[Cubiculum] Fundulus

  • Gerade erst war die Dämmerung aufgebrochen, als er sich in das Haus und sein Zimmer geschlichen hatte. Die letzten Nächte hatte er andernorts verbracht, in den warmen Armen einer Strohwitwe, die sich über diese Ablenkung so sehr gefreut hatte, wie auch sein Schaft. Doch war sie manches mal selbst für seine Unersättlichkeit und Heißhunger zu anstrengend gewesen, so dass er sich nun einfach nur noch müde und erschöpft fühlte.
    Wenig später konnte man ein kaum wahrnehmbares Schnarchen aus seinem Mund hören.

  • Schließlich kam Nerva mit der fremden Leibsklavin auch in Fundulus' Zimmer. Das Klopfen hatte nichts genützt, denn hinter der Tür übertönte das Schnarchen alles. Nerva hob eine Braue, als sie Fundulus so da liegen und schlafen sah. Na, das sah ihm ja ähnlich. Sich erst tagelang nicht blicken lassen und dann verkatert heimkommen und sich dort gleich ins Bett legen.


    Sie würde mit dem Burschen auch noch ein ernstes Wörtchen zu reden haben, sobald er mal wieder nüchtern war und was wollte... Früher oder später musste er ja auch mal wieder zum Essen erscheinen. "Besser wir stören ihn nicht weiter und geben stattdessen gleich Bescheid.", flüsterte Nerva der anderen Sklavin zu und verließ das Zimmer dann auch lieber wieder.

  • Stumm nickend antwortete sie auf die Aussage von Nerva und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Das Schnarchen war einfach zu komisch. Schweigend folgte Aylean dann wieder Nerva.

  • Aber er hatte sie mitbekommen, denn er hatte zum einen nur leise geschnarcht und obwohl er so erschöpft war, war sein Schlaf leicht und er hatte die Tür mitbekommen. Sein Kopf hob sich leicht und verschlafen, aber nicht verkatert, denn er hatte keinen Tropfen Alkohol angerührt die letzten Tage, sah er Nerva an und seine Hand griff nach seiner Sandale und warf sie nach Nerva. "Verschwinde!" sagte er etwas morgenmuffelig. "Was immer Montanus oder Narcissa nun wieder wollen, es hat Zeit zu haben!"

  • Nerva grummelte in ihren nicht vorhandenen Bart hinein. "Ich werde später kommen, wenn ich mehr Zeit habe.", maulte sie. Sie würde schon noch das eine oder andere Hühnchen mit ihm zu Rupfen haben. Es ging ja nicht, dass Montanus und sogar Narcissa sich um eine Anstellung bemühten, während er den ganzen Tag Weiberröcken hinterherjagte oder hier herumlag. Naja... wenn er etwas zu Essen oder Trinken wollte, müsste er wenigstens aufstehen.


    Sie würde die anderen beiden Sklaven schon noch anweisen, dass sie ihm vielleicht erstmal aus dem Weg gingen, damit sie das selbst mit ihm regeln konnte. So ein Verhalten war ja wohl überhaupt nicht angebracht. Hätte die Sandale auch noch ihr gewünschtes Ziel erreicht, hätte sie ihm vielleicht gleich Beine gemacht, so verschwand sie dann aber mit einem Grummeln und mit Aylean. "Der junge Herr ist wirklich ein Rüpel.", sagte sie empört, als die Tür zu war.

  • ... doch in den letzten Tagen hatte er immer mehr gespürt, dass es ihm schlechter ging und dann hatte man ihm das offenbart, was er fast vermutet hatte. Vergiftung! Und das ohne eine Möglichkeit der Rettung.
    Das letzte Bett war keine gute Idee gewesen. Die Mutter auf die Tochter eifersüchtig gewesen, die Tochter auf die Mutter. Er hatte zwischen Baum und Borke gesessen und den Tribut bezahlt. Seit zwei Tagen kotzte er sich die Seele aus dem Leib und konnte kaum mehr gerade aus gehen denn denken. Heute Morgen war er zusammengebrochen und hatte es nun, nach Stunden mit Mühe zu seinem Tisch geschafft. Nerva war auch noch nicht dazu gekommen. Wusste wohl noch nicht mal, dass es ihm so mies ging.
    Nun saß er hier, Schweiß gebadet, zitternd vor Erschöpfung und Kälte und grau im Gesicht. Gesicht eingefallen und die Augen rot und trübe. Mühsam und kragelig schrieb er, was ihn zuletzt bewegte.



    ..............
    .......
    ......
    und zuletzt, da ich weiss, dass ich es nicht schaffen werde, vermache ich all mein Vermögen und mein Grundstück an meinen Bruder Marcus Quintilius Montanus.


    gez.
    M. Quintilius Fundulus


    Die Unterschrift war schon kaum mehr als solche zu erkennen, denn seine Kraft verließ ihn nun endgültig. Zuerst klackerte der Stift auf den Tisch, dann hörte man sein Stöhnen und er krümmte sich unter einer neuen Welle von Schmerz. Wenig später polterte der Stuhl zu Boden und er wand sich unter Schmerzen und einmal mehr spuckend, diesmal war bereits Blut dabei, am Boden.
    Eine halbe Stunde später war der Kampf vorbei und sein Körper entspannte sich, während in einem blassen Gesicht die weit geöffneten Augen tief in den Höhlen lagen.

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