Cubiculum (CTLM) | Iulia Helena


  • Cubiculum


    Iulia Helena


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    Im ersten der drei Zimmer eigentlich nur auf einem kleinen Tisch eine Vase, in der sich ein grosser Strauss frischer Frühlingsblumen befindet und seine Wände sind mit elganten Mosaiken verziert. Der Durchgang zum mittleren Zimmer ist frei.


    Das mittlere Zimmer dient als persönlicher Aufenthaltsraum, in der Mitte des Raumes stehen zwei Klinen mit einem kleinen Tischchen dazwischen. An einer Wand steht ein kleiner Tisch für Schreibarbeiten und ein Regal, in dem bereits einige Werke grosser römischer Schreibkunst stehen. Eine grosse Tür verschafft Zugang zum Hortus, welche von zwei grossen Blumenvasen flankiert wird.


    Das hintere Zimmer wird von durch einen Vorhang getrennt und ist ein schlichtes, aber elegantes Schlafgemach und wird von dem grossen, mit feinsten Stofffen bezogenem Bett dominiert. Auch in diesem Raum stehen auf kleinen Tischen Blumenvasen mit frischen Blumen.


    Die ganze Einrichtung ist von einer schlichten Eleganz, die Möbel sind aus besten Hölzern und mit grösster Kunst gearbeitet und die Wände kunstvoll bemalt.


  • Die Besprechung war vorbei, gleich würde der Tribun zurück zur Legion reiten, doch nicht ohne zuvor zumindest ein paar Worte mit Helena zu wechseln. Niemand hatte Tiberius Vitamalacus ansehen können, wie ungeduldig er zum Ende der Besprechung gewesen war, zog es ihn doch eigentlich zurück in die Casa, zu ihr. Aber dennoch hatte er gewohnt Gewissenhaft und Aufmerksam an der Besprechung teilgenommen.


    Dann aber hatte die Casa mit schnellen Schritten betreten, einem Sklaven sein Helm zu geworfen und war dann, immer noch voller Rüstung, nur nach einem kurzem Anklopfen, in die Zimmer Helenas getreten.


    Natürlich musste sie schon bescheid wissen von dem baldigen Abmarsch der Prima, die Mobilmachung konnte nicht verborgen geblieben sein. Und sicher hatte Helena die Acta gelesen, etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen.
    Je näher er gekommen war, desto stärker wurde sein Unwillen, schon so bald auf ihre Nähe verzichten zu müssen. So sehr er sich auch auf den Feldzug freute, sich danach sehnte, wieder mit den Miles in den Kampf zu ziehen, er konnte nicht umhin festzustellen, das es ihm schwer fiel, sie zurückzulassen. Eigentlich genauso, wie er damals Nova nicht in Tarraco zurück lassen mochte...


    "Helena ? Wir sind kurz zurück."


    Er ging davon aus, das sie in der Nähe war, wenn nicht in einem ihrer Zimmer, dann im Hortus, so das sie ihn hören musste. Und das er seit einiger Zeit zurück im Castellum war, musste sie eigentlich auch wissen, schliesslich war Taranis gleich nach seinem grossem Abenteuer in sein Heim zurückgekehrt.

  • Die ganzen, ihr zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten waren schon durch die grundsätzliche Einrichtung durch schlichte Eleganz geprägt, doch das ein oder andere sorgsam ausgewählte Einrichtungsstück, das die Iulierin mitgebracht hatte, verstärkte diesen Eindruck dezent. Ein mit silbernen Fäden bestickter Stoff hatte die ursprünglichen Gardinen ersetzt, ein farbenfroh gehaltener Überwurf bedeckte das Bett - und ein wenig des gemütlichen Krimskrams, den wohl jede Frau mit sich schleppte, gab den Räumen eine persönliche Note, ganz zu schweigen von einigen im Aufenthaltsraum auf dem Tisch deponierten Schriftrollen, die einmal mehr daran erinnerten, dass sie vor einiger Zeit durchaus erfolgreich die Hafenstadt Ostia verwaltet hatte.


    Doch war sie weder im Aufenthaltsraum selbst zu finden noch in ihrem Schlafzimmer, die offene Tür zum Garten hin jedoch verriet schnell, wo der Tiberier seine Bald-Verlobte finden würde - und prompt erklang auch ihr antwortender Ruf von draußen, als sie ihn gehört hatte. "Ich bin hier draußen, Quintus!" Als er hinaustrat, konnte er sehen, dass sie sich beschäftigt hatte - ein kleiner Stickrahmen, in den eine Tunika aus teurem Stoff eingespannt war, und in welchem sie gerade dabei war, den Saum um den Halsausschnitt mit einem komplizierten Muster aus springenden Fischen und Meereswellen zu verzieren, sprach dafür, dass sie ihre alte Tatkraft anscheinend wieder gefunden hatte, wenngleich in den ihr durch ihre derzeitige Gesundheit auferlegten Grenzen. Schon hatte sie den Stickrahmen beiseite gelegt und erhob sich langsam, um auf ihn zuzutreten.


    "Ich hatte Dich schon erwartet, schließlich steht das Abrücken kurz bevor, wenn man bedenkt, was hier alles los ist ..." Vielleicht überraschte ihn diese Eröffnung, aber was wollte man von einer Frau erwarten, die schon einige Jahr damit zugebracht hatte, mit einer Legion unterwegs zu sein? Lächelnd breitete sie die Arme für ihn aus, und zog ihn sanft an sich, einfach den Augenblick genießend, den sie für sich alleine hatten, sie wusste nur zu gut, wie schnell dies enden konnte. Still blickte sie zu ihm auf, eine gewisse Sorge durchaus im Blick, doch ihr Lächeln war unverändert warm und seltsam heiter. "Weisst Du schon, wann genau es los geht?"

  • Er hatte kaum ihre stimme gehört, da war er schon in den Garten hinaus getreten. Sein Blick hatte kaum den Raum gestreift, er hatte die kleinen Veränderungen kaum registriert, aber hatte er gleich das Gefühl gehabt, das diese Räume wirklich ihre Räume waren, das sie sich hier in seiner Casa wohl zu fühlen schien, etwas, das den meist zu kalt und unnahbar wirkenden Tiberier tief im Innern erfreute.


    Sie im Garten zu sehen, mit ihrem Stickrahmen beschäfftigt, liess ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. Ein paar Schritte vor ihr blieb er stehen, sah sie einfach nur an und bewunderte ihre Schönheit. Langsam hatte sie anscheinend die Krankheit überwunden, eine Tatsache, für die er den Göttern unsäglich dankbar war. Während sein Blick auf ihr ruhte, streifte seine rechte Hand einen der Rosensträucher, welchen entlang der Wand geplanzt waren und die, die ersten kleinen Blüten trugen. Rein Intutiv brach er eine dieser Blüten ab, bevor er auf sie zutrat, sich sein linken Arm um sie legte und sie ihn sanft an sich zog.


    Noch durch seine schwere Rüstung spürte er ihre Nähe, er genoss diesen Moment der Zweisamkeit, auch wenn er wusste, das er nur kurz sein würde. Vorsichtig steckte er die Blüte in ihr Haar, ohne das er sich selbst erklären konnte warum er es tat. Ein leichtes Kopfschütteln war seine Antwort auf ihre Frage, denn noch konnte er ihr keine präzise Antwort darauf gegeben, wann sie aufbrechen würden. Ihre Eröffnung hatte ihm wieder einmal gezeigt, das sie für ihn die Richtige war, die richtige Ehefrau für einen alten Soldaten, den es immer wieder in den Krieg ziehen würde, wenn sich die Gelegenheit bot.


    Sanft strich er über ihre Wange, beugte sich etwas zu ihr herunter und küsste sie sanft. Seine Lippen berührten die ihren und er genoss dieses Gefühl der Nähe so wie bei ihrem ersten Kuss am Strand von Ostia. Und wie damals vergass er einem Moment alles um sich herum. Erst als seine Lippen sich von ihren lösten, öffnete er seine Augen und blickte in ihre.


    "Es wird bald los gehen, wann genau kann ich nicht sagen. Aber lange wird es nicht mehr dauern, schliesslich müssen wir die Parther schnell ihre Schranken weisen."


    In seiner Stimme klang der Zweispalt mit, in dem er sich befand, freute er sich doch zum einen auf den kommenden Feldzug, doch zum anderen hiess es, das er sie bald schon bald zurück lassen musste.


    "Ich werde dich vermissen, meine Liebe," sagte er leisse, fast schon flüsternd.

  • "Es wird bald losgehen," echote sie langsam, und es gelang ihr nicht, die fröhlich-lockere Fassade länger aufrecht zu erhalten, als sie musste. Dass er ausgerechnet jetzt in den Krieg ziehen musste, war ungerecht, auch wenn sie gleichzeitig verstehen konnte, dass ein Soldat aus ganzem Herzen wie er sich auf diese Herausforderung zutiefst freuen musste. Wie lange würde sie ihn nicht sehen, wie lange würden sie nur mit Briefen Kontakt halten können? Es schien ihr undenkbar, ihn so weit entfernt zu wissen, und je länger sie darüber nachgedacht hatte, desto mehr hatte sich ein Entschluss gefestigt, oder besser, eher ein Wunsch, den auszusprechen sie noch nicht gewagt hatte. Es war ein vermessener Wunsch, vor allem, da sie nicht verlobt waren, aber ihr jetztiger Stand, den sie sich aus eigener Kraft in Ostia erarbeitet hatte, würde ihr diese Eigenmächtigkeit erlauben - ausser, er wollte es nicht, denn ein Patrizier musste mehr noch als jeder Plebejer auf seine äussere Erscheinung achten, auf seinen Ruf ebenso wie auf seine Taten, beschämte er nicht zuletzt mit einem Fehler die herausragenden Ahnen. Wenngleich sich die Iulierin fast sicher war, dass ihre eigenen Ahnen diese Form von Wagnis verstanden hätten, allen voran der vergöttlichte Caesar.


    "Ich werde Dich ebenso vermissen, Quintus, Du glaubst nicht, wie sehr ich Dich vermissen werde, wenn Du fort musst. Es wäre leichtsinnig, nie daran zu denken, nicht mit einem Kriegszug zu rechnen, denn du bist, wer Du bist, und ich schätze und respektiere Dich so, wie Du bist, aber dennoch, manchmal ist die Realität, mit der wir uns befassen müssen, einfach ... schmerzlich." Sie lehnte sich leicht an ihn, nun doch wieder lächelnd. Wie sanft er die Blume in ihr Haar gesteckt hatte, ein Zeichen dessen, was für ein zärtlicher Mann unter der rauhen Schale lauerte, der selten genug Gelegenheit hatte, sich zu offenbaren.
    "Außer ... " Sie machte eine kleine Pause, hob den Blick zu ihm auf und hoffte, dass sie die nächsten Worte nicht auf ewig bereuen würde, weil er sie energisch zurückwies. "Außer ich begleite Dich ins Land der Partner, Quintus." Er wusste, dass es nicht ihre erste Reise an der Seite einer Legion war, und er musste auch wissen, dass sie sich nicht davor fürchtete - aber was würde der Patrizier in ihm zu dieser Idee sagen?

  • Er spürte wie sehr sie berührte, das sie sich schon bald wieder trennen müssten. Und wieder hatte er ein zwiespältiges Gefühl, eine Mischung aus Glück und Trauer, auch wenn diesmal die Trauer überwog. Es gab unzählige Ehen oder zukünftige Ehen, bei denen beide Partner froh darüber gewsen wären, sich auf absehbare Zeit nicht wieder zu sehen, oder gar durch einen solchen Feldzug sich nie wieder zu sehen.
    An ihrer Reaktion zu sehen, nein wirklich zu spüren, das sie ihn genauso vermissen würde, wie er sie vermissen würde, mochte zwar erfreulich sein, aber eines seiner Bestreben war auch, sie glücklich zu sehen. Und davon war sie weit entfernt und es gab nicht viel, was er dagegen tun konnte. Das einzige wäre, hier und jetzt seinen Dienst zu quittieren, das aber etwas war, das er vor seinem Gewissen und seinen Ahnen nicht tun konnte. Denn Helena hatte recht, er war wer er war und würde er nicht das tun, was er tat, wäre er nur ein beliebiger Patrizier und Senator.


    So blieb ihm nur sie tröstend in den Armen zu halten, sanft ihre Stirn zu küssen und sie mit Worten aufzumuntern.


    Doch er kam garnicht, etwas zu sagen, da hatte sie schon ihren Vorschlag unterbreitet, ihn mit der Legion zu begleiten.


    Und dieser Vorschlag war etwas, das den hochgewachsenen Soldaten zu einem der glücklichsten Männer des Imperiums machte. Sie bot sich an, ihn in den Osten zu begleiten, sie war bereit, bis zu den Parthern mit zu kommen. Und auch wenn für ihn schon lange feststand, das sie die perfekte Frau für einen alten Soldaten wieihn war, jetzt musste auch der letzte Mensch diese Zweifel verlieren. Sanft legte sich seine Hanmd auf ihre Wange, er blickte in ihr zartes Gesicht.


    "Du würdest wirklich mit mir kommen ?"


    Es war nicht unglauben, der ihn seiner Stimme mitklang, nein, es war ungewöhnlich überbordende Freude, von der auch sein breites Lächeln zeugte. Einen Moment verharrte er in schweigen, genoss diesen Moment des Glückes.


    "Unter einer Bedingung,meine Liebe," setzte er wieder zu sprechen an, "Du verlobst dich Augenblicklich mit mir, noch bevor ich wieder ins Mannöver zurückkehre."


    Lieber hätte er natürlich die Zustimmung ihres Vaters gehabt, doch er wusste auch, das diese formal nicht nötig war. Und schliesslich war Krieg, oder würde es bald in den Krieg gehen, da war er zu kompromissen nicht nötig. Das er den Segen seiner Ahnen hattem, daran zweifelte er nicht, hatte er doch oft genug ihnen von Helena erzählt.

  • Seine rauhe und doch sanfte Hand hielt ihre Wange, eine Geste solch vollkommener Vertrautheit, dass sie ein stilles, zufriedenes Seufzen nicht unterdrücken konnte. Hätte sie vor einem Jahr geahnt, wie sehr sie sich nahe stehen würden, sie hätte es wohl nicht geglaubt - auch, dass sie ihn durch einen seltsamen Zufall des Nachts beim Ianusbogen getroffen hatte, war vielleicht doch nicht nur ein Zufall, sondern ein Schicksalswink der Götter gewesen. Ein Geschenk, mit dem sie beide nicht gerechnet hatten, und es dadurch als umso kostbarer ansehen konnten - wie viel hatten sie doch bisher geteilt, und wie viel würde ihnen noch in der Zukunft offenbart werden? Sie lächelte ihn still an, das Herz voller Freude darüber, dass er ihre Worte nicht zurückgewiesen hatte, sondern bejahte, dass er sie nicht für verwerflich ansah, sondern sich darüber freute, was sie vorgeschlagen hatte. Konnte es denn besser sein?


    "Ja," sagte sie sanft, lächelnd, seinen Blick haltend. Es war ein 'Ja' nicht nur zu seinem Vorschlag, es war das klarste 'Ja', das sie bisher zu ihrem gemeinsamen Leben gesprochen hatte, zu den Gefühlen, die sie miteinander teilten, ein 'Ja' zur Bildung einer Schicksalsgemeinschaft, die sie um die halbe Welt führen konnte, wenn es der Kaiser wollte. Wohin er ging, dort würde sie auch sein.
    "Ja, Quintus. Machen wir es so, und machen wir es so schnell wie möglich. Du weisst, dass ich mich nicht fürchte, an Deiner Seite zu stehen, und ich denke, es wird weder Dir noch mir guttun, auf Dauer getrennt zu leben, immer hoffend, immer bangend. Lieber ein bisschen mehr Gefahr, als ewiges Warten - Du weisst, dass wir beide das nicht können, und vielleicht hilft es Dir, abends zu wissen, dass Du auch einmal Mensch sein kannst, nicht dauernd ausschließlich Soldat. Es ist unser Abenteuer, Quintus, und es wird uns sicherlich zeigen, ob wir miteinander leben und schwere Zeiten durchleben können oder nicht - wir sind beide alt genug, um nicht auf das falsche Pferd setzen zu wollen." Abgesehen davon war sie überzeugt, mit ihm auf das richtige Pferd zu setzen, aber eine gewisse Sicherheit war nicht zu verachten.

  • Er hatte einmal miterlebt, wie es war, in den Krieg zu ziehen und jemand zurück zu lassen. Und paradox es auch gewesen war, auch wen er es gewesen war, der in die Gefahren des Krieges gezogen war, mehr als einmal zu spüren bekommen hatte, das das Leben eines Soldaten schnell zu ende sein konnte, letzlich hatte er überlebt und Nova, im sicheren Rom, war tot gewesen.
    So kam es, das ihm , auch wenn es auf diesem Feldzug gefährlich werden konnte, es wesentlich sicherer vorkam, Helena in seiner Nähe zu wissen, denn dann konnte er beschützen, was immer auch kommen sollte.


    Und als dann ihr Ja an sein Ohr drang, fühlte sich dieser alte Soldat plötzlich wieder so jung und überschwenglich wie ein junger Probati, das Lächeln wurde zu einem regelrechten Strahlen, er war sogar kurz davor zu fragen, ob sie nicht gleich die Verlobung überspringen und sofort heiraten sollten, aber dies wäre vielleicht selbst für ihn zu ungewöhnlich und würde vielleicht auch falsches Bild auf ihre Ehe werfen.


    "Verloben wir uns sofort, was brauchen wir schon gross, ein paar passende Zeugen lassen sich bestimmt auftreiben," meinte er lächelnd, trotz seiner überschwenglichen Stimmung verlor er nicht seinen Pragmatismus. "Allerdings werden es zumeist Stabsoffiziere sein. Aber mit Numerianuns und Albina wäre ein Mitglied aus jeder unser Familen dabei, für eine Verlobung zwischen Tür und Angel garnicht mal schlecht."


    Er liess sie nicht los, drehte nur seinen Kopf etwas zu seite und rief : "Cato !"


    Dann drehte er sich zu Helena, blickte ihr noch einmal tief in die Augen, seine Arme lagen sanft auf ihrem Rücken, er wollte sie sie in diesem Moment nicht loslassen. Vorsichtig beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie sanft auf die Lippen, gab ihr so seine wirkliche Antwort auf ihr Ja.

  • Mein Dominus hatte gerufeb und auch wenn ich ihn eigentlich im Manöver vermutet hatte, da ich im Wirtschaftstrakt beschäftigt gewesen war, als er wohl die Casa betrat, so eilte ich dennoch in den Hortus.


    Und was ich sah, das missfiel mir wirklich, hielt doch mein Dominus diese Hexe in seinen Armen, so wie er damals Nova gehalten hatte. Sie musste ihn verhext habeb, anders konnte ich mir diese Verhaltensanderung nicht erklären.


    Doch noch ich hatte ich keinen Weg gefunden dieser Hexe einhalt zu bieten, so meldete ich mich einfach trocken : "Dominus !"

  • Vor einem Jahr hätte sie vielleicht noch darauf bestanden, alles im Kreis der Familie zu tun, vor den Augen ihres Vaters, mit ihren Brüdern, sonstigen Verwandten, und natürlich vor den Augen der ganzen Stadt, doch inzwischen, nach vielen Wochen voller Arbeit für Ostia, voller Ärger in der curia provincialis, inzwischen war aus der doch sehr auf ihren Ruf bedachten Iulierin eine Frau geworden, die Notwendigkeiten im Leben anders bewertete. Sicherlich, ihr Leben war bislang auch ein wenig anders verlaufen als das anderer Frauen, und noch immer war sie sich sicher, dass sie es in den Senat geschafft hätte, wäre nicht des Kaisers Entscheidung einige Wochen zu früh publik geworden, Frauen nicht mehr für den Senat zuzulassen - dies nun, eine bewusste Entscheidung für ihre Zukunft mit einem Mann, dem sie von Herzen zugetan war, war etwas, was sie sich von niemandem mehr würde nehmen lassen, am allerwenigsten von irgendwelchen tratschenden Weibern in Rom. Mochten sie sich die Münder zerreissen über sie, es war ihr egal geworden, solange sie nur mit Quintus leben konnte, so kurz ihre Zeit vielleicht auch sein würde, sobald sie im Krieg waren. Ihre Entscheidung war längst gefallen, und so nickte sie ernst zu seinen Worten, ein zuversichtliches Lächeln auf den Lippen.


    Behutsam erwiederte sie seinen Kuss, der so unendlich vertraut schien, nach mehr schmeckte, als sie sich im Augenblick geben durften - und dennoch konnte sie ein vages Zittern in seinen Armen nicht unterdrücken. Vielleicht würden sie am Abend ein wenig Zeit füreinander haben, abseits neugieriger Blicke und irgendwelcher Konventionen. "Numerianuns wird nicht glauben, was er hört," sagte sie leise und lachte dann, sich nur unterbrechend, als der Sklave den Raum betrat und Quintus abwartend anblickte. Irgendwie wirkte dieser Sklave abweisend, oder bildete sie sich das nur ein? Vielleicht sah sie einfach zuviel Abweisung inzwischen, die Zeit in der curia hatte sie vorsichtig und misstrauisch gemacht, wohl zu misstrauisch, sagte sie sich und schenkte Cato ein freundliches Lächeln, einen Arm um die Tallie Quintus' gelegt haltend, wie er sie hielt. Man hätte sie wohl in diesem Augenblick schon für ein altes Ehepaar halten können, wenn man sie zusammen sah, so schnell war etwas Vertrautes wieder zwischen ihnen.

  • Wie sehr genoss er ihn, diesen kurzen Moment der Intimität mit ihr, als sich ihrer beiden Lippen berührte, er ihr vages Zittern spürte und in sich das Verlangen nach mehr verspürte, sich die Erinnerungen an ihre Nacht in der Sänfte mit ihr in ihm regten. Tief in ihm regte sich die Idee, einfach hier und jetzt sich mit ihr zurück zu ziehen, in ihr Schlafgemach und dort gemeinsam die Zeit zu vergessen, einfach sich diesem Verlangen hinzu geben, welches er in sich spürte und er auch bei ihr zu spüren glaubte.


    Aber er war Soldat durch und durch, und auch wenn er seine Entscheidung sie zu seiner Frau zu nehmen gegen jeden Widerstand zu verteidigen bereit war und er auch jeden Mann, der etwas gegen diese Verbindung gesagt hätte, mit eigener Hand niedergeschreckt hätte, so würde er nie seine Pflichten als Soldat verletzen.


    Seine Arme umschlossen sie weiter zärtlich, er schien fast ihre Haut durch den Stoff ihres Kleides zu spüren. Leicht lächelte er, als er wieder in ihre Augen blickte, sein ganzer Gesichts Ausdruck war so gelöst und offen wie selten zuvor. Und er war so glücklich, wie schon sehr lange nicht mehr, denn sie würde sich nicht nur mit ihm verloben, sie würde ihn auch begleiten, in seiner Nähe bleiben.


    "Er wird nicht glauben, das du mit uns kommst, das sicher. Und vielleicht glaubt er auch nicht mehr an unsere Verlobung,...." entgegnete er ihr ebenso leise, um dann kurz auch zu lachen bevor er hine hielt und fest stellte: "Der alte Legatus hätte mir sicher befohlen, dich zur Frau zu nehmen." Ja, er war sich sicher, Helena war eine Frau, die sein Grossvater ihm nicht nur gestattet hätte zu heiraten, sondern auch noch ermutigt und vielleicht seinen Enkel um dieses Glück beneidet hätte.


    Bevor er aber Helena erneut küssen konnte, meldet sich Cato schon zu Wort und Tiberius Vitamalacus wandte seinen Kopf zu seinem Leibsklaven. Das Misstrauen und die Ablehnung, welche Cato Helena entgegenbrachte, entging ihm in dieser Lage völlig.


    "Cato", meinte er, "beeil dich, und bitte den Legatus und alle Stabsoffiziere kurz zu mir ins Attrium zu kommen, noch bevor wir wieder ins Mannöver ziehen. Es wird auch auch nicht lange dauern, aber es ist dringend. Lass auch eine Amphore des DCCCXXIII A.U.C. Aquitaniers öffnen. Und Albina soll auch ins Attrium kommen."


    Er erwartete keine Bestättigung von Cato, er erwartete das Cato einfach seinen Befehl befolgte. Und so wandte er sich wieder Helena zu, küsste sie sanft auf die Stirn. "Es wird einige Zeit dauern, bis alle im Attrium versammelt sind und wir erwartet werden. Wie wäre es,...."
    Er sprach leise, blickte dabei vielsagend auf den Zugang zu ihrem Schlafraum. Lieber hätte er die ganze nächste Nacht mit ihr verbracht, aber er wusste auch, das dies seine Pflicht verbot,....

  • Selbst durch die Rüstung hindurch konnte sie die kräftige, sehnige Gestalt Quintus' noch fühlen und seine vertraute Wärme genießen. Er würde ihr Mann sein, mit ihm würde sie ihr Leben teilen, und selten war sie sich in einer Entscheidung so sicher gewesen wie in dieser. Und sein Blick sagte mehr, als es jedes Wort hätte tun können, sie stimmten einfach überein, ohne sich künstlich dazu zwingen zu müssen, weil es irgendwelche Konventionen verlangten.


    "Ich wünschte, ich hätte den alten Legatus kennenlernen können, der Dir so viele Hilfen für Dein Leben mitgegeben hat. Einfach nur um zu wissen, wessen Gedanken die Deinen einst geprägt haben, und um ihm zu versichern, dass ich versuchen werde, Dir die Frau zu sein, die Dich ergänzt und Dein Leben erhellt," flüsterte sie lächelnd und legte den Kopf an seine Schulter. Er war so groß, größer als es ihr verstorbener Gemahl gewesen war, und sie mochte es, sich an ihn anlehnen zu können, ohne sich selbst schwach fühlen zu müssen. Sachte strich sie mit einer Hand über seine Wange, lauschte den Anordnungen, die er in Richtung des Sklaven traf, und blickte Cato kurz nach, der enteilte, um die Befehle auszuführen.


    Der neueste Gedanke Quintus' liess sie allerdings leise auflachen. "Mir scheint, Du hast mich wirklich sehr vermisst, Quintus," flüsterte sie vergnügt und gab ihm mit dem Finger einen kleinen Schubs gegen die Nasenspitze, da sie mit ihrer nur schwerlich zu seiner hinaufreichte, ohne einen Schemel dafür zu nehmen. "Aber ich glaube, wenn wir versuchen, all das aufzuholen, was uns die letzten Monate gefehlt hat, sind wir vor der nächsten Woche nicht fertig, und das wäre doch sehr unangenehm für die Gäste. Willst Du mir helfen, mich ein wenig zurecht zu machen, damit wir auch anständig aussehen, wenn sich unsere gentes verbinden?" Nichts hätte sie lieber getan, als den Nachmittag in seinen Armen zu verbringen, doch es gab im Augenblick etwas, das wichtiger war als das persönliche Vergnügen - den Gästen als angemessenes verlobtes Paar zu erscheinen, wie es die Sitte verlangte.

  • Vielleicht sprach aus seiner Idee der einfache Soldat in ihm, ein Mannn der in dem Bewusstsein lebte, das jeder Moment sein letzter sein konnte, ein Mann der in den unmöglichsten Momenten schlafen konnte, auch wenn es nur wenige Momente waren, der essen konnte, auch wenn es in den nächsten Stunden in die Schlacht ging, eben weil es in die Schlacht ging und es niocht abzusehen war, wann es wieder gelegenheit gab, sich zu erholen oder zu essen. Und genau so hatte es ihm sein Grossvater gelehrt, hatte ihm eingefleischt, nie die Miles mit hungrigem Magen in die Schlacht zu schicken.


    "Du hast recht, meine Liebe, natürlich helfe ich dir, " entgegnete er lächlend, sie aber nicht aus seinen Armen entlassend. Noch immer spürte er sein Verlangen nach ihr in sich, er hatte ihre mehr vermisst, als er sich selbst je eingestanden hätte. Und seinen Wunsch ihr noch näher zu kommen, als jetzt in diesem Moment hatte er noch nicht auf gegeben, davon zeugte auch der Kuss, welchen er ihr gab. Dennoch ging er auch auf ihren Vorschlag ein, führte sie in seinem Arm in ihr Zimmer zurück, steuerte direkt auf ihr Schlafgemach zu, in dem all ihre Kleidung und Schmuckstücke verstaut waren.


    Leicht löste er etwas sich von ihr, erhöhte die Distanz zwischen ihnen ein wenig ohne sie wirklich los zu lassen, nur so weit, das er an ihr herab blicken konnte.


    "Willst du dieses Kleid tragen, oder nicht lieber ein anderes ?" fragte er leise, unbewusst sicher nicht gänzilich ohne Hintergedanken. Zeitgleich betrachtete er auch seine Rüstung, die vom Manöver gezeichnet war. "Genüge ich deinen Ansprüchen überhauot ?"

  • Es tat gut, bei diesen so alltäglichen Handgriffen wieder jemanden bei sich zu haben, dessen Berührungen ihr einen vagen Schauer über ihre Haut sandten. Manchmal war es ihr ewig erschienen, dass Marcus von ihr genommen worden war, als hätte sie seitdem ein Leben in gewisser Dunkelheit geführt, bei dem nur ihre Sturheit und die aufrichtige geschwisterliche Liebe ihres Bruders Constantius etwas hatten helfen können, sie von der Dunkelheit zurückzuhalten. Doch nun war Constantius Marcus gefolgt, und der einzige Mensch, der ihr geblieben war - wenn man von ihren fernen Eltern absah - war Quintus. Quintus, der ihr Leben seitdem mit Wärme und Licht erfüllt hatte, Quintus, der sie gern an seiner Seite hatte, und an dessen Seite sie gerne stand.


    "Ich denke, ich bleibe bei diesem Kleid - aber beim Schmuck sind helfende Hände stets willkommen," sagte sie lächelnd und klappte ihre Schmuckschatulle auf, in der jene Geschenke von ihm einen Ehrenplatz einnahmen. Dass er bei der Kleidung velleicht noch weiter gedacht haben mochte als nur eine prächtigere Ausstattung, hatte sie dabei nicht bedacht, war sie doch noch körperlich nicht auf der Höhe, und auch wenn das Verlangen bisweilen zaghaft an die Türe klopfte, hatte sie diese noch gut verschlossen. Dann jedoch blickte sie sich zu ihm um und schüttelte lachend den Kopf. "Ach Quintus, Dich würde ich selbst schlammbespritzt und aus vielen Wunden blutend noch vor Zeugen als Verlobten annehmen. Wir sind doch nicht auf einer Schönheitskonkurrenz hier - und Du bist Soldat, das ist die passende Kleidung für einen Soldaten."

  • Eigentlich war ihm Eitelkeit fremd, er hätte auch eine Feier zu Ehren des Imperators in seinem jetzigen Zustand besucht, wenn er direkt aus dem Mannöver oder Kampf gekommen wäre. Denn Helena hatte recht mit ihren Worten, er trug die Kleidung, welche zu ihm gehörte, jede andere Kleidung wirkte an ihm oft fehl, oder er trug sie schon fast wie eine Rüstung.


    Sein Blick fiel auf die Schmuckschatulle und ihren Inhalt. Lange überlegen, welchen Schmuck er ihr vorschlagen wollte, brauchte er nicht, seine Hand wanderte Zielstrebig zu jemem paar Ohrenringen, welche er ihr an jenem Nachmittag in Rom angelegt hatte, als er ihr offenbart hatte, das er um sie werben wolle.


    "Darf ich dir diese anlegen ?" fragte er sie, hatte den ersten schon in der Hand.

  • "Aber ja," sagte die Iulierin lächelnd und hielt mit den Fingern ihre Frisur in Schach, damit er leicht zu den kleinen Ohrläppchen gelangen konnte - es war einfach ein schönes Gefühl, einen Mann zur Hilfe zu haben, vor allem, wenn man sich in der Nähe dieses Mannes so sicher und geborgen fühlen konnte wie sie es in seiner Nähe tat. Die Augen halb geschlossen, ließ sie sich die Ohrringe anlegen und lehnte sich dabei mit dem Rücken ein klein wenig an seinen Körper, ließ sich dann auch umarmen, als er sein Werk abgeschlossen hatte und sie beide sich im Spiegel betrachten konnten. Ihm zulächelnd, legte sie ihre Wange an die seine und atmete seinen vertrauten Geruch langsam ein. So verharrten sie eine ganze Weile lang, ohne zu sprechen, einfach nur der Nähe des anderen hingegeben, die sie schon so lange entbehren hatten müssen, und die Zeit verstrich, während Iulia Helena kaum glauben konnte, dass sie überhaupt verging. Und so mussten sie sich bald ins atrium begeben, um die Verlobungsfeier zu beginnen.

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