Peristylium | Minervina, Crassus

  • Crassus saß im Peristylium an einem Tisch, auf dem, neben einer großen Anzahl an Dokumenten auch ein Wasserbecher stand, und arbeitete fleißigst. Dort wurde er auch durch einen Sklaven von dem Eintreffen einer Frau informiert. Ohne eine genaue Vorstellung zu haben, wer das sein könnte, ließ er sie eintreten, hob sein Blick aber erst einmal nicht von den Dokumenten.

  • Minervina betrat den Raum. Ihre Haare hochgesteckt wie eine Ägyptische Gottheit, das Gewand Schneeweiß, ein goldener Armreif in Gestalt einer Schlange zierte ihren Oberarm und eine zarte Kette mit wunderschönen türkisen Opalen bedeckte ihr Dekoltè. Zunächst bleib sie eine Weile so stehen. Sie sah ihn einfach nur an. Wie er da saß. Wie sein Leben so ist wenn keine Frau hier war.
    Crassus
    Sie holte tief Luft. Es war viel Vorgefallen, eine Menge, zu viel... Er blickte sie an, doch konnte sie aus diesem Blick nicht erkennen. Unbeholfen kamen keine Worte aus ihrem Mund, gut versteckt unter einer patrizisch arroganten Haltung. Was sollte sie denn sagen, dass es ihr Leid tut? Nun ja, das tat es nicht. Solle sie sagen dass sie ihn liebte und unendlich vermisst hatte. Dass sie jeden Tag darauf gewartet hatte etwas von ihm zu hören, dass sie jede Sekunde ihres ersten Zusammentreffens nur daran gedachte hatte bei ihm zu sein, dass sie nur ihn wollte, dass es keinen anderen Menschen auf der Welt gab der ihr mehr gab, dass sie alles durchgestanden hatte nur für ihn, dass sie nur wegen ihm hier war, dass er ihr das Glück gezeigt hatte,...
    Wie ich sehe geht es dir gut...
    Man sollte es ja nicht übertreiben...

  • Überrascht hob Crassus seinen Blick als er Minervinas Stimme hörte. Ungläubig, ja beinahe geschockt sah er sie stumm an. Gerade war er noch in irgendwelchen Verwaltungsaufgaben und -rechnungen vertieft gewesen und hätte ihm jemand gesagt, dass Minervina gleich vor ihm stehen würde, wäre ihm das absolut unmöglich vorgekommen - mal ganz davon abgesehen, dass er damit gar nicht gerechnet hatte. Dementsprechend verwirrt war er jetzt auch. Doch als sie dann nach einer kurzen Pause wieder etwas sagte, was Crassus übrigens gar nicht verstanden hatte, da er gerade so mit seinen Gedanken beschäftigt war, verwarf er sie komplett.


    Minervina!? er stand auf und ging auf sie zu: Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet... vor ihr angekommen ließ er seinen Blick von oben bis unten über sie gleiten: Gut siehst du aus. und dann fiel ihm auch schon nichts mehr ein, weshalb er sie etwas hilfslos ansah.

  • Minervinas Herz pochte schneller. Danke Dass sie gut aussah war ihr durchaus bewusst, schließlich hatte sie sich drei Stunden damit beschäftigt ihre Sklaven herumzuschicken das perfekte Outfit zu finden. Nichts gefiel ihr, nichts war gut genug, wie immer...
    Nun ja, ich versprach dir, sobald ich in Rom bin etwas von mir hören zu lassen. Und da der Briefverkehr in Rom zu wünschen übrig lässt... du verstehst... Nein, sie würde sicherlich nicht damit beginnen etwas Bestimmtes anzusprechen, Vorfälle, die sich in Corduba ereignet hatte,... Sie wollte sich ja nur bedanken, persönlich versteht sich... Die einzige nervöse Geste die sich aber regte war ein kurzes Kauen auf ihrer Unterlippe, eher ein Biss.

  • Na klar, kenne ich... und wenn du mich fragst, ist es mir so doch auch viel lieber. er schmunzelte ob eines Gedanken den er eben noch gehabt hatte.


    Setzen wir uns doch, im Stehen ist es so unbequem... meinte er dann, weil ihm nicht viel mehr einfiel. Galant drehte er sich, so dass er dann neben ihr stand. Mit einer Hand deutete er auf eine Sitzgelegenheit im Säulengang - und damit im Schatten, während er die andere Hand auf ihren Rücken legte. Gemeinsam gingen sie so langsam durch die offene Halle, an dem Brunnen vorbei und durch die Säulen.


    Seit wann bist du denn wieder in Rom?

  • Sie nickte, lies sich von seiner Hand führen. Die Berührung genoss sie, auch wenn es nur eine höfliche Geste war. Seit gestern.Der erste Gedanke zu lügen kam ihr natürlich in den Sinn. War sie schon wie eine vondenen, die den Männer nachlief? Doch im selben Moment prangte schon ein großes "nein" auf ihrem inneren Notizblock, "war sie nicht". Es war lediglich ein Begleichen einer Schuld, die sie sich in Hispania aufgebürgt hatte. Wenn auch eine Angenehme, was sie sicherlich zugeben musste. Ihre Gedanken rasten, hier in Rom ist es nicht einfacher geworden. Sie wusste, dass Gracchus sich sicherlich persönlich bei Crassus bedanken würde, zumindst glaubte sie das. Es mussten einige Dinge geklärt werden, Geschichten angeglichen werden, alles musste verschwinden, was in Gracchus das Bild einer unschuldigen Minervina zerstören könnte. Egal wie viel Rethorik ihr gelehrt wurden, egal wieviele Kurse sie besuchte hatte, all das brachte ihr hier nun wirklich garnichts. Sie brachte kein Wort hervor, was im Anblick ihrer Lage unangebracht war, denn schließlich hatte sie ihn aufgesucht.

  • Erst seit gestern, soso... murmelte Crassus fast unverständlich ehe er neben Minervina platz nahm: Hattest du wenigstens Glück mit dem Wetter, sodass deine Schifffahrt ohne größere Probleme ablief?


    Schon allein beim Gedanken an eine Schifffahrt bei schlechtem Wetter drehte Crassus den Magen um. Schon bei schönem Wetter war das Schifffahren unangenehm genug, doch wenn dann alles unkontrollierbar hin und her schaukelte, konnte man Crassus meist nur noch von hinten über die Rehling gebeugt sehen....


    Darf ich dir etwas anbieten? Hier in Italien sind meine kulinarischen Möglichkeiten im Gegensatz zu Spanien schier unbegrenzt..

  • Ich weiss nicht wie das Wetter war, denn ich befand mich die ganze Zeit unter Deck. Aus Sicherheitsgründen... murmelte auch sie vor sich hin, den Blick ein wenig starr an die gegenüberliegende Wand gerichtet. Erst als ihr Crassus etwas anbot blickte sie ihn an, hatte aber Mühe in seine Augen zu schauen. Minervinas Angst entäuscht zu werden war wie bei jeder Frau schier unendlich groß. Und als er ihr das letzte mal etwas zu Essen anbot artete es in einer, sagen wir mal, heissen Diskussion aus. Wobei das davor schon sehr verlockend war...
    Nein Danke, ein anderes Mal jedoch, komme ich gerne auf diese Einladung zurück... Erzähle mir von Corduba, aber nur jene Dinge, die mich nicht Nachts aus dem Schlaf reissen. Sie schmunzelte... langsam begann sie ein wenig lockerer zu werden. Crassus schien damit keine Probleme zu haben. Was er wohl dachte? was er wohl fühlte? Manchmal hätte sie gerne die Gabe in andere Menschen hineinzusehen,...

  • Als Crassus Minervina schmunzeln sah, bemerkte er erst, wie sehr er sie in den letzten Tagen und Wochen vermisst hatte. Natürlich hatte er sich nach dem ausgearteten Abend vor Corduba Vorwürfe und sich seine Gedanken gemacht. Sich gewünscht, dass der Abend anders verlaufen wäre oder dass er die Zeit nochmal zurück drehen könnte. Trotzdem würde er aber nie zugeben, dass er auch an dem Ausgang mitschuldig war, dazu war er zu stolz.
    Die Befreiung von Corduba verlief überraschenderweise problemlos. begann er dann in einem lockeren Plauderton Wir sicherten erst die Stadtmauer und gingen dann langsam vor, in dem wir Bezirk für Bezirk sicherten, solange bis wir schließlich die Curia befreit hatten. Dort nahmen wir den obersten Anführer schwerverletzt gefangen. Daraufhin brach der Widerstand völlig zusammen und Corduba befreit.
    Nun wird noch Sulla gemeinsam mit Strabo der Prozess in Rom gemacht. Und ich habe die Ehre den Kaiser im Iudicium Imperialis vertreten, da dieser ja bald gen Osten aufbrechen wird.


    fügte er dann noch mit einigem Stolz hinzu.

  • Ja, so hatte sie das auch schon gehört. Gratuliere Crassus, es ist sicher einer Ehre den Augustus selbst zu vertreten... Minervina blickte ihn an, wie er stolz da saß, zu recht vertand sich. Eigentlich war sie an Corduba überhaupt nicht interessiert, einerseits, da sie ja alles schon behört hatte, wenn auch nicht von Präfecten selbst, und andererseits weil sie ganz andere Dinge besprechen wollte. Nach all diesen Erfolgen in so kurzer Zeit, was siehst du für die Zukunft? Hast du neue Pläne? Eine Herausforderung?

  • Natürlich ist es das. Vorallem in einem solchen Gremium, was ja eigentlich ausschließlich dem Kaiser vorbehalten ist. Ansonsten habe ich ja schon oft den Kaiser in verschiedenen Situationen repräsentiert - zu letzt ja in Spanien. Crassus gab einem Sklaven einen Wink, damit dieser endlich etwas zu Trinken holen würde. Natürlich Crassus besten Wein mit einer Amphore Wasser.


    Die bloße Abwesenheit des Kaisers wird mich wahrscheinlich schon vor verschiedenste Herausforderungen stellen, die es zu überwinden gilt. Wenn der mächtigste Mann der Welt die wichtigste Stadt der Welt verlässt, so kann das nur Probleme geben. Crassus zögerte einen Moment, ehe er sich dann doch durchrang die Frage zu stellen, die sich ihm aufdrang: Aber dieser Frage nach zu urteilen... gehe ich recht in der Annahme, das für dich neue Pläne geschmiedet hast?

  • Sie senkte ein wenig den Kopf als er diese Frage stellte und blickte auf den Boden. Ja in der Tat, das habe ich. Minervina drehte sich ein wenig zu ihm hin und blickte ihn an. Du sollst der erste sein der es erfährt. Deshalb bin ich hier.


    Ich werde wieder zurück nach Alexandria gehen. Die letzten Monate und Wochen waren einfach zu viel... Mittlerweile hatte der Servus schon den Wein gebracht und ihn für die Patrizierin stark verdünnt. Sie nahm einen Schluck und versuchte aus dem Gesicht ihres Gegenübers zu lesen.
    Konnte sie selbst nicht erahnen was es für die beiden bedeutete so hoffte sie zumindes, dass es Crassus wusste.

  • Ruhig und ohne äußerliche Regung ließ Crassus die Botschaft über sich ergehen. Er hatte schon fast mit so etwas gerechnet. Zwar nicht, dass es ausgerechnet Ägypten sein würde, aber er hatte damit gerechnet, dass sie sich auf einen einen Familiensitz im Süden Italias oder auf Sardinien vorläufig zurückziehen würde. Nach einer Pause, in der Crassud die Worte auf sich Wirken ließ, antwortete er mit einer nicht gerade begeisterten Stimme:


    Dein Entschluß steht wohl schon fest und daran ist nichts mehr zu machen? Tja, was glaubst du, für wie lange wirst du dort bleiben?

  • Das man aus dem Gesicht einer Kämpfers nicht viel lesen konnte war klar, dass er aber jegliche Gefühlsregung vermied nicht. Wieder keimte der Zorn in ihr auf. Schließlich mochte sie ihn sehr, und eine Hinnahme von solchen Informationen hatte sie sich sicherlich nicht erwartet. Ich weiss nicht wie lange... Minervina rieb ihre Handflächen aneinander und fügte flüsternd noch hinzu Aber deine Stimme wiegt...

  • Zögerlich griff Crassus nach Minervinas Hände und hielt diese lose. In seinem Gesicht zeichnete sich trotz seiner Gefühle, die im Inneren wild wüteten, keine Gefühlsregung ab. Das hatte er in Rom gelernt, sich in jeder noch so verzweifelten Lage sich nichts anmerken zu lassen. Zu leicht könnten sie einen verraten oder einem als Schwäche ausgelegt werden. Nur als er daran dachte, dass er Minervina vielleicht wieder für lange Zeit nicht sehen würde, verstärkte er ganz unbewusst seinen Griff.


    Du weißt, wenn es nach mir ginge so würdest du nicht nach Ägypten fahren. Und wenn du fährst, wünschte ich mir, dass du so schnell als möglich wieder zu mir zurückkämst.

  • Minervina blickte ihn treuherzig an. Weiss ich das? Weiss ich dass du das willst? Sie schüttelte den Kopf. Nicht wegen Crassus, sondern wegen sich selbst. Sie hatte vor länger als nur ein paar Wochen oder Monate in Alexandria zu bleiben. Ihr Ziel war es, Rom für Jahre den Rücken zuzukehren. Alles hinter sich zu lassen war wahrlich ein schwieriger Schritt...

  • Für einige Momente sah Crassus direkt in Minervinas Augen in der Hoffnung, sie würden ihre Gedanken preisgeben. Gegen seinen Wunsch und mit der Natur der Dinge, taten sie es natürlich nicht. Nichts destotrotz forschte Crassus noch für einige Momente in ihren Augen. Wenn du es nicht weißt, wäre ich enttäuscht. Für einige Momente fragte sich Crassus, ob Minervina wirklich nicht davon ausgegangen ist. Doch er verwarf diese Frage schnell.


    Überlege es dir bitte noch einmal. Überlege doch, wie es wäre, wenn du in Ägypten wärst und ich in Rom bleiben müsste. Was dann mit uns wäre... wenn es überhaupt ein uns gibt.

  • Und wie wäre es wenn ich in Rom bleibe? Ein Versteckspiel? Minervina sah an die Decke, gedankenverloren. Es war schwierig. Natürlich wollte sie bei ihm sein, aber sie wollte auch Gracchus nicht entäuschen. Wieder nach Ägypten zu gehen würde ändern. Die Probleme wären aufgelöst, nicht existent. Crassus du weisst was du mir bedeutest und du weisst auch was mir meine Familie bedeutet. Ich hatte viel Zeit zum nachdenken in Tarraco und mir wurde klar, dass beides nicht möglich ist. Eine Entscheidung, die ich aber nicht treffen kann. Wähle ich meine Familie, verliere ich dich für immer und muss mein Leben mit wahrscheinlich Durus verbringen. Ich könnte nicht in der selben Stadt wie du, es würde mir das Herz brechen.
    Wähle ich dich, wird mich meine Familie verstoßen, verachten und ächten. Ich wäre nach ihnen kein Mitglied der patrizischen Gens mehr, ich wäre nicht mehr die Tochter meiner Mutter...
    Sie blickte ihn an. Ihre Augen schon sehr wässrig. Ägypten ist mein Rettungsanker. Dort ist keine Familie die mich verheiraten will und kein Prätorianerpräfect der mein Herz inne hat. Dort ist niemand den ich verletzen kann. Sie senkte wieder den Kopf.

  • Aufmerksam hörte Crassus der Erklärung von Minervina zu. Natürlich hatte Crassus diese verschiedenen Sichtweisen auch schon durchdacht gehabt und sich die verschiedenen Konsequenzen überlegt. Doch es sich vorzustellen, wie es sein könnte, ist immer anders, als wenn man einen Bericht von jemand hört, der davon betroffen ist und bei dem es mehr als nur ein hypothetisches Gedankenspiel ist. Ehe er zu einer Antwort ansetzte, strich er ihr sanft eine Träne von der Wange, die sich ihren Weg nach unten bahnte.


    Ich verstehe deinen Zwiespalt. Mir liegt es natürlich fern, von dir zu fordern, dass du dich für meine "Seite" entscheidest. Doch möchte ich zu Denken geben, ob deine Familie dich wirklich in Ägypten nicht auch erreichen würde. Du bist eine junge, gut aussehende Patrizerin. Deine Familie wird nicht lange brauchen, bis sie für dich einen passenden Ehemann gefunden hat. Entweder in Ägypten oder in Rom. Wenn in Ägypten, kannst du kaum etwas dagegen machen, weil nach Rom zurückkehren ist ja dann auch keine Alternative. Und wenn sie einen in Rom finden musst du diesem Ruf dann auch folgen, sonst wären sie wahrscheinlich mehr als nur verärgert.


    Crassus war klar, dass er ihr die Entscheidung sicherlich nicht einfacher machte, doch wollte er, dass Minervina, wenn sie ihre Entscheidung fällen würde, auch an alle Aspekte gedacht hatte.

  • Minervina sah ihn an und schüttelte den Kopf. Nein, sie können mich zu nichts zwingen da niemand die patria potestas über mich innehat. Niemand kann mich zu einer Hochzeit zwingen. Meine Familie wird mich in Ägyptus nicht eirreichen, da alle Männer Ämter innehaben, die sie an Rom oder eine Legion binden. Langsam atmete sie tief durch. Er verstand, das war schon ein guter Anfang. Aber eine Lösung war noch nicht gefunden. Sie hatte schon darüber nachgedacht, ob er sich nicht einfach bei Gracchus vorstellen sollte. Aber selbst dann hatte er immernoch das Manko, was einer Heirat im Wege steht. Er war Plebejer. All das wäre ihr eigentlich egal, hätte nicht schon ihre geliebte Mutter diesen Kurs verfolgt. Hätte sie nicht schon damals gesagt wie wichtig es sei, das patrizische Gens der Flavier zu stärken! ...Und gleichzeitig muss ich daran denken wie es wäre wenn du einer andere an deiner Seite hättest. Wenn ich nach Ägyptus gehe ist mir klar dass die Zeit nicht still steht, aber gerade deshalb kann ich mir eine Rückkehr nicht vorstellen... Denn dann hätte ich dich verloren... und ich müsste einen Mann heiraten, der nicht für mich bestimmt ist..

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