Nikophileaus hatte nun Ostia erreicht. Erleichtert verließ er den Karren und bedankte sich sogar beim Fuhrmann, was dieser jedoch offenbar nicht verstand, denn er grunzte dem Athener etwas im unfreundlichem Ton hinterher. Zu fuß erreichte er den Hafen. Er setzte sich ersteinmal vor den Laden eines Schusters und ruhte sich aus. Doch seine Ruhe währte nicht lange. Der Schuster vertrieb ihn, mit heftigen Kraftausdrücken und wild gestikulierend. Nikophileaus wanderte weiter in den Eingang einer Insula, wo es zwar etwas muffig roch, jedoch schattig war. Er verzerrte den Rest seines Honigweins. Ein alter, etwas abgerissener Mann kam vorbei, offenbar wohnte er hier. Da er freundlich schien, wagte Nikophileaus ihn zu fragen, ob er wisse, wann ein Schiff nach Alexandria fahre oder zumindest in diese Richtung. Der Mann bedeutete Nikophileaus wortreich und in einem Redeschwall, der nur durch gelegentliches, schwindsüchtiges Husten unterbrochen wurde, dass ein solches Schiff gewissermaßen direkt vor der Haustür läge und wohl noch heute aufbrechen würde. Der Mann gab sich als Hafenarbeiter zu erkennen. Nachdem sich Nikophileaus für die Information bedankt hatte, wurde er vom Alten heftig umarmt und musste versprechen, auf ein Glas billigen Wein mit ihm in eine Taberna einzukehren, wenn er wieder in Ostia wäre und mehr Zeit hätte. Nikophileaus eilte anschließend zum erwähnten Schiff und erkundigte sich dort noch einmal. Der Mann hatte Recht gehabt, noch am selben Tag würden sie aufbrechen, erklärte der Kapitän. Offenbar kannte er den alten Hafenarbeiter, denn als Nikophileaus ihm schilderte, wie er erfahren hatte, dass dieses Schiff nach Alexandria fahre, lachte er rau und etwas hysterisch. "Der alte Rufus, der gute alte Rufus. Ein Prachtkerl, wenn er nicht grad besoffen sein.", meinte der Kapitän, immer noch lachend. Nikophileaus zahlte ihm für die Passage sein letztes Geld, wobei er noch einen zehntel Sesterz zurückerhielt. "Für Wein oder Weiber, die sein unten am Nil billig haben.", sagte der Kapitän und schlug Nikophileaus heftig auf die Schulter. Sofort durfte Nikophileaus eine Ecke im Frachtraum beziehen, mit sicherem Abstand zu den Schlafplätzen der Mannschaft, deren Mitglieder nicht alle so rau freundlich wie der Kapitän schienen und am selben Abend stach das Schiff in See. Nikophileaus hoffte, die Reise würde nicht allzu lange dauern, glaubte jedoch, mit diesem Kapitän Glück zu haben. Auf seiner Fahrt von Athen nach Ostia hatte er schlimmere Gestalten kennengelernt.
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