• Sie streichelte wieder einmal sanft über seine Wange.
    "Dann denk an sie, wie sie war, und behalte diese guten Tage in Erinnerung, und bringe für sie ab und zu ein Opfer dar, um ihr Andenken zu bewahren. Ich glaube, sie würde nicht wollen, dass du traurig bist."
    Penelope lächelte ihm aufmunternd zu und genoss noch ein wenig die Vertrautheit dieses Moments. Ein bisschen nagte ihr Gewissen an ihr. Sie war gestern bei Inhapy gewesen, und die Ungewissheit, ob sie nun schwanger war oder nicht, ließ sie sehr nervös werden. Es war auch der vollkommen falsche Zeitpunkt dafür. Sie und Ánthimos waren ja noch nicht einmal verheiratet. Und Geld hatten sie auch keines, und die Wohnung war auch zu klein. Ganz zu schweigen davon, was Ánthis Bruder dazu sagen würde. Oder ihr Großvater.
    Aber Ánthimos wollte Kinder haben, hatte er ihr gesagt. Und er sprach gerade von Familie, und wie wichtig sie doch war. Und er hatte ihr gerade ein Geheimnis anvertraut. Konnte sie da eines vor ihm haben?
    Aber, was war, wenn sie doch nicht schwanger war? Noch hieß es ja, zwei Tage zu warten. Und wenn sie ihm jetzt sagte, sie wäre schwanger, und dann war es gar nicht so? Würde er sich dann freuen oder wäre er dann traurig?
    "Ich war gestern auch noch bei Inhapy, wegen meinem Rücken."
    Warum sie jetzt genau mit diesem Thema anfing, wusste Pelo selber nicht so genau.

  • Der plötzliche Themawechsel kam zwar unerwartet, aber er war Anthi auch nicht unrecht, bevor er hier doch noch in Tränen ausbrach.
    "Und was hat sie zum Heilungsverlauf gesagt? Also was ich so gesehen habe, war eigentlich gut. Es hat nicht geeitert und schien mir gut zu verheilen. Hat sie noch genug Geld für deinen Großvater?"


    Genau, das musste der Grund sein. Anthi hatte ja auch gerade von ihm gesprochen.

  • "Oh, das hab ich sie gar nicht gefragt. Ich bin wohl zu nachlässig. Aber ich muss übermorgen ohnehin noch mal hin, da kann ich ihr ja vielleicht noch mal ein bisschen was geben. Mein Rücken verheilt gut, meinte sie. Sie hat mich nur ein bisschen gepiekst, damit das Jucken verschwindet. Es ist auch schon viel besser."
    Ein bisschen zögerlich war Penelope immer noch. Vielleicht erzählte sie ganz der Reihe nach, was passiert war? Dann hatte sie ein bisschen Zeit, sich darauf noch vorzubereiten.
    "Aber Inhapy hat grade ein paar andere Probleme. Sie wollte einer Freundin helfen, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Bei den Ägyptern ist das ja anders mit der Ehe. Auf jeden Fall kam der Mann dieser Frau und hat ihr ein ordentliches Veilchen verpasst, als er seine Frau wieder abgeholt hat. Sieht wirklich schlimm aus, auch wenn Inhapy meint, das wäre nichts."
    Penelope machte sich da wirklich sorgen um ihre Freundin. Warum musste sie sich auch so in Gefahr begeben?

  • Da wurde Anthi sofort hellhörig. Jemand hatte Inhapy verprügelt? Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er betrachtete sie als Freundin der Familie...


    "Und diese Frau wollte nicht mehr bei ihrem Mann leben? Und weil der Mann das nicht akzeptieren wollte hat er Inhapy geschlagen? Nun, ich gehe übermorgen mit zu ihr. Es kann nicht sein, dass einfach jemand einfach ungestraft deine Freundin zusammenschlägt."

  • Kurz musste Penelope lächeln. Ihr lieber, süßer Anthimos! So ein Gerechtigkeitssinn, der aus jeder seiner Worte sprach. Da war sein Herz meist schneller als sein verstand, aber deshalb liebte sie ihn ja auch so.
    Kurz musste sie überlegen, ob er sich denn auch schon um Ashur gekümmert hatte, aber das wollte sie lieber nicht fragen. Am besten, sie erinnerte ihn auch nicht daran, bevor es ihm wieder einfiel und er auf dumme Gedanken kam.
    "Ja, das wäre eine gute Idee. Inhapy hat sich auch schon lautstark darüber beschwert, dass man ihrer Freundin nicht helfen kann, denn was interessiert die Stadtwache so eine Geschichte?"
    Jetzt kamen sie wieder weg vom eigentlichen Thema. Penelope überlegte, ob sie es bleiben lassen sollte. Aber wie erklärte sie Ánthimos dann in zwei Tagen den test? Er würde sich sicher fragen, warum sie sich ihm nicht früher anvertraut hatte.
    "Aber, da war noch mehr. Also als ich bei Inhapy war."

  • Zum Glück fragte sie ihn nicht nach Ashur...seine Fäuste schmerzten immernoch ein bisschen. Oh, aber vielleicht hatte Inhapy ihr davon erzählt, dass dieser Bastard eine ordentliche Tracht Prügel erhalten hatte, denn offenbar war da noch etwas.


    "Ja, die Stadtwache schert sich leider einen Dreck darum was in Rhakotis passiert. Aber was ist es denn, was noch war? Ich hoffe es war etwas Gutes.", meinte er vorsichtig.

  • Etwas Gutes, ja, wie man es sah. Auf der einen Seite wäre es etwas wahrhaftig wundervolles, auf der anderen Seite hatte Penelope riesengroße Angst davor. Sie hatte doch keine Ahnung, was sie dann alles machen musste und was dann alles passierte. Und dann war da noch das Problem, dass sie ziemlich schmale Hüften hatte. Und sie hatten auch kein Geld und überhaupt…
    "Ich, also… bei Inhapy war noch eine andere Frau, auch eine Hebamme. Und… ich hab dir ja erzählt, dass Inhapy mich vor einer Woche schon so komisch angeschaut hat? Jetzt hat die andere Hebamme mich auch so angeschaut, und dann haben wir einen Test gemacht. Und in zwei Tagen, also, da komm ich dann, um nachzuschauen, was der Test denn nun sagt."

  • Jetzt war Anthi schockiert! Hoffentlich war sie nicht krank. Der gedanke sie zu verlieren konnte er nicht ertragen und so schoss er los:


    "Was denn für einen Test? Bist du krank? Hast du irgendwelche Beschwerden? Sollen wir nicht auch noch zu einem anderen Heilkundigen gehen, den wir fragen können ob du krank bist?"

  • Auf einmal wurde Ánthimos ganz panisch. Penelope hoffte, dass er nicht gleich ausflippen würde. Sie schloss die Augen, weil sie am liebsten gar nicht hinsehen mochte, falls er böse deswegen wurde.
    "Nein, aber die beiden hielten die Möglichkeit nicht für ausgeschlossen… also, ich bin nicht in meiner Zeit, um … du weißt doch, Frauenprobleme… und es besteht die Möglichkeit, dass ich… schwanger sein könnte."

  • Hä? Was hatte sie gesagt? Schwanger? Was war denn das? Irgendwie kannte er das Wort, aber er konnte es im Moment nicht verarbeiten. Er saß nur da und schaute doof, wie der Ochse vor einem geschlossenen Scheunentor... ...doch dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammer: SCHWANGER! Sie erwartete ein Kind. Er würde Vater werden!


    Sofort sprang er auf: "Schwanger? Echt? Wirklich? Das ist ja wundervoll! Dann werde ich ja Vater und du wirst Mutter!" Anthi war so aus dem Häuschen, dass er gar nicht merkte, was er da für einen Stuss quatschte. Penelope hatte sich auch erhoben...das war ein Fehler! Aber nur ein kleiner. Anthi umarmte sie, hob sie dabei hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. "Ich werde Papa, ich werde Papa." Gluckste er immer wieder fröhlich.

  • "Anthi? Anthi! Ánthimos!"
    Penelope musste ein paar Mal seinen Namen sagen, bis er aufhörte, sich mit ihr zu drehen und sie wieder Boden unter den Füßen hatte. Die Leute mussten ihn ja für verrückt halten, wenn man sie beide so sah.
    "Es ist doch noch gar nicht sicher gesagt, dass … also, dass ich wirklich ein Kind erwarte. Und… wir sind ja auch noch gar nicht verheiratet und…"
    So, wie Ánthimos sich freute, konnte Penelope gar nicht alle ihre Sorgen, die sie sich noch gemacht hatte, aussprechen. Er freute sich wie ein König, und dabei war es noch nicht einmal sicher. Was, wenn sie doch nicht schwanger war und die Hebammen sich schlichtweg geirrt hatten? Was, wenn übermorgen nichts aufgegangen war von den Körnern? Und wenn doch, was, wenn es kein Sohn war? Würde er sich dann auch so freuen?

  • Er küsste sie einfach und so konnte sie ihren Satz nicht beenden. Dann erwiederte er: "Dann haben wir jetzt einen weiteren Grund mehr schnell zu heiraten. Ich glaube nicht, dass sich gleich zwei erfahrene Hebammen irren können. Und wenn, dann ist es auch nicht schlimm. Aber ich fühle mich trotzdem schon als Papa." Dabei strich er ihr über ihren Bauch und lächelte seelig.

  • "Aber die haben mir nur in die Augen geschaut und meine Haut begutachtet."
    Penelope wollte nicht, dass Ánthimos sich zu sehr freute und dann enttäuscht war, wenn es doch nichts war. Und es gab ja auch noch jede Menge anderer Gefahren, die auf so ein ungeborenes Leben lauerten. Was, wenn sie es dann verlor? Oder wenn sie wegen ihrer Figur nicht gebären konnte?
    Er strich ihr so liebevoll über den Bauch. In diesem kleinen, zärtlichen Moment wünschte sich Penelope, dass es war sein würde. Auch sie legte eine Hand ganz vorsichtig auf ihren Bauch. Wenn das wirklich stimmte…
    "Ich hab ein bisschen Angst davor, Anthi."

  • "Ja stimmt, wenn ich so in deine Augen sehe, dann seh ich...die gleichen hübschen Augen in die ich mich verliebt habe." Er küsste sie. "Ich verstehe, dass du etwas Angst hast. Ich bin mir sicher das hätte ich auch. Aber das werden wir schon schaffen. Ich pass auf dich auf und mit Inhapy hast du eine hervorragende Hebamme. Ich glaub die Götter sind uns hold. Vielleicht wird uns Pan sogar besonders wohl gesonnen sein." Er drückte sie sanft. "Hab keine Angst, es ist ein großes Glück, wenn du schwanger bist. Und wenn du es nicht bist, werden wir das ganz sicher irgendwann ändern, denn wir sind jung und haben noch viel Zeit. Es geschieht halt, wie die Götter es wollen und wir werden etwas wundervolles daraus machen."

  • Als Ánthimos den Gott erwähnte, drehte Penelope instinktiv den Kopf nach seinem Heiligtum. Sie hatte dem Gott dann wirklich noch viel mehr zu verdanken, als ihr bewusst war. Einen Augenblick verharrten so ihr Blick und ihre Gedanken bei Pan, ehe sie sich mit einem schüchternen Lächeln wieder Anthi zuwandte.
    "Wenn Pan wirklich mitgeholfen hat, sollten wir aber doppelt hoffen, dass es ein Junge wird. Wenn der Gott sein Temperament mit dazu gegeben hat, wird es ein sehr wildes Kind."
    Bei dem Gedanken an einen kleinen Rabauken musste Penelope ganz strahlend lächeln. Noch war es so abstrakt, noch nicht wirklich greifbar. Sie fühlte sich nicht schwanger. Aber je länger sie darüber sprachen und je länger sie darüber nachdachte, umso wirklicher wurde es.
    Aus einem plötzlichen Impuls heraus umarmte sie Ánthimos und drückte sich an ihn.
    "Ich liebe dich."

  • Er drückte sie. "Ich liebe dich auch.". So standen sie da eine Weile und hielten sich einfach nur im Arm.


    "Vielleicht wird es ja auch ein Mädchen, das genauso hübsch ist wie ihre Mutter und so wild wie Pan. Da dürfte uns einiges bevor stehen." Er lachte. "Aber mir ist egal ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Es wird unser Kind sein, und ich werde es ebenso lieben wie ich dich liebe."

  • Er würde sich auch über ein Mädchen freuen! Penelope war über diese Information furchtbar erleichtert. Sie kannte so viele Griechen, für die nur Söhne zählten und die eine Tochter sogar als Missgeburt aussetzen oder erwürgen würden. Und dass Ánthimos so frei heraus sagte, dass er sich auch über ein Mädchen freuen würde, ließ sie ihn ganz fest einmal drücken.
    Jetzt hoffte sie sogar richtig, dass es wahr sein würde. Sie wollte mit Ánthimos Kinder haben, sie konnte sich nichts schöneres mehr vorstellen. Oh, sie hoffte, dass diese Getreidekörner aufgingen.
    "Meinst du, man kann so einem Test jetzt noch nachhelfen?"
    Penelope hatte schließlich keine Ahnung, welche Macht genau den Körnern sagte, ob sie schwanger war oder nicht. Wenn es eine göttliche Kraft war, dann konnte man das Ergebnis ja vielleicht noch beeinflussen.

  • Heute war, mal wieder, ein verrückter Tag. Eigentlich war er hier her gekommen um Penelope etwas zu beichten, und hatte befürchtet sie werde ihn verlassen. Und nun hatte sie nicht nur zu ihm gestanden, sondern sie war offenbar auch noch schwanger...und jetzt bekam er auch noch Sex angeboten.


    "Nun, ich glaube nicht dass das jetzt noch was nützt. Aber sicher bin ich mir nicht, da sollten wir vielleicht lieber auf Nummer sicher gehen.", antwortete er schelmisch grinsend.

  • Er grinste so komisch. Penelope überlegte, was sie gesagt hatte, und wurde ein bisschen rot.
    "Also, eigentlich meinte ich, ob man Hera oder Isis ein Opfer bringen sollte. Aber deine Möglichkeit gefällt mir wohl auch recht gut. Wir können es ja mal versuchen."
    Jetzt grinste sie ebenso zurück, wie er sie anlächelte. Heute war schon wirklich ein verrückter Tag.

  • Oha, da war er aber ordentlich ins Fettnäppchen getreten und wurde jetzt schon ein wenig rot. Nur gut, dass Penelope ebenfalls gefallen an diesem Gedanken fand und ihn verführerisch anlächelte.


    "Wie wäre es denn, wenn wir beides machen? Zuerst gehen wir mal etwas Opfern und bitten die Götter um Beistand und anschließend...na ja versuchen wir die andere Methode."

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