Hortus - der Garten

  • Bei dem schönen Wetter hätte er sich auch eigentlich denken können, daß seine Frau und sein Sohn im Garten waren. Nur daß noch jemand da war, damit hatte er nicht gerechnet. War das nicht Duccia Vera? Sie hatte zur Reisegruppe gehört, als sie von Germanien nach Italia gereist waren. Monate war das nun schon her. "Salvete zusammen! Na, was gibt's denn hier Schönes?"

  • "Voll interessant!" kommentierte Sontje und spitzte aufmerksam lauschend die Ohren. Vielleicht gab es dort eine Möglichkeit Münzen zu verdienen. "Vielleicht klappt es dort mit einem altem Trick!? Hm.. mal schauen!" Mit einem sichtlich erstauntem Gesichtsausdruck, der zeigte, wie baff sie war, fand sie nicht sogleich die Stimme wieder. "Wie jetzt? Du hast meinen Bruder kennengelernt?" Und seine Zwillingschwester erfuhr es nicht einmal, brummelte sie in Gedanken. "Wie wird er denn noch gerufen?" Diese Frage musste einfach sein.


    Sie blieb stehen wo sie war und musterte die Bänke. "Tschuldigung, ich wollte gar nicht so laut werden.. so doll schimpfen. Entschuldige, wenn Rufus sich erschreckt hat." Unerwartet stand Valerian vor ihr. "Salve, Valerian! Ich bin vor zwei Tagen angekommen und nahm mir vor, euch zu besuchen sowie zu bestaunen, wie groß Rufus geworden ist. Ich erzähle Calvena gerade was bei mir so los ist.


    Die junge Germanin konzentrierte sich schliesslich auf Calvenas letzte Frage. "Dass ich wie von der Familie gewünscht zu meiner Mutter zurück gehen würde, kam und kommt gar nicht in Frage. Sie würde sich zu Tode schämen, wenn ich bei ihr auftauche. Was würden denn die Nachbarn denken? Mein Bruder hat, als unser Vater starb, sich für seine eigenen Dinge interressiert. Ich war es, die den Hof geführt hat, während Mutter trauerte. Ich musste Kochen, Weben und den Haushalt führen. Meinen Bruder interessierte dies nicht. Er beschloß eines Tages uns zu verlassen und versprach mich nach zu holen. Er meldete sich etliche nicht. Plötzlich kam ein Brief, das sich nachkommen soll. Und das tat ich!"

  • Ganz langsam öffneten sich die Flügel des Monarchen. Schwarz mit weißen Flecken am Rand und in der Mitte dann ein leuchtendes orange. Diese auffällige Farbe lockte natürlich Rufus an. Auf und zu gingen die Flügel. Langsam und auf allen vieren näherte sich der Knabe dem Schmetterling. Sicherlich konnte er mit diesem seltsamen Geschöpf spielen. Noch einmal auf und zu. Der kleine Quintilier streckte die Hand aus, doch als der kleine Schatten auf die Blume und den Falter fiel flog dieser davon. Mit großen Augen sah er dem Tier nach, kam dann eilig, und reichlich wacklig auf die eigenen Beine um dem Schmetterling hinter her zu laufen. Doch die Verfolgungsjagd endete schnell, denn kaum betrat sein Vater den Garten, war das seltsame flatternde Geschöpf vergessen. Stattdessen hielt er direkt auf seinen Vater zu.
    Calvena war durch das Gespräch mit Vera abgelenkt, Rufus war der Erste, der seinen Vater entdeckte und dann auch begrüßen konnte. Die kurzen Arme ausgestreckt lief er ihm noch etwas unsicher entgegen. Musste aber immer mal wieder nach seinem Gleichgewicht suchen. Laufen war irgendwie anstrengend.


    Das Interesse an den Factiones war anscheinend geweckt. Es sah ganz so aus, als wollte Vera sich dort einmal versuchen. „Dein Bruder ist Pontifex. Da ich meinen Pflichten als Aeditua auch in Mogontaicum nachgehen wollte, habe ich mich ihm vorgestellt. Nicht gerade erwähnenswert!“ meinte Calvena leichthin und ahnte nicht, dass die Duccia sich darüber ärgerte, dass ihr Bruder dies nicht erwähnt hatte. Es gehörte einfach zu den alltäglichen Pflichten eines Pontifexes sich um die Priester und deren Aufgaben zu kümmern.
    Bei der Erwähnung ihres Nachwuchses sah sie sich direkt nach diesem um, für einen Moment hatte sie ihn doch glatt aus den Augen gelassen. Ein Moment in dem er einiges anstellen konnte, selbst hier im Garten. Blumen ausbuddeln, Erde in den Mund stecken oder aber irgendetwas umwerfen. Zunächst bekam sie einen kleinen Schreck, weil Rufus nicht mehr da war, wo er zuletzt gesessen hatte, aber als sie ihn dann in den Armen ihres Mannes entdeckte lächelte sie erleichtert. Rufus durfte man keinen Augenblick unbeaufsichtigt lassen.
    Calvena war überrascht, dass ihr Mann da war, freute sich aber über seinen Besuch. Eilig kam sie auf die Beine und drückte ihm erst einmal einen Kuss auf die Lippen. „Salve! Wie ich sehe hat dich Rufus schon angemessen begrüßt und ich brauch dir nicht erzählen, dass er Laufen gelernt hat“, lächelte sie. Kurz war Vera einfach mal vergessen. Aber nicht lange, da diese direkt weiter munter weiter plapperte und ihr gar keine Gelegenheit gab Valerian irgendwie aufzuklären.


    Vera hatte ein merkwürdiges Ehrgefühl. Da wollte die junge Frau unbedingt sich unter Beweis stellen, aber gleichzeitig scherte sie sich darum, was andere von ihr dachten. Besonders die Familie. Ganz leicht seufzte sie. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob Vera wirklich der Verantwortung gewachsen war.

  • Staunend hatte Valerian auf die kleine Szene geblickt. Sein Sohn, auf seinen eigenen Beinen, voranstolpernd, verfolgte einen Schmetterling. Nicht lange, der kleine Kerl entdeckte den Vater und hatte damit ein neues Ziel. Es waren nur wenige Schritte. Wackelig und unsicher. Aber sein Sohn lief! Er lief auf seinen eigenen Beinen! Wie schnell er groß wurde! Schnell fing er den Kleinen auf, gerade in dem Moment, als er hinzufallen drohte, und hob ihn lachend auf seine Arme. "Mein großer Junge!" Väterlicher Stolz klang aus diesen Worten. Fast so als sei Rufus das erste Kind, das die Kunst des Laufens erlernt hatte.


    Calvena begrüßte ihn mit einem liebevollen Kuß, den er nicht minder zärtlich erwiderte. "Wie schön zu sehen, daß es euch gut geht. Vera, schön auch Dich zu sehen." Natürlich wäre er lieber mit Calvena und Rufus allein gewesen, doch er war ganz sicher nicht unhöflich oder gar ungastlich. Also fragte er ganz freundlich nach. "Was treibt Dich zu uns? Geht es Dir gut?" Er hatte ja nur die letzten Worte gehört und wußte noch nicht, daß Vera nach einer Arbeit suchte.

  • "Pontifex! Was? Du warst in Mogontiacum??" erregte sich Sontje und tappste mit den Fingern ihrer rechten Hand auf dem Ellbogen ihres linken Armes rum. Was hatte Phelan ihr denn alles NICHT erzählt? Sie war seine Zwillingsschwester! Oder hatte sie wegen dem Überfall Blindfisch gespielt und nichts wissen wollen? Calvena beantwortete ihre Frage gar nicht und kümmerte sich stattdessen um ihren Mann samt Kind.


    "Ich bin vor zwei Tagen angekommen und nahm mir vor, euch zu besuchen sowie zu bestaunen, wie groß Rufus geworden ist. Ich erzähle Calvena gerade was bei mir so los ist." wiederholte sie ihre Erklärung, die ihm wohl beim Anblick seiner feschen glücklich verliebten Frau durch gegangen war. "Ich habe sie zudem gefragt, ob ich mich um deinen Sohn Rufus kümmern dürfte. Allerdings stellte ich während dem Gespräch mit ihr fest, dass ich kaum Erfahrung mit Kindern habe. Da wären aber noch die Factiones, zu denen ich gehen könnte. Mir geht es übrigens gut."

  • „Ich fürchte, nun sind die Vasen im Haus nicht mehr sicher…“, schmunzelte sie und zeigte ein ebenso stolzes Lächeln. Rufus würde sicherlich üben und irgendwann recht schnell unterwegs sein und dann sah sie es schon kommen, dass in seinem Übermut das ein oder andere Einrichtungsstück zu Bruch gehen würde. Sie musste nur an Sabina denken. Ihrer Cousine gelang es ja auch regelmäßig irgendetwas zu zerdeppern.


    Reichlich verwundert sah sie Vera an. Die Duccia war doch mit ihnen gemeinsam von Mogontiacum aus abgereist. Oder war die junge Frau erst später zu der Reisegruppe gestoßen? So genau wusste sie das gar nicht mehr. „Eine ganze Weile, bis Valerian wieder zurück nach Rom versetzt wurde… Rufus ist in Mogontiacum geboren.“ Calvena konnte nicht verstehen, warum Vera sich darüber so sehr aufregte. Die Quintilier und Duccier hatten nur wenige Berührungspunkte und bis auf ein gemeinsames Abendessen auch nicht viel mit einander zu tun gehabt. Duccius Verus hatte daran nicht einmal teilgenommen. Sie hatte wohl wirklich kein gutes Verhältnis zu ihren Verwandten. Ob mehr als nur Veras Vorstellungen von der Zukunft dazu geführt hatte, dass sie sich mit ihrer Familie entzweit hatte.
    Vera sollte ruhig erst einmal selbst erklären, was der Grund ihres Besuches war.

  • Valerian hatte Veras Worte sehr wohl mitbekommen und auch verstanden. Doch sie waren weder eine Antwort auf seine Frage, noch so weitreichend, wie er es sich gewünscht hätte. Auch ihre weiteren Erklärungen waren ihm noch ein bißchen wenig, doch natürlich war einzusehen, daß sie sich hier nicht vollkommen offenbaren wollte, bevor sie wußte, woran sie war. "Erfahrungen mit Kindern erlangt man nur bei der Arbeit mit Kindern. Die Frage ist eher: Willst Du das wirklich? Ein Kind versorgen? Deine weiteren Worte klingen so, als wäre Familienleben nicht unbedingt das, was Du Dir für Deine Zukunft wünschst." Er sprach weiter freundlich zu ihr, während er seinen Sohn erst herumwirbelte und ihn dann wieder auf seine Füße stellte. Übung machte den Meister. "Wir sollten die wertvolleren Stücke vielleicht für eine Weile wegschließen, hm?" Ganz verhindern konnte man es nicht, daß ein Kind Scherben verursachte.


    "Ob die Factiones Dich annehmen, weiß ich wirklich nicht. Du bist eine Frau, eine römische Bürgerin. Nicht gerade das, was man als Pferdepfleger anstellt. Damit möchte ich Dir nicht zu nahe treten, sondern Dich nur auf Enttäuschungen vorbereiten. Die Factiones halten die wertvollsten Pferde, die im ganzen Reich zu finden sind. Sie werden ihr Personal sehr sorgfältig auswählen. Außerdem kann es sein, daß Du bei der Arbeit dort in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit rückst. Und wie wird die Öffentlichkeit es beurteilen, wenn eine Bürgerin im Pferdestall arbeitet?" Wäre er einer der Rennstallchefs, dann würde er sie bestimmt nicht einstellen. Die Gefahr, in der öffentlichen Meinung abzusinken, wäre einfach zu groß. Und die Factiones lebten nun einmal von ihren Fans. "Vera... Was würdest Du denn gerne werden? Was möchtest Du eines Tages sein? Das Sinnvollste ist doch, auf ein Ziel hinzuarbeiten."

  • Sontje hob die Augenbrauen, sah Valerian überrascht an. Wie denn das? Das Faamilienleben würde ihr zuwider sein? Ein nachdenkenswerter Gedanke. Mit sichtlicher zeitlicher Verzögerung sprach sie ihre Gedanken aus. "Ich bin bereit, das Versorgen eines Kindes zu (er)lernen." Seine Hinweise bezüglich der Factiones entsprachen offensichtlich der Wahrheit. Sie konnte demnach ihrem Trick vergessen, den sie auf Land bei den Bauern angewendet hatte. Schwamm drüber. "Ich danke dir für die Hinweise zu den Factiones, jetzt ists mir klarer geworden, Valerian. Was ich erreichen will? Ich weiss es echt nicht. Mein Bruder Phelan wusste zumindenst was er erreichen wollte. Dagegen ist mein Weg nicht klar. Alles was ich bis jetzt erreichen wollte, war nach Rom zu gelangen und das habe ich geschafft. Tut mir leid.. ich weiss wirklich nicht wohin mit mir!" gestand Sontje und setzte sich ziemlich bedröppelt drein schauend auf die Bank.

  • Sie würde wohl einmal mit Diomedes durch Haus gehen müssen und die wertvolleren Stücke irgendwo im Keller einlagern, nicht dass sie Opfer eines kleinen übermütigen Jungen werden. Bei manchen Vasen im Familienbesitz wäre es wirklich schade, wenn sie zu Bruch gingen. Doch die Frage was sie denn in Sicherheit bringen müsste, verschob sie erst einmal. Noch immer hatte Calvena bedenken, was Vera anging. Einfach weil diese kaum Erfahrung nachweisen konnte und dem Familienleben nicht viel abgewinnen konnte. Was würde sein, wenn sie etwas anderes, fand was ihr mehr Spaß machte, als auf ein Kind oder mehrere Kinder zu achten. Kinder konnten laut und anstrengend sein. Würde sie einfach das Handtuch werfen, wenn sie vor den ersten Problemen standen?
    Ein wenig tat sie ihr ja leid, ungeliebt und verstoßen von der Familie wusste sie nicht wohin mit sich. Kurz warf sie ihrem Mann einen etwas ratlosen und fragenden Blick zu. Was tun? Vielleicht sollten sie Vera einfach einmal auf die Probe stellen und dabei zusehen, wie sie sich mit Herausforderungen schlug. Vielleicht ließ sich das eine, ja auch mit etwas vergnüglichen verbinden.
    „Du kannst sicher verstehen, dass ich dir unseren Sohn nicht einfach in die Arme drücke. Ich will sehen wie du mit ihm zu recht kommst. Und nicht nur dann, wenn er ausgeglichen und fröhlich ist…“

  • Nachdenklich blickte Valerian die beiden Frauen an. Vera war offenbar mit der Frage im Moment völlig überfordert. Und Calvenas Begeisterung hielt sich in Grenzen. Eigentlich wollte Valerian auch lieber mit Calvena allein über die Sache reden, ohne daß Vera mithörte. Damit sie ganz offen sprechen konnten. Aber hinauswerfen wollte Valerian die junge Frau auch nicht. Wo sollte sie denn hin? "Hast Du denn überhaupt schon eine Bleibe hier in Rom?" Gastfreundschaft konnten sie ihr zumindest bieten. Wenn sich keine Anstellung ergab, dann wenigstens, bis die etwas passendes gefunden hatte.

  • "Ich verstehe dich.. naja.. einigermaßen." Noch wusste sie ja gar nicht, wie Rufus Stimmung war, wenn er beispielsweise wach war und seine alltäglichen Mätzchen machte. Sie sah Valerian an und zeigte zu ihren Sack Siebensachen. "Wenn ich ehrlich bin, meine Münzen reichten bis heute früh für ein Dach überm Kopf. Ich bin ganz und gar münzlos, das heisst, ich brauche eine Lohnquelle, um mir ein neues Dach überm Kopf leisten zu können. Wenn ihr beide jemanden wisst, der mich für andere Tätigkeiten benötigen würde. Ich kann neben meinem übrigen Können übrigens lesen und schreiben." Seufzend fuhr sie mit beiden Händen durch die Haare und strich sie nach hinten weg. "Nunja.. ich bin ganz schön froh, euch zu kennen."

  • So aus dem Stehgreif konnte und wollte sie nicht einfach so eine Entscheidung treffen. Schon gar nicht so eine wichtige, schließlich ging es um ihr Kind und die damit verbundene Verantwortung. Ihr Blick richtete sich einen Augenblick auf Rufus, der Munter durch den Garten krabbelte und auch immer mal wieder den einen oder anderen unsicheren Schritt machte. Da fiel es ihr leichter Vera erst einmal als Gast aufzunehmen. Das Gastrecht würde sie der Duccia sicherlich nicht verwehren. „Du kannst gern eine Weile hier bleiben“, schlug sie vor. Es war eine ehrliche Einladung. Calvena war sich bewusst, dass Valerian ihr sicherlich nur zustimmen würde. Auch schon weil Vera ja entfernt mit ihm Verwandt war. Es war selbstverständlich dass man den Verwandten half, zumindest solange wie es sich im Rahmen der Höflichkeit bewegte. Ein Dach über den Kopf und Mahlzeiten gehörten dazu. Alles was darüber hinaus ging musste sorgfältig erwogen werden. An sich fand die ja Vera nett, sie hatte sich auch im ersten Umgang mit Rufus nicht ungeschickt angestellt, aber was war, wenn es eben nicht mehr so einfach war. Rufus konnte krank werden, Kinder wurden ständig krank, wie würde sie damit umgehen? Den Göttern sei Dank, dass ihr Sohn bisher davon verschont geblieben war.
    „Diomedes kann dir ja zeigen wo du deine Sachen verstauen kannst… so gibst du uns die Gelegenheit einmal in Ruhe über deine Bitte nach zu denken“, schlug sie vor. Hoffentlich hatte Vera diesen Wink verstanden, sie sollte sich einfach etwas mehr Zeit lassen, so dass Calvena und ihr Mann die Zeit hatten sich auszutauschen.

  • Wie so oft verstanden sich Calvena und Valerian ohne viele Worte. Sie war also der gleichen Ansicht wie er. Erstmal in Ruhe darüber sprechen und überlegen, wie es weitergehen konnte. "Auf jeden Fall kommst Du erst einmal hier bei uns unter. Alles Weitere überlegen wir dann in Ruhe. Diomedes bringt Dich jetzt zu Deinem Zimmer und wenn Du ein Bad nehmen möchtest, sagst Du es ihm. Wir haben ein kleines eigenes Balneum im Haus." Darauf war er nicht wenig stolz. Als er noch bei den Praetorianern gewesen war, hatte er genug verdient, so etwas einbauen lassen zu können. Er rief nach dem Sklaven, der auch prompt erschien. "Richte ein Zimmer für Duccia Vera her und führe sie hin, Diomedes. Sie wird eine Weile bei uns bleiben."


    Der freundliche Grieche nickte Vera lächelnd zu. "Bitte folge mir, Domina." Er griff sich ihren Sack, um ihn für sie zu dem Zimmer zu tragen. Sauber war das Zimmer ja, nur ein paar saubere Laken und frisches Wasser wurden gebraucht.

  • Dankbar sah sie ihre Gesprächspartnerin an. "Ist gut. Ich hätte dich nicht so überfallen sollen.. und ja, redet miteinander." Sontje lauschte schliesslich Valerians Worten. "Ein eigenes Bad habt ihr?? Das ist toll! Vielen Dank an euch beide! Ich muss über nicht gerade weniges und wichtiges nachdenken." Geduldig wartete sie auf den Sklaven. Der sogleich erscheinende Sklave sprach sie mit Herrin an. Nunja.. nett gemeint, aber sie war nicht seine Herrin, sie war zu Gast in diesem Hause. "Bis später! Tschüss, Rufus!" verabschiedete sich Sontje von dem jungen Ehepaar und verschwand im Inneren der Villa.

  • Bei manchen Dingen bedurfte es nur weniger Worte zwischen ihr und Valerian. Manchmal wussten sie eben, was im Kopf des anderen vor sich ging. Sie kannten einander gut, sehr gut sogar. Vera zeigte Verständnis, dass sie sich erst einmal beratschlagen mussten und freute sich auch über diese Einladung. Zumindest hatte die Duccia auf diese Weise eine Sorge weniger. Vera würde sicherlich einen Schwung rein bringen, denn im Augenblick war Calvena die Einzige Frau im Haus.
    Diomedes zeigte Vera eines der Gästezimmer und bot ihr die Gelegenheit sich erst einmal mit ihrem Ehemann zu befassen. Rufus war ja scheinbar damit zufrieden eine der Blumen auszubuddeln und den Garten umzugestalten. Somit konnte sie sich in aller Ruhe mit ihrem Mann unterhalten. „Was denkst du?“ fragte sie ihn. „Vera ist ja nett… aber zu unerfahren“, sprach sie ihren Gedanken aus. „Ich hab kein gutes Gefühl, ihr einfach Rufus anzuvertrauen…“ Calvena war ja auch zunächst überfordert gewesen, nach der Geburt. Es hatte seine zeit gebraucht, bis sie sich an die Mutterrolle gewöhnt hatte. Sie nahm seine Hand und führte ihn zu der Bank vor dem Brunnen.

  • Diomedes nahm sich auf seine unvergleichlich herzliche Art des jungen Gastes an und schon war die junge Familie allein im Garten. Valerian lächelte, als er seinen Sohn bei der Erforschung des Erdreiches beobachtete. Und ließ sich widerstandslos zu dieser Bank führen, wo sie sich zusammen niederließen. "Sie ist sehr nett. Und sie hat eine Chance verdient. Ich würde vorschlagen, wenn Du denn damit einverstanden bist, denn Du bist es ja, die mit ihr umgehen muß, daß sie erst einmal bleibt und Dir nach Kräften im Haus hilft. Auch mit Rufus. So kann sie erst einmal sehen, wie Du alles machst und es langsam lernen. Damit sie die Chance hat, für sich selbst herauszufinden, ob sie das will. Und in drei oder vier Wochen überlegen wir dann, ob eine Anstellung draus wird, hm? Oder ob sie sich eben doch etwas anderes suchen muß." Valerian legte fest den Arm um seine Frau und drückte sie liebevoll an sich.

  • Vera war ihr bisher nicht wie der häusliche Typ vorgekommen. Eher wie jemand der sich ein wenig nach Abenteuer sehnte. Vielleicht täuschte sie sich auch. Sie würde wohl erst einmal sehen müssen, wie sich die Duccia machte. Aber einfach so einer Anderen ihren Sohn zu überlassen, würde ihr wohl nicht leicht fallen. Als Glucke würde sie sich ja nicht bezeichnen, aber bisher hatte sie sich allein um Rufus gekümmert. „Ich werde sehen wie sie sich macht. Sie kann sich ja gern später damit befassen, Rufus wieder sauber zu bekommen“, grinste sie mit einem Blick auf ihren Spross, dem es gelungen war die Blume auszubuddeln und dabei von Kopf bis Fuß nun eher einem kleinen nubischen Kind aus Africa glich und nicht römischen Nachwuchs. „Hast du den Nachmittag frei bekommen?“ wechselte sie dann das Thema. Sie freute sich darauf, etwas Zeit mit ihm verbringen.

  • Grinsend nickte Valerian. "Ja, das kann sehr heilsam sein. Oder aber sie entdeckt, daß es gar nicht so schlimm ist und findet sogar Freude am Umgang mit kleinen Kindern." Möglich war schließlich alles. "Nein, leider habe ich nicht den ganzen Nachmittag frei, nur ein paar Stunden. Manchmal glaube ich, daß der PU selbst dafür gesorgt hat, daß ich immer so wenig Zeit für euch habe. Es ist echt ein Ärgernis, daß ich nicht die Freiheiten habe wie in Germanien. Der Kleine wächst so schnell. Ich habe das Gefühl, sein Leben zu verpassen." Er konnte es immer noch nicht fassen, daß Rufus bereits seine ersten Schritte machte. "Ich glaube, Vera ist ganz in Ordnung. Sie muß eben einfach noch lernen. Vor allem sich selbst kennenlernen. Sie reist so weit, ohne zu wissen, was sie eigentlich will. Ein bißchen erinnert sie mich damit an Melina."

  • Vera würde wohl die ein oder andere Herausforderung meistern müssen, ehe Calvena wirklich überzeugt war, dass die Duccia wirklich in der Lage war sich um ein Kind zu kümmern, dass nicht ihres war. Sie würde aber Vera die Gelegenheit geben sich beweisen zu können. Ein wenig musste sie auch Grinsen, es würde sicherlich nicht einfach für Vera werden, Rufus wieder sauber zu bekommen. Sie sah es schon kommen, dass Am Ende das ganze Bad unter Wasser stand, Vera durchnässt war und ihr Sohn immer noch schmutzig. Vielleicht aber überraschte Vera sie auch. Das würde sich später zeigen. „Die paar Stunden wissen wir sicherlich zu nutzen“, zwinkerte sie ihm verführerisch zu. Sie wurde aber ernster, als sie seinen sehnsüchtigen Blick bemerkte. Sie wusste, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, so oft wie möglich bei ihnen zu sein. In Mogontiacum war es einfacher gewesen, hier in Rom, alles etwas komplizierter. „Du verpasst nur das Geschrei und volle Windeln“, versuchte sie ihn aufzumuntern. „Dass Vera nett ist, will ich gar nicht bestreiten, ich weiß nur nicht ob sie der Herausforderung gewachsen ist. Die Möglichkeit sich zu beweisen, wird sie aber bekommen. Wie Melina?... Ein wenig… Melina ist sogar ist nur eine kleine Spur wilder… Achso, ich hab Briefe aufgesetzt. An Sermo und… Valentina…“, erzählte sie, wobei sie Valentina nur vorsichtig erwähnte. Seine Schwester war ein heikles Thema. Es hatte eine ganze Weile gedauert bis sie sich dazu durchgerungen hatte ihrer Schwägerin schreiben zu wollen. Sie hatten sich nicht gerade im Guten getrennt. Dennoch war sie ihre Schwägerin und das war der Grund, warum sie ihr dann doch auch schreiben wollte.

  • Es war nicht schwer zu erraten, woran Calvena wohl dachte, wenn sie sagte, daß sie diese Stunden schon zu nutzen wüßten. Er lachte. Schon, weil seine Gedanken ganz in die gleiche Richtung gegangen waren. Das war ja auch kein Wunder, so selten wie sie sich sahen. "Nur Geschrei und volle Windeln? Ich verpasse alles. Wie er die Welt entdeckt. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt weiß, daß ich sein Vater bin." Das klang bitter und so fühlte sich Valerian auch manchmal. Er wäre gerne viel mehr mit seiner Familie zusammen.


    "Ob sie der Aufgabe gewachsen ist, wird sich doch erweisen. Du bist doch auch da. Ich meine, dem Kind wird es an nichts fehlen, auch wenn sie sich als nicht geeignet herausstellen sollte. Und für sie selbst ist es sicher eine Gelegenheit festzustellen, wohin sie eigentlich möchte mit ihrem Leben." Es war für ihn immer noch erstaunlich, daß die junge Frau so gar nicht wußte, wie ihre Zukunft aussehen sollte.


    "Briefe?" Allerdings war es ein heikles Thema. Sermo natürlich nicht, der machte seinen Weg. Aber Valentina? Sie hatte ihn zutiefst verletzt und enttäuscht. Und auch von seinem alten Freund war er enttäuscht. Daß er sich so gar nicht meldete, gar nicht mal einen Brief schrieb und ihm die Sorge von der Seele nahm. Valerian blickte eine Weile auf seinen immer schmutziger werdenden Sohn. Dann seufzte er. "Hast Du noch ein wenig Platz gelassen?"

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