Casca hielt sich zurück, während die beiden Männer über Karrierepläne sprachen. Was sie davon hielt, dass Tiberius vorhatte die Ritterwürde zu erlangen, konnte sie nicht sagen – sie bezweifelte, dass es für ihr Leben eine große Veränderung bringen würde. Aber Marcus konnte durchaus davon profitieren, auch wenn ihm vermutlich kaum gefallen würde, dass der Name oder der Stand seines Vaters ihm in irgendeiner Weise half. Ihr Gesicht blieb regungslos, als ihr Mann von seinen Söhnen sprach, von seinen beiden Söhnen. Dass er eine Affäre mit einer anderen Frau gehabt hatte, störte sie nicht einmal so sehr – sie war keine Närrin, sie wusste, dass es einige Männer gab, die sich dieses Recht herausnahmen. Was sie getroffen hatte, war die Tatsache, dass diese Frau ihm etwas bedeutet haben musste, genug, dass er das Kind, dass aus dieser Affäre – oder war es eine Beziehung gewesen? – entstanden war, adoptiert hatte. Damals hatte sie lange darüber gegrübelt, was sie falsch gemacht hatte, dass zwischen ihr und ihrem Mann nicht diese Art von Beziehung entstanden war, ob es an ihr lag, an ihrem Wesen, oder ob sie den Göttern möglicherweise nicht genug geopfert hatte… Zu einer Antwort war sie nicht gekommen, aber sie hatte gelernt, mit den Tatsachen zu leben – und sie hatte Marcus.
Als Amatia den Raum betrat, erhob Casca sich lächelnd und erwiderte deren Begrüßung ebenso herzlich. Sie hatten sich lange nicht gesehen, aber sie freute sich aufrichtig, ihre Verwandte wieder zu sehen. "Amatia! Es freut mich, hier sein zu können. Danke, mir geht es sehr gut." Sie setzte sich wieder und verfolgte weiter das Gespräch, musste dann ein Schmunzeln unterdrücken, als sie Amatias Reaktion bezüglich des Themas Boot sah. Begeistert schien sie nicht davon zu sein, was Casca eher weniger verstehen konnte. Der Gedanke, ein Boot zu besitzen und es des öfteren zu nutzen, gefiel ihr – auch wenn sie sich nicht sicher war, ob ihr Magen wirklich seetauglich war. Sie bemerkte Tiberius’ Blick und lächelte kurz, ließ sich dann von einem Sklaven das Hauptmenü auftragen. "Ich weiß nicht. Ich muss gestehen, ich finde die Idee von einem Boot reizvoll. Allein der Gedanke, hinaus auf See zu fahren und einfach ein paar Tage… alleine zu sein, das klingt herrlich." Nur noch ein paar Sklaven, die sich um das Boot kümmerten. Ein versonnenes Lächeln flog kurz über ihr Gesicht, dann blickte sie wieder aufmerksam. Sie musste auch Amatia Recht geben – ein Boot zu kaufen, nur um es zu haben, nur um der Mode zu folgen oder, wie deren Mann es ausgedrückt hatte, weil in Rom Prunk alles war, hielt sie nicht für den richtigen Beweggrund. "Wenn man es tatsächlich nutzen möchte und es auch tut, folgt man dann ja im Grunde nicht der Mode… oder besser, es stört einen nicht, wenn sie dann wieder wechselt."