Decima Caia


  • "Achwas, das ist doch selbstverständlich", sagte die Decima und winkte ab."Leer ist es nicht, aber ich entdecke immer wieder Personen, die ich noch nicht kannte. Irgendwo ist bestimmt eine Truhe versteckt, die ständig neue Decimer ausspuckt", vermutete sie grinsend und folgte den Sklaven in eines der hergerichteten Zimmer.


    "Und, was meinst du - lässt es sich hier leben?" fragte sie Caia und deutete einem Sklaven, die größte der anwesenden Truhen gleich erstmal zum Bett zu stellen, damit man die darin befindlichen Kleidungsstücke bequem auspacken und gegebenenfalls auf dem bett ausbreiten konnte. "Oh, dann ist noch gar nicht dein ganzes Gepäck hier? Hm."

  • Caia sah sich um, der Raum war einfach eingerichtet aber sonnenhell und das gefiel ihr sehr.
    Sie beugte sich über die Truhe und öffnete sie, bis oben war sie mit Kleidung und einigem Schnickschnack voll gepackt. Caia begann alles auszupacken und auf dem Bett zu verteilen. Es dauerte nicht lang und es sah aus wie auf einem kleinen Marktstand. Töpfchen und Tiegel, dort ein Kamm, da eine Band mit hübschen Steinen, so kam langsam aber sicher alles ans licht.
    „Mein, die Dinge die mein Mutter und ich noch in Damascus gekauft sind nicht dabei und die Stoffe aus Alexandra. Meine Mutter wollte mir ein paar schöne Sachen daraus schneidern lassen. Auch ein paar persönliche Dinge von ihr sind in den Sachen in Ostia, ich hoffe das ich sie bald bekommen werde.“


    Jetzt begann sie die einzelnen Sachen im Raum zu verteilen. Anfangs sah es noch aus als ob alles nicht zusammen passte und nur viel Tat dabei war, doch nach einer weile sah man den Zusammenhang. Der Raum nahm gestalt an. Gekonnt verteilte sie kleine Kissen, Tücher und sonstiges du immer bekam er sein eigenes Gesicht. Es ging Caia so einfach und geschickt von der Hand, man sah das sie dies nicht zum ersten mal tat.


    „Meinst du ich bekomme noch ein paar Blumen und vor allem Lavendel. Die Kleidung riecht so besser, gerade jetzt nach dem sie so lange verpackt war.“


    Auf dem Bett wiederum sah es katastrophal aus. Die Stoffe lagen wild übereinander, zerdrückt und verknittert, das passte so gar nicht zu den liebevoll eingepackten Einrichtungsgegenständen. Caia stand davor und sah nicht gerade glücklich aus.

  • "Hm. Im Normalfall dauert die Überprüfung nicht lange, ich bin sicher, dass man die fehlenden Gepäckstücke bald herbringen wird", versuchte Valeria Caia zu beruhigen.
    Sie half ihrer Halbschwester beim Auspacken, hob einige fein säuberlich zusammengelegte Tuniken aus der Truhe und packte sie ebenfalls aufs Bett. Als die beiden fertig waren, wirkte Caia etwas unglücklich, und Valeria legte ihr in vertrauter Geste einen Arm um die Schultern.


    "Räumen wir die Sachen auch gleich in den Schrank?" versuchte sie Caia aufzumuntern. "Lavendel und Ringelblumen sind immer verfügbar, ich werde dafür sorgen, dass Leah dir nachher welche bringen wird." Valeria ließ Caia los und griff nach den ersten unordentlichen Stoffen, um sie zusammenzufalten.


    "Und du hast bisher in Damascus gelet? Wie ist es da?" fragte sie. "Und deine Mutter, ist sie noch da? Meine ist leider gestorben, schon vor ein paar Jahren. Alles eine lange Geschichte. Hast du unseren Vater wenigstens mal kennengelernt?"

  • Caia war ihrer Schwester äußerst dankbar für diese Geste und auch ihre Aufmunterung. Sie hasste auspacken und dieses hatte sie in den letzen beiden Jahren viel zu oft getan. Als Valeria sie auf ihre Mutter ansprach seufzte sie schweren Herzens auf.


    „Meine Mutter ins in Damascus ungekommen. Ich habe auch nicht dort gelebt, meine Mutter und ich haben eine Studienreise unternommen. Meine Eltern haben sehr darauf geachtet das ich gut ausgebildet bin und etwas von der Welt sehen. So sind meine Mutter und ich nach Athen, Alexandria und Damascus gereist.“


    Sie nahm ein paar Sachen aus der Truhe und legte sie in den Schrank.


    „ Ja, ich kannte unseren Vater. Als ich noch klein war kam er oft auf das Landgut, auf dem ich aufgewaschen bin. Ich glaube meine Eltern haben sich geliebt, warum er mir aber nie erzählt hat das ich eine Schwester habe?“ sie sah Valeria fragend an. „ Hat er dir gesagt das es mich gibt?“

  • Valeria hatte scheinbar eine besondere Gabe dafür, Fettnäpfchen aufzuspüren und hineinzutreten. Sie machte ein zerknirschtes Gesicht, als Caia davon sprach, dass ihre Mutter nicht mehr lebte. 'Umgekommen' klang sehr gewalttätig, aber weiter nachfragen wollte Valeria schließlich auch nicht. So stapelte sie nacheinander die gefalteten Stoffe auf dem Bett in saubere Stapel und sprach nebenher weiter.


    "Dann bist du weit herumgekommen. Ich habe damals nur die Ludi litterae besucht und außer Rom nicht viel gesehen. Bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr wusste ich nicht einmal, wer überhaupt mein Vater ist. Dann wurde meine Mutter krank und erzählte es mir, ich reiste nach tarraco und bat Vater um Hilfe. Kurz darauf erreichte mich dann die Nachricht, dass Mutter im Sterben lag, und ich bin sofort zurück nach Rom gereist. Als sie ins Elysium ging, war ich allein. Sie wollte, dass ich bei den Decima lebte, also bat ich darum. Meridius nahm mich bei sich auf, Praetorianus verstarb kurz darauf."

  • Caia sah ihr beim aufstapeln zu. Auch ihre Mutter hatte dies so immer gemacht, erst alles ordentlich auf das Bett oder einen Tisch stapeln und dann in die Schrank räumen. Caia sah darin vergeudete Zeit, warum nicht gleich etwas in die Hand nehmen und ab damit in den Schrank. Sie nahm aber brav die Häufchen und legte sie so in den Schrank, so ordentlich wie jetzt war dieser schon lange nicht mehr gewesen.


    „Ich hab ihn schon lange nicht mehr gesehen. Eines Tages kam er einfach nicht mehr und meine Mutter sprach nicht darüber. Ich bin immer als Decima aufgewaschen, sogar in Sommer war ich öfters in Tarraco in Urlaub. Es war heiß und doch auch sehr schön dort.“
    Sie sah Valeria an, dann lächelte sie.
    „Wir zwei sind schon ein seltsamer Zweig der Familie, wir haben nur noch uns. Ich würde mich freuen wenn du nicht nur meine Schwester sondern auch meine Freundin wärst.“

  • Die Truhen leerten sich, das Bett auch, was wollte man mehr? Zufrieden verstaute Valeria einen der letzten Stapel im Schrank und wandte sich um, die Hände in die Hüften gestützt.


    "So! Fast fertig! Hast du danach schon was vor oder möchtest du dich erst ausruhen?" fragte sie Caia. Irgendwie, sie wusste nicht warum, weckte die junge Decima den Mutterinstinkt in Valeria. Da stellte sich ihr eine Frage.
    "Caia? Wie alt bist du eigentlich?"


    Als Caia von Tarraco erzählte, nickte Valeria gedankenverloren. Sie erinnerte sich noch an den ein oder anderen Tag dort, besonders an den folgenschweren Ausritt mit Maximian zu diesem Gut des alten Ehepaars. Ein liebevolles Lächeln stahl sich während dieser Gedanken auf ihr Gesicht, und sie räusperte sich. Caias Frage ließ sie wieder schmunzeln.
    "Nein, wir haben nicht nur uns. Wir haben den ganzen Rest der Familie, Caia. Du wirst sehen, jeder sorgt sich um jeden. Und Lucilla ist die liebste Decima von allen, pass nur auf. Anfreunden werden wir uns sicherlich."

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