Das Zwölfmeilenland

  • Das Grenzgebiet ging in früherer Zeit noch sehr viel weiter als das römische Zwölfmeilenland. Ursprünglich wurde es im Norden durch die Insel im Nil, Philae, dem ersten Katarakt und im Süden durch den zweiten Katarakt begrenzt. Zu Beginn der römischen Herrschaft war dieses Gebiet besonders unruhig und immer wieder wurde das Land zwischen Römer und Meroiten umkämpft bis der obere Teil Unternubiens dann durch den Frieden von Samos in römische Hand fiel. Die Grenze wurde bei Hierasykaminos, mittig zwischen dem ersten und zweiten Katarak, gezogen. Somit ist der nördliche Teil Unternubiens, auch Dodekaschoinos genannt, unter römischer Herrschaft.


    Dodekaschoinos ist nun der Grenzstreifen zwischen dem fruchtbaren und reichem Ägypten und dem Tor zu Afrika. Gerade aus dieser geographischen Lage heraus, prosperiert das Land in der Kaiserzeit stark. Seit der Eroberung durch die Römer erfährt dieser Landstrich auch einen baulichen Aufschwung, ganz besonders noch in den Anfangsjahren unter Augustus, welcher zahlreiche Tempelbauten förderte. Denn im Zwölfmeilenland und ganz besonders in Oberägypten ist der Einfluss der Priesterschaft sehr groß und großes Unruhepotential liegt in ihren Händen. Mit den Bauten, insbesondere auch in Oberägypten, suchte Augustus sich die Loyalität der Priester zu sichern. Gesichert wird der römische Teil in den ersten Jahrhunderten der römischen Herrschaft durch drei Cohortes an der oberen Reichsgrenze bei Syene.


    Philae
    Die Perle des Nils wird diese Tempelanlagen am ersten Katarakt auch bezeichnet. Die Insel stellt den nördlichsten Bereich des Zwölfmeilenlandes dar. Der Legende nach fand Isis hier das Herz ihres zerstückelten Mannes, Osiris, den sie wieder zusammen setzte und damit zum Leben erweckte. Der Tempel von Philae wurde von den Ptolemäern erbaut und unter den Römern erweitert. In dem Tempel wird die Göttin Isis verehrt, der das wichtigste Kultzentren der Isis darstellt. Ebenso werden hier der ägyptischen Göttin Hathor und dem Nil, in Ägypten ein Gott, gehuldigt.


    In den großen Isistempel, den Haupttempel von Philae, führen zwei lange Säulengänge hinein. Am ersten Pylon (ägyptische Toranlage) sind die Kultstatuen der Isis und ihres Sohnes Horus zu finden, ebenso ihrer Schwester Nephtys und der Göttin Hathor. Die Bildnisse der Götter, außer von Hathor am zweiten Pylon, sind stets von der Seite abgebildet. Hier findet die erste Opferung statt. Vom ersten Hof kann man den Weg zum Mamisi finden, in dem die Geburt des Horus und seine Kindheit im Deltasumpf dargestellt werden. Ebenso befindet sich in dem großen Tempel auch noch ein Osirisheiligtum. Neben dem großen Tempel liegt noch ein kleinerer Hathortempel, von Ptolemaios VI erbaut und von Augustus und Tiberius beendet. Dazu auch noch der Kiosk von Philae, den ebenfalls Augustus errichten ließ. Dieser hat 14 Säulen und einen Pronaos (Vorhalle eines Kultraumes).


    Debod
    Die Tempelanlage entstand im 2. Jahrhundert vor Christus an den Ufern des Nils in der Nähe der Ortschaft Debod. Der erste Grundstein wurde von einem nubischen König, Adikhalamani, aus dem Reich Meroë gelegt und durch die Ptolemäer weiter ausgebaut. Auch Augustus und Tiberius erweiterten die Anlagen maßgeblich. Hier liegt ein Heiligtum der Isis, wenn auch die Tempelanlagen dem Gott Amun geweiht sind.


    Taphis
    Die zwei Tempel der Ortschaft Taphis wurden durch Augustus errichtet, einen Nord- und einen Südtempel. Der Nordtempel blieb unvollständig, war im griechisch-römischen Stil gestaltet mit Kompositkapitellen und besaß vier Säulen im gleichen Stil im Innenhof. Der Südtempel enthält einen Sanktuar, einen Pronaos und einen Pylon.


    Talmis
    Diese Anlage ist dem nubischen Sonnengott Mandulis geweiht. In augustischer Zeit wurde der aus Sandstein erbaute Tempel wieder errichtet, so stammt das Tor von Talmis auch aus römischer Hand. In der Zeit der römischen Herrschaft erlangte Talmis die Bedeutung des wichtigsten religiösen Zentrum im Zwölfmeilenland.


    Dendur
    Der römische Statthalter Petronius errichtete an dieser Stelle 15 vor Christus einen kleinen Tempel, der im ägyptischen Stil gehalten ist. Der Tempel ist dem Osiris, seiner Gemahlin Isis geweiht, ebenso zwei Brüdern, Pediese und Pahor, die lokale Heilige sind. Es handelt sich hierbei um einen kleinen Tempel, der einen Pylon, zwei Säulen, einen Innenhof und zwei Räume mit dem Allerheiligsten besitzt.


    Pselchis
    Auch in Pselchis (ägypt. Pselqet) wurde der Tempel ursprünglich von einem nubischen König, mit Namen Arqamani, in Form einer kleinen Kapelle errichtet, welcher unter den Ptolemäern ausgebaut und unter Augustus und Tiberius zu einem richtigen Tempel erweitert wurde. Der Tempel ist Thot verschrieben und hatte zwei Sanktuarien (Heiligtümer), von Augustus und Arqamani erbaut.


    Hierasykaminos- die südliche Grenze des Zwölfmeilenlandes. Hier liegt sozusagen das Tor nach Afrika.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!