Mit den Ellbogen stießen zwei kräftige Sklaven einige der Alexandriner zur Seite. Hinter ihnen marschierte ein nicht minder kräftiger Mann von doch stattlicher Erscheinung. Sein Stiernacken war angespannt, seine Augenbrauen gerunzelt und Dominator ein wenig verärgert. Denn bis jetzt hatte ihn noch kein Weibsbild wieder erkannt. Kein Gekreische, noch Heiratsanträge waren zu ihm gedrungen. In Rom würde ihm das nicht passieren. Dort wurde man noch als Auriga gefeiert. „Es ist nur eine Provinz!“, versuchte ein dürrer Mann neben ihm zu erklären. „Pah, Provinz? Ein Kaff ist diese Stadt.“, maulte Dominator. Doch dann trat verschüchtert ein Junge vor ihm. Seine schwarzen Knopfaugen lugten unter einem Wuschelkopf herunter. „Kann...darf...“ Dominator lachte auf. Seine Laune wurde schlagartig besser. „Aber natürlich, Junge. Hier hast Du eine.“ Dominator entriss seinem dürren Begleiter eine Wachstafel und reichte sie dem Jungen. Auf der Tafel prankte ein doch recht stattliches Bild von dem Auriga und darunter seine gekritzelten Initialen. „...Münze..“, murmelte der Junge leise und sah enttäuscht auf die Tabula.
Doch Dominator, wieder ganz in seinem Element, marschierte vorbei. Heute würde er es sich noch gut gehen lassen und die Speisen des Praefectus verschlingen, morgen erst war sein Auftritt gefragt. Plumpsend ließ er sich, bei Timokrates und Nikolaos in der Nähe, nieder. Die Bank erzitterte unter seinem Gewicht. „Wein!“, herrschte Dominator einen seiner Sklaven an. Dominator, mittlerweile ein Freigelassener und Star der Factio Purpurea, fühlte sich als ganz prominenter Mann. Und dementsprechend wollte er auch behandelt werden. Der dürre Mann entzog dem Sklaven den Weinbecher und nippte vorsichtig daran. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass jemand versuchen würde den Wagenlenker zu vergiften. Dominator nahm den Becher entgegen. „Na, sind Freunde des Rennsports hier?“, fragte er in die Runde und sah auch zu Timokrates.
AURIGA - FACTIO PURPUREA