Es entsprach nicht Gepflogenheiten in der Villa Claudia, dass jemand unaufgefordert Arbeits- oder Schlafräume betrat. Bei diesen Räumen handelte es sich um private Rückzugsorte, die nicht der gesamten Familie uneingeschränkt zur Verfügung standen. Gerade wenn der Hausherr arbeitete, wollte er nicht gestört werden und falls dies unumgänglich war, wollte er selbst entscheiden, wann er Einlass gewährte. Dementsprechend verärgert blickte er von seiner Arbeit auf, als die Tür aufgestoßen wurde. Gezeter, das durch die verschlossene Tür drang, ging dem Treiben voraus.
Menecrates kam nicht dazu, sich zu äußern, weil das Auftreten seines Leibwächters eher Anlass zur Sorge bot. Er senkte das Schreibgerät und legte es im Zeitlupentempo auf der Tischplatte ab. Sein Blick hing an Marco, der Morrigan ungewohnt zügig ins Zimmer schob und begann, sie zu entkleiden. In dem Maße, wie Morrigans entblößter Oberkörper sichtbar wurde, legte sich Menecrates' Stirn in Falten, bis ihm schlagartig der Zweck der Aufführung bildhaft vor Augen stand. Er starrte auf das Brandzeichen, als auch Faustus ungefragt das Arbeitszimmer betrat.
Noch bevor Menecrates sich fassen konnte, warf sich Morrigan auf den Boden. Was sie sagte, stand für ihn in keinem Zusammenhang mit dem soeben Gesehenen. Ihn beschäftigte die Frage, woher plötzlich dieses Brandmal kam.
"Kann mir das irgendwer erklären?!", fragte er in gereiztem Tonfall. Er blickte von Marco zu Faustus, wobei sich sein Zorn auf das Brandmal richtete und nicht auf die Personen. "Ich möchte, dass du aufstehst, Morrigan", fügte er deswegen in gemilderten Tonfall an.