In Gedanken..

  • Auch wenn jetzt schon einige Tage vergangen waren, noch immer konnte ich an nichts anderes denken als an den tod meines Bruders und hatte mich selbst gegenüber meiner Familie zurückgezogen und meine Arbeit vernachlässigt. Mit jemand anderem darüber zu reden, würde mir noch mehr weh tun, dass wusste ich, besonders wenn es jemand war, der mir so nahe stand, der ihn auch gekannt hatte. Vielleicht war das schwierig zu verstehen, aber die Wände unserer Casa schienen mich zu erdrücken, wenn ich dort war und alle Umgebung, jede Person, die mich an ihn erinnerte konnte ich nicht ertragen und so floh ich fast vor den angebotenen Gesprächen mit meiner Schwester, den Kondulenzversicherungen meiner Freunde und auch vor meinem Zuhause. So, um ganz ehrlich zu sein, wohl auch jetzt. Müde hob ich den Kopf um zu sehen, wo mich meine Füße überhaupt hingetragen hatten. Mein Blick wanderte über die Wege direkt vor mir, etwas abseits des Stadtzentrums.


    Ich betrachte die Fasade einer großen Villa und die reichverzierten Säulen der nächsten. Die Straßen waren voll heute und es wehte eine warmer Wind, trotzdem fröstelte ich leicht und verschrenkte die Arme vor der Brust, während ich spürte, wie ein Windhauch über meinen Nacken strich.


    Vor mir liefen zwei Senatoren, die sich lautstark und wild gestikulierend unterhielten. Sie waren aber zu weit weg, als dass ich hätte mitkriegen können worüber und es interessierte mich auch nicht. Mein Blick schweifte etwas ab, als ich einmal mehr an meinen Bruder dachte und egal wo hin ich sah, sein gesicht vor mir zu haben schien.


    Sim-Off:

    Wenn jemand einsteigen möchte... :) ...nur zu

  • Minervina hatte es ebenfalls auf die Straßen gezogen. Sie wollte noch ein wenig in Rom bleiben und dann nach Möglichkeit irgendeine Art der Abgeschiedenheit suchen. Für gewöhnlich müsste sie mit ihrem Onkel nach Mantua zurückkehren, doch ein volles Castellum erschien ihr als überhaupt nicht erstrebenswert. Vor Allem nicht jetzt. Vor wenigen Tagen hatte sie ihre über alles geliebte Tante zu Grabe getragen, die letzte Vertraute ihres Vaters und auch die ihr am Nahesten stehende Verwandte. Sie hatte niemals viel gelacht, doch seit der Nachricht von diesem Todesfall brachte sie nicht einmal ein schmales Lächeln zustande. Sie hatte es sich zwar vorgenommen, doch sie musste sich nicht darum bemühen. Ihr Gegenüber konnte sich noch so sehr bemühen, sie hatte jede Freude verloren. Mit Claudia war der letzte Halt in diesem Leben gegangen und jetzt war sie eine leere Hülle, die für die Ehre der Familie weiterlebte.


    Sie war in dunkelblaue Gewandung gekleidet, sowohl Tunika als auch Palla. Es waren schwere und sehr teure Stoffe, die sie völlig verhüllten. Die Palla trug sie um das Haupt geschlungen und nur ihr Gesicht und ein wenig des Halses waren noch zu erkennen. Sie trug keinen Schmuck, dafür aber viel Kohlestift um ihre Augen herum. Es war allein durch ihr Auftreten leicht zu erkennen, dass sie reich und von Trauer zersetzt war. Machte sie sonst immer ein Geheimnis aus ihren Gefühlen und Gedanken, so sollte doch jeder bemerken wie sie nun dachte. Heute hatte sie nicht einmal vor Kriminellen Angst, die doch sonst meistens ihr Handeln bestimmten. Denn sie hatte schon lange nicht mehr das Haus ohne jede Begleitung verlassen. Heute schon. Ihr Gesicht war blass, daran hatte sie nichts ändern brauchen. Doch es war ausgeglichen blass und sie schien ihre Trauer ohne Tränen zu verleben.


    So also schlenderte die Tochter eines Patriziers und eine Plebejerin durch die Straßen. Genauso ungewöhnlich wie ihr Aussehen, ihre Herkunft und das alleinige Herumschlendern war, dass sie nicht einmal ein Ziel hatte. Sie musste einfach gehen, sei es, um ihren Schmerz durch Anstrengung zu verlieren. Alles was sie tat, wurde von ihr nicht lange bedacht. Sie aß, wenn man ihr etwas zu essen gab und schlief, wenn man sie zu Bett brachte. Sie begleitete jeden, wenn sie darum gebeten wurde und war zu allen Anlässen zugegen. Aber alles tat sie mit einer starken Unbeteiligung, die sie sich auch anmerken ließ. Nicht einmal die Tageszeit wüsste sie zu sagen, wenn man sie fragte. Nur, dass es wohl Tag war. Auch all die Menschen, die sie unhöflich anrempelten, nahm sie nicht wahr. Regte sie sich sonst sondersgleichen darüber auf und ließ sich zumeist in einer Sänfte tragen, ignorierte sie es nun völlig. Ihre Erscheinung war fast geisterhaft, so sehr schwebte sie durch die Menge.

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