• Diese Argumentation leuchtete Leonidas nicht wirklich ein - vielleicht auch, weil er noch nie in einem Heer gedient hatte!


    "Meinst Du wirklich, ein Strategos ist dafür der richtige Mann? Krieg führen ist die eine Sache...Versorgung aber...nunja, die Rhomäer haben ja eine gute Armee-Versorgung. Trotzdem: Ein ehemaliger Eutheniarch wäre keine schlechte Wahl gewesen!"

  • Timokrates lacht jetzt kurz auf.


    "Ein Alexandriner Eparch? Lieber Leonidas, du beliebst zu scherzen! Für einen Alexandriner winken nach der Archontenlaufbahn eigentlich nur die Oberaufsicht über irgendein Kaff unten am Nil oder ein Beraterposten des Eparchen.


    Zumindest hoffe ich, dass der neue Eparch auf die Ratschläge der Archonten hört..."


    Dann dreht er sich um. Ein hübsches, aristokratisches Mädchen geht gerade mit stolzem Blick an ihnen vorbei, das grüne, wallende Kleid aus dünnem Stoff und fast durchsichtig. Anerkennend blickt er ihr zu, aber das Mädchen ignoriert ihm. Etwas verstimmt erwähnt Timokrates:


    "Naja, die Schneider waren auch mal origineller als heute. Das ist ja total übertrieben, so ein Kleid."

  • Zuerst sah Leonidas Timokrates verwirrt an, dann erkannte er, wo dessen Denkfehler lag.


    "Ich meinte den Eutheniarch der Rhomäer. Sie haben meines Wissens ein ähnliches Amt, einen Hippeus, der allerdings vom Basileus eingesetzt wird."


    Auch die nächste Äußerung kommentierte er.


    "Ihm wird kaum etwas anderes übrig bleiben, wenn er keinen Volksaufstand riskieren will. Germania ist etwas anderes als Aigyptos."


    Auch er betrachtete das Mädchen und freute sich über den schönen Anblick. Frauen waren etwas hervorragendes, da konnte kein noch so hübscher Knabe mithalten - fand Leonidas.


    "Wenn es ihr gefällt..."


    bemerkte er und sah ihr noch einmal nach. Unerfreulicherweise war es durch den Wind, den die Dame beim Gehen verursachte, nicht mehr ganz so durchsichtig...

  • Timokrates lacht auf: "Ach so, den meinst du! Ja, ein Ziviler an der Spitze der Provinz wäre sicherlich einfacher zu handhaben für uns..." Er spricht den Gedanken nicht fertig aus, aber vermutet, dass genau das der Grund sein könnte, warum der Basileus sich lieber auf erfahrene Militärs als Verwalter verlässt als auf farblose Bürokraten.


    "Na ja, auf jeden Fall denke ich, dass es das Klügste wäre, erst einmal abzuwarten, wie sich der neue Eparch gibt und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen - Weißt du eigentlich, wann die Ablösung stattfinden wird?"


    Sicherlich wird es zu dieser Gelegenheit ein rauschendes Fest zu Ehren des Eparchen in Alexandria geben.


    Dann kleben Timokrates Blicke schon an der nächsten Frau, die vorbei geht und erinnern ihn daran, dass er sich seit seiner Ankunft noch nicht richtig amüsiert und eine Frau dringend nötig hat.

  • Das war wieder einmal eine Frage, die Leonidas sich an anderer Stelle schon einmal gestellt hatte - und die Antwort waren Gerüchte! Nicht einmal sein Bekannter bei der Legion wusste Bescheid. Und der kannte einige aus der Eparcheion. Allerdings war einiges bekannt.


    "Also ich habe gehört, der aktuelle Eparch packt bereits und lässt seine Schulden eintreiben. Lange kann es nicht mehr dauern."


    Im Gegensatz zu Timokrates dachte Leonidas daran, dass ein neuer Eparch auch möglicherweise neue Geschenke und Gefälligkeiten bedeutete - also teuer war.

  • Timokrates grinst Aufgrund der Vorstellung, wie das wohl aussehen mag, wenn ein Eparch seine "Schulden" eintreibt. Was für ein Glück, dass er selbst soch noch nicht lange genug in der Provinz aufhält um ins Blickfeld des Eparchen zu kommen. Aber er kann sich gut vorstellen, wie andere Leute, zum Beispiel der fette Jude, sein edler Gönner, derzeit hin und her fluchen würde, weil die fleißigen Büttel des Eparchen ihm jeden Khalkos* umdrehten.


    Aber die Frage nach dem Fest interessiert ihn immer mehr.


    "Sag, Philotes, was sagt denn das Koinon zum Wechsel. Sind schon irgendwelche Agone in Vorbereitung? Schließlich werden die braven Bürger der Stadt doch sicher nicht die Gelegenheit verpassen, dem Eparchen ein würdiges Fest zu bereiten, oder?"


    _______
    *Khalkos=verdammt kleine Münzeinheit in der griechischen Welt

  • Offensichtlich fand Timokrates das komisch, was Leonidas nicht teilen konnte. Die "Schuldeneintreiber" hatten ihn auch besucht und beträchtlich erleichtert. Zu ärgerlich, dass Einfluss und Sicherheit so verdammt teuer waren.


    Die Frage nach der Feier war natürlich wieder eine andere.


    "Ich kenne den Agoranomos flüchtig, und soweit ich weiß, ist tatsächlich etwas in Planung. Wie kostspielig und aufwändig, erwähnte er allerdings nicht. Sicher wird man versuchen, ein wenig Eindruck zu schinden."


    erklärte er. Den Agoranomos hatte er auch schon einmal bestechen müssen - sein Laden hatte da wohl ein paar Probleme mit der Marktordnung gehabt...

  • War das Spott? Oder Verwunderung? Leonidas hatte seine gesamte Kindheit hier verbracht und war bis zum heutigen Tage kaum mehr als ein halbes Jahr weg gewesen!


    "Nunja, soweit ein Polites das eben mitbekommt. Archont war ich allerdings noch nie. Aber ich denke, ich habe schon das ein oder andere durchblickt..."


    hielt er sich ein wenig unklar. Schließlich kannte er noch nicht einmal den Exegeten persönlich. Aber er war schon auf der Volksversammlung gesehen und wusste, was "Demokratie" in der Realität bedeutete. Folglich kannte er sich tatsächlich ein wenig aus...

  • Schon wieder zwingt Philotas Timokrates zum Augenverdrehen. So ein harter Brocken, wer hätte das gedacht. Gerade so als ob er was zu verbergen hätte. Aber so sind sie halt, die Stadtmenschen.


    Weiterhin ernst und ein wenig naiv fährt er fort:


    "Ich frage deswegen, weil ich dachte, du könntest mir eventuell ein wenig helfen. Wie gesagt, bin ich noch relativ neu in der Stadt. Wie ist denn so die Stimmung unter den Bürgern, was gibt es für Fraktionen und was wollen die?"

  • Leonidas wusste überhaupt nicht, was sein Gesprächspartner wollte. Erwartete er, dass er einen Kurzvortrag über Bekanntschaften, Freunde und so weiter in der Stadt-, Provinz- und sonstigen Verwaltung. Oder doch das politische System einer griechischen Polis? Wohl kaum...


    "Nunja, es gibt da einige Fraktionen. Zum einen natürlich die nationalen: Die verdammten Juden*, die ständig versuchen, ihren Einfluss über die Stadt auszudehnen, obwohl wir alles tun, sie rauszuhalten. Und dann eben die einzelnen Interessengruppen. Da wären einige Händler, die versuchen, möglichst den Posten des Agoranomos zu ergattern. Heliodoros hat da einige Philoi und könnte es schaffen.
    Dann die speziellen Freunde der Rhomäer, die vom letzten Eparchen gut unterstützt wurden und vermutlich wieder den Eutheniarchen bekommen werden - zumindest war es bisher immer so.
    Für den Strategos gibts wiederum wenige Anwärter - ist vermutlich eine Kostenfrage. Außer, wenn Agathokles noch mehr etwas Einfluss will. Du musst wissen, dass er eigentlich zum Gymnasiarchen kandidieren will, aber er hat einen Sohn..."


    beendete er seine Vorstellung der Amtsbewerber auf die untersten Prytanen-Posten. Das war wohl das, was ihn am meisten interessierte, wenn er hier einsteigen wollte.


    "Vor den Krateiden solltest du dich übrigens in Acht nehmen. Die scheinen jeden Politiker kaufen zu wollen."



    Sim-Off:

    *Dies hat nichts mit Antisemitismus des Spielers zu tun, sondern versucht eine historische Griechen-Sicht auf die jüdischen Mitbürger darzustellen.

  • Während sie bereits fast am Gymnasion angekommen waren, dachte Leonidas über dies und das nach, als ihm plötzlich etwas kam.


    "Hast Du Dich eigentlich auch umgehört? Die Krateiden könnten auch wieder einmal persönlich teilnehmen...ich hoffe, es wird nicht Eudoxos. Wenn es der wird, dann...gute Nacht, würde ich sagen."


    Leonidas und Eudoxos waren eine spezielle Geschichte. Sie hatten zusammen die Ephebie durchlaufen und sich bereits dort niemals freundschaftlich gemessen. Seitdem waren sie verfeindet bis aufs Blut. Und Eudoxos würde sicher nicht die alten Zeiten ruhen lassen...

  • Aaah! Endlich ist es getan! Leonidas ist angefixt!


    "Hmm... Die Krateiden? Ja ja, ich habe mit einigen Leuten gesprochen, seit ich in Alexandria bin. Diese Familie* scheint ja in der Stadt mehr oder weniger alle Fäden zu ziehen oder?"


    Nachdenklich geht Timokrates weiter.


    Sim-Off:

    * Ich sehe das schon richtig, dass die Krateiden eine Familie sind oder?

  • Sim-Off:

    jop, so wars gedacht


    "Möge es Serapis verhüten! Sie versuchen es ständig - und zu oft gelingt es ihnen auch."


    Er sah vor sich auf das große Gymnasions-Gebäude. Die meisten Krateiden mochte er nicht, doch Eudoxos...den hasste er! Der würde ihm das gesamte Geschäft kaputt machen!


    "Ich hoffe, dass ihr Stern am Sinken ist...eigentlich ist er es auch, sie kämpfen nur noch dagegen!"


    Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es für ihn, dass die Krateiden zur Zeit gefährlicher waren, als er es sich wünschte!

  • Kurz vor dem Gymnasion bleibt der Lybier stehen. Krateiden.... So langsam kommt Timokrates darauf, in welchem Zusammenhang dieser Name schon einmal stand. Gut hörbar, aber doch gerade zur Grenze eines Selbstgespräches, murmelt er vor sich hin:


    "Sie beeinflussen angeblich seit einem Saeculum direkt oder indirekt die Stadtpolitik..."


    Er schaut Leonidas ins Gesicht:


    "Aber wie ich gehört habe, sollen die Mitglieder der Familie sehr alt sein - bis auf einen Spross..."


    Er überlegt scharf...


    "Wie hieß er gleich nochmal? Irgendwas mit Alpha... Nein - Eta. Euripides? Euxenides? Eucrates?"

  • Timokrates verstand es hervorragend, mit der Angst von Leonidas zu spielen. Denn dieser versuchte zuerst sich nicht anmerken zu lassen. Nach den ersten direkten Worten an ihn jedoch konnte man kurz ein Aufflackern von Angst in seinen Augen sehen.


    "Eudoxos?"


    fragte er rasch und hoffte, dass seine Kenntnis über die Krateiden gerade einen Aussetzer hatte. Also Klearchos und Alexandros waren noch mitten in der Ephebie...Didymos? Nein, tatsächlich zu alt für so etwas...bestenfalls der Gymnasiarch!

  • Timokrates überlegt wiederum kurz.


    "Ja! Eudoxos! So heißt der Mann! Er dürfte ungefähr in deinem Alter sein. Kennst du ihn?"


    Der Lybier starrt Leonidas an, so als wäre er bestrebt, jede Reaktion, jede kleinste Muskelzuckung in Leonidas Gesicht zu erfassen. Daraufhin fährt er, ohne Leonidas zu Wort kommen zu lassen, fort.


    "Ich habe gehört, er hat es auf den Posten des Exegetes abgesehen, eine nicht unwichtige Position, was die Machtfülle anbelangt. Angeblich will er auch erreichen, dass seine beiden noch minderjährigen Brüder als Marionetten den Strategos und den Eutheniarchen besetzen. Keine Frage, der Knabe strebt zu Höherem..."

  • Würde Leonidas sich nicht durch so viel Sport gesund halten, hätte er jetzt sicher einen Herzinfarkt bekommen. Exegetes? Eudoxos? Das war...absolut nicht gut! Und dann auch noch der Strategos und der Eutheniarch in den Händen dieses...Tausend Gedanken rasten durch den Kopf von Leonidas, doch von außen konnte man nur ein aufhellen der Gesichtsfarbe feststellen (dort, wo er eben nicht geschminkt war).


    "Woher hast du das gehört?"


    fragte er rasch - vielleicht hatte er nur einen Scherz gemacht?

  • Sofort grinst Timokrates Leonidas breit und überlegen an:


    "Aaah! Du kennst ihn! :D :]"


    Dann wechselt sich die Mimik sofort. Ernst und als sei es das Normalste auf der Welt erläutert er:


    "Ich habe dir doch gesagt, dass ich vor habe, in die Politik einzusteigen. Natürlich war ich nicht faul: Ich habe mit den alten Männern im Gymnasion geredet und kenne schon so einige Leute, denen mein Programm zusagt."

  • Leonidas kennt ihn? Natürlich! Er hat ihn doch vorhin erst erwähnt...aber das waren nicht die Gedanken, die ihn jetzt beschäftigten. Die alten Männer im Gymnasion...das waren immer noch die größten Tratschtanten Alexandrias - schlimmer als alle Frauen im ganzen Imperium zusammen! Allerdings sagten sie allermeistens in politischen Dingen die Wahrheit...


    Was sollte er jetzt tun. Wenn Eudoxos es wirklich schaffte, so viele Prytanen zu vereinen, konnte das seinen Einfluss für das nächste Jahr völlig ausschalten. Wahrscheinlich würde er über den Strategen dafür sorgen, dass immer alle Kontrollen bei ihm landeten, seine lukrativen Nebengeschäfte waren in Gefahr!


    Es brauchte einen Gegenkandidaten, jawohl! Aber einen, der es mit den Krateiden aufnehmen konnte! Jemanden, den die Leute kannten...ihm kam langsam ein Gedanke...


    "Wie sieht Dein Programm aus, Timokrates?"


    Wenn er die Tratschtanten im Gymnasion hinter sich vereinen konnte, war er nah dran, bekannt genug zu sein...

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