Cousin und Cousine im Kaufrausch

  • Die Sänften wurden etwas abseits des Getümmels abgestellt, und nachdem ich selbst aus der meinen hinausgeklettert war, begab ich mich an den Rand jener von Helena, um ihr beim Aussteigen meine Hand zu reichen. Es war ein recht angenehmer Nachmittag, nicht zu kühl und nicht zu warm, sondern genau richtig für einen zwanglosen Bummel über den Markt. An den vergangenen Tagen hatte ich am Abend etwas länger gearbeitet, um heute ein paar Stunden eher gehen zu können. Dass Deandra Helena und mich nicht begleitete, hatte einen ganz einfachn Grund: Ich wollte es nicht, denn einerseits sollte diese ihr Geschenk nicht sehen, andererseits hatte ich heute endlich einmal Zeit, mich voll und ganz nur meinem Cousinchen zu widmen, wie ich es auch seinerzeit in Mantua versprochen hatte. Ich wartete, bis Helena der Sänfte entstiegen war und sicher auf dem Boden stand. Ich bot ihr meinen Arm dar, und die Sklaven schirmten uns von dem Marktgeschehen weitestgehend ab, sodass wir un Ruhe würden bummeln gehen können.


    "So da wären wir. Der berühmt-berüchtigte mogontiacische mercatus. Sicherlich sind die mercati traiani doch etwas größer und das Angebot breiter gefächert, aber immerhin sind die germanischen Waren hier nicht so rar wie in Italien", scherzte ich. "Wo möchtest du zuerst hingehen? Heute gehöre ich ganz dir." Ich grinste breit und deutete eine kleine Verbeugung an.

  • Helena war überrascht und erfreut zugleich gewesen, als Marcus mit dem Vorschlag an sie heran getreten war zusammen in die Stadt zu gehen. Bis jetzt hatte Marcus kaum Zeit gehabt, denn seine neue Aufgabe beanspruchte ihn vollkommen. Nur selten hatte sie die Möglichkeit gehabt ein paar Worte mit ihm zu wechseln, deswegen freute sie sich um so mehr, dass er sich nun scheinbar den ganzen weitern Tag für sie freigenommen hatte. Deandra begleitete sie nicht. Helena kannte den Grund dafür nicht, wahrscheinlich hatte sie einfach keine Lust gehabt. Sie selbst konnte es kaum erwarten endlich die Stadt zu sehen, die für die nächste Zeit ihre Heimat war. Helena war noch nicht dazu gekommen die Villa für einen Stadtbummel zu verlassen, zumal sie nicht alleine hatte gehen wollen. Deswegen hatte sie auf seinen Vorschlag hin freudestrahlend genickt und sich sogleich zurückgezogen, um sich entsprechend zu kleiden.


    Schon in der Sänfte hörte man das geschäftige Treiben der Stadt. Helenas Wangen waren vor Aufregung leicht gerötet als die Sänfte schließlich anhielt. Mit fliegenden Händen überprüfte sie den Sitz ihres Umhangs und ihrer Haare, bevor sie den Vorhang zur Seite schon. Während sie ausstieg hob sie den Kopf und sah sich neugierig um. Die Sänftenträger hatten sie direkt zum Markt gebracht und nachdem Helena die letzten Tage abgeschieden in der Villa verbracht hatte, kam er der Lärmpegel nun ungeheuerlich vor. Die Menschenmenge war kaum zu übersehen und sie fühlte sich fast ein wenig verloren. Doch als sie Marcus sah, der ebenfalls aus seiner Sänfte ausgestiegen war huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Leichtfüßig stieg Helena endgültig aus und ging zu Marcus hinüber, der ihr seinen Arm anbot. Mit einem dankbaren Nicken hakte sie sich unter. In seiner Nähe fühlte sie sich gleich besser. Bei seinen Worten schmunzelte sie und drückte leicht seinen Arm.


    "Ich war doch noch nie hier, Marcus. Ich verlasse mich da ganz auf dein Urteil. Du wirst schon wissen was sehenswert ist. Ich bräuchte ein paar neue Kleider, aber das muss nicht heute sein. Sicherlich hast du keine große Lust mich zu einem Schneider zu begleiten. Wo du doch schonmal soviel Zeit hast sollten wir sie für etwas Sinnvolleres nutzen. Zudem bist du doch sicher hier, weil du ebenfalls etwas kaufen möchtest. Vielleicht sollten wir dort zuerst hingehen?"


    Helena wusste nur zu genau, dass Marcus mit diesem heutigen Ausflug einfach nur nett zu seiner Cousine sein wollte. Trotzdem war sie sich sicher, dass er nicht so handeln würde, wenn er sie nicht zumindest mögen würde. In Anbetracht ihrer Vergangeheit war das schonmal ein guter Anfang. Helena ließ ihre Blicke schweifen und versuchte in dem Getümmel etwas zu erkennen. Im Endeffekt unterschied sich dieser Markt wirklich kaum von denen in Italien. Er war genauso laut, genauso bunt und genauso voller Gerüche wie zu Hause. Sie meinte den ein oder anderen neidischen Blick einer Frau zu sehen, doch das konnte sie sich auch einbilden. Trotzdem war sie im gewissen Maße stolz darauf mit ihm hier zu sein.

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  • Zufrieden nickte ich, als meine Cousine sich unterhakte. Wie es sich gehörte, legte ich meine freie Hand auf die ihre und zog schließlich so mit ihr los. Helena war keinesfalls eine Frau, wegen der man sich auch nur in irgendeiner Weise schämen musste. Im Gegenteil, sie war wohlgestaltet, intelligent und, naja, manches Mal etwas biestig gewesen, früher zumindest. Doch seit sie von ihrem Aufenthalt in Tarraco wieder zurückgekehrt war, wirkte sie wie ausgewechselt. Ich zollte der Tante in der Ferne großen Respekt für dieses scheinbare Wunder, was sie Helena hatte angedeihen lassen. Ein kurzer Seitenblick zu ihr hin folgte, und gut gelaut schritt ich weiter aus. Doch bei ihren Worten musste ich leise lachen. "Helena, wenn ich etwas von den Märkten benötige, schicke ich in der Regel jemanden. Es sei denn, es handelt sich um eine sehr wichtige Besorgung, ein Geheimnis oder um einen Einkaufsbummel mit meiner liebreizenden Base. Und da diesem Besuch offensichtlich offensichtlich zumindest eine dieser drei Varianten zugrunde liegt und ich bereits erwähnte, dass ich heute ganz dir gehöre, werden wir gewiss nicht nur dorthin gehen, wohin ich gehen möchte."


    Wie es sich gehörte, bildeten Sklaven einen kleinen Keil und schirmten uns von der breit gefächerten Menge der kaufenden, redenden, laufenden und pöbelnden Leute auf den Märkten ab. Ich sah zu Helena an meiner Seite und schmunzelte. "Wenn du also einen Schneider aufsuchen möchtest, werde ich dich begleiten. Ich hätte zwar in der Tat etwas, das ich hier erwerben möchte, doch hat das Zeit bis zum Ende unseres Ausflugs. Genaugenommen sind es sogar zwei Dinge, ein ziemlich kleines und ein recht großes." Wenn Helena nur im Ansatz so neugierig war wie Deandra, würde ich sicher gleich einen forschenden Blick ernten oder gar eine entsprechende Frage hören. Ich trug derweil ein selbstgefälliges Lächeln zur Schau, immerhin machte ich meine Cousine damit neugierig und bot ihr etwas, über das sie nachgrübeln konnte oder sogar musste, immerhin war sie eine Frau. Und ich hatte die Erfahrung gemacht, dass neugierige Menschen und insbesondere neugierige Frauen dazu neigten, einem imaginäre Löcher in den Bauch zu fragen, und zwar so lange, bis sie wussten, was die Überraschung war. Zum Glück hatte ich mich bei Deandra zuletzt einigermaßen geschickt aus der Affäre winden können. Sicherlich hatte sie inzwischen wieder vergessen, was ich über ihre Überraschung gesagt hatte. "Außerdem, wer sagt denn, dass ein Einkaufsbummel nicht sinnvoll ist? Da fällt mir ein, vielleicht möchtest du deiner kleinen Schwester etwas Schönes mitbringen oder ihr etwas schicken, das die Wartezeit verkürzt?" fragte ich sie.

  • Wären die Sklaven nicht gewesen hätte Helena sich in der Menschenmenge auf dem Markt eindeutig unwohl gefühlt. So aber hatten sie wenigstens ein wenig Platz um sich herum und Helena musste nicht das Gefühl bekommen, als würde ihr jemand den Atem abschnüren. Das Marcus ihr anbot mit ihr zusammen zu einem Schneider zu gehen freute Helena sehr. Sie legte viel Wert auf ihr Aussehen und das Aussehen ihrer Kleidung. Momentan auch aus dem Grund, da sie Marcus beeindrucken wollte. Er hatte einen guten Geschmack und sicher wäre es hilfreich, wenn er ihr beratend zur Seite stehen würde. Zudem konnte sie so erfahren was er bei Frauen mochte und was nicht.


    "Nun, wenn dem so ist, dann lass uns zu einem Schneider gehen. Vielleicht kommt es noch so weit, dass ich mich für die germanische Mode begeister."


    Helena lächelte amüsiert und warf dann einen kurzen Blick auf Marcus Hand, die auf ihrer lag. Es war nur ein einfacher Einkaufsbummerl, aber träumen durfte sie trotzdem. Ob Deandra wohl eifersüchtig wäre, wenn sie sie so sehen könnte? Wahrscheinlich eher nicht, denn immerhin verhielten sie sich den Regeln entsprechend. Der träumerische Ausdruck in Helenas Augen verschwand und machte einem neugierigen Funkeln Platz als Marcus davon sprach, dass er ebenfalls etwas kaufen wollte. Er wurde nicht genauer und vielleicht war das sogar beabsichtigt von ihm. Sein Lächeln schien drauaf hin zu deuten. Ihre Neugier war jedenfalls geweckt.


    "Dann hast du mich also doch nicht ganz uneigennützig begleitet? Also sowas..." Helena schüttelte gespielt empört den Kopf und zwinkerte ihm dann gut gelaunt zu. "Verrätst du mir was du zu erwerben gedenkst oder soll ich es erraten?"


    Bei der Erwähnung ihrer Schwester wurde Helenas Gesichtsausdruck ein wenig nachdenklich. Als sie Mantua verlassen hatte um zu ihrer Tante zu gehen war ihre Schwester noch sehr jung gewesen. Und in den wenigen Tagen in Italien, bevor sie nach Germanien aufgebrochen waren hatte sie sie auch nicht gesehen. Sie wusste noch nicht einmal wie die Kleine mittlerweile aussah. Trotzdem würde sie sich sicher über ein Geschenk freuen. Das taten alle Kinder. Deswegen nickte Helena nach kurzem Überlegen.


    "Ja, das ist eine gute Idee. Obwohl ich zugeben muss, dass ich da wohl ein wenig fantasielos bin. Ein Spielzeug vielleicht? Oder ein kleines Schmuckstück?"

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  • Helena hätte vermutlich die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, wenn sie auch nur geahnt hätte, dass mit die togae und tunicae, die ich selbst trug, vollkommen gleichgültig waren. Schließlich hatte ich dafür ja Camryn, die einen guten Geschmack beim Zusammenstellen meiner Kleidung bewies. Immerhin hatte sich bisher noch niemand beklagt. Oh, ich hatte durchaus Lieblingsfarben, dunkelrot beispielsweise, gold und ein tiefes Blau. Nur trugen sich blau und dunkelrot nicht sonderlich geschmackvoll zusammen, doch ich selbst würde diese Mischung durchaus getragen, wenn mich niemand davon abhielt. So aber wusste ich nichts von ihrer Annahme über meinen Geschmack und sie nichts über Camryn, und eigentlich war es ja auch vollkommen gleich, solange man etwas repräsentierte und dabei nicht herumlief, wie der letzte Bettler aus der suburba Roms. 8)


    Ich sah mich gut gelaunt auf dem Markt um. Händler priesen ihre Waren an, Kinder liefen lärmend (in manchen Fällen auch weinend) vor, hinter oder ganz ohne ihre Mütter herum und ein Schwarm Tauben flog auf, als jemand am anderen Ende des Platzes scheuchend in die Hände zusammenklatschte. Alles in allem ein Tag wie jeder andere. "Die Germanen haben, entgegen aller Annahmen, durchaus sehr schöne und feine Stoffe anzubieten. Zumindest behauptet das die Frau unseres tribunus angusticlavius immer. Frag mich nicht, wie sie das anstellt, aber die Dame sieht jeden Tag anders aus. Sie muss einen ganzen Stall voller Kleider haben, dabei ist sie noch nicht einmal Patrizierin." Und das war in der Tat sonderbar, denn wozu brauchte eine Frau so viele Kleider, wenn ihr Mann nur ein kleines Licht war, das nicht einmal auf öffentliche Festivitäten eingeladen war? Mir war das ein Rätsel, aber vermutlich waren manche Frauen einfach so. Helenas Neugier ließ mich indes schmunzeln. Ich blickte sie an und machte mir eine Freude daraus, sie hinzuhalten. "Najaaa....." begann ich langgezogen. "Eigentlich wollte ich es nicht verraten. Aber weil du es bist... Na, ich werde dir mal verraten, was die große Sache ist: Wenn wir genug vom Markt haben, würde ich gern den Bereich mit den Tieren aufsuchen. So, nun habe ich aber genug verraten", sagte ich und schwieg. Dass ich im Grunde gar nichts verraten hatte, sondern Helena nur hinhielt, dessen war ich mir bewusst, aber es machte einfach zu großen Spaß, es ihr nicht zu verraten.


    Wir passierten einen Obsthändler und einen Stand mit Süßigkeiten, vor dem einige Kinder standen und hinter dem ein dicklicher Mann mit gezwirbeltem Bart süße Dinge in Tüten füllte, die er verkaufte. "...nur zwei Asse! Süße Datteln, frisch importiert, nur sieben Sesterzen die Tüte! Leckere Maroni, eine Tüte voll nur einen Sesterz, zwei Tüten für sechs Asse!..." Ich blieb stehen, während der Mann sein Angebot weiter herunter rasselte. "Na wie wär's? Möchtest du etwas?" fragte ich Helena. "Und dann können wir uns ja erstmal nach einem Mitbringsel für Sisenna umschauen. Eine kleine Kette freut sie sicher, oder doch lieber eine neue Puppe? Was meinst du?"

  • Marcus schien ungeahnt gute Laune zu haben. Helena sah immer wieder zu ihm hoch während sie über den Markt schlenderten. Bis zum heutigen Tag hatte sie ihn immer nur müde und erschöpft gesehen, von seiner Arbeit vollkommen beansprucht. Doch jetzt schien er wie ausgewechselt. Helena machte sich nicht die Illusion, dass es an ihr lag. Aber zumindest schien ihm der Spaziergang mit ihr Spaß zu machen. Bei seinen Worten schmunzelte Helena und wandte dann ebenfalls den Kopf, um sich ein wenig genauer umzusehen. Die Menschen hier waren größer und ihre Hautfarbe um einiges heller. Zudem fand man fast nur blonde Haare. Helenas Blick blieb ein wenig länger auf einer jungen Frau hängen, die ihre blonde Haarpracht offen zu Schau stellte. Da konnte man fast neidisch werden. Trotzdem musste sie zugeben, dass auch hier einige recht ansehnliche Kleider zu finden waren. Zwar waren die Schnitte anders und auch der Stoff schien irgendwie auf eine andere Art und Weise hergestellt zu werden, und doch gefiel ihr das was sie sah.


    "Nun, ist es nicht für eine Frau, die etwas auf sich hält, normal viele Kleider zu besitzen? Stell dir doch mal vor wie peinlich es wäre zweimal hintereinander das gleiche Kleid auf einer Feier zu tragen. Oder schlimmer noch: Eine andere Frau trägt genau das Gleiche! Unvorstellbar sowas!"


    Helenas Stimme klang ernst, doch nachdem sie geendet hatte fing sie an zu grinsen. Auch sie legte viel Wert auf stilgerechte Kleidung, aber man konnte es auch übertreiben. Zumal sie auch nicht genug Geld zur Verfügung hatte, um sich so viele Kleider zu kaufen. Das Grinsen wurde noch ein wenig breiter, als Marcus ihr einen weiteren Hinweis für sein kleines Geheimnis gab. Allerdings wurde dieses Grinsen bald von einem nachdenklichen Gesichtsausdruck abgelöst. Er wollte auf den Tiermarkt? Was hatte er denn da zu suchen? Nach einem Pferd konnte er sich kaum umsehen. Helena ging davon aus, dass das Geschenk für Deandra sein sollte und ihr würde er mit Sicherheit kein Pferd kaufen. Aber vielleicht einen von diesen schönen Singvögeln, die sie auf den italienischen Märkten schon des Öfteren gesehen hatte. Gab es die in Germanien überhaupt?


    "Du machst es aber wirklich spannend. Ich muss zugeben, dass ich immer noch neugierig bin, aber es könnte alles mögliche sein. Am Besten ist wohl, ich warte bis ich es selbst sehe. Falls ich bis dahin nicht vor Neugier gestorben bin."


    Sie zog einen kleinen Schmollmund, doch da Marcus sich gerade einem Obsthändler zuwandte sah er das nicht. Helena blieb ebenfalls stehen und bei dem süßen Angebot lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Deswegen nickte sie auch erfreut und wies auf die Maroni. Während Marcus mit dem Händler verhandelte dachte sie über Sisenna nach. Als Marcus wieder zu ihr trat hatte sie eine Entscheidnung getroffen.


    "Also Puppen hat sie mit Sicherheit genug. Aber eine Kette wäre nett. Vielleicht etwas, was sie an Germanien erinnert. Etwas, das für Germanien steht vielleicht. Aber auch da kennst du dich besser aus. Du müsstest mich also beraten."

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  • Gut gelaunt war ich in der Tat, es ging mir prima, um nicht zu sagen blendend. Mit meiner Cousine an meiner Seite zogen wir so einige Blicke auf uns. Einige Leute wussten von meiner Verbindung mit Claudia Deandra und vermuteten gar, dass ich sie aufgegeben und nun eine neue Frau an meine Seite gewählt hatte. Ich ließ die Leute denken, was sie wollten, und ging mit Helena meines Weges, und jener hatte eben gerade zu diesem Süßigkeitenstand geführt. Als meine Cousine ihr Interesse an den Esskastanien bekundete, nickte ich nur und orderte zwei Tüten, die ein uns begleitender Sklave zahlte. Eine der Tüten reichte ich einem Sklaven zum Verwahren, die andere behielt ich selbst, öffnete sie und hielt sie Helena hin. "Bitt' schee", flachste ich und grinste breit. Anschließend nahm ich selbst eine Marone und musste feststellen, dass sie sich mit nur einer freien Hand nicht gerade gut schälen ließ. "Ich habe ein Problem", äußerte ich nun gegenüber Helena und sah sie verschmitzt an, die Marone hochhaltend.


    Es war erfrischend, einmal die Arbeit zu vergessen und herumzualbern, und Helena stellte sich als wunderbare Partnerin für derlei Scherze heraus. "Ist es aber nicht immer auch eine Frage des Anlasses? Ich denke nicht, dass die Frau des ritterlichen Tribunen allzu vielen festlichen Anlässen beiwohnt... Aber du hast recht, es ist natürlich schon eine Schmach, wenn zwei Frauen die gleichen Kleider auf einem Fest tragen. Da weiß man als Mann nie, wen man ansprechen soll, oder welche der beiden nun die eigene ist. Fast ist man versucht zu tauschen, wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet", entgegnete ich ernst, konnte jedoch den in meinen Augen aufblitzenden Schalk nicht verbergen. "Also beugen wir dem am besten gleich vor und lassen dir ein paar exklusive Kleider anfertigen, die keiner sonst hat. Ich bin heute spendabel", fügte ich gut gelaunt hinzu und hielt ihr erneut die Tüte mit den Esskastanien hin. Dass sie bei finanziellen Problemen jedweder Art auf mich zukommen konnte, sollte sie darüberhinaus wissen, auch wenn ich das niemals explizit angesprochen hatte.


    Was die Überraschung anging, faszinierte mich ihr fragendes Gesicht und der grübelnde Ausdruck darin. "Spannend? Ich?" fragte ich unschuldig und sah sie seitlich an. "Ehe du vor Spannung vergehst, könntest du noch eine Marone essen. Du weißt doch, die germanischen Frauen sind etwas fülliger als die aurelischen Damen, und du solltest schließlich in dein neues Kleid passen..." witzelte ich und zwinkerte ihr zu. "Nur ein Spaß, du siehst wunderschön aus, Helena." So einfach lenkte man vom eigentlichen Thema ab, auch wenn sie mir durchaus gefiel. Eine hübsche Frau war sie geworden, und dass ich diese Worte ehrlich meinte, konnte sie sicher erkennen. Nachdenklich überlegte ich anschließend, über was sich Sisenna wohl freuen würde. "Hm, da hast du wohl recht mit den Puppen. Etwas, das an Germanien erinnert? Das wird schwer. Ich kenne mich selbst zu wenig aus...es sei denn, du willst ihr einen Wolf mitbringen oder vielleicht einen stattlichen Bären. Es gibt hier allerdings germanische Schutzsymbole und Amulette, aber ich glaube nicht, dass sie etwas bewirken. Mir scheint diese heidnische Magie ohnehin suspekt", entgegnete ich.

  • Spendabel? Spendabel war gut, denn Helena hatte einen recht erlesenen Geschmack. Aber das kannte Marcu sicher von den anderen Frauen in seiner Umgebung, denn auch Deandra sah nicht so aus, als würde sie sich mit gewöhnlichen Kleidern abspeisen lassen. Trotzdem freute Helena sich über Marcus Angebot und sie schwor sich, dass sie sich zurückhalten würde. Zumindest soweit das möglich war. Die Kastanien schmeckten sehr gut und während Helena sie genüßlich verspeiste schlenderten sie weiter über den Markt. Marcus Lachen war ansteckend und soweit sich Helena erinnern konnte war sie schon lange nicht mehr so ausgelassen gewesen. Es galt nun diesen Moment zu genießen, denn ihr Cousin hatte sicher nicht oft die Gelegenheit seine Freizeit mit ihr zu verbringen.


    Bei der Anspielung auf die fülligen Damen der germanischen Gesellschaft machte Helena ein empörtes Gesicht und stieß Marcus spielerisch in die Seite. Bei dem anschließenden Kompliment errötete sie leicht und steckte sich dann wie zur Demonstration, dass sie nicht auf ihre Figur achten musste, eine der Kastanien in den Mund. Es dauerte einen Moment bevor sie nun wieder sprechen konnte.


    "Da muss Deandra ja aufpassen, dass dir die 'fülligen' germanischen Frauen nicht irgendwann mehr zusagen, als die 'dürren' Römerinnen. Vielleicht solltest du ihr auch eine paar Kastanien mitbringen?"


    Nun zwinkerte sie ebenfalls und wedelte dann mit einer Hand eine Fliege fort, die sich ihrem Gesicht nähern wollte. Wenn Marcus wirklich auf den Viehmarkt wollte, dann hätte sie ihren Fächer mitnehmen sollen. Der lag nur leider in ihrem Zimmer. Marcus dachte auch gar nicht daran dieses Thema weiter zu vertiefen. Stattdessen lenkte er ab, indem er wieder von ihrer Schwester sprach. Leider war dieses Thema ebenso wichtig, so dass Helena es nicht einfach übergehen konnte. Die Idee mit dem Wolf hatte etwas für sich, auch wenn Marcus das sicher nur zum Spaß gesagt hätte. Zumindest aber würde Sisenna damit reichlich Aufsehen erregen. Helena schlug sich diesen Gedanken aus dem Kopf, auch wenn sie darüber schmunzeln musste.


    "Ein Amulett hört sich doch gut an. Wir glauben vielleicht nicht an diesen Hokuspokus wie du ihn nennst, aber meine kleine Schwester lässt sich mit Sicherheit dafür begeistern. Und vielleicht steckt doch mehr dahinter als wir ahnen. Hast du es schonmal ausprobiert? Einen Liebeszauber vielleicht? Nicht das du es nötig hättest."

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  • Zufrieden registrierte ich, wie Helena errötete. Das hatte ich natürlich beabsichtigt. Grinsend versuchte ich, eine geschälte Kastanie zu kauen, was sich jedoch als gar nicht so leicht erwies. Unmittelbar, nachdem sie im Mund verschwunden war, taten mir die Wangen weh vom Grinsen. Ich gab mir Mühe und riss mich zusammen, bis die Marone schließlich zerkleinert und geschluckt war, dann stahl sich das ausgelassene Grinsen erneut zurück auf meine Züge, weil ich mir nach Helenas Worten eine doppelt so schwere Deandra vorstellte. Unmöglich. Entschieden schüttelte ich den Kopf und zwinkerte zurück. "Ich denke nicht, dass das so schnell passieren wird, meine Liebe. Die Frau an meiner Seite muss in erster Linie geistig zu mir passen - mit einem Dummerchen kann ich nichts anfangen. Wie sie dabei aussieht, ist, nun ja, mir zwar nicht egal, aber primär doch nebensächlich. Wenn sie klug ist und obendrein noch gut aussieht - umso besser!" verriet ich und nickte, meine Worte bestätigend. "Und was ist dir wichtig bei deinem Zukünftigen?" fragte ich unbefangen von der Seite.


    Wir passierten einen Schmuckhändler, an dem ich kurz stehen blieb, um die Auslagen anzuschauen. Allerdings nur, um recht schnell festzustellen, dass er lediglich billigen und tollpatschig geschmiedeten Tand anbot, und so zogen wir weiter. Was Helena anschließend über Magie und magischen Schmuck sagte, verblüffte mich etwas. "Ich? Magie? Nein. Wie kommst du darauf? Ich vertraue vollkommen auf den Schicksalsfaden, den die parces für mich weben. Etwas Schutz kann jedoch nicht schaden, also schauen wir doch nach einem Amulett, vielleicht aus Bernstein, das ist ja recht germanisch." Ich schwieg einen Moment und dachte über das nach, was Helena über diesen Liebeszauber gesagt hatte. Kurzerhand beschloss ich, den Spieß herumzudrehen und selbst eine Frage zu stellen. "Hm, und du? Hast du schon mal einen Liebeszauber anwenden lassen? Hier in den Wäldern soll es eine Hexe geben, die so etwas angeblich macht gegen entsprechendes Entgeld. Nur für den Fall, dass du Interesse hegst.... Aber wer wäre der Glückliche? Habe ich etwas nicht mitbekommen, hm, Cousinchen?" neckte ich sie und stupste ihr in die Seite. Da erspähte ich eine alte Frau mit runzeliger Haut, welche hinter einem Stand stand und lauthals folgendes anpries: "Traaaaaaumfänger, handgemachte Traaaaaaaumfänger! Schutzamulette, Armreifen, torques, germanischer Schmuck - alles handgemacht, alles zu Spitzenpreisen!" Ich steuerte diesen Stand an. "Komm, Helena, lass uns doch dort mal schauen, vielleicht findest du etwas für Sisenna."

  • Helena grinste ebenfalls als sie vor ihrem inneren Auge eine füllige Deandra sah. Das war eigentlich vollkommen unvorstellbar, denn Deandra war keine Frau, die sich gehen lassen würde. Marcus folgende Worte waren da schon viel interessanter. Eine gutaussehende und intelligente Frau...traf das denn nicht auch auf die zu? Helena runzelte die Stirn und hätte dann fast genickt, doch sie konnte sich gerade noch zurückhalten. Marcus musste ja nicht unbedingt mitbekommen worüber sie nachdachte. Seine nächste Frage sorgte allerdings dafür, dass sie kurz stolperte. Mit einem entschuldigenden Lächeln sah sie zu Marcus hoch und wandte den Blick dann wieder nach vorne. Ja, sie hatte sich dieses Fettnäpfchen selbst gestellt und war mit ihren schön beschuhten Füßen genau hineingetreten.


    "Nun, darüber habe ich noch gar nicht so genau nachgedacht..."


    Doch glücklicherweise lenkte Marcus selbst von diesem Thema wieder ab. Zumindest insofern, dass sie nicht auf seine Frage antworten musste. Natürlich war er noch nie bei einer sogenannten germanischen Hexe. Das hätte sie auch sehr gewundert. Allerdings hörte sie mit gespitzten Ohren seine nächsten Worte. Es gab also sojemanden hier in der Nähe. War sie wirklich so verzweifelt, dass sie darüber nachdenken würde? Aber woher sollte sie wissen, dass ein sogenannter Liebeszauber auch wirken würde? Alles Hokuspokus, so hatte Marcus es genannt und eigentlich stimmte sie ihm da zu. Doch es gab manchmal Situationen, in denen man seine Ansichten änderte. Marcus' nächsten Worte sorgten dafür, dass sie wieder leicht errötete. Wenn du wüsstest... Nach außen hin aber versuchte sie sich an einem empörten Gesichstausdruck und schüttelte vehement den Kopf.


    "Es gibt keinen Glücklichen!" Ohne das sie es eigentlich wirklich wollte fügte sie noch einn Satz an. "Außerdem würdest du es doch sicher merken, wenn ich verliebt wäre, nicht wahr?"


    Warum hatte sie das jetzt gefragt? Helena wusste es selbst nicht so genau. Doch das Glück war wieder auf ihrer Seite, denn in diesem Moment machte Marcus sie auf einen Stand mit hübschen Schmuckstücken hinüber. Helena trat näher und ignorierte dabei die lautstark vorgetragenen Verhandlungsküste der Standbesitzerin. Einige von den Ketten waren wirklich schön und schließlich hielt Helena eine hoch, an der ein kleiner Berstein befestigt war. In dem Bernstein konnte man ein Insekt erkennen, auch wenn sie nicht sofort erkennen konnte worum es sich handelte.


    "Sieh mal, das ist doch hübsch, oder?"

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