[Grundausbildung] Probatus Marcus Hadrianus Pictor

  • Das Lied hatte Pictor schon diverse Male von an- oder betrunkenen Legionären gehört, so konnte er auch recht bald mitsingen. Im Intervallum schien sich ein wichtiger Teil des Lagerlebens abzuspielen. Sie waren nicht die einzige Gruppe, die gerade von einem Offizier gedrillt wurde. Fasziniert sah er eine Gruppe, die gerade mit Exerzieren beschäftigt war; die Befehle schienen von allen genau zum selben Zeitpunkt umgesetzt zu werden und die Reihen sahen aus wie von Landvermessern gezogen. Als Pictor unauffällig seine eigene Reihe musterte, wurde ihm klar wie viele Stunden sie wohl noch mit Üben verbringen würden, um auch nur annähernd der anderen Gruppe nahe zu kommen.


    Sie hatten es nun bis zum ersten Tor geschafft. Dort wurde ein Wagen kontrolliert, vermutlich ein Händler, der irgendetwas lieferte. Pictor stolperte fast und konzentrierte sich erstmal wieder auf das Marschieren. Als seine Augen dann doch wieder umherschweiften bemerkte er, dass ihre Gruppe offensichtlich zur Erbauung einiger älterer Legionäre dienten, die bei einem Würfelspiel saßen. Am liebsten hätte er ihnen das dämliche Grinsen aus dem Gesicht gewischt! Tief atmete er durch und wandte sein Blick lieber starr nach vorne, während er sich immer wieder sagte, dass Ausrasten keine Option war und er die Ruhe bewahren mußte. Fast hätte er das zweite Tor verpasst, weil seine Gedanken immer noch um die Legionäre kreisten.


    Mittlerweile war er ganz gut im Takt und schon länger nicht mehr gestolpert. Singen und Übung schienen also zu helfen. Sein Magen meldete sich lautstark zu Wort, als ihm Essensgeruch aus irgendwelchen Baracken entgegenkam. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er mittlerweile war. Hoffentlich würde der Centurio sie nach dieser Runde gehen lassen. Sie passierten das dritte Tor und Pictor wurde nachhaltig von seinen Hungergedanken abgelenkt. Eine Centurie übte wohl Salven von Pila abzugeben. Abermals faszinierte ihn das reibungslose Zusammenarbeiten der Milites. Das war es wohl, das römische Legionen so unschlagbar machte, Übung und Disziplin. Einige Zeit fragte er sich nun, wie gerade er in dieser Hochburg von Ordnung und Disziplin gelangt war und wieso gerade er davon fasziniert war.


    Am vierten Tor standen einige gelangweilte Wachen, die erstaunlich schnell die Langeweile von ihren Gesichtern verbannten und besonders kerzengerade standen als sie den vorüberziehenden Centurio bemerkten. Pictor unterdrückte ein Grinsen und sah dann zu seiner Freude, dass ihre Runde um war und sie wieder auf den Exerzierplatz zusteuerten.


    Sim-Off:

    Also ich muss bei diesem Lied spontan an den 'Adler der neunten Legion' denken. :D

  • Sim-Off:

    keine Ahnung, wie du darauf kommst :D



    Der Centurio war schon bald nicht mehr nur an der Spitze zu finden: Immer wieder ging er auch die vorwärtsgehenden Reihen auf und ab, prüfte hier und da den Gleichschritt, doch alles in allem war er sehr zufrieden, wie er sich eingestehen musste.
    Unterwegs grüßte er außerdem einen bekannten Optio, sowie Achtfinger-Gaius, der mit seinen Legionären das Pilum-Werfen übte. Insgesamt war es doch ein sehr geschäftiger Tag heute...


    Schließlich kehrten sie zum Exerzierplatz zurück und Crispus brüllte


    "State!" (Stillgestanden!)


    "In Aciem venite!" (In Linie antreten!)

  • Als sie den Exerzierplatz erreicht hatten, hieß es wieder antreten und zwar in einer Linie.
    Überraschenderweise ging das ohne größeres Chaos vonstatten, so dass die Probati für ihre Verhältnisse recht schnell standen.


    Sim-Off:

    Aber ich, das singt da nämlich jemand. :D

  • "So, Männer! Zeit für die nächste Übung!"


    Er blickte kurz in die Gesichter der Männer vor ihm. Sie wirkten alle wieder einigermaßen ausgeruht.


    "Der Ringkampf! Allerdings nicht dieser Ringkampf für kleine Griechen, sondern der Kampf, mit dem ihr die hühnenhaften Barbaren niederringen könnt!
    Also immer zu zweit zusammen! Alles ist erlaubt - im Kampf sind besonders Schläge auf Hals, Gemächt und Gesicht des Gegners anzuwenden - hier unterlassen wir das aber! Wir wollen schließlich keine Kastraten in der Legion!"


    Diese Übung gehörte wohl zu den brutalsten der gesamten Ausbildung, wenn er sich an die letzte Ausbildungsgruppe erinnerte.

  • Ringkampf hatte Pictor schon länger nicht mehr gemacht. Seid ihrer Reise nach Germania meinte er auch einiges an Wendigkeit eingebüßt zu haben. Da Pictor recht groß war, wenn auch nicht riesig, stand er schließlich einem etwas kleineren Gegner gegenüber.


    Sie belauerten sich gegenseitig und begannen unwillkürlich einander zu umkreisen. Pictor setzte sein fettes Grinsen auf und wartete bis er seinem Gegner damit genug auf die Nerven ging, dass der ihn angriff. Der tat ihm den Gefallen und sprang vorwärts, direkt auf Pictor zu. Pictor wich seinem Gegner mit einem kleinen Seitenschritt aus und versuchte seinem Gegner im Vorbeifliegen einen schmerzhaften Ellenbogenstoß in die Seite zu verpassen.
    Der hatte aber dieselbe Idee gehabt und ihre Ellengoben stießend krachend aufeinander. Schnell fur Pictor herum, um seinen Gegner wieder vor sich zu haben. Nun griff er seinen Gegner an und fand sich plötzlich im Schwitzkasten seines Gegners wieder. Verdutzt brauchte Pictor einen Moment ehe er sich von der Überraschung erholt hatte. Da sein Gegner seinen Kopf runterdrückte war dessen Knie in Reichweite. Pictor umklammerte das Knie und warf sein ganzes Gewicht gegen seinen Gegner. Der verlor seinen festen Stand und lockerte dabei den Griff soweit, daß Pictor ihm wieder entkam.


    Sofort versuchte Pictor wieder seinen Gegner zu fassen. Dies gelang und er schickte seine Knie in die Magengrube des Gegners. Der sackte etwas nach vorne und Pictor ließ seine Fäuste auf den Rücken krachen. Normalerweise hätte er jetzt noch ein paar Schläge ins Gesicht nachgesetzt, aber er erinnerte sich noch gerade an das Verbot. So stieß er den Gegner nur weg und atmete erstmal durch.

  • Der Centurio ging zwischen den Paaren auf und ab und spornte die Männer an.


    "Los, schlagen ist erlaubt!"


    "Der Germane wird keine Gnade kennen!"


    "Ihr seid Soldaten, keine vestalischen Jungfrauen!"


    so und ähnlich brachte er die Männer weiter zu Höchstleistungen. Die Ringkämpfe wurden härter und härter und schon bald traf den ersten Probatus eine Faust ins Gesicht, sodass die Nase zu bluten begann.


    "Nicht auf den Kopf, hab' ich gesagt!"


    brüllte der Centurio und packte den Verletzten.


    "Lost, bring ihn ins Valetudinarium! - der Rest macht weiter!"

  • Pictors Gegner erhob sich wieder. Er schnaubte jetzt vor Wut und stürzte sich auf Pictor. Der Kampf wandelte sich nun mehr in einen Box- als in einen Ringkampf. Pictor landete einige Treffer in Nieren und Magengrube seines Gegners und steckte ebenso welche ein, auch wenn er nach den ersten schon gar nicht mehr genau sagen konnte, was alles getroffen war. Das Schreien des Centurios und die Geräusche der anderen Kämpfe mischten sich zu einer Kulisse, die Pictor fast in eine Art Rausch verfallen ließ. Er teilte aus und steckte ein, aber der Schmerz schien nicht zu ihm durchzudringen. Bis er plötzlich die Faust seines Gegners ins Gesicht bekam. Vergessen war das Verbot des Centurios und der Übungskampf. Pictor erwiderte einige harte schnelle Schläge an den Hals und auf den Kopf, wo sie gerade landeten. Sein Gegner geriet langsam ins Schwanken, aber Pictor setzte immer weiter nach bis sein Gegner zu Boden ging.

  • Crispus packte den Probatus, der seinen Gegner mit Schlägen in den Halsbereich eindeckte und riss ihn zurück, gerade als der Gegner zu Boden ging.


    "Verdammte Schei**! Verstehst du, was ich sage? Nicht der Kopf!"


    Der Kopf des Centurio war hochrot und er er brüllte Pictor ins Ohr. Dem Burschen gingen wohl die Nerven durch! Zweimal atmete er durch, dann sagte er


    "Bring' ihn ins Valetudinarium! Und melde dich heute Abend in meiner Unterkunft."


    Dann befahl er


    "Halt!"


    Die Männer hielten inne.


    "Wer seinen Gegner k.o. schlägt, den schlage ich k.o. - ist das klar?"

  • Das erste was wieder zu Pictor durchdrang, war der Centurio und sein wütendes Gebrüll. Die Wut, die ihn gepackt hatte nach dem Schlag ins Gesicht verschwand so schnell wie sie gekommen war. Plötzlich merkte er, daß seine Nase blutete. Er hatte es nicht geschafft sich zusammenzunehmen, er saß in der Schei**.


    Er straffte seine Haltung.


    "Zu Befehl, Centurio!"


    Pictor beugte sich zu dem anderen Probatus, um ihm aufzuhelfen. Mühsam zog er ihn hoch und zog den Arm um seine Schultern, so dass er ihn besser stützen konnte. Mit leicht schwankenden Schritten verließen sie den Exerzierplatz.

  • Während die Probati ihre verletzten Kameraden versorgten, beschloss Crispus, dass die Männer genug gelernt hatten.


    "Probati in aciem venite!" (Probati in Linie antreten!)


    Er musterte die teilweise leicht beschädigten Probati, die sich jedoch einigermaßen tapfer geschlagen hatten.


    "Ihr habt heute hoffentlich eines gelernt: Disziplin - Disziplin - Disziplin! Geht jetzt in die Therme und entspannt euch - morgen geht's weiter!"


    Er setzte noch ein


    "Abite!" (Wegtreten!)


    hinzu und verschwand dann gefolgt von seinem Optio.

  • Etwas baff beobachtete Reatinus, wie sein Centurio die Probaten laut fluchend anschiss. Schließlich drehte er sich kopfschüttelnd um und wandte sich weiterhin seiner Gruppe zu. Schließlich wollte er nicht, dass sich die Rekruten jetzt schon gegenseitig bewusstlos prügelten!


    Als das Training für diesen Tag endlich zu Ende war und der Centurio seine übliche Schlussrede beendete, konnte er sich endlich entspannen. Vielleicht würde ein kleiner Abend in der Taberna vor einem Glas Vinum gut tun...

  • Diesen morgen war es Reatinus, der die Probati aus dem Bett scheuchte. Und nicht wie sonst immer würde der Centurio mit dem Training beginnen, denn heute wäre Optio Artorius endlich auch mal am Drücker. Heute galt es, den noch unerfahrenen Probati den Umgang mit einem Scutum zu erläutern. Zu diesem Zweck hat Reatinus auch sein Eigenes mitgebracht.


    "Probati, venite!!", ertönte es über den Platz, in die Contubernia herein bis hin zu den Ohren der Rekruten.

  • Und die Probati folgten dem erbarmungslosen Ruf des Optio.
    Pictor betastete vorsichtig seine Nase und stellte fest, dass sie immer noch reichlich geschwollen war.
    Sie stellten sich auf und warteten auf den ersten Befehl.

  • Als auch der letzte Legionär seinen Weg in die Reihen seiner Kameraden fand, fing der Optio mit einer kleinen Einführung in den heutigen Tag an.


    "Probati! Heute werden wir uns dem Scutum widmen! Ihr werdet lernen, es zu tragen, damit zu parieren und ihr werdet in dem Zusammenhang die Grundstellung im Kampf lernen, um euch die Germanen jenseits des Limes vom Hals zu halten! Doch bevor ihr auch nur im Entferntesten daran denkt, will ich zwei Runden um den Exerzierplatz sehen! Abite!", ließ er die Männer abtreten und wartete darauf, dass jeder los lief. Und bei Optio Artorius hatten sie wirklich wenig Zeit, um sich zu sammeln!

  • Schleunigst liefen die Probati los. Der Optio hatte einen ungeduldigen Unterton und keiner wollte so recht testen ab wann die einsetzte. Pictor lief vorweg, ohne sich aber zu übernehmen. In gleichmäßigem Tempo schaffte er die zwei Runden und nahm mit den übrigen Probati wieder Aufstellung vor dem Optio.

  • Zufrieden stellte er fest, dass alle Probati vor ihm versammelt waren. Ihre Kondition schien sich langsam aber sicher aufzubauen!
    Doch da er die angehenden Legionäre nicht lange warten lassen wollte, fing er sofort an, mit der Ausbildung fort zu setzen.


    "Probati! Wie schon gesagt wollen wir uns heute dem Scutum widmen!", erklärte er mit auf dem Rücken verschränkten Armen. Dann zeigte er wahllos auf einen Probatus. Es war Pictor! "Was weisst du über das Scutum?", fragte er ihn. Reatinus bezog gerne auch die Rekruten bei Ausbildung mit ein. Dann hätten sie einen Grund, nicht einzunicken, während er ihnen ihre überlebenswichtigen Lektionen näher führte.

  • Angestrengt schoben sich Pictors Augenbrauen zusammen. Etwas durcheinander sprudelte er alles hervor was ihm spontan einfiel.


    Ein Scutum schützt fast den ganzen Körper seines Trägers vor Geschossen und direkten Angriffen eines Gegners. Die Schilde einer ganzen Einheit können zur Bildung verschiedener Formationen eingesetzt werden. Vermutlich kann man ein Scutum auch zum Rammen benutzen.

  • "Nicht schlecht, Probatus!", lobte er Pictor. Der Optio hielt kurz inne und überlegte seine nächsten Worte.
    "Tatsächlich ist das Scutum - neben dem Gladius - unser bester Freund! Das, was euch von den räudigen Germanen in den dunklen Wäldern schützt, die jenseits des Limes lauern! Wie Pictor schon sagte, kann man damit Geschosse und Angriffe parieren! Aber wir kennen noch viele andere Verwendungsmöglichkeiten! Zum Beispiel die Testudo oder eine Formation zur Kavallerieabwehr! Aber nun Schluss mit dem Theoretischen!", erklärte Reatinus. "Ihr werdet nun die Grundstellung erlernen und jeder von euch muss sie können! Holt euch ein Scutum!".
    Er zeigte auf einen Haufen benutzter Holzscuta, wo bei den Meisten noch Ecken fehlten oder sonstige kleinere Beschädigungen vorhanden waren. Mit strengem Blick wartete er darauf, dass die Rekruten wieder antraten und holte schnell sein eigenes Scutum hervor, welches er sich von einem Legionär hat bringen lassen.

  • Erleichtert über die richtige Antwort lief Pictor schnell los und holte sich ein Scutum. Es sah schon reichlich mitgenommen aus und erwies sich als ziemlich schwer. Spontan schoss ihm durch den Kopf 'Wie soll ich denn damit noch kämpfen?'


    Wieder traten sie beim Optio an.

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