Atrium (CTLM) | Ankunft von Iulia Helena

  • Titus hatte mir kurz bescheid gesagt, das der Besuch, den mein Domine erwartete, gleich ankommen würde, dann war er in Richtung der Principia verschwunden.
    Und auch wenn ich immer noch sehr misstrauisch war, was diese Hexe anging, so waren die Anweisungen meines Domine sehr deutlich gewesen. Und ich war gewillt diese zu erfüllen, auch wenn es nicht hiess, das ich meine Bemühungen, Gegenzauber zu finden aufgeben würde.


    Schnell gab ich Anweisungen, einige Erfrischungen ins Attrium bringen zu lassen, gab dem Küchenpersonal bescheid, das heute in irgendeiner Form Meeresfrüchte auf dem Speisepaln stehen sollten.


    Dann war ich zur Porta geeilt, hatte diese weit geöffnet und die Träger der Sänfte sobald sie eingetroffen waren direkt in die Casa geführt.

  • Als die Sänfte samt Begleitung den Weg durch das Lager beendet hatte, hielt der Zug vor dem Haus des Tribuns an und verharrte dort, während der junge Alexandriner, ein sichtlich gut gelaunter Sklave mit dem typisch schwarzen, lockigen Haar der Achaier, sich nach dem Empfangskomittee in Form von Cato umgeblickt. Einige Worte der Begrüßung wurden getauscht, dann erst trat Xamander, so hieß der griechische Haussklave, zur Sänfte hin und hob einen Vorhang an der Seite hoch, damit seine Herrin aussteigen konnte. An dessen Hand geklammert, schob sich die Gestalt Iulia Helenas langsam zwischen den weichen Kissen hervor, und wie schon die letzten Tage über fiel ihr das Aufstehen schwer. Das Gesicht war blass, es war ihr sehr wohl anzusehen, wie schwer die Krankheit gewesen sein musste, und dennoch war die aufrechte, stolze Haltung geblieben, die den meisten Iuliern selbst im Tode noch zueigen war, ganz ihrer aller Vorbild Caesar entsprechend.


    Doch heute ging es glücklicherweise nicht in den Senat, um das Leben unter den Dolchstößen der Verräter zu verlieren, sondern der Anlass war eher freudiger Natur. Iulia Helena konnte nicht verhehlen, dass sie sich auf das Wiedersehen mit Quintus freute, zu lange hatte er fern sein müssen, zu lange Wochen waren verstrichen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, seit er sie das letzte Mal im Arm gehalten und sanfte Worte geflüstert hatte. Hoffentlich war ihm inzwischen nichts geschehen, keine zu großen Sorgen aufgetaucht oder Schwierigkeiten zu überwinden gewesen. Aber das würde er ihr sicherlich selbst sagen, sobald die Pflicht ihn nicht weiter ablenken würde - langsam, Schritt für Schritt gingen Xamander und seine Herrin in das Haus hinein, für das die Iulierin noch keinen wirklichen Blick hatte, das Laufen war anstrengend genug, um sich darauf konzentrieren zu müssen. Als sie endlich eine Sitzbank im atrium erreichten, atmete sie innerlich auf, selbst die kurze Strecke hatte ihr den Schweiß auf die Stirn getrieben und ließ den Atem bedeutend schneller gehen.


    Xamander eilte wieder hinaus zur Sänfte und brachte eine kleine Schale, in der einige feuchte Tücher lagerten, eines davon nutzte der findige Alexandriner, um ihr die Stirn abzutupfen, sie sollte schließlich einigermaßen frisch aussehen, wenn sie ihrem Bald-Verlobten begegnete. Dann hieß es nur noch warten ...

  • Es dauerte nicht witklich lange, dann betrat Tiberius Vitamalacus seine Casa.


    Titus hatte ihn in seinem Officium in der Principia informiert, das Helena eingetroffen war und dann hatte für den Scriba des Tribuns eine wirkliche Qual begonnen. Denn der Tribun, der ihm gerade einige Anweisungen für die anstehende Inventur diktierte, war einfach aufgestanden, hatte seinen Helm genommen und war aus den Officium gegangen, nicht ohne seinem Scriba zu signalisieren, ihm zu folgen.
    Die ganze Strecke bis zur Casa hatte der Tribun in seinen grossen Schritten zurück gelegt und dabei seinem Scriba, der fast verzweifelt hinterher eilte, immer weiter Anweisungen diktiert.
    Erst im Vestibulum hatte er eingehalten, den Scriba mit knappen Worten entlassen. Allerdngs waren sie schon so dicht am Attrium, das dieses Sätze natürlich auch an die Wartenden im Attrium dringen mussten.


    "Weg treten und ausführen, Miles !"


    Erleichtert trat der Scriba ab, Tiberius Vitamalcus reichte seinen Helm an Titus. und betrat dann, wesentlich langsamer das Attrium, erasste mit seinem Blick sofort Helena. Lange, viel zu lange hatte er sie nicht gesehen und auch wenn er es selbst sich gegenüber nicht zugeben würde, er hatte sie vermisst, hatte ihre Nähe vermisst, hatte das Gefühl vermisst in ihrer Gegenwart so offen zu sein, wie er es sonst nie war.


    Schon sein erster Blick auf sie hatte ihm gezeigt, das sie ihre Krankheit noch nicht ganz überstanden hatte, selbst ihre, einer Iulerin angemessene und von ihren Sklaven gepflegte, Fassade, konnte ihm nicht täuschen. Aber egal, nun war sie in seiner Nähe, jetzt würde er dafür sorgen, das es ihr an nichts fehlte.


    "Helena, es ist schön das du da bist."


    Mit diesen Worten trat er ins Attrium, steuerte direkt auf sie zu. Nur zu gerne hätte er sie einfach in seine Arme geschlossen und ihre Lippen geküsst, aber noch musste er sich zurückhalten, hatte er doch immer noch seine Cousine in seiner Casa unter seiner Obhut und somit musste er als gutes Vorbild fungieren.


    "Ich hoffe, du müsstest nicht zu lange warten, meine Liebe ?"

  • Er brachte ein Echo mit sich, als er den Raum betrat, das sie nur zu gut kannte, das sie schon oft erlebt hatte, wenngleich nicht mit ihm, sondern mit ihrem verstorbenen Gemahl - Staub an den Sandalen, einen vagen Hauch des Geruchs nach Anstrengung, Arbeit und Verantwortung, ganz der Offizier, nicht unbedingt so sehr der Mann, der sie in einer Sänfte in seinen Armen gehalten hatte. Aber ein Blick in seine Augen verriet, dass auch dieser Mann noch existierte, er nur hinter dem Offizier zurückstehen musste, solange er seinen Dienst versah. So, wie es sein sollte und musste, etwas anderes hätten weder er noch sie gewollt noch akzeptiert.
    Langsam erhob sie sich, als er auf sie zutrat und sie begrüßte, und ein kleiner Teil ihres Inneren war stolz darauf, dass sie es endlich wieder schaffte, aus eigener Kraft aufzustehen. Allzu lange würde es ihr nicht gelingen, aufrecht zu bleiben, das wusste sie, aber es war zumindest ein Anfang, der erste Schritt in Richtung der dringend nötigen Genesung.


    "Vitamalacus ..." sagte sie lächelnd und neigte den Kopf in die Richtung des Hausherrn. "Du bist so schnell hier erschienen, dass ich mich kaum erinnern kann, mich gesetzt zu haben, in sofern konnte ich mich kaum langweilen geschweige denn, überhaupt daran denken. Und wäre es denn wirklich so weit gekommen, hätte ich hier begonnen aufzuräumen, auch wenn man nichts aufräumen muss." Der scherzhafte Ton, den ihre Stimme angenommen hatte, brachte zumindest der Iulierin die Erinnerung an beider Gespräche zurück. Es war immer leicht gewesen, mit ihm über alles mögliche zu sprechen, auch zu scherzen, und diese Art der Gespräche hatte sie in den letzten Wochen sehr vermisst, hatte sich ihre Familie doch größte Mühe gegeben, sie nicht zu sehr anzustrengen und hatte sie zumeist behandelt wie ein rohes Ei.


    Sanft ergriff sie die kräftigen Hände des tribunus und drückte sie kaum fühlbar, die eigenen Hände kühl, als wäre es draußen weder sonnig noch heiß. "Ich freue mich sehr, dass Du mich hier aufnimmst, ein wenig Abstand zu Rom hat bekanntlicherweise schon so manches Leiden kuriert, ausserdem ... würde ich Dir dauernd Briefe schreiben, käme ich noch weniger aus dem Gaus." In den Augen blitzte der Schalk auf, und für einen Moment verwischte sich in ihrer Empfindung die vergangene Zeit zu einem Nichts, als hätte sie gerade erst die Sänfte verlassen.

  • Die sanfte Berührung ihrer Hände weckte Erinnerungen in ihm, Erinnerungen nicht nur an jene Nacht in der Sänfte, sondern auch jenen nachmittag am Strand von Ostia und an jenen Tag, als er ihr im Geschäft eines Schmuckhändlers von seinen Absichten berichtet hatte. Und sanft erwiederte er ihre Berührung, liess die Hände nicht los, sondern führte sie langsam an seine Lippen und, einen Moment sich selbst über die Etikette hinwegsetztend und einfach seinen Bedürfnis ihr Nahe zu sein folgend, küsste er ihre Hände sanft.


    "Helena, dein Erscheinen hier ist für mich eine wirkliche Freude und macht mich zu einem glücklichen Mann," sagte er leise mit einem Lächeln, blickte dabei in ihr wunderschönes Gesicht, griff dann aber ihren scherzhaften Ton auf. "Da bin ich wirklich erleichtert, das du nicht gleich das Verlangen hattest, hier aufzuräumen, nicht das bei dir der Eindruck entstünde, meine Freude über dein Erscheinen wäre nur darin begründet."


    Nur kurz wandte er seinen Blick von ihr, vergewisserte sich, das Cato und die anderen Sklaven sich unverzüglich daran machten, das Gepäck der Iulierin in ihre Zimmerflucht zu bringen und alles für sie herzurichten. "Sag Albina bescheid, das ich sie sehen möchte," befahl er noch einem Sklaven, bevor er sich wieder Helena zu wandte.


    "Meine Cousine. Ihr Vater hat sie vor einiger Zeit in meine Obhut gegeben," erläuterte er ihr, wen er da gerade hatte rufen lassen, "ich möchte doch, das sie die Frau kennenlernt, welche hoffentlich bald meine Frau sein wird."


    So er froh er auch über ihr Eintreffen auch war, so machte ihm ihr Gesundheitszustand doch grosse Sorgen. Sorgen, die er aber für sich behielt, denn nichts wollte er weniger als sie mit übertriebener Fürsorge zu erdrücken. Daher fielen seine nächsten Worte auch eigentlich fast beiläufig.


    "Setzen wir uns doch."


    Er deutete auf eine bequem gepolsterte Bank aus Nussbaumholz, die in der nähe Stand und auch gross genug, das sie beide darauf Platz finden konnten. Und so führte er sie dorthin, seine Hände umschlossen noch immer die ihren, die so klein, zart und auch kühl in den seinen wirkten.


    "Es gibt noch jemand, den ich dir vorstellen möchte, aber so wie ich ihn kenne, brauche ich ihn nicht extra rufen zu lassen."


    Und in der Tat schlüfte in diesem Moment Taranis, der junge Luchs aus dem Tablinium, blieb an der Tür stehen und sah sich neugierig um, überlegte, ob er sich seinem Besitzer gleich nähern sollte oder aber noch etwas warten.

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Nur kurz wandte er seinen Blick von ihr, vergewisserte sich, das Cato und die anderen Sklaven sich unverzüglich daran machten, das Gepäck der Iulierin in ihre Zimmerflucht zu bringen und alles für sie herzurichten. "Sag Albina bescheid, das ich sie sehen möchte," befahl er noch einem Sklaven, bevor er sich wieder Helena zu wandte.


    Timon hatte etwas untätig im Atrium herumgelungert, allerdings unaufällig. Als ihn nun der Befehl des Herrn aufschrecken ließ, stand er sofort gerade, nickte kurz, verbeugte sich schnell ein wenig und verschwand dann zügigen Schrittes in Richtung des Cubiculums der Herrin.

  • Von Timon gefolgt betrat Albina nun das Atrium, noch immer im unklaren darüber, warum Quintus sie hatte sprechen wollen. Als sie nun das Atrium erreicht hatte erblickte sie ihren Cousin, eher ungewöhnlicher Weise in Gesellschaft einer Frau. Noch dazu einer, die sie nicht kannte.
    So näherte sie sich zunächst verwundert und schaute Quintus an.
    "Quintus, du hattest mich rufen lassen?"
    Dann blickte sie die Frau an. Sie hatte ein angenehmes Äußeres, das konnte man ihr nicht absprechen. Doch war es unverkennbar, dass es sich bei ihr um eine Plebejerin handelte. Und auf einmal schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf. Mochte es sich eventuell um die Julierin handeln, die ihr Cousin wider aller Ständeregeln heiraten wollte?
    "Salve. Ich glaube wir kennen uns noch nicht.Mein Name ist Tiberia Albina." Noch immer leich skeptisch behielt Albina die Frau bei ihren Worten im Blick.

  • Wieder lachte sie leise, seine Worte taten einfach gut, ebenso das Wissen, dass sich zwischen ihnen nicht viel verändert hatte. Die Iulierin gönnte sich einfach für einige Augenblicke das stille Vergnügen, ihren Quintus in aller Ruhe zu betrachten, denn die Zeit schien ihm nichts angehabt zu haben, er war nur ein bisschen brauner geworden, zweifelsohne, weil er sich viel draußen bei seinen Männern aufhielt. Die kräftigen Hände, die doch so sanft sein konnten, fühlten sich für sie warm und sicher an, und sie musste gegen den inneren Drang ankämpfen, sich einfach an ihn anzulehnen, es wäre weder angemessen noch schicklich gewesen, am allerwenigsten im atrium seines Hauses. Es musste reichen, dass sein Blick ihr mehr verraten hatte, als es jedes Wort hätte tun können, und alles andere würden sie vielleicht besprechen, wenn sie die Zeit und Gelegenheit dazu hatten.


    "Ich hoffe, sie langweilt sich hier nicht, fernab von Rom und allen Unterhaltungsmöglichkeiten, die diese Stadt bietet," sagte sie freundlich und dachte daran zurück, wie schrecklich die ersten Wochen gewesen waren, in denen sie ihren inzwischen verstorbenen Gemahl begleitet hatte. Sie hatte das castellum gehasst, und wäre am liebsten geflohen, irgendwohin, wo keine Soldaten waren. Behutsam drückte sie die Hand ihres Fast-Verlobten und betrachtete den hereinschleichenden Luchs überrascht - von einem so großen Haustier hatte er ihr nichts erzählt, aber er schien zahm zu sein und somit blieb sie an Ort und Stelle sitzen, sah das Tier interessiert an. Der Luchs bewegte sich mit der natürlichen Anmut aller Raubtiere und schien sich noch nicht ganz sicher, was er von dem neuen Geruch im Haus halten sollte, und mit einem vagen Schmunzeln bemerkte sie, dass sich ihr griechischer Sklave Xamander in der Gegenwart des Tieres nicht wohl zu fühlen schien - aber da musste er nun durch. Als Tiberia Albina eintrat, neigte sie ihr höflich und mit einem Lächeln den Kopf zu.


    "Salve, Tiberia Albina, ich freue mich sehr, Dich kennenzulernen," sprach sie freundlich in Richtung der jungen Frau und blickte sie offen an - der Iulierin selbst war durch die starke Blässe ihres Gesichts sehr wohl noch anzumerken, dass sie krank gewesen war, auch wenn man sie sehr sorgsam zurecht gemacht hatte, um diesen Eindruck zu überdecken. "Ich bin Iulia Helena und ich hoffe, Du verzeihst, dass ich mich nicht erhebe, um Dich zu begrüßen, das Stehen strengt mich leider noch immer mehr an, als es mir recht sein kann." Hoffentlich war diese Frau ein Teil der wohlmeinenderen Verwandtschaft - dass sie mit ihrer Verbindung auf wenig Gegenliebe stoßen würden, darüber waren sich beide bewusst gewesen, aber ein dauernder Sturm im Hause musste schließlich auch nicht unbedingt sein.

  • Sie hatte mit ihrer Vermutung also doch recht gelegen. Noch vor nicht allzulanger Zeit wäre sie ob so einer Verbindung, auch wenn sie noch nicht offiziell war, recht empört gewesen. Doch wenn auch mit sehr viel Leid verbunden hatte sie gelernt, dass der Stand eines Menschen für die Liebe kein Kriterium war. Das jedoch ihr Vetter dies auch so sah, verwunderte sie noch immer leicht, spielte aber momentan keine Rolle.
    "Ich freue mich auch dich kennenzulernen, hat mein Vetter mir doch schon von dir erzählt." Dann lächelte sie ein dünnes Lächeln, was ehrlich gemeint war da es ihr schlichtweg noch immer nicht gelang mehr Freude in irgendetwas zu sehen. Zu dunkel waren die Schatten über ihrem Herzen noch. Doch sie gab sich alle Mühe, auch wenn man diese Anstrengung in ihren Worten vielleicht ein wenig heraushören mochte. "Es gibt nichts zu verzeihen, ich habe vollstes Verständnis." Dann fügte sie mit einem leicht vorwurfsvollen Blick an Quintus an :"Ich wusste garnicht, dass ihr so bald hier eintreffen würdet."

  • Taranis blickte sich neugierig um, der Luchs war zwar mittlerweile fast ausgewachsen, aber immer noch war er von seinem jugendlichen Spieltrieb beherrscht. So schenkte er den Sklaven, die das Gepäck hereintrugen, wesentlich mehr aufmerksamkeit als dem ruhig sitzenden, bzw. stehenden Herrschaften. Er schien nur darauf zu warten das einer der Sklaven irgendetwas falllen liess.


    In ihrem Blick hatte er soviel erkannt und er wünschte sich endlich wieder einmal allein mit ihr zu sein. Nur sie und er, ungestört und ohne den Zwang die üblichen Konventionen einhalten zu müssen. Obwohl sie beide diese schon jetzt sehr weit streckten, denn er setzte sich nicht nur neben sie auf die Bank, so dichtr, das ein gestrenger Moralist schon anstoss genommen hatte, sondern seine Hand umschloss ihre immer noch wärmend.


    "Das ist übrigens Taranis," sagte er leise zu Helena, "Albina und ich haben ihn bei einem Tierhändler in Rom gefunden und ich hab ihn aufgezogen."


    Er wusste auch, das das Castellum nicht der beste Aufenthaltsort für Albina war, aber denoch war er davon überzeugt, das gerade jetzt die Ruhe, die in der Casa herrschte, das beste für Albina war. Aber das zu erläutern, würde dauern. Er würde ihr später alles erzählen, auch was mittlerweile mit Verres geschehen war.


    Erst als Albina dazu trat, löste er seine Hand von Helenas und blickte zu seiner Cousine. Er wäre selbst wohl nie auf die Idee gekommen, das Albina Helena nicht mögen konnte, wie er wohl auch annahm, das es eigentlich niemand gab, der Helena nicht mögen könnte, ausser einigen verbohrten und dickköpfigen Personen. Ein für seine Verhältnisse doch sehr naive Einstellung.


    "Albina, setz dich doch zu uns," sagte er freundlich und deutete kurz auf den Korbstuhl, der links von der Bank stand. Eigentlich hatte er gedacht, er hätte ihr gleich bei Albinas Ankunft von Helenas bevorstehendem Besuch berichtet. "Ich dachte eigentlich, ich hätte dir davon erzählt, aber im Tagesdienst und dann auch noch Claudias tot, da wird diese Neuigkeit verloren gegangen sein."


    Er wandte seinen Blick wieder zu Helena und eigentlich wie immer, wenn er in das Gesicht seinen zukünftigen Verlobten blickte, wirkte sein Blick offener, gelassener, ja sogar glücklicher als sonst. Selbst jetzt, da er über ein trauriges Ereigniss berichten musste.


    "Ich weis nicht, ob du davon schon erfahren hast : Meine Schwester Claudia ist kürzlich unerwartet verstorben."

  • Während die anderen Sklaven das Gepäck in die Zimmer der Besucherin brachten, konnte ich mich etwas zurückhalten, denn ich wusste, das dort alles hergerichte worden war.


    Misstrauisch betrachtete ich, wie mein Domine mit dieser Hexe umging. Und auch seine Cousine schien auf sie herin zufallen. Oder konnte ich in ihr eine Verbündete finden ?


    Aber ganz untätig blieb ich nicht, leise und unauffällig näherte ich mich mit einen Tablett mit ausgewählten Getränken den Herrschaften und bot ihnen verdünnten Wein und klares, kühles Wasser an. Nur für meinen Domine hatte ich ein Glas mit purem Wein dabei.

  • Die junge Frau wirkte traurig, zumindest schien eine gewisse Traurigkeit in ihrer Haltung mitzuschweben, aber sicher war sich Iulia Helena darüber nicht. Vielleicht würde sie später Quintus danach fragen, um nicht unwillentlich das Falsche zu sagen, aber wer wusste schon, ob sich die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen bieten würde, immerhin musste auch hier auf Anstand geachtet werden. Leicht lächelnd verfolgte sie den Wortwechsel zwischen Quintus und Albina, sich nicht einmischend, es genügte ihr auch für den Moment, einfach nur beider Stimmen zu hören und sich von der Ruhe in der casa ein wenig einlullen zu lassen. Man konnte kaum glauben, dass sich das Haus innerhalb eines castellums befand, so ruhig war es, aber sie ahnte, dass es sich zumindest zum Morgenappell anders anhören würde. Aber selbst diese Geräusche würden sie nicht stören, eher an einen Teil ihres früheren Lebens erinnern, der schöne wie schlechte Seiten gehabt hatte.


    Der Luchs schien sich zuerst damit zu begnügen, die fremde Witterung aufzunehmen, und besonders Xamander wurde aufmerksam beäugt, weil er wohl am fremdartigsten von allen roch, benutzte er doch gerne die Duftessenzen, die er von seiner Heimat Achaia gewöhnt war. Dann aber schien sich Taranis zu langweilen und glitt geschmeidig vorwärts, bis seine Gestalt schließlich an Albinas Beinen entlang strich, als erwarte er von ihr eine Leckerei - in diesem Sinn hatte er sich wohl ausgesprochen schnell an eine menschliche Umgebung gewöhnt, wie jede andere (zumeist kleinere) Katze auch.
    "Er ist sehr schön," sagte die Iulierin schließlich, als das Gespräch abgeflaut war. "Und wie es scheint, auch intelligent - habt ihr ihm etwas Besonderes beigebracht? Die meisten zahmen Raubtiere lassen sich mit etwas Mühe etwas beibringen, aber ich weiss nicht, wie es mit Luchsen aussieht." Sie neigte sich ein klein wenig vor und versuchte, mit ein wenig Fingerspiel die Aufmerksamkeit des Tieres zu erregen, aber es hielt sich vorerst an Albinas Seite.


    "Danke," sagte sie zu Cato, als er die Getränke herumgab und ließ sich einen Becher Wasser einschenken, zu früh wollte sie nicht mit Alkohol beginnen. "Tiberia Albina, ich hoffe, Du langweilst Dich nicht zu sehr in diesem castellum. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Umgebung doch im gewissen Maß sehr befremdlich wirken muss, zumindest brauchte ich damals einige Wochen, um mich einzugewöhnen." Zumindest versuchen konnte sie es einmal, eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden, immerhin kannte sie die junge Tiberierin nicht ... und wenn es um das Soldatenleben ging, würde sich auch Quintus nicht ausgeschlossen fühlen, dem sie einen warmen, liebevollen Blick zuwarf.

  • Albina beobachtete Taranis, der ihr um die Beine strich ung beugte sich kurz zu ihm hinunter. Einerseits um ihn kurz zu streicheln und andererseits um ihm anschließend einen kleinen Schubs in Richtung Helena zu geben, die anscheinend ebenso begeistert von dem Kleinen war, wie sie , als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Doch Albina selbst verband mit dem kleinen Raubtier auch ein Hauch von Schicksal. War es doch der bisher schlimmste Moment ihres Lebens als eben jenes Tier auf einmal augetaucht war. Doch sie wollte nicht weiter daran denken, nicht länger an den Mann, den sie noch immer liebte, den sie aber vermutlich nie wiedersehen würde...


    "Nein, wir haben ihm bisher noch nichts beigebracht. Zumindest ich nicht." anwortete sie in einem freundlichen Ton und blickte fragend Quintus an. Immerhin war sie nicht ganz sicher, was ihr Vetter mit Taranis anstellte wenn sie nicht da war, auch wenn sie es sich nur schwer hätte vorstellen können, dass Quintus in seinem Tablinum saß und dem Kater Kunststückchen beibrachte.


    "Nunja," sagte sie dann nachdenkend, da Helena ein recht leidliches Thema ansprach, "um ehrlich zu sein ist es hier nicht gerade wohnlich." Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und sprach dann weiter."Es war zwar keine Frage für mich, dass ich Quintus hierher folgen würde. Doch es ist eine starke Umstellung. Man hat kaum eine Möglichkeit Kontakte zu schließen und wenn man jemanden kennen lernt, so gibt es kaum eine Möglichkeit diese Kontakte zu vertiefen." Sie musste an Petronius denken. "Letztens zum Beispiel bin ich einem sehr aufmerksamen Soldaten auf der Via Praetoria begegnet. Doch währte die Unterhaltung nicht lang, weil er zu den Ställen musste und dies kein Ort gewesen wäre, andem es für mich angemessen wäre mich dort aufzuhalten."
    Ein melancholischer Blick trat in Albinas Augen. Ja, manchmal fragte sie sich wirklich, ob sie hier je wirklich zurecht kommen würde.

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