Wieder unterwegs

  • "800, hm?". Quintus tat so, als wäre das ein schlechtes Angebot. Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. 800 konnte er gut gebrauchen jetzt, eher als einen Sklaven, der zur Zeit nicht auf dem Feld gebraucht wurde und der nur Unterhalt kostete.


    Dann blickte er rüber zu Wilbert, der jetzt endgültig erstarrt war. Das konnte doch nicht wahr sein!! Aber er traute sich auch nicht, sich empört umzudrehen. "Gute Dame, er gehört Euch. Habt Ihr das Geld dabei?".


    Jetzt konnte sich Wilbert nicht mehr halten, er drehte sich um, starrte erst seinen Herren an und blickte dann ungläubig auf die Dame, die vor der Sänfte stand und sich fröstelte.

  • Sie musterte seine Geste. Er wirkte unsicher. Als wenn er zögerte das Angebot anzunehmen. Normalerweise hatte sie damit gerechnet, dass er den Preis noch höher trieb, warum also wartete er? Sie selbst wurde durch diese Unsicherheit selber etwas unruhig. Staunte er vielleicht, dass sie bereit war, soviel Geld für dieses rohe Stück Fleisch und Knochen zu zahlen? Aber ihr sollte es gleich sein. Sie würde schon noch aus ihm herausholen, was sie wollte - auch wenn er selber dem nicht standhalten konnte. Was waren schon 800 Sesterzen? Ihre Familie besaß viel mehr, sie selbst besaß entschieden mehr aus dem Erbe ihres Vaters und auch von dem Geld ihrer Mutter, welches diese ihr zurückgelassen hatte, als sie wieder nach Hispania reiste.


    "Nein, soviel Geld habe ich nicht auf einmal dabei. Aber mein Name sollte dir als Pfand genügen. Ich bin einer Tochter aus dem Hause der Tiberier, die derzeit zwei Senatoren stellen und viele andere Honoratoren in ihren Reihen haben. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dir das Geld Übermorgen zukommen lasse, ich werde dir meine Sklavin senden." erklärte sie und musterte ihn kühl. Hoffentlich ging er darauf ein. "Doch wenn du wünscht, kann ich dir noch zum Ersatz einen meiner Sänftenträger leihweise zum Pfand anbieten, sodass der Tausch sogleich vollzogen werden kann." bot sie zu seiner Sicherheit an. Sie war neugierig auf ihren neuen Erwerb, das konnte sie gar nicht leugnen. Sie sah kurz zu ihm. Er schien nicht sehr erpicht zu sein. Mit regloser Miene wandte sie sich wieder von dem Sklaven ab.

  • "Gut, das hört sich akzeptabel an", sagte Quintus. Er wunderte sich, wie schnell er alles akzeptiert hatte und der Deal über die Bühne ging. "Deine Sklavin soll bei mir morgen vorbei schauen und nach Hannibal fragen. Er wird den Beutel mit den Sesterzen haben. Und ein Sänftenträger als Ersatz wäre schon gut, wie soll ich sonst nach Hause kommen?" fragte er mit verschmitztem Gesicht.


    Er wandte sich Wilbert zu: "Siehst Du, das hast Du jetzt von Deiner Aufsässigkeit. Ich hoffe, die Dame wird Dir ein paar Lektionen erteilen. stell Dich jetzt gefälligst vor."


    Wilbert sah immer noch recht geschockt aus, irgendwie war ihm alles wie im Traum vorgekommen. Er hatte sich nie so richtig daran gewöhnt, dass Sklaven wie Dinge behandelt wurden und einfach verkauft wurden wie Marktwaren. Aber die Ereignisse der letzten Minuten waren doch schon ziemlich schockierend gewesen. Aber was sollte er machen? Er würde seine Umgebung vermissen, aber vielleicht gab es in dem neuen Haushalt ja auch interessante Personen und andere Sklaven, mit denen er sich anfreunden konnte.


    Langsam stand Wilbert auf. "Sehr wohl, mein Herr". Er ging an dem Aufseher vorbei, der ihm ein hämisches aber stilles Grinsen entgegenbrachte, und warf ihm einen letzten bösen Blick zu. Dann stand er auch schon vor der Frau, die er jetzt zum erstenmal richtig betrachtete und die wohl seine neue Herrin sein sollte.


    Er verneigte sich tief vor der jungen Frau. "Herrin, ich bin Wilbert, Euer neuer Sklave"

  • Sie allerdings ließ kein Lächeln sehen, als das Geschäft beendet war. Es war nicht so, dass es ihr unangenehm aufstieß, mit Menschen zu handeln, doch warum sollte sie diesem Plebejer zulächeln? Er gefiel ihr nicht und sie war froh, dass nun die Verhandlungsphase abgeschlossen war. "Dann wird Lana morgen auch wieder den Träger abholen." erklärte sie kühl und sah Lana mit vielsagendem Blick an. Sie sollte lieber keinen Widerspruch wagen. Dann sah sie in Richtung des neuerworbenen Besitzes. Ihr Blick zeigte noch immer keine freundlichere Regung. Sie musste kurz an ihre Mutter denken. Diese hätte den Sklaven aus reiner Güte gekauft und würde ihm jetzt freudestrahlend entgegen gehen. Sie selbst war anders. Sie erwartete, dass er von selbst zu ihr kam und seine Arbeit tat. Sie konnte niemanden brauchen, der zusätzlich Kost vertilgte und dabei seiner Arbeit nicht richtig nachkam.


    Als er sich vor ihr verneigte, nahm sie es kühl zur Kenntnis. Aber wenigstens wusste er sich schonmal einer Frau gegenüber zu benehmen. "Gut, Servus. Das ist Lana." erklärte Minervina ihm. Dann wandte sie sich um und ging ein paar Schritte zur eigenen Sänfte und pickte sich den Sänftenträger aus, mit dem Lana zuvor gesprochen hatte, und sandte diesen zur Sänfte des Geschäftspartners, dabei erklärend, dass er für den Tag ausgeliehen sei. Dann wandte sie sich wieder zu Wilbert und Lana um, die noch dort standen und winkte sie beide herbei. "Es geht weiter. Beeilung, Sklave. Lana, komm." befahl sie mit glasklarer Stimme. Den Sklaven würde sie nicht beim Namen nennen. Erst wenn er es sich verdient hatte, aber warum sollte sie sich einen überflüssigen Sklavennamen merken?

  • Lana nickte und verneigte sich zu der Herrin hin. Sollte dieser neue Sklave doch endlich mitkommen. Er sah aus, als wäre noch nie mit ihm gehandelt worden. Nun ja, es war keine leichte Sache, aber deswegen brauchte man, vor allen Dingen nicht gegenüber seiner neuen Herrin, aussehen als wäre man vom Blitz getroffen worden. Lana musterte den Sklaven noch einmal und wandte sich dann ohne ein Wort zu sagen, von ihm ab um den Befehl der Herrin so schnell wie möglich zu folgen. Ihre Schritte waren schnell und flink und so stand sie fast nur einen Augenblick später wieder neben der Herrin. Sie wollte jetzt gerade in diesem Augenblick nicht noch mehr Ärger provozieren, als nötig war. Und das sie nun mit einem anderen „Neuen“ sich direkt lange unterhielt, während die Herrin schon nach ihr rief, wäre sicherlich kein Plus-Punkt gewesen.

  • Wilbert sah die Frau an, die ihm als Lana präsentiert worden war. Ihr Blick schien etwas feindseliges zu haben, und sie schien ihm nicht wohlgesonnen. Wilbert verneigte sich leicht vor ihr. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Ihm war klar, dass sie auch eine Sklavin war, aber sie schien ein gutes Verhältnis zur Herrin zu haben. Also ging er auf Nummer sicher. Kaum hatte die neue Herrin (hatte er überhaupt schon ihren Namen erfahren?) zum Aufbruch geblasen, da machte die Sklavin kehrt und würdigte ihm keines Blickes mehr. Uff, hoffentlich müsste er nicht ständig mit ihr zusammen arbeiten müssen, und hoffentlich waren ihm die anderen Sklaven aufgeschlossener. Schliesslich teilte man doch ein gemeinsames Schicksal. Die Solidarität unter den Sklaven bei Quintus war immer gross gewesen, was Wilbert sehr vermissen würde.


    Wilbert beeilte sich, zu Lana aufzuschliessen und bei der Herrin anzukommen. Er war nicht sicher, wo er hinmusste und was er machen sollte. Würde er der Sänfte hinterhertraben?


    Fragend sah er seine neue Herrin an...

  • Sie sah den unentschlossenen Wilbert an und verdrehte die Augen. Innerlich gestand sie sich natürlich ein, dass er als ein gehorsamer Sklave kaum einfach an einen Platz gehen konnte, den er nicht kannte. Aber für sie konnte nichts schnell und einfach genug gehen, so zeterte sie ihn direkt an: "Sklave, etwas mitdenken. Du musst natürlich für den Sänftenträger einspringen." und deutete mit dem Finger auf den freigewordenen Platz. Würde sie den Sklaven überhaupt ersetzen? Sie mochte ihn nicht, seitdem Lana mit ihm lachte erst recht nicht. Vielleicht würde sie Lana eine Pergamentrolle mitgeben, wo sie ihm als Angebot unterbreitete, dass sie Sklaven tauschten.


    "Dummes Sklavenpack." murmelte sie, während sie die Sänfte erklomm und sich wieder in ihre Kissen gleiten ließ. Na, mal sehen, ob er sich bei ihr geschickter anstellte. Wenn nicht, würde er es sehr bald lernen. Den Weg, ach, genau. Sie streckte den Kopf aus der Sänfte heraus und wies den vorderen Sklaven an, dass es zur Villa zurückgehen sollte. Dann senkte sie sich wieder in die Weichheit ihres Lagers zurück und seufzte laut auf. Was für ein anstrengender Tag.

  • "Selbstverständlich, meine Herrin", sagte Wilbert. "Mist, doch wieder schleppen müssen", dachte er bei sich. "Und beleidigend ist sie auch noch". Aber das liess er sich natürlich nicht anmerken. Er ging an die hintere Seite der Sänfte, wo der freie Platz auf ihn wartete. Er drehte sich um und ging in die Knie um sich unter die Sänftenstange zu positionieren.


    Nachdem die junge Frau dem vorderen Träger das Ziel genannt hatte und sich wieder in ihre bequemen Kissen gebettet hatte, schien es loszugehen. Auf einen kurzen Ruf hin hoben alle Träger die Sänfte an und Wilbert spürte die Stnge auf seiner Schulter. Wilbert gab sich grosse Mühe, das schwere Gefährt möglichst gut zu balancieren. Er wusste, dass er gerade zu Beginn unter besonderer Beobachtung stand. Es schien schwerer zu sein als das von Quintus, aber zum einen waren es auch 6 Träger statt 4, zum anderen war die Dame einiges leichter als Quintus, so dass Wilbert insgesamt das Gefühl hatte, die Sänfte wäre leichter zu tragen. Aber vielleicht täuschte er sich da auch. Nach den ersten Schritten kam er an Quintus und seiner Mannschaft vorbei. Der Aufseher hatte belustigt hinüber gesehen und Wilbert beobachtet. Wilbert warf ihm einen letzten bösen Blick zu. *Ihn* würde er nicht vermissen...

  • Als dann auch Lana letztlich in die Sänfte fand, setzte sich der Tross wieder in Bewegung. Das Gewicht der Insassen machte wohl weniger das Gesamtgewicht aus, als das teure Holz und die zahlreichen Verzierungen an der Sänfte. Innerhalb der Sänfte jedenfalls konnte Minervina keinen Unterschied zu vorher ausmachen und war dessen schon einmal zufrieden. So bewegten sie sich in Richtung der heimischen Villa, wo Kadmos zu den anderen Sklaven in seine Kammer gebracht wurde. Außerdem gab sie die Anweisung, dass er dort zu bleiben habe, bis sie ihn zu sich riefe. Dass dies erst in zwei Tagen sein sollte, wusste auch sie nicht...


    ==> Unterredung

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