Ein Händler mit besonderer Ware unterwegs

  • Es hatte ihn selbst mal wieder von Germanien in das Reich verschlagen. Wie so oft transportierte er Waren, die die Römer gerne kauften. Bernsteine, Felle, Seife, Bürsten und sonstiger Kleinkram. Doch diesmal hatte er noch ein besonderes Stück dabei. Zwar verstand er sie die meiste Zeit nicht und sie ihn nicht. Aber etwas germanisch hatte sie chon gelernt und zu seiner Verwunderung auch ein wenig Latein. Wo sie das nun schon wieder her hatte, wusste er nicht. Aber nachdem er sich dieses Etwas schon hat aufschwatzen lassen, musste er sie ja nun verkaufen und sicher würde es auch ein Römer tun. Sie war hübsch, ganz ohne Frage und sie sollte auch fleißig sein. Nun, das wiederum behauptete jeder gern. Er musste nun hoffen, dass es an diesem war. Er hatte sie an den Wagen gebunden und sie trotette hinterher. hin und wieder drehte er sich um um zu schauen ob sie noch da war.

  • Schon seit Tagen lief Nefertari nun schon hinter dem Wagen des Händlers her. Angebunden, wie ein Vieh, kam sie sich so minderwertig vor. Ihr taten die Füße weh, sie war müde und wollte endlich einmal wieder in einem Bett schlafen, statt auf der blanken Erde. Aber dieser Wunsch würde wohl in Zukunft für sie unerfüllt bleiben. Sie war jetzt ein Sklave.
    Verkauft von den Leuten, die behauptet hatten ihre Familie zu sein, wurde sie aus ihrer Welt entrissen und war nun in einem Land, von dem sie nicht einmal der Sprache mächtig war.


    Vermutlich um ihren Verkaufswert zu steigern, hatte ihr momentaner Besitzer ihr etwas germanisch beigebracht. Eine ihr vollkommen unverständliche Sprache hatte sich somit wenigstens zu einem winzigen Teil für sie geöffnet. Die andere Sprache, wohl Latain genannt, war ihr durch die Aufenthalte in den Dörfern durch die sie hindurchgekommen waren und einigen grenzwertigen Germanen ebenfalls zu Ohr gekommen. Und da Nefertari stets ihr Wissen erweitern wollte, hatte sie sich versucht einige Begriffe davon zu merken.


    Doch all das war nicht wichtig für sie. Schon die ganze Zeit überlegte Nefertari was mit ihr geschehen würde. Wie ihre Zukunft aussehen sollte. Nach Hause zurück konnte sie wieder, soviel war klar. Weglaufen ging dankt der Fesseln um ihre Handgelenke ebenfalls nicht. Wohin hätte sie auch laufen sollen? Sie kannte hier niemanden und das Land war ihr fremd. Es blieb ihr also nichts anderes übrig als ihrem Schicksal mit der für Ägypterinnen typischen Art, des erhobenen Hauptes, entgegen zu treten.

  • Die Sonne hatte für diesen Tag ihren Höchststand erreicht und Gero hielt den Wagen an um eine Pause zu machen. Von seinem Wagen nahm er seine Fladen und füllte etwas von dem Bier in seinen Becher. Dann setzte er sich an den Wegrand und begann zu Essen. Sein Blick fiel wieder auf diese sonderbare Frau. Sie hatte ihm etwas von einem komischen Land erzählt dessen Namen er sich nicht merken konnte. Er atmete tief durch und reichte ihr ein Stück von dem Fladen.
    "Willst du auch etwas?"
    Sie sollte ihn ja eigentlich verstehen, aber ob sie dies wirklich tat, er hatte es bisher noch nicht ausprobiert. Ihm war aber nun nach Reden zu mute und vielleicht würde es ja klappen.

  • Als der Wagen anhielt, fiel Nefertari auf die Knie und setzte sich dann auf den Boden. Sie hatte den Kopf gesenkt, sodass ihr langes, schwarzes Haar ihr ins Gesicht fiel und dieses verdeckte.
    Obwohl die Sonne schien, war ihr kalt. In ihrem Land, war es tagsüber so heiß, dass der Sand der Wüste einem die Haut an den Füßen verbrannte. Jeder, der es konnte, vermied es tagsüber zulange draußen zu sein. Hier jedoch war das Wetter so wechselhaft. Ihre Kleider waren nur Lumpen und hatten nichts mehr mit ihrer Gewandung als Pristerin zu tun.


    Da plötzlich sprach sie der Händler an und Nefertari sah auf. Sie glaubte verstanden zu haben, dass er sie fragte etwas von dem zu essen das er ihr anbot. Nefertari kannte das Essen hier nicht und es schmeckte seltsam, jedoch hatte sie Hunger und Angst davor ihren Herrn zu erzürnen, wenn sie nichts aß. So nickte sie kurz, fasste mit den zusammengebundenen Händen nach dem Fladenstück und nahm es entgegen. Kurz betrachtete sie es und begann dann davon zu essen.

  • Einen Moment hielt er in seiner Mahlzeit ein und beobachtete sie. Ihr neuer Herr würde sicher von ihr begeistert sein, wenn er sie denn verkauft bekam. Nachdem er dann fertig gegessen hatte, stand er wieder auf und verstaute seine Sachen. Dann griff er doch nach einen Becher, füllte auch in diesen Bier und reichte ihn in ihre Richtung.
    "Etwas trinken?"
    Scheinbar war sie nicht wirklich gesprächig. Das musste er dringend noch ändern. Sie musste reden...unbedingt...

  • Schweigend und ohne ihren neuen Herrn nocheinmal anzusehen, hatte Nefertari das Fladenstück gegessen. Wie gerne würde sie sich jetzt hinlegen und schlafen, aber das durfte sie nicht. Als der Händler die Sachen wieder zusammenstaute, war das für sie das Zeichen, dass es nun wieder weitergehen würde.
    Also stand Nefertari wieder auf. Obwohl sie erschöpft war, verzog sie nicht einmal das Gesicht. Das lies sie selber nicht zu. Auch wenn sie erniedrigt wurde, Nerfertari würde alles mit Fassung ertragen.
    Doch plötzlich stand der Händler vor ihr und reichte ihr eine Schüssel. Durstig wie sie war, langte sie auch gleich danach und trank. Anschließend gab sie diese wieder zurück und meinte leise. "Dankeschön."

  • Scheinbar hatte sie ihre Stimme wieder gefunden. Vielleicht würde ja etwas Bier dort noch nachhelfen und so füllte er den Becher erneut und reichte ihn ihr wieder.
    "Trink noch etwas. Der Weg ist noch lang und wir rasten erst heute Abend wieder."
    Während sie trinken würde, sortierte er einige Dinge auf dem Wagen neu und kontrollierte diesen. Hin und wieder sah er zu ihr hinüber und beschäftigte sich dann weiter mit Gespann und Wagen.

  • Überrascht sah Nefertari auf den Becher hinab. Sie hatte eigentlich keinen Durst mehr. Aber sie verstand etwas von langer Weg und Abend. Also schloss sie, dass sie bis dahin nichts mehr bekommen würde. So nahm sie den Becher erneut und trank davon.
    Traurig beobachtete sie die Landschaft und hörte wie der Händler Dinge auf seinem Karren ordnete. Dabei wurde sie noch trauriger. Der einzige Unterschied zwischen all den Stoffen und Gewürzen auf dem Wagen war, dass sie nicht obenauflag sondern hinterherlief. Aber im Prinzip überhaupt nicht mehr wert war.


    Nachdem sie ausgetrunken hatte, gab sie den Becher zurück. Dabei jedoch sah sie auf und den Händler an. Langsam und stockend, jedoch verständlich fragte sie. "Wohin bringst du mich?"

  • "Wir haben noch ein Stück Weg vor uns. Dann kommen wir in Confluentes an. Dort werden wir sehen ob wir dort einen neuen Herren für dich finden. Sollte es dort keinen geben, dann werden wir weiter reisen nach Mogontiacum. Dann werden wir dort sehen."
    Er nahm ihr den Bescher ab und verpackte ihn wieder. Dann ließ er das Pferd wieder antraben und der Wagen setzte sich in Bewegung. Gero selbst lief vorn neben dem Tier und die Frau würde schon noch hinterher kommen.

  • Die Namen der Städte waren alles wie ferne Sterne für Nefertari. Also konnte sie mit der Antwort auch nicht wirklich etwas anfangen. Sie wusste jetzt immer noch nicht, ob sie noch Tage unterwegs waren, oder Wochen. Oder ob sie vielleicht schon heute Abend ihr Ziel erreichen würden. Sie wusste auch nicht, wie sie sich verhalten sollte. Und vor allem hatte sie Angst. Es war niemand für sie da, sie war ganz alleine und voll und ganz den Launen ihres Herren ausgeliefert. So sollte niemand leben müssen.
    Aber das schien wohl ihr Schicksal zu werden. Immer wieder überlegte Nefertari, welches schlimme Verbrechen sie in der Vergangenheit begangen hatte, um so bestraft zu werden. Es wollte ihr jedoch nichts einfallen und ohne, dass sie etwas dagegen hätte tun können, musste sie weinen.

  • Gero vorn am Gespann bekam das nicht mit. Er beobachtete wie immer die Umgebung, achtete auf Wegelagerer und wilde Tiere. Wenn sie zügig weitergingen würden sie am Abend Confluentes erreicht haben. Am Morgen würde er dann diese Frau anbieten. Dann war er die zusätzliche Last fort und er konnte wieder normal durh die Provinz ziehen und seine Sachen verkaufen.

  • Es dauerte nur kurz, bis Nefertari sich wieder beruhigt hatte und zu ihrer gewohnten Ruhe zurückgefunden hatte. Zumindest äußerlich sollte man ihr niemals ihre Gefühle ansehen. Eine Weile ging sie wie gewohnt mit gesenktem Blick hinter dem Wagen her und dachte über alles mögliche nach.
    Dann jedoch, ging sie, so weit es ihre Fesseln zuließen, an die Seite des Wagens und sah nach vorne zum Händler.


    Er sah so anders aus als die Männer, die sie kannte. Alle sahen anders aus und in jedem Dorf in dem sie durchkamen betrachteten die Leute sie als wäre sie eine Schlange mit doppeltem Kopf. Wie wohl ihr zukünftiger Herr aussah, von dem der Händler ständig sprach?
    Und aus keinem bestimmten Grund, einfach so weil sie die Stille nicht mehr ertragen konnte, fragte Nefertari. "Was werde ich tun müssen, wenn ich verkauft bin?"

  • Ein wenig überrascht, dass sie nun scheinbar doch wieder sprach, saer zu ihr zurück. Was sollte er ihr denn sagen. Er kannte doch die Ansprüche ihres neuen Herren nicht.
    "Es kann viele Aufgaben geben, die du erledigen sollst."
    Was wohl Römer so von ihren Sklaven verlangten? Er hatte keine Ahnung.
    "Es kann sein, dass du im Haushalt helfen musst, es kann aber auch sein, dass du einer Römerin dienen sollst oder die Einkäufe erledigst. Irgend so etwas wird es wohl werden."
    Zumindest hatte er schon einige Sklaven gesehen, die mit Körben, Listen und Geldbeuteln über den Markt liefen und die Besorgungen erledigten.



    Dann schwieg er wieder. Es war nicht mehr weit und sie würden bald den Markt erreichen und er sie hoffentlich endlich wieder loswerden.

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