Endlich kam ich an der Agora, dem Herz der Stadt an. In alten Zeiten diente die Agora einer Polis in erster Linie als Platz des öffentlichen Marktes, doch in den Städten unserer Zeit hatte sich ihre Funktion gewandelt: Das weitläufige, von breiten und pompösen Stoen (Säulenhallen) umgebene Areal wurde im Gegensatz zum Rest der Stadt, wie ich sie bisher gesehen hatte, sauber und gepflegt gehalten. Der Stein der Gebäude glänzte, die prachtvoll verzierten Reliefs und Friese leuchteten in bunten Farben und nur die teuersten und edelsten Läden der Stadt hatten hier ihre Filialen. Ein riesiges bronzenes Reiterstandbild des Vespasian hielt in der Mitte des Platzes Wache.
Auch vom Trubel auf dem Boulevards war hier nur noch wenig zu spüren. Zwar waren auch zahlreiche Menschen unterwegs, doch erkannte man in ihnen sofort Mitglieder der reichen und zivilisierten städtischen Oberschicht mit sauber gelockten Haaren, edlen Diademen und gut angelegter Kleidung in den feinsten Stoffen. Sie flanierten mehr über den Platz, da ihnen ihre Würde die planlose Hektik der Straßen verbot. Viele von ihnen waren offenkundig hohe Amtsträger oder nahmen andere wichtige Positionen im Stadtleben ein. Ruhig unterhielten sie sich mit persönlichen oder politischen Freunden oder diktierten ihren Schreibern Schreiben und Gesetzestexte. Auch mehrere römische Offiziere in ziviler Toga oder ihrer Paradeunifom konnte ich ausmachen.
Über eine hohe Treppe betrat ich eine der Stoen. Unter dem von hohen Säulen korinthischer Ordnung getragenem Vordach entlang gehend betrachtete ich die Statuenreihen an der Wandseite: Es handelte sich vor allem um Standbilder honoriger Personen, die sich um die Stadt verdient gemacht hatten. Die Statuen wurden augenscheinlich gut gepflegt, denn einige Amtsträger waren über 200 Jahre alt. Dann bemerkte ich ein Detail, bei dem ich mir das Lachen kaum verkneifen konnte: Oft war eine ganze Reihe von Statuen nur einer einzigen Person gewidmet. Ein gewisser Themistokles, Sohn des Lysander brachte es vor gut fünfzig Jahren sogar auf sage und schreibe 24 Statuen, die alle in einer Reihe standen, deren Inschriften seine Taten mit den blumigsten Worten ehrten.