Paulina und ihr Vetter...

  • Erst gestern hatte das Gespräch zwischen Paulina und Victor stattgefunden und noch immer dachte sie über seine Worte nach. Da es ein Thema war, was sie nur ungern mit ihrem Verlobten selbst besprechen wollte, hatte sie sich entschieden, sich an den einzigen anderen ihr wirklich bekannten hier in Rom zu wenden. Ihren geschätzten Vetter Detritus.
    So stand sie nun vor dessen Tür und klopfte an.


    *klopfklopf*

  • "Salve Paulina. Was führt dich zu mir?"


    Nebenbei bot er ihr einen Sitzplatz an und an diesem heißen Sommertag kümmerte er sich sofort um eine Erfrischung für seine Cousine.


    "Wie geht es dir überhaupt?"


    Seit ihrer letzten Begegnung waren ja schon Monate vergangen. Über ihren Verlobten wollte er sich später erkundigen.

  • Paulina folgte der Einladung ihres Vetters, ließ sich nieder und trank zunächst einen Schluck. Der Tag war ziemlich heiß, selbst für die an südländischen Temperaturen gewöhnten Römer.
    "Etwas bestimmtes, aber das eilt nicht." erwiderte sie freundlich.
    "Davon einmal abgesehen geht es mir gut. Und dir? Unser letztes Treffen ist ja schändlicher Weise schon etwas länger her." lächelte sie.

  • Detritus konnte sich noch ganz genau an das letzte Treffen mit Octavia Paulina erinnern, es war in Ostia, in der villa rustica octavia. Ihr Verlobter war auch anwesend.


    "Ich kann mich nicht beklagen und wie geht´s dem Herrn Verlobten? Ist er nicht zum vigintivir gewählt worden?" Er wusste es genau, aber nachfragen konnte ja nie schaden.

  • "Oh, Sedulus geht es gut und ja, das ist richtig. Er wurde vor kurzem in dieses Amt gewählt." bejahte sie leicht stolz die Frage ihres Vetters.


    Dennoch schlich sich ein leichter Unterton in ihre Stimme. Schließlich war ihr Verlobter der Grund für diesen Besuch bzw. zumindest indirekt.


    "Mein Besuch hat auch mit ihm zu tun. Und mit der gens. Ich weiß nicht, ob Victor es dir erzählt hat, aber ich habe mich gestern mit ihm getroffen." fing sie zunächst unverfänglich an. Einerseits weil es leichter war und andererseits weil sie auch noch nicht so genau wusste, wie sie das Thema konkret ansprechen sollte.

  • Detritus spitzte nun seine Ohren als er vom Gespräch mit Victor erfuhr.


    "Nein, ich hatte heute noch nicht die Gelegenheit ihn aufzusuchen. Worüber habt ihr gesprochen?"


    Eines war schon von oben herein klar, das Gespräch mit Victor war nicht gut verlaufen, denn ansonsten hätte sie doch kaum den Detritus aufgesucht.

  • Paulina spielte knete ihre Hände, die auf ihrem Schoß lagen, was , ihr unbewusst, ihr leichtes Unbehagen mehr als deutlich machte.


    "Nunja, ich wollte ihnm generell erst einmal persönlich davon erzählen, dass ich wieder in Italia bin und im gleichen Gespräch auch von meiner Verlobung. Doch er hatte beides schon gewusst."


    Irgendwie war es natürlich unnötig sich alles so aus der Nase ziehen zu lassen, vor allem da sie es war die ihren Vetter aufgesucht hatte. Aber sie wollte nunmal auch nicht allzu offensiv vorgehen.

  • "Nun als praefectus urbi hat man viele Klienten, die einen über jedes auch so kleine Ereignis informieren. Es ist also nichts ungewöhnliches, dass Victor es bereits schon wusste."


    Natürlich wollte er sofort mehr wissen...


    "Und wie hat Victor reagiert?"

  • "Ja, da hast du wohl recht." antwortete Paulina.


    Sie nahm erneut einen Schluck zu trinken bevor sie weitersprach.
    "Anders als ich erwartet und schlimmer noch völlig anders als ich es verstehen könnte. Einerseits konnte er sich glaube ich nicht einmal mehr richtig an mich erinnern und ... nunja..." sie überlegte wie sie es sagen sollte, entschied sich dann aber in diesem fall für die schlichte Wahrheit "er hat mir zu verstehen gegeben, dass er diese Verbindung nicht gutheißt, nein, viel mehr noch, direkt missbilligt."
    Dann sah sie Detritus an und war auf dessen Reaktion gespannt.

  • "Klingt ja gar nicht gut. Sag hat er seine Entscheidung auch begründet?"


    Eine heikle und jedoch unerwartete Situation, denn eigentlich wusste Detritus nicht was für ein Problem sein Verwandter Victor mit der Gens Germanica hatte. Es war ihm nie was zu Ohren gekommen oder doch? War Victor immer noch auf Sedulus sauer, weil dieser so plötzlich die Cohortes Urbanae verlassen hatte?


    Gespannt wartete er auf die Antwort seiner Cousine...

  • "Ja, das hat er. Er meinte, er würde Sedulus nun schon länger kennen und sei zu dem Schluss gekommen, dass er ein unzuverlässiger Mensch sei. Den genauen Wortlaut weiß ich leider nicht mehr."
    Noch immer schüttelt sie bei diesem Gedanken leicht den Kopf.


    "Außerdem, und das verwunderte mich noch mehr, meinte er , er sehe keine Vorteile in einer Verbindung zwischen den Octaviern und den Germanicern. Er meint, er wolle die gens nicht zu Feinden der Feinde der Germanicer, und davon gäbe es wohl genügend, machen..."


    Was wusste ihr Vetter wohl darüber und was meinte er dazu?

  • "Ein Mann wie Victor beurteilt eine Verbindung wie eure einfach aus politischer und finanzieller Sicht. Das ist nun mal seine Aufgabe in unserer Gens, so glaubt er wohl einen Dienst der Octavia zu erweisen, doch was am Ende vernachlässigt wird, sind leider deine Gefühle."


    Er überlegte nicht lange.


    "Jedoch sehe ich die Position unserer Familie so stark wie noch nie, da kann man also schon mal ein Auge zudrücken. Meinen Segen hast du."

  • "Das ist nett von dir Detritus, aber dennoch verstehe ich es nicht recht. Ich meine , ich kenn mich in Rom nicht mehr so aus, aber die Germanicer sind doch eine recht angesehene Familie, oder nicht? Und vor allem aus finanzieller Sicht wäre ich bei Sedulus doch sicher gut aufgehoben."


    Sie war froh über Detritus Unterstützung aber wollte dennoch irgendwie mehr erfahren. Was war es, was Victor so schlecht über Germanicus Avarus denken ließ und die gens Germanica.

  • "Da magst du wohl recht haben, denn soweit ich weiß ist der werte Senator Avarus ein sehr reicher Mann."


    Doch was da zwischen den beiden Senatoren mal passiert war, ja darüber wusste Detritus leider nicht Bescheid, deshalb zog er es vor zu schweigen.


    "Da fragst du am Besten den Senator Avarus oder Octavius Victor. Wie ich bereits sagte, solltest du was benötigen so bin ich bereit die Kosten zu übernehmen."

  • Paulina sah ein, dass ihr Vetter wohl selbst kaum mehr zu wissen schien als sie selbst und sie vielleicht zu viele Antworten von ihm verlangt zu haben.
    Daraufhin schenkte sie ihm ein Lächeln.
    "Nunja, ist ja auch nicht so wichtig. Ich finde es nur sehr Schade, dass Victor diese Verbindung nicht gut heißt. Aber das ist seine Sache. Ich werde rüber nachdenken, doch glaube ich nicht, dass ich meine Entscheidung ändern werde." sagte sie aufrichtig.


    "Ja, das weiß ich, Detritus. Und ich werde mich melden, falls ich etwas benötigen sollte. So direkt haben Sedulus und ich noch nicht darüber gesprochen, aber eventuell brauche ich eine Mitgift."


    Bei dem Gedanken allein verzog sich leicht ihre Miene. Mitgiften hatten ihr schon immer das Gefühl gegeben, dass es bei der Eheschließung um Waren und materielle Güter ging.

  • "Eine Mitgift brauchst du auf alle Fälle und ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht."


    Während er sprach ging er zum einzigen Schrank im Zimmer, öffnete ihn und holte eine Schriftrolle raus.


    "Und ich dachte mir die beste Mitgift wär bestimmt ein Grundstück und rein zufällig hab ich eins, dass ich dir geben könnte."


    Er öffnete das Schriftstück und übergab es ihr.


    "Es handelt sich dabei um ein Gut sechs horae von Ostia entfernt und zwar liegt es in Centum Cellae, eine Stadt an der Via Aurelia. Wenn du möchtest gehört es ab sofort dir." :)

  • Paulina war von dem Vorschlag ihres Vetters gerührt. Seit sie wieder in Italia war schien ihr Leben fortwähren positive Wendungen zu nehmen und ein so großes Geschenk war mehr als sie sich je hätte vorstellen können. Und so glitzerte eine kleine Träne in ihrem Auge als sie sich das Schriftstück ansah. Ein Grundstück wie dieses versprach ihr ein gutes Auskommen und trotz Vermählung eine gewisse Freiheit.


    "Detritus... "sprach sie dann stockend, "das...das ist unglaublich. Ich würde lügen, würde ich behaupten ich würde es nicht haben wollen. Doch ich weiß nicht ob ich eine so große Gabe von dir annehmen kann..."

  • "Du kannst es gerne nehmen, ich werde es nicht mehr zurückfordern. Doch eins muss ich noch los werden und zwar habe ich keine Ahnung in welchem Zustand das Grundstück ist, doch bestimmt lässt sich was damit anfangen."


    Natürlich würde er sie nach Centum Cellae begleiten, um das Grundstück zu besichtigen.


    "Weißt du was? Nach meiner Amtszeit werde ich dich nach Centum Cellae begleiten und dann sehen wir uns das Grundstück an. Einverstanden?"

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