[Ravenna] Bittere Tränen und traurige Worte- der Abschied von Soldaten

  • So liebevoll und sanft wie er zu ihr war, wäre Epicharis nie im Leben auf die Idee gekommen, dass Aristides ein regelmäßiger Lupanargänger war. Sie gab sich große Mühe, nicht nochmals in Tränen auszubrechen, als er sie zum wirklich letzten Mal koste und ihr wie einem traurigen Kind versicherte, dass er heil zurückkommen würde. Der Gedanke an ein Kind ließ sie sich verwundert fragen, ob denn aus Arisitdes' Familie niemand zugegen war, und wie auf ein geheimes Zeichen hin gewahrte auch sie eine Sklavin, die auch Marcus zu kennen schien. "Ich hoffe es", flüsterte sie mit zittriger Stimme und schloss die Augen, um sich sanft küssen zu lassen.


    Kurz darauf war Aristides im Gewimmel verschwunden und Epicharis und Kassandra blieben allein zurück. Die Tränen rollten nun doch, allerdings kam nicht ein Laut über die Lippen der jungen Frau. Sie riss sich zusammen, ließ sich mit einer unwirschen Geste erneut das Tuch reichen und trocknete die salzigen Perlen, die nun immer zahlreicher zu Tage kamen. "Oh Kassandra" klagte Epicharis. "Ich habe ein so schrecklich ungutes Gefühl bei dieser ganzen Angelegenheit! Gewiss werde ich ihn niemals wiedersehen und als alte, unansehnliche und kinderlose Jungfer sterben!" Epicharis warf Kassandra einen vorwurfsvollen Blick zu und seufzte tief. Erst eine Weile später setzte sie sich erneut in Bewegung, strebte der Menschenmasse und anschließend Hafenmauer zu. Medeia würde weiter oben warten, an der Sänfte, so hatten sie es abgesprochen.


    Epicharis und Kassandra brauchten eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich bei Medeia angekommen waren. Zusammen betrachteten sie das Gewühl, in dem ein einzelner Centurionenkopfschmuck gar nicht ins Auge stach, da es derer so viele gab, wie Epicharis enttäuscht feststellen musste. Sie würden hierbleiben, bis die Schiffe ablegten, und wer wusste, ob sie hier oben auf dem Hügel vielleicht besser zu sehen waren als dort unten, in der Nähe des Kais. "Großer Neptun, geleite die Schiffe sicher in parthische Gefilde" flüsterte Epicharis und umklammerte das feuchte Tuch beschwörerisch.



    Sim-Off:

    Macht doch nichts, Plautius :)

  • Selbstverständlich heftete Salambo sich flugs an die Fersen des Flaviers. Abermals neigte sie geschmeidig den Lockenkopf, als er das Wort an sie richtete, und sprach ehrfürchtig die Worte: "Werter Dominus, meine Herrin sendet mich, da es ihr zu ihrem Bedauern unmöglich war selbst an diesem Orte zu erscheinen. Ich überbringe Dir ihre tiefempfundenen Grüße und ihre allerbesten Wünsche. Meine Domina hegt keinen Zweifel daran, dass ihr den schändlichen Feind im Osten machtvoll in seine Schranken weisen werdet. Sie betet zu den Göttern und euren vergöttlichten Ahnen, werter Dominus, dass euer Sieg schnell und vollständig sein möge. Ihre Gedanken sind bei Dir."


    Aus ihrer Tasche brachte Salambo ein Paket zutage, das liebevoll in blütenweiße Seide eingeschlagen war, mit Goldband und Schleife geschmückt. Unter dieser adretten Verpackung harrte eine feingewebte Tunika aus einem flauschigen Gemisch aus Seide und feinster Ziegenwolle ihrer Entdeckung, in einem satten Dunkelrot, an den Rändern mit einer feinen Goldstickerei versehen, die dezent das Motiv des flavischen Wappens darstellte. Zudem befand sich darin eine Mütze in der gleichen Farbe, auch sie sehr kuschelig und nicht zu dick, damit sie problemlos unter einem Helm getragen werden konnte. Flavia Leontia hatte nämlich erfahren, dass es in der Wüste nachts sehr kalt werden konnte, und sorgte sich, ihr Vetter könne an den Ohren frieren.


    "Werter Dominus, dies hier ist ein Gewand welches meine Herrin mit ihren eigenen Händen gewebt und gefertigt hat. Sie hofft dass es Dich gut kleiden und schützen wird." Ehrerbietig überreichte die Nubierin das Geschenk. Dass sie, Salambo, die Tunika hatte fertigweben müssen, da Leontia so plötzlich mit ihrem Vetter Gracchus auf Reisen gegangen war, das unterschlug die Nubierin diskret. Man sah auch kaum einen Unterschied.


    Unter halbgesenkten Wimpern blickte Salambo zu Aristides auf und zögerte einen Moment, ob sie, ebenso wie die Tunika und die Mütze, auch sich selbst ihm übergeben, und sich damit unter seinen Schutz stellen sollte, wie ihre Herrin ihr das vor ihrer Abreise geraten hatte. Doch die Aussicht den Dominus womöglich in ein Feldlager begleiten zu müssen, schreckte das nubische Kammerkätzchen, zudem gab es noch etwas in Ravenna für sie zu erledigen, eine Aufgabe die zwar unausgesprochen geblieben war, für deren Erfüllung ihre Herrin ihr jedoch ganz gewiss ungemein dankbar sein würde.


    Da der Dominus offensichtlich sehr in Eile war, wollte Salambo ihn nun nicht länger aufhalten. "Wenn ich so kühn sein darf, Gebieter,", schnurrte sie noch, ein verführerisches Lächeln auf den vollen Lippen, "so möchte auch ich mir erlauben, Dir von Herzen eine gute Reise zu wünschen, einen ruhmreichen Sieg in der Fremde und eine baldige glückliche Heimkehr!"

  • Wie es doch Marcus Herz erwärmte, daß seine Lieblingsbase so sehr ihn bedachte, daß sie eigens ihre Leibdienerin nach Ravenna schickte. Dieses liebe kleine Mädchen! Marcus lächelte freudvoll und marschierte beschwingt weiter am Rande des Hafens und auf die Ablegestellen zu, vorbei an vielen Soldaten und Menschen, die sich von diesen verabschiedeten. Als Salambo von einem Geschenk sprach blieb Marcus stehen und sah auf das Bündel aus feinem Stoff, was Salambo in ihren dunklen Händen hielt. Die Haut der Sklavin zeichnete sich deutlich von dem reinen, weißen Stoff ab und das erste Mal betrachtete Marcus die Sklavin länger als einen flüchtigen Augenblick, verzog seine Lippen zu einem unbedeutend, aber doch vorhandenen anzüglichen Lächeln. Daß die Sklavin ganz nach Marcus Geschmack war, wußte nicht nur er, sondern Salambo auch allzu deutlich von den Besuchen in Baiae oder Ravenna, die er früher getätigt hatte. Vorsichtig nahm er das Geschenk entgegen und schlug das Tuch zur Seite, betrachtete die rote und glatte Seide- welche mit der Ziegenwolle gemischt war- und mußte ein amüsiertes Grinsen unterdrücken. Leontia mußte aberwitzige Vorstellungen haben, wie sich Soldaten kleideten und was praktisch auf einem Feldzug war. Wahrscheinlich war sie mehr darum besorgt, daß Marcus nicht adrett genug in Parthia gekleidet war. Marcus leckte sich schnell über die Lippe, während seine Schultern einen Herzschlag zuckten- besonders als er die Mütze sah. Aber doch gleich darauf wärmte es Marcus Herz abermals, denn daß sie sich auch noch so viel Mühe mit dem Geschenk gemacht hatte, war wirklich rührend. Es freute Marcus, daß seine Verlobte und seine Base derartigen Aufwand für ihn betrieben und dachte mit Wehmut an seine eigenen beiden Kinder, die so fern waren. Zudem konnte man nie wissen, wann man nicht eine Mütze gebrauchen konnte.


    „Richte bitte Deiner Herrin aus, daß ich ihr sehr dankbar bin und sicherlich die Gaben sehr gut zu nutzen weiß auf dem langen Feldzug. Außerdem sind sie wunderschön. Und sage ihr bitte auch, daß ich auch keinen Zweifel an unserem Sieg hege. Sie soll auch bitte gut auf sich acht geben. Oder Salambo, achte lieber Du auf Leontia. Sie ist so sehr der Welt entrückt, daß ihr die Gefahr ins Gesicht lachen kann und sie merkt es nicht.“


    Marcus lächelte und dachte, daß Leontia und Gracchus aus dem selben Holz geschnitzt waren in dieser Hinsicht. Sie war eine liebliche, aber doch genauso entrückte Nachtigal und Gracchus eben ein seltsamer Kauz. Schon war Marcus dabei noch einige Schritte weiter zu gehen. Einige Hallen kamen in Sicht und sie somit außer Sicht als er die Worte von Salambo vernahm. Marcus blieb stehen und wandte sich der Sklavin zu. An dieser Stelle soll gesagt sein: Nein, er hatte seine Verlobte in keiner Weise vergeßen, noch hegte er eine weniger innige Zuneigung zu jener jungen Frau, aber wie es nun mal Marcus Art war, machte er sich meist nicht große Gedanken um sein Tun oder gar Moral und Gewißen. Zudem war Salambo nur eine Sklavin. Das frivole Lächeln stahl sich abermals auf sein Gesicht und er trat an Salambo heran.


    „Aber sicher darfst Du das, meine kleine Wildkatze!“


    Marcus schlang einen Arm um ihre Taille, zog sie heran und presste seine Lippen leidenschaftlich auf ihren Mund, küßte sie begehrlich und rauh. Seine Hand glitt ganz und gar unanständig, sogar sehr anzüglich, an ihrem Rücken hinab und über ihr wohl geformtes Gesäß, dann ließ er sie wieder los, gab ihr noch einen Klaps auf den Hintern.


    „Auf bald, Salambo!“


    Verschmitzt zwinkerte Marcus ihr noch mal zu und wandte sich um, um noch den letzten Weg zu den Soldaten zurück zu legen, mit dem Bündel und der palla in den Armen und den Beutel am Gürtel. Ein wenig Frohgemuter, nachdem er so herzlich und bewegend von zwei schönen Frauen verabschiedet worden war. Jetzt hieß es nach Parthia und in die Fremde ziehen. Denn die Schiffe würden bald ablegen.

  • Nachdem sie ihrer Herrin das Abschiedsgeschenk überreicht hatte verfolgte Kassandra stumm die Verbaschiedung zwischen den Beiden. Dass ihr Herrin dabei weinen musste fand sie gar nicht schlimm, schließlich konnte es ein Abschied für eine sehr lange Zeit werden. Doch das wollte sich Epicharis wohl selbst nicht eingestehen, nachdem sie das Tuch nun erneut an sich riss, die Tränen trocknete und sie dabei vorwurfsvoll ansah. Aus den Augenwinkeln verfolgte Kassandra wie der Mann um den ihre Herrin weinte, in der Menschenmenge verschwand, dann blickte sie wieder zu ihrer Herrin
    ,
    Sagt bitte so etwas nicht ! versuchte Kassandra leise ein paar tröstende Worte zu finden, wenngleich sie nicht viel Hoffnung hatte, dass sie als Sklavin ihrer Herrin diese geben konnte. Wie wollt ihr Euch so sicher sein, dass er nicht wiederkehren wird ? Bestimmt wird er es, sobald die römischen Truppen erfolgreich waren ! Kassandra seufzte, denn wer konnte sich schon sicher sein und wie sollte man darauf die passenden Worte finden.


    So blieb ihr nichts weiter übrig, als ihrer Herrin zu der Stelle zu folgen, von der aus sie die ablegenden Schiffe beobachten konnten. Zumindest bei dem Anblick der sich ihr bot war sich Kassandra sicher, dass sich so einer Streitmacht Niemand widersetzen könnte.

  • Es war lediglich Fortunas Einwirken (und einer sich als äußerst dickflüssig erweisenden Menschenmasse) zu verdanken, dass Epicharis nicht sah, was ihr Verlobter keine fünf Minuten nach der Verabschiedung von ihr tat. Es mochte ja durchaus sein, dass er nicht beabsichtigte, Epicharis' Missbilligung und Enttäuschung heraufzubeschwören, doch wenn sie dereinst etwas erahnen oder gar sehen würde, so wäre es wohl unvermeidbar, dass sie Aristides zürnte. Sklaven waren zwar ein nicht zu verachtender Bestandteil der Gesellschaft, sie konnten bisweilen auch zu echten Weggefährten, Freunden und engen Vertrauten werden - aber die Ehefrau eines Patriziers ersetzen, das konnten sie nicht. Da Epicharis aber nichts gesehen hatte, kamen ihr diese Gedanken auch nicht.


    Kassandra erwartete zwar nicht, dass ihre Worte Trost spendeten, doch genau das Taten sie, denn sie klangen so ehrlich, dass Epicharis gar nicht anders konnte, als sich getröstet zu fühlen. Unter Tränen lächelte sie die Griechin an. "Du hast ja Recht. Es ist nur so...ich habe eben ein ungutes Gefühl. Hoffentlich vermag es ihn zu schützen", erwiderte sie.


    Hoch oben neben Medeia und der Sänfte wartete Epicharis nun also darauf, dass Bewegung in die Flotte kam. Etwa eine Stunde nach der Verabschiedung schallten Rufe wie "alle Mann an Deck" und "Leinen loooos" über den Hafen, und der Wind trug die Worte bis zu der Anhöhe, auf der die kleine Reisegruppe stand. Epicharis winkte nur einmal ganz kurz zum Abschied, denn sie konnte Arisitdes ohnehin nicht ausmachen. Die ersten Schiffe liefen aus, ein kräftiger Wind begleitete sie aufs offene Meer hinaus. Epicharis seufzte tief und wandte sich ab.


    Nachdem sie sich ausgiebig von Medeia verabschiedet und versprochen hatte, sie zu besuchen, wenn sie einmal nach Ägypten reisen würde, trennten sich ihre Wege. Medeia würde ebenfalls auf dem Meer abreisen, und Epicharis würde mit den Ihren noch einige Tage in Ravenna verbringen, ehe sie sich auf den Heimweg nach Rom machen würde. So kehrten sie vorerst in ein Gasthaus ein, welches den Namen "Zum Dreizack" trug.


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  • Mit einem übermütigen Grinsen überließ Salambo sich dem Griff des Dominus. Sie seufzte lasziv und und schmiegte sich heiß an Aristides, während sie dessen Kuss hingebungsvoll erwiderte. Kehlig lachte sie auf bei dem Klaps auf den Hintern, stellte sich in Positur und schnurrte zum Abschied ein verheißungsvolles "Auf bald, mein Gebieter...!"


    Noch immer lächelnd sah sie ihm hinterher, als er in Richtung der Schiffe verschwand, und flüsterte dabei einen obskuren Segen, den ihre nubische Mutter sie einst gelehrt hatte, und der Aristides die Loa gewogen machen sollte. Dann warf sie die Locken zurück, zupfte die Tunika wieder zurecht, und drängte sich durch die Menge bis hin zu einer Stelle, wo sie den Aufbruch der Flotte betrachten konnte. Ein grandioses Schauspiel war das. Sie winkte ein bisschen, verweilte aber nicht lange. Denn schließlich war da noch immer ihre Mission, und es gab da, wie Salambo sich erinnerte, eine alte Venefica an der Straße nach Luca, die ein reichhaltiges Sortiment an Schlangengiften anbot. Da würde sie bestimmt etwas passendes finden, dachte sich das Kammerkätzchen und machte sich zuversichtlich auf den Weg.

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