß Crassus Konzentration auf die Übergabe. Es war auch kein gewöhnlicher Windstoß... Crassus konnte es nicht genau beschreiben, aber er könnte schwören, dass er solche Windstöße im Tempel des Mars öfters miterlebt hatte. Immer wenn er gemeint hatte, dass Mars ihn erhört hatte. Ein Zeichen? "Ich hab zwar gerade kein Opfer für dich, aber wenn du schon mal hier bist, Mars, wache doch über deinen treuen Freund..." murmelte Crassus leise, ehe er sich wieder auf die Übergabe konzentrierte.
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Die beiden Männer stießen das Mädchen von sich, in die Arme der beiden Träger und vier weitere Männer kamen hinzu geeilt um die Kiste abzutransportieren. Bei ihren Männern angekommen, luden sie die Kiste, so gut es ging auf die Pferde und ritten weg, so schnell es ging. Gabor und vier Männer mit schnellen Pferden blieben zurück. Noch einmal gab Gabor Befehle und Zuspruch, wendete dann sein Pferd und gallopierte hinter der Kiste her. Einer der vier Übergebliebenen erhob nun das Wort.
Das Mädchen hast du, Mann! Schwöre, dass du uns nicht verfolgen wirst!
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Sim-Off: Welches Konto darf sich denn über diesen Geldsegen freuen?
Als sich Minervina in den Armen der beiden Träger befand, fackelten diese nicht lange, nahmen sie zwischen sich und rannten so mit ihr zurück zu Crassus und seiner Turma. Und in dem Moment, in dem sich Minervina näher an Crassus, als am nächsten Elefanten befand, zog er, ebenso wie seine Garde, die Gladii unter den Togae hervor. In geschäftigen Ton, vorallem aber erleichtert, wandte sich Crassus an Plinius:
Die Speculatores sollen wie geplant die Verfolgung aufnehmen, die Kohorte kann ihren Schritt verlangsamen, es soll nur die Sänfte für die Flavierin herangeschafft werden, die sie bei sich tragen.
Dann, Minervina war nun so gut wie bei der Gruppe um Crassus, verlangte einer der Elefanten von Crassus einen Schwur.
Das einzige, was ich dir schwöre, ist, dass ich dich und deine Kameraden eigenhändig an ein Kreuz schlagen werde... und dann zu Ehren aller Patrizier am lebendigen Leib verbrennen werde. Und nun mach, dass du weg kommst.
Crassus schwang sich von seinem Pferd und wartete nun neben diesem, dass Minervina ihn erreichen würde.
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"Ein Hund, der sein Wort nicht hält!" , lachten die Räuber. Nach und nach kamen die Bauern von den Feldern und versammelten sich um die restlichen Räuber. Dann wandte der Wortführer sich ein leztes Mal an den Römer. Vale bene, Sohn einer Hündin. Und auch du, arrogante, verwöhnte Patrizierin! Sie warfen ihr Kusshände zu und lachten abermals.
Dann wendeten sie und machten sich auf. Natürlich fest damit rechnend, verfolgt zu werden.Gabor war mit seinen Männern derweil schon auf halbem Weg zur Küste, die Kiste behinderte sie natürlich, doch der Weg zum Wasser war nicht weit...
Quintus wartete ungeduldig in seinem Hinterhalt.
Sim-Off: Meines, bitte!
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Die Männer von Crassus packten sie flugs an den Armen und trugen sie richtig zu den Kohorten. Egal wie unangenehm das war und egal wie sehr sie alles schmerzte. Es war vorbei. Die Soldaten "stellten" Minervina ab.
Nun stand sie vor ihm. Sie sah ihn an, legte langsam ihre Hand auf seine Brust.
Crassus!! Ihre Augen wurden ein wenig wässrig, doch sie wollte nicht vor ihm weinen. Die Gefühlswelt fuhr Achterbahn, sie konnte nicht klar denken. Er hat sie befreit. Hier war kein Gracchus oder Senator der sie rettete, sondern Crassus. Und sie hatte es gewusst, vom ersten Moment an als sie ihn sah, damals in den Tempelanlagen.
Nun kullerte doch eine Träne über ihre Wange. Danke hauchte sie nur. Minervina wusste nicht was sie sagen sollte. -
Crassus winkte den Wortführer nur ab. Schließlich hatte er nie jemandem versprochen, Feinde Roms nicht an ein Kreuz zu hängen, noch sich nicht sein Geld wiederzuholen. Gut, er hatte zwar versprochen 20.000 Sesterzen zu zahlen, aber zum Glück fielen die fehlenden 5.000 erst beim genaueren Nachzählen auf - also dann, wenn die Feiglinge schon lange weit weg waren.
Die Speculatores, welche die Verfolgung übernehmen würden, hatten diese schon lange übernommen, sie waren nämlich dicht hinter der Gruppe mit dem Geld. Da die Speculatores allerdings einzeln und abseits der normalen Wege unterwegs waren - nicht zu letzt waren sie Experten in Verfolgungen und wurden speziell dafür ausgebildet - waren sie sicherlich nicht ohne weiteres als Verfolger zu erkennen.
Doch ging Crassus gerade nichts dergleichen durch den Kopf, er konzentrierte sich viel lieber auf die Person, die gerade vor ihm stand und im Begriff war zu Weinen.Minervina..
antwortete er ihr erleichtert. Zum Einen weil sie es wirklich war, und zum anderen, da die Übergabe nun vorbei zu sein schien. Vorsichtig legte er seine Hände auf die ihrigen, die auf seiner Brust ruhten. Erst jetzt fielen Crassus die Spuren auf, die ganz offenbar von ihrer Gefangenschaft zeugten.
Du brauchst dich bei mir doch nicht Bedanken, schließlich bist du wegen mir erst in diese Situation geraten...
vorsichtig wischte er ihr die Träne aus dem Gesicht:
Doch ich denke wir sollten nun schauen, dass wir von hier wegkommen. Ich habe extra für dich eine Sänfte anschaffen lassen. Damit wirst du jetzt gemeinsam mit meinen Männern und mir zu unserem Lager bei Tarraco marschieren... dort kannst du dich dann erst einmal Waschen, Richten, bekommst frische Kleidung und etwas zu Essen. Dann werden wir noch genug Zeit haben, um zu Reden, einverstanden?
und als ob es ein Stichwort gegeben hätten, konnte man nun schon die heraneilenden Träger, mit ihrer Sänfte, erkennen und dicht dahinter die erste Reihe der Kohorte.
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Sie nahm seine Hand schüttelte den Kopf und blickte ihn wieder an. Dich trifft keine Schuld
Minervina hörte sich seinen Vorschlag an und nickte nur. Er hatte recht. Sie sollte sich nun sammeln und eigentlich wollte sie garnicht erst wissen wie sie aussah. Blaue Flecken am Körper und ein nur mehr leicht geschwollenes Auge waren nur die Dinge, die man unmittelbar sah.
Obwohl sie es kaum denken vermochte sich von ihrem Retter zu trennen, sah sie schon wie die Sänftenträger auf sie zukamen. Die üblichen belanglosen Zweifel, die so jede Frau bei jedem Mann hatte kamen diesmal nicht in ihr auf. Bitte bleib in meiner Nähe... meinte sie nur, ihre Augen sprachen noch immer Furcht und sie drückte seine Hand fester.
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Schon bald erreichten Gabor und die Seinen das Schiff. So schnell, wie möglich verluden sie das Geld, jagten die Pferde davon und legten ab. Die Verfolger nahmen sie selbstverständlich nicht mit...
Diejenigen allerdings, die die Verfolger auf sich locken sollten, wurden offenbar nicht verfolgt. Als sie nämlich im Hinterhalt ankamen und zum Schein rasteten. Kam niemand, so lange sie auch warteten. Doch sie entschlossen sich, ein, oder zwei Nächte dort zu verbringen und nach möglichen Verfolgern Ausschau zu halten.
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Mach dir keine Sorge, ich werde nie mehr von deiner Seite weichen...
sprach ihr Crassus zu, als er die Furcht, die aus ihren Augen sprach, erkannte. Vorsichtig löste er seine Hände von ihren und führte sie zur Sänfte, die neben ihnen abgestellt wurde. Er schob den Vorhang beiseite, sodass sie bequem einsteigen konnte und reichte ihr auch noch den Arm, damit sie sich abstützen konnte.
Wir sehen uns dann im Lager.
schnellen Schrittes entfernte er sich von der Sänfte und setzte wieder auf. Und nur wenig später machte sich der ganze Tross - mit einer Person mehr als auf dem Hinweg - wieder auf den Weg Richtung Tarraco.
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Minervina stieg in die Sänfte. Der Spuck war vorbei.
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