Atrium - Besuch des Quaestors

  • Der Springbrunnen in der Mitte des Atriums war wieder nicht in Betrieb, doch diesmal nicht, weil er reparaturbedürftig wäre, nein, das nicht. Die Herrin, mittlerweile schon im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft befehligte die Abstellung des Brunnens, weil sie das Geräusch unglaublich störte. Vermutlich drückte der Kleine schon auf die Blase, aber was weiß man schon als Ianitor. Also der Brunnen sprudelte zur Abwechslung mal nicht vor sich hin, die Wasseroberfläche war im großen und ganzen ziemlich ruhig, nur die leichten Wellenbewegungen wegen des Windes störten das klare Bild, das sich einem präsentierte, wenn man in den Brunnen hineinblickte.


    Der Ianitor indes führte den Gast in diesen Raum. Wenn Ihr bitte wartet, ich verständige den Herrn sogleich.

  • Der Patrizier nickte dem Sklaven nur zu und sah sich dann neugirierg im Atrium um. Es war doch einige Zeit vergangen, seit er hier das letzte Mal gestanden war, um von Senator Hungaricus seinen Senatsauftrag zu erhalten und er bildete sich sogar ein, dass sich seit dem einiges im Atrium und an der Casa verändert hatte, auch wenn es einen noch nicht wirklich ganz fertigen Eindruck auf ihn machte. Langsam ging er auf den Brunnen zu, der in der Mitte des Atriums stand. Ein wirklich nettes Stück, dass dem Atrium durchaus einen hauch von Eleganz verlieh, aber leider nicht in Betrieb war. Wie dem auch war - nun galt es sich auf das Gespräch mit dem Senator vorzubereiten und zu hoffen, dass dieser heute in einer aussichtsreichen Stimmung war.

  • Der Claudier mußte nicht lange warten, denn Hungi hatte gerade vorher einen anderen Besucher empfangen und war daher noch standesgemäß angekleidet. Dennoch kam er nicht sofort ins Atrium, das wäre für einen Senator wirklich nicht schicklich gewesen. Er nutzte die Zeit um einen kleinen Happen zu essen und einen Becher stark verdünnten Weines zu trinken und schließlich ließ er noch den Sitz seiner synthesis durch eine seiner Sklavinnen überprüfen, bevor er seine Schritte ins Atrium lenkte.


    Salve Claudius. Du möchtest mich sprechen?

  • Der Patrizier grüßte den Hausherrn mit einem Kopfnicken.


    "Senator Hungaricus! Ich möchte dir danken, dass du dir so kurzfristig etwas Zeit für mich nehmen konntest. Ich will dich auch nicht länger als nötig aufhalten und auch gleich zur Sache kommen. Das letzte Mal war ich hier um meinen Auftrag als Quaestor Classis entgegenzunehmen. Heute bin ich gekommen, um eine Bitte an dich zu richten.


    Wie du weißt habe ich meine zwei Amtsperioden als Quaestor hinter mich gebracht und bin nun äußerst daran interessiert, in die Reihen der Senatoren aufgenommen zu werden. Ich hatte gehofft, dass du, auf Grund deiner Beziehungen, das eine oder andere hilfreiche Wort für mich einlegen kannst."

  • 'Gleich zur Sache kommen...' er liebte diese Worte, mußte Hungi doch schon oft genug viel Blabla anhören mit Leuten die zwar viel redeten, aber nichts sagten. Wenn er allerdings fair zu sich war, mußte er sich selber eingestehen, daß er genauso war. Brachte wohl sein Status mit sich.


    Deine zeitliche Feinabstimmung ist nicht die beste, aber dafür kannst du nichts. Du weißt, daß der Kaiser mitten in den Vorbereitungen für einen Feldzug gegen die Parther steht und ein Conventus vor seiner Abreise sicher nicht mehr zustande kommen wird. Es dürfte also sehr schwer sein, dein Anliegen zu unterstützen.

  • "Das ist mir alles durchaus bewusst und um ehrlich zu sein auch mit ein Grund, warum ich mich mit meinem Anliegen an dich gewendet habe. Wie du richtig sagtest wird wohl kein Conventus mehr vor der Abreise des Kaisers stattfinden. Aber ich denke, dass es auch für längere Zeit danach keinen mehr geben wird. Aufgrund deines Naheverhältnisses zu Kaiser, bin ich mir jedoch sicher, dass er auch ohne Conventus deiner Einschätzung vertrauen wird und vielleicht auch nur ein Schreiben reicht, in dem du deine Empfehlung für mich aussprichst. Dabei dürfte weder der Kaiser, noch du lange damit aufgehalten werden."

  • Das ist wohl wahr. antwortete Hungi und ließ dabei offen, was genau er jetzt meinte.


    Eine Frage lag ihm aber auf der Zunge und wollte ausgesprochen werden. Warum fragst du aber nicht deinen Patron, ob er - wie du so schön sagtest - beim Kaiser ein gutes Wort für dich einlegt?

  • Die Frage war durchaus voraus zu sehen und der Patrizier konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Wenn es so einfach gewesen wäre, dann wäre ihm der Weg zu Senator Hungaricus erspart geblieben. Jedoch in seiner Position einen Patron zu finden, der noch dazu in diesem Fall etwas Ausrichten konnte, war bestimmt nicht leicht und Marcellus war sich sicher, dass dies auch der Senator ganz genau wusste und diese Frage eher aus Neugierde stellte.


    "Das ist schnell beantwortet wehrter Senator. Ich habe keinen Patron, der meine Anliegen vor dem Kaiser vertreten könnte und selbst wenn ich einen hätte, so wären bestimmt nur eine handvoll Männer, zu denen ich auch euch zähle, in der Lage, dem Kaiser mein Anliegen so kurzfristig und auf direktem Wege vor zu bringen."

  • Diese Antwort verwunderte Hungi doch. Ein patrizischer Quästor ohne Patron, das hatte durchaus Seltenheitswert. Natürlich unter der Voraussetzung, daß ihn der Claudier auch nicht anlog.


    Na gut, ich werde den Kaiser von deinem Anliegen unterrichten. Versprechen kann ich dir natürlich nichts.

  • "Du kannst dir meiner Dankbarkeit versichert sein Senator Hungaricus und auch meinem Angebot, mich bei einer passender Gelegenheit für deine Mühen zu revanchieren. Ich wäre dir dankbar, wenn du mich über den Ausgang meines Anliegens informieren könntest."


    Marcellus war durchaus zufrieden mit dem Ausgang dieses Gesprächs und wartete darauf, ob der Senator noch etwas hinzuzufügen hatte.

  • Ich werde dir Nachricht geben, sowie ich eine Antwort bekommen habe. versicherte Hungi dem Magistraten vor sich. Die wahrscheinliche Revanche kommentierte er nicht weiter, denn auch im politischen Leben war das Prinzip des "do ut des" nicht nur maßgeblich, nein, darauf basierte das politische System. Und Hungi würde sich sicherlich nicht dagegen sperren.


    Und da auch seinerseits nichts mehr hinzuzufügen war... Wenn du mich jetzt entschuldigst, Claudius...

  • "Natürlich! Du erreichst mich in meiner Villa in Ostia. Ich danke dir Senator. Vale!"


    Mit diesen Worten verabschiedete sich der Patrizier von Senator Hungaricus und wurde von einem der Haussklaven wieder nach draußen geleitet. Nun hieß es den Ausgang dieses Anliegens abzuwarten und zu hoffen, dass der Senator erfolgreich. Sollte dies der Fall sein, dann konnte Marcellus damit rechnen in der nächsten Zeit in den Senat berufen zu werden - ein weiterer wichtiger Schritt in die Zukunft.

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