Ein verhängnisvoller Tag im Sommer

  • Erneut kam Bewegung in die Hündin. Menschen! Warum hielten sie sich immer mit vollkommen belanglosem Geschwätz auf? Sie konnte das Schluchzend des Mädchens selbst durch die niederprasselnden Regentropfen hören, konnte trotz der hohen Luftfeuchte die Angst riechen, denn sie hing wie ein leuchtend bunter Farbnebel in der Luft. Die Hündin erhob sich und begann erneut damit, wie von Sinnen herumzuspringen, mal die Frauen, mal den Suchtrupp schallend anzubellen. Die Ratte hatte ihr nicht gereicht, sie wollte endlich eine richtige Belohnung haben, was Leckeres, Feines. In der Ferne vernahm sie ein Wispern, das hier natürlich niemand hörte außer ihr. Das war typisch: Ohne Hunde waren Menschen einfach aufgeschmissen, in jedweder Hinsicht. Ohne Hunde konnten sie keine verlorenen Sachen wiederfinden, ohne Hunde konnten sie keine Spur verfolgen und nicht jagen, ja nicht einmal verlorene Menschen konnten sie wiederfinden!


    Der Hund drehte sich zweimal bellend im Kreis - und dann entschwand er einige Meter, wandte sich erneut um und bellte fordernd zurück zu den Menschen. Sie sollten ihr folgen, war das denn so schwer zu verstehen?

  • "Ja, da muss was sein", stimmte ich Aintzane zu, als die Hündin erneut wie wild zu bellen anfing, fortlief und wieder bellte. "Als Hund würde ich vermutlich auch so ein Theater machen", fügte ich grinsend an. "Komm, lass uns nachsehen."


    Ich gab meiner Sklavin mit dem Kopf einen Wink, ließ den Soldaten einfach stehen und schritt auf die Hündin zu, die zielstrebig einen Weg verfolgte, dessen Sinn sich mir erst erschloss, als wir schließlich am Rand eines Schachtes standen. Vorsichtig lugte ich hinein, konnte aber durch die Tiefe bedingt nicht bis auf den Boden blicken.


    "Ob sich hier ein Tier verfangen hat?", überlegte ich laut. "Pscht", erschreckte ich es, oder versuchte es zumindest. Wieder lauschte ich angestrengt.

  • Aintzane sah fassungslos zur Hündin hin. Wieder stieg Furcht in ihr auf. Hatte dieses Tier etwa die Tollwut?
    DSie folgte dem deutlichen Wink der Herrin, warf dem Soldaten ein entschuldigendes Schulterzucken und ein Lächeln zu, und beugte sich dann ebenfalls in den Schacht hinein.
    "Ein Tier? So einen Zirkus veranstaltet ein Hund wegen eines Tieres?", fragte Aintzane ihre Herrin, während sie sachte ihre Stirn runzelte. "Hmm... ich glaube eher, dass es etwas zu Fressen ist. Vielleicht ist dem Köter einfach sein Lieblingsknochen hineingefallen, und jetzt will er, dass wir ihn da herausfischen! Nein, danke!" Ihr Magen revoltierte bei der Vorstellung eines vollgesabberten, zerbissenen Knochen mit vergammelnden Fleischresten daran. Und ihn dann noch herausholen!
    "Ein Königreich für eine Fackel.", meinte sie leise, als sie sich noch tiefer herunterbeugte. Tiefste Schwärze. Nichts zu sehen.
    Sie formte ihre Hände vor ihrem Mund zu einer Flüstertüte und rief laut: "HALLO?" in das Loch hinein. "Lo-lo-lo-o-o-o...", kam es aus dem Schacht wieder heraus. Er musste wirklich tief sein.
    Aintzane schwante plötzlich etwas... könnte hier drinnen jemand sein? "Hallo, ist hier jemand?", rief sie laut in die schwarze Tiefe.

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