• Babylon ist ein militärisches Kastell. Selbst vor kurzer Zeit wurde noch an dem Kastell gebaut, so wurde 98 nach Christus ein großer Turm errichtet. Das Kastell überblickt einen wichtigen Hafen des Nils und hier werden die Zölle für die auf dem Nil verschifften Waren erhoben. Die Stadt liegt in der Nähe des Kanals zum Roten Meer.

  • Kurze Zeit, nachdem die Stadt in Sicht kam, liefen die Boote des Leonidas in den Hafen von Babylon ein. Für die Größe der Stadt war der Hafen riesig, denn hier musste jeder Reisende den fälligen Zoll für die Nutzung des Nils zahlen. Folglich standen bereits die Soldaten und Zollbeamten bereit, als die Matrosen am Pier von Bord sprangen und das Schiff vertäuten.


    Kaum lag die Landeplanke, stolzierte der Zollbeamte in Begleitung zweier Soldaten auf das Boot, wo Leonidas ihn bereits erwartete. Er hasste es, Zoll zu zahlen, aber er wusste so gut wie alle anderen an Bord, dass er keine Möglichkeit hatte, dem zu entgehen...


    "Was haben wir denn alles?"


    fragte der Beamte in geschliffenem Griechisch. Offensichtlich gehörte er zu der Vexillatio, die im größten Stadtviertel, dem Castellum lag. Leonidas ließ sich von Kallimachos die Liste geben, die er schon im Voraus zu holen befohlen hatte.


    "Chaire! Wir haben alles zusammengestellt."


    antwortete er dann und ergänzte in Gedanken "...Eine Untersuchung ist nicht notwendig.". Wenn er dies wirklich sagen würde, würden sie ihn aber garantiert kontrollieren, das wusste er aus Erfahrung.


    Unterdessen entrollte der Beamte das Papyrus und studierte es sorgfältig.


    "Keine Verpflegung?"


    "Doch, doch. Die ist aber kein Handelsgut, folglich liegt doch wohl kein Zoll darauf!"


    antwortete Leonidas freundlich und ärgerte sich bereits innerlich über diesen Niemand, der ihn hier versuchte über den Tisch zu ziehen. Er hatte schließlich schon selbst Zölle eingetrieben!


    "Ach ja? Und wer sagt, dass ihn nicht das Getreide, das ihr angeblich für euch dabei habt, auch verkauft? Los, durchsuchen!"


    Er sah sich nach seinen beiden Begleitern um und deutete dabei auf das Boot. Leonidas wollte etwas erwidern, doch der Beamte schnitt ihm das Wort ab.


    "Alle Boote werden kontrolliert! Überprüft die Liste genau!"


    Damit wandte er sich um und ging, während die Soldaten ihre Lanzen aufnahmen und sich an der Landeplanke niederließen. Sicher würde bald eine ganze Hundertschaft hier sein und die Boote genauestens durchwühlen, die Hälfte kaputtmachen und dann horrende Zölle verlangen. Und alles, was Leonidas tun konnte, war zusehen! Wieso hatte er nicht wenigstens versucht, diese rhomäischen Lakaien hinters Licht zu führen und wenigstens einen Teil der Waren mit Kamelen durch die Zollgrenze geschmuggelt! So blieb ihm nur das Abwarten - und der Verlust wertvoller Zeit...

  • | Kallimachos Didymou


    Während Leonidas betrübt auf einer Kiste Platz genommen hatte, war der Mannschaft der Boote frei gegeben worden. Kallimachos hatte seinen Meister ebenfalls um ein wenig Freizeit gebeten und dieser hatte eingewilligt. Eigentlich mochte der junge Mann Leonidas ziemlich gern - hatte er ihm doch die große weite Welt jenseits von Alexandreia gezeigt - aber die tagelange Reise auf den kleinen Booten war überaus langweilig und so war jede Abwechslung willkommen. Gemeinsam mit Nubi, einem jungen Matrosen, dem er auf den Fahrte Nachhilfe in Griechisch gab, machte er sich auf, diese fremde Garnisons-Stadt zu erkunden. Naukratis war sehr ähnlich wie Alexandreia gewesen - abgesehen davon, dass es geradezu winzig war. Diese Stadt jedoch hatte einen bräunlich-gelben Horizont und Nubi erklärte, dass dies die Wüste war. Kallimachos hatte Alexandria vor dieser Reise niemals verlassen, daher kam ihm alles ständig neu und spannend vor. Ihn beeindruckte die Beifälligkeit, mit der der etwas jüngere Nubi von anderen Städten, der Wüste, dem Nil und all dem sprach, was für Kallimachos Neuland war.


    Auf dem Weg zur Agora erklärte ihm Nubi, was er über die Stadt wusste.


    "Hier langweilig. Nur Soldaten."


    Tatsächlich fiel Kallimachos auf, dass diese Stadt aus nicht viel mehr als ein paar Hütten und dem steinernen Kastell bestand, das sich unweit des hohen Turms erhob. Der Turm mochte für einen ägyptischen Heloten beeindruckend wirken, doch Kallimachos war ganz andere Höhen gewöhnt - er war praktisch unter dem Leuchtturm von Pharos aufgewachsen! So konnte er dem kleinen Kaff hier wenig abgewinnen. Überall waren Soldaten und Seeleute (oder besser Flussleute) auf Freizeit unterwegs, folglich reihte sich hier eine Porneia an die andere. Das hätte Kallimachos ganz gut gefallen - in Naukratis hatte er die Freuden solcher Stätten kennen gelernt. Doch irgendwie wirkten die Frauen hier abgewrackt und viele wirkten irgendwie krank. Nein, heute würde er sein Geld nicht für so etwas verprassen!


    "Weißt du, wo die Agora ist?"


    fragte Kallimachos nach einigem Schweigen. Nubi antwortete


    "Wir gleich da."


    Tatsächlich bogen sie wenig später um eine Ecke und entdeckten einen freien Platz unweit des Kastell-Tores. Viele Händler hatten ihre Stände aufgebaut - die meisten waren wohl auf der Durchreise und versuchten, das ein oder andere Tongefäß oder Schmuckstück an den Soldaten, beziehungsweise etwas Dörrfleisch an den Bauern vom Umland zu bringen. Umgekehrt boten ägyptische Metöken frisch geerntetes Getreide ihrer Höfe feil, während andere ganze Ziegen-Herden in kleinen Gattern ausstellten. Sicher würde es hier die ein oder andere Köstlichkeit geben.


    "Ich will Feigen!"


    meinte er zu Nubi und schob sich dann durchs Gedränge zu einem Stand durch, an dem ein Bauer (oder war es ein armer Händler?) allerlei Früchte anbot.


    "Ich möchte 4 Feigen kaufen!"


    erklärte er. Der Bauer wirkte ziemlich gelangweilt - Kallimachos war wohl der erste Kunde seit Stunden. Er nannte einen Preis. Wie üblich musste Kallimachos ein wenig feilschen, dann konnte er endlich eine Feige an Nubi abgeben und selbst in eine beißen.


    "Was meinst du? Wie lange brauchen wir noch bis Memphis?"


    Nubi zuckte mit den Schultern.


    "Weiß nicht. Kommt auf Wind an."


    Kallimachos hatte wenig Ahnung vom Segeln. Er konnte Ziegen, Schweine, Schafe und Rinder zerlegen und auch in etwa einschätzen, wie viel sie wert waren. Aber von der Seefahrt hatte er sich immer ferngehalten - er hatte sogar immer gedacht, dass er sofort seekrank werden würde, weil er sich bei der ersten Bootsfahrt, an die er sich erinnern konnte, übergeben hatte. Dies hatte jedoch am Essen gelegen und nichts mit dem Schaukeln der Fähre zum Pharos zu tun gehabt. In der letzten Woche hatte er sich bewiesen, dass er möglicherweise doch einen passablen Seemann abgeben würde.


    "Komm, geh'n wir zum Hafen zurück und bringen Leonidas 'ne Feige."


    Nubi saugte gerade etwas am Fruchtfleisch der Feige herum, sodass der Saft seinen ganzen Mund-Umraum benetzte. Er hielt inne und nickte, dann lenkten die beiden ihre Schritte zurück zum Pier, an dem ihr Arbeitgeber Leonidas nun mit einem Soldaten diskutierte...





    POLITES ALEXANDRINOS
    GRAMMATEUS – LEONIDAS PHILOTES

  • Inzwischen hatten die Soldaten die Boote auseinandergenommen und jedes einzelne Handelsgut genauestens begutachtet. Die Seeleute und Angestellten des Leonidas hatten schließlich alles wieder zurück an seinen Platz bringen müssen und der Kapitän hatte erklärt, dass Leonidas ihn auch für diesen unfreiwilligen Zwischenhalt würde bezahlen müssen.


    Voller Gram hatte Leonidas schließlich zustimmen müssen und so machte sich die Schiffs-Karawane einen Tag später wieder auf den Weg in Richtung Memphis...

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