• Das Bendideion ist der Tempel der Bendis, einer Göttin, die ursprünglich aus Thrakien stammte, aber bereits in klassischer Zeit von den Griechen verehrt wurde.


    Bendis wird mit Artemis gleichgesetzt aber auch mit der Minoischen Götterdreiheit, Hektate und Perseophone gleichgestellt. Auch die anatolische Kybele wird mit Bendis gleichgesetzt. Bendis ist dem entsprechend eine Erd- und Nachtgöttin, die die ungezähmten Eigenschaften der Natur darstellt.

  • Nun war Ànthimos also dabei seiner Cousine Alexandria genauer zu zeigen. Da sie sich auf den Weg zum Leuchtturm gemacht hatten, schließlich war dieser DAS Wahrzeichen Alexandrias, wollte er seiner Cousine noch das Bendideion zeigen.


    Das passte ganz gut, schließlich wollten Timos und er demnächst einmal gemeinsam jagen gehen, so dass ein kleines Opfer an Artemis nicht schaden konnte.


    Der Tempel der Bendis war ein kleiner aber schmucker Bau, der mit vielerlei jägerischen Ornamenten geschmückt war. Klein aber fein, war vielleicht die richtige Beschreibung, denn dieser tempel wurde neben den ganzen haupttempeln immer ein wenig stiefmütterlich behandelt.


    "Das hier ist der Tempel der Bendis oder auch Artemis. Wie du vielleicht weißt werden hier in Alexandria ja viele Götter unter verschiedenen Namen angebetet. Und da Timos und ich demnächst mal ins Delta jagen gehen wollen, dachte ich ich zeig dir diesen Tempel zuerst und verbinde das mit einem kleinen Opfer."

  • Natürlich hatte die junge Cousine und Scriba des Agoranomos brav gewartet, nachdem sie auch ganz offiziell ihr Arbeitsgespräch beendet hatten. Sie wurde auch sogleich entlohnt, denn Anthi nahm sich ihrer an und sie schlenderten durch die Stadt, aber beileibe nicht so unwillkürlich wie es Emi alleine getan hätte. Nein, Anthi kannte die Stadt und die schönsten Ecken schon und führte seine Verwandte auch direkt zu einer, einem kleinen aber wunderschönen Tempel. Interessiert und aufmerksam verfolgte der Lockenkopf die Ausführungen und nickte.


    Die Göttin Bendis war ihr bekannt und sie wußte auch, dass man sie Artemis oder auch Diana nannte und sie auch im römischen Reich bekannt war. Ihre Attribute waren neben der Jagd die Nacht und die Fruchtbarkeit, was generell gesehen gut zusammen passte, wie Emi fand. Dass ihre Cousins selber jagen gehen wollten, wußte sie nicht, aber sie konnte gut verstehen, wenn Anthi ein Opfer bringen wollte. Götterglauben war in ihrer Familie immer hoch angesehen worden, auch wenn man nicht alle Götter gleich viel beachtete und beachten konnte, dazu waren es erstens zu viele und zweitens gab es bestimmte Bereiche, mit denen man einfach nicht so viel zu tun hatte. Aber Bendis war eine Göttin die für Frauen und Männer gleichermaßen interessant war und so lächelte sie Anthi zu.


    "Der Tempel ist wirklich schön, aber er liegt etwas versteckt. Ich glaube nicht, dass ich ihn alleine gefunden hätte. Wenn es dir nichts ausmacht, dann bringe auch ich ein kleines Opfer dar. Ich fände es sehr unhöflich mich hier nur umzugucken ohne etwas dazulassen. Aber du hast natürlich den Vortritt."

  • Anthi war erfreut, dass Emi offenbar etwas zum Opfern dabei hatte. er selbst hatte, wie eigentlich immer Weihrauch in seiner Iatrostasche dabei, den er jetzt opfern wollte. Er versuchte so oft wie möglich zu opfern, denn gerade seine Familie war den Göttern viel schuldig und wenn er an das Opfer an poseidon dachte, bekam er gleich wieder eine Gänsehaut.

    "Du darfst gerne zuerst. Ich freue mich, dass du etwas zum Opfern mitgebracht hast. Zwar bin ich erst seit kurzem ein priester des Apollon und der Musen, aber wie weist hat unsere Familie schon immer ein besonderes Verhältnis zu den Göttern. Daher opfere auch ich so oft wie möglich. Aber ob ich jetzt noch ein paar Augenblicke warte oder nicht, wird Bendis mir nicht gewogener machen. Vielleicht hat sie ja nach deinem Opfer sogar noch ein wenig bessere Laune als sonst. Wenn du magst, kann ich dir auch noch etwas Weihrauch geben."


    Er mochte es mit Emi zu scherzen. Sie beide hatten einen ähnlichen Humor, beinahe hätte man meinen können, sie wären Geschwister. Aber ihre Väter waren ja Brüder gewesen, da kam der Humor ganz sicher von ihrem Großvater. Und so konnten sie ein wenig flirten und es war trotzdem klar, dass es nur spaßig gemeint war.

  • "MAn sollte die Götter niemals warten lassen!" sagte Emi mit extrem tiefer, verstellter Stimme und hob ermahnend einen Finger, ihren eigenen Vater imitierend. Er hatte regelmäßige Götterhuldigungen immer äußerst ernst genommen und tat es sein ganzes Leben schon, immer nach dem gleichen Schema. Allerdings hatte seine jüngste Tochter, Emilía, da ganz eigenen Vorstellungen, die eher zu ihrem wilden und lebensbejahenden Charakter passten. So auch jetzt.


    "Vielen Dank, etwas Weihrauch wäre wirklich gut. Ich habe nicht daran gedacht, als ich mich auf dem Weg zu dir gemacht habe, wenn ich ehrlich sein soll. Eigentlich hatte ich gedacht, mir etwas zu kaufen, nach unserem Gespräch und vor meiner Erkundungsrunde durch Alexandria. Aber es geht schon, Vater sagt immer, es kommt nicht darauf an wie viel wir opfern, sondern wie viel wir beten."


    Mit diesen Worten wandte sie sich an den steinernen Altar, der mit Blümen geschmückt war und die einen trägen, süßlichen Geruch ausströmten. Sie waren sehr dunkel, was Emi gut gefiel, wahrscheinlich sollten sie an die Nacht erinnern. Das Herrschaftsgebiet von Bendis. In einer fließenden Bewegung warf Emi das bisschen Weihrauch in die glimmende Opferschale, sofort stieg etwas Rauch herauf und verteilte sich in der Luft. Emi sah einen Moment zu, wie sich die dunkelgrauen Wolken empordrehten und zog dann ein kleines Taschenmesser, dass sie meistens am Gürtel trug. Es war mehr ein Küchenmesser denn alles andere, aber hin und wieder einfach nützlich. Mit diesem Messer ritzte sie schnell und relativ unbekümmert in einen riesengroßen Pfirsich, der eigentlich ihr Nachmittagsimbiss hätte sein sollen. Sie zerschnitt ihn in zwei Hälften und tat dasselbe mit einer Orange. Die Fruchthälften legte sie vor die Füße der Bendis Statue, die mittig auf dem Altar stand und mit Jagdutensilien dargestellt war.


    "Chaire, Bendis, Göttin und Jägerin der Nacht. Ich, Emilía Bantotakis, erbitte deinen Beistand für unsere Familie, auf dass sie sich vermehre, gedeihe und wachse. Schenke allen ihren Mitgliedern Fruchtbarkeit und Glück in der Jagd und schütze uns vor Unglücken."


    Fertig. Nicht schön, aber ehrlich. Und Emi war zufrieden, daher ging sie von dem Altar fort und stellte sich wieder in die Nähe zu Anthi. Sie lächelte ihn an und nickte, um zu zeigen, dass er jetzt dran war.

  • Anthi nickte zufrieden, als Emi geendet hatte. Nun ging er nach vorne und warf eine große Menge Weihrauch in die Glutschale, was sofort eine große Rauchwolke nach sich zog. Dann begann er mit fester und angemessener Stimme zu sprechen. Seine Arme verliefen in der Form eines umgedrehten "Vs" und seine Hände waren gespreitzt.


    "Bendis, Göttin der Jagd, Göttin der Fruchtbarkeit und Jägerin der Nacht. Ich Ànthimos von den Bantotaken, Priester des Apoll und der Musen, möchte dir für die Fruchtbarkeit danken, die du uns geschenkt hast. Nun erbitte ich ein weiteres Mal deinen Beistand, denn mein Bruder und ich werden demnächst auf die Jagd gehen und wir hoffen, sie möge dein Wohlwollen finden. Hierfür verspreche ich dir einen angemessenen Teil unserer Beute anschließend hier zu deinen Ehren zu opfern und unseren Teil als deine Gabe an uns anzusehen und dir auch hiermit eine angemessene Ehrung zuteil werden zu lassen."


    Nachdem er geendet hatte, vergoss etwas Wein vor der Statue der Göttin und gab Emi ein Zeichen, dass sie zu ihm kommen sollte. Er nahm ihre Hand und sie stellten sich vor die Statue und warteten nach ihrem gemeinsamen Opfer auf ein Zeicher der Göttin, ob dieses angenommen worden war und ob das wohlwollende Auge der Jägerin der Nacht auf ihnen ruhte.



    Sim-Off:

    Zwei kleine unblutige Opfer und jede Menge Weihrauch

  • Diana, die römische Entsprechung der angesprochenen Göttin Bendis, blickte auf das Opfer hinunter. Ein angemessener Teil der Beute... Die Jägerlein täten gut daran, ihr Versprechen auch einzuhalten.


    Doch um dieses Versprechen einhalten zu können, mussten die Sterblichen auch die Chance dazu bekommen. Das Opfer war daher angenommen.

  • Natürlich trat Emi sofort zu ihrem Cousin und sie warteten eine Weile. Dann frischte auf einmal ein Wind auf, der sich in dem Inneren des Tempels wirbelnd fing und die dunklen Blumen vor ihnen wild durchschüttelte. Für wenige Sekunden rüttelte er regelrecht an ihnen und sie schwangen hin und her, doch dann war der Wind abgelfaut und die Blumen hielten wieder still. Emi nahm daher an, dass die Göttin ihre Gebete erhört hatte und grinste Anthi freudig an.


    "Na das war doch gut. Was und wann wollt ihr eigentlich jagen?"

  • Nach einigen Augenblicken fühlte sich Anthi gestärkt und sah das als Zeichen an, dass ihr Opfer angenommen wurde. Ei schien es auch so zu gehen, denn sie grinste ihn freudig an und stellte schon wieder neugierige Fragen. Sie waren sich wirklich ähnlich, denn die fragen erinnerte ihn an seine vielen Fragen an Marcus Achilleos. Emi wäre sicher ein guter Mann geworden. Aber da sie zudem eine hübsche Frau war und hervorragend kochen konnnte, würden sie ganz sicher keine Probleme haben sie gut zu verheiraten.


    "Wir wollen Enten und Gänse im Delta jagen. Außerdem werde ich zwei meiner Kobras freilassen und hoffentlich zwei Neue bekommen. Aber abgesehen von den Schlangen ist die Jagd im Delt wegen den Krokodilen und den Nilpferden nicht ganz ungefährlich. Außerdem verirren sich ab und an auch Löwen dahin, so dass es gut ist den Beistand der Bendis auf seiner Seite zu wissen. Aber sag Pelo nur nichts davon, sonst macht sie sich nur wieder unnötige Sorgen um mich."


    Sie machte sich ja schon Sorgen wenn er nur trainierte, was würde sie dann erst sagen, wenn sie etwas von Krokodilen, Nilpferden und Löwen hörte?


    "Was soll ich dir denn als nächstes zeigen?"

  • Die jüngste Bantotakin machte große Augen, als Anthi erzählte was genau er und Timos vorhatten. Löwen? Krokodile? Und Nilpferde? Also manchmal war sie doch froh, kein Mann zu sein und sich mit sowas abgeben zu müssen. Die Stadt war ihr schon gefährlich genug ,da musste sie sich nicht unbedingt noch mit Wildtieren anlegen. Doch als Anthi sie bat nichts zu seiner Frau zu sagen, nickte sie ganz automatisch. Sie kannte Pelo jetzt ein bisschen und neben ihrer sorgenden Art tat es der Schwangeren sicherlich nicht gut sich aufzuregen. Und das würde sie sicherlich, wenn sie erstmal erfuhr, was die Männer vorhatten.


    "Ich kann nur hoffen ihr seid vorsichtig und wisst, was ihr da tut." Erstaunlicherweise konnte Emi auch mal ganz ernst und erwachsen klingen, besonders wenn sie sowas sagte. Doch ihre lustige und scherzende Art kam fast augenblicklich zurück und sie grinste ihren großen, athletischen Cousin an. "Keine Ahnung, du wohnst ja schließlich hier. Hauptsache ich seh den Leuchtturm."

  • Ànthimos kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf. "Wir sind immer vorsichtig. Ich will ja nicht, dass mein Kind ohne mich aufwächst." Aber es würde sicher nichts passieren. Schließlich hatten sie Bendis geopfert, und sie würden nicht allzu forsch vorgehen, von daher würde das schon klappen.

    "Ich würde sagen wir laufen nun zum Porta Kibotos und fahren von da aus rüber zur Insel Pharos mit dem Leuchtturm. Aber ganz bis hin oder gar hoch können wir nicht, schließlich wird der Leuchtturm von der Legion bewacht. Aber ich verspreche dir, er ist auch aus ein paar Metern Entfernung noch mehr als beeindruckend. Und dann schauen wir einfach mal wie spät es ist."

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