[Grundausbildung] Probatus Tiberius Iulius Drusus

  • Der Centurio musterte die Männer - sie waren inzwischen deutlich muskulöser geworden - Männer eben. Aber das bemerkte er nur am Rande, denn heute kamen sie zu einer äußerst unbeliebten Disziplin (für den Centurio zumindest). So befahl er


    "In agmen venite!"


    "Pergite aequatis passibus!"


    Und er marschierte mit den Männern über den gesamten Exerzierplatz bis hin zu einer Wiese, auf der Schießscheiben aus Stroh aufgestellt waren. Neben der ersten befand sich eine Halterung mit entspannten Bögen und Pfeilköchern.


    "Jeder nimmt sich einen Bogen und einen Köcher, los los!"


    Er wartete, bis sich jeder seine Ausrüstung holte. Ein Probatus zählte bereits die Pfeile und stellte fest, dass es zehn waren. Ein anderer ebenfalls.


    "Stellt euch XXX Schritte vor den Scheiben auf und versucht, eure zehn Pfeile darauf zu bringen. Geholt werden die Dinger erst auf mein Kommando!"

  • Ah, Bogenschießen! Endlich mal eine Disziplin bei der man nicht laufen bzw. Schwimmen musste. Drusus nahm sich einen Bogen und den dazu gehörigen Köcher und stellte sich auf.
    Er spannte den Bogen bis zum Anschlag, visierte die Mitte der Scheibe an und ließ die Bogensehne wieder aus. Der Pfeil schnellte Richtung Scheibe und traf sie auch. Nur an der falschen Stelle. Ganz am Rand der Zielscheibe war der Pfeil zu finden. Nicht gerade begeistert über das Erreichte griff er nach hinten und nahm den zweiten Pfeil aus dem Köcher. Er legte ihn in die Sehne ein und spannte den Bogen an, jedoch nicht mehr ganz so weit wie beim ersten mal, und ließ den Pfeil los. Dieses mal gelang es ihm weitaus besser, der Pfeil schlug in der nähe der Mitte der Scheibe ein. Auch die weiteren Schüsse gelangen Drusus. Er traf immer ungefähr in den gleichen Bereich. Kein einziger Schuss ging daneben. Schließlich war sein Köcher leer und die Zielscheibe durchlöchert.

  • Während der Centurio hinter den Männern herging, hier und da dafür sorgte, dass die größten Grünschnäbel ihren Bogen so hielten, dass der Pfeil in einer ballistischen Kurve flog, kam langsam Seitenwind auf. Nun würde es ein ganzes Stück schwieriger werden - aber ein besonderes Rezept dagegen wusste Crispus auch nicht. Er hatte seit seiner Grundausbildung kaum mehr einen Bogen in der Hand gehabt.


    "Pfeile holen - Nochmal!"


    befahl er schließlich und das ganze begann von Neuem.

  • Drusus eilte zu der Zielscheibe und holte jeden der Zehn Pfeile heraus, steckte sie einzeln wieder in den Köcher und ging zurück zu seiner Position. Den Seitenwind bemerkte er erst gar nicht, sondern bekam erst davon Wind als der Pfeil von dem Wind ein Stück nach rechts flog, obwohl er doch gerade aus geschossen hatte. Er überlegte kurz was wohl die Ursache dafür war und kam bald darauf dass es der Wind war.
    Aufgrund dieser Tatsache zielte er ein wenig mehr nach rechts und feuerte den zweiten Pfeil ab. Doch noch immer gelang es Drusus nicht die Scheibe zutreffen. Erst beim dritten Schuss traf er die Zielschiebe, wenn auch nur am Rand, aber er traf sie. Mit der Zeit wurde er immer besser. Und ehe er sich´s versah war er schon beim zehnten Pfeil angelangt. Bei diesem konzentrierte er sich bseonders. Drusus zielte ein nicht unbeträchtliches Stück nach rechts, spannte die Sehne und ließ los. Die Sehne federte zurück, der Pfeil sauste in Richtung Zielscheibe und traf genau in die Mitte. Ungläubig betrachtete er zuerst die Zielscheibe und dann den Bogen. Genau in die Mitte hatte er noch nie getroffen.

  • Auch Crispus betrachtete ungläubig den Probatus, der mehrmals daneben und dann genau in die Mitte schoss. Ein Naturtalent? Oder doch nur unverschämtes Glück? Naja, er jedenfalls hätte es nicht geschafft.


    Er ließ die Männer noch den ganzen Tag trainieren, bis er sie am Abend zusammenrief


    "Milites venite!"


    Als alle beisammen waren, erklärte er


    "Nach dem Ausflug in das Luxus-Wissen kommen wir morgen wieder zum Kerngeschäft des Legionärstums. Wir treffen uns in der Schola der Legion*.


    Und jetzt räumt eure Sachen auf und verschwindet!"


    Damit ging der Centurio.


    Sim-Off:

    * trotzdem hier erscheinen ;)

  • Drusus bemerkte den ungläubigen Blick des Centurios nicht, er starrte noch immer auf den Bogen. Dann ertönte der Befehl zum Antreten. Drusus legte seinen Bogen zurseite und war gespannt was nun kommen würde. Zu seiner Erleichterung wurden sie bereits entlassen. Jetzt stand, wie auch sonst immer, essen fassen an. Das Futter der Legion schmeckte ihm zwar immer noch nicht besonders aber so langsam wurde das noch.

  • Als der Centurio am nächsten Morgen vor der Legionsschola erschien, waren bereits einige Probati vor der Tür und warteten. Mit einem


    "Salve!"


    ging er zwischen ihnen hindurch und öffnete einen "Klassenraum". Er bestand aus langen Holzbänken für die Probati, sowie einem leicht erhöhten Stuhl für den lehrenden Offizier. Direkt daneben befand sich ein Gestänge, auf das man große Schaubilder stellen konnte.


    Crispus deutete mit dem vitis auf die Bänke.


    "Setzen!"

  • Der Centurio begann sofort, nachdem alle Platz genommen hatten.


    "Heute gibt's ein wenig Theorie um die Ohren. Zuerst der Legionsaufbau."


    Er trat an einige große Holztafeln heran, die an der Wand lehnten. Nach einigem Suchen fand er die richtige und legte sie auf den Kartenständer.



    DIE LEGION


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/fleisch14/IR/legion.gif]



    "Hier sehen wir eine Legion. Sie besteht, wie ihr sehen könnt, aus X Kohorten zu je VI Centurien. Die erste Cohorte weicht aus der Reihe - sie besteht aus fünf Doppelcenturien. Dort dienen die erfahrensten Soldaten.


    Wer kann mir sagen, was ein Manipel ist?"


    Er sah in die Runde und deutete dann auf Durus.


    "Du?"

  • "Ich?", fuhr Drusus zusammen und überlegte fieberhaft. Ein Manipel. Was war das nochmal? Nach wenigen Augenblicken des Überlegens glaubte Drusus es zu wissen. "Ein Manipel besteht aus zwei Centurien und war vor allem in der Republik eine wichtige taktische Einheit:", antwortete er zögernd, denn sicher war er sich nicht.

  • "Richtig. I. und II., III. und IV., V. und VI. Centurie jeder Kohorte bilden eine Kampfeinheit. Sie marschieren auch noch heute hintereinander auf."


    Er legte das Schaubild beiseite und holte ein anderes:


    DIE ANNÄHERUNGSPHASE


    [Blockierte Grafik: http://img352.imageshack.us/img352/6599/annherungsphaseof8.gif]


    Er deutete auf das obere Kästchen.


    "Hier sehen wir ein Manipel beim Angriff. Wie ihr seht, besteht die einzelne Centuria aus 80 Mann, zusätzlich findet sich vorn der Signifer und der Centurio. Hier sehen wir auch gleich, welche Aufgabe der Signifer hat: Er führt die Truppen in die Schlacht und zeigt dem einzelnen Legionär, wo er hinzulaufen hat. Zur besseren Kommunikation steht der Centurio als Kommandant der Abteilung neben ihm.


    Hinten sehen wir den Optio und den Tabellarius. Nun fragt sich, warum diese hinten stehen. Jedoch ist es sehr einfach: Sie müssen darauf achten, dass die Formation bestehen bleibt. Grundsätzlich werden immer erfahrene Legionäre die letzte Schlachtreihe bilden, um im Kampf ein Auseinanderbrechen der Formation zu verhindern.


    Aber sehen wir uns die Dienstgrade genauer an: Der Signifer verwaltet neben dem Feldzeichen auch die Kasse der Einheit. Dort könnt ihr Geld einzahlen und sicher verwahren lassen. Dann der Centurio. Er ist der Führer seiner Centuria in allen Belangen des täglichen Lebens, also für Versorgung, Training, Ausbildung, Disziplin et cetera zuständig. Dabei unterstützt ihn der Optio, der sein Stellvertreter ist.
    Bleibt der Tabellarius. Wer kann mir sagen, was seine Aufgabe ist?"

  • Hatte Drusus sich doch richtig erinnert. Aufmerksam lauschte er den folgenden Ausführungen. Dieses mal wusste er die Antwort auf die Frage sofort, so glaubte er zumindest. "Der Tesserarius ist für die Wacheinteilung und das Schreiben der Wachberichte in seiner Centurie zuständig, Centurio", meldete er sich lautstark zu Wort.

  • "Abgesehen davon ist er der allgemeine Schreiber der Einheit, korrekt."


    fügte der Centurio hinzu.


    "Kommen wir zu den Stabsoffizieren. Da hätten wir die ritterlichen Tribune, den Praefectus Castrorum, sowie den senatorischen Tribun und den Legaten.


    Die ritterlichen Tribune haben in jedem Falle schon einmal vorher in einer militärischen Einheit Kommandofunktionen inne gehabt. Entweder bei den Vigiles in Rom oder aber bei der Flotte. Damit haben sie einiges militärischen Know-How und können als kompetente Führungskräfte betrachtet werden.


    Mindestens so kompetent - wenn nicht kompetenter - ist der Preafectus Castrorum. Theoretisch kann er mit sehr verdienten Centurionen besetzt werden, im allgemeinen aber mindestens mit ehemaligen Primi Pili. Sie sind die Lagerkommandanten und kümmern sich hauptsächlich um die Verwaltung der ganzen Sache.


    Der senatorische Tribun ist meist jemand, der Station auf diesem Posten macht um später mal 'ne Senatorenkarriere zu beginnen. Er sitzt meist seinen Militärdienst ab und wartet d'rauf, dass er wieder nach Roma zu Papi darf.


    Der Legat ist ebenfalls ein Senator, der längere Zeit Tribun war. Er wird vom Kaiser ernannt und ist unser oberster Vorgesetzter neben dem Kaiser. Das heißt, dass er eine ziemlich absolute Gewalt über uns hat. Er kann uns entlassen, befördern, bestrafen. Ihr solltet ihm mit höchstem Respekt entgegentreten. Unser Legat ist gleichzeitig der Legatus Augusti pro Praetore, also unterstehen ihm sogar alle Legionen in Germania...was eine ganze Menge ist, möcht' ich sagen. Höchstens an der Donau gibts vergleichbares."


    erklärte er die übrigen Stabsposten. Einen Augenblick überlegte er, dann fuhr er fort


    "Haben wir noch die Legionsreiterei. Zu jeder Legion gehören IV Turmae Kavallerie. Eine Turma besteht aus XXX Reitern, einem Duplicarius und einem Vexillarius. Außerdem noch der Kommandant der Turma, der Decurio. Ein Duplicarius ist mit einem Optio vergleichbar, der Vexillarius mit dem Signifer und der Decurio also mit...wem, Iulius?"


    fragte er überraschend.

  • Wieder hörte er dem Centurio aufmerksam zu, bei Crispus´ Vortrag über die senatorischen Tribune musste der Iulier schmunzeln. Dann folgte ein kurzer Vortrag über die Legionsreiterei und eine durchaus unerwartete Frage an Drusus. "Der Decurio...ähm....nun mit dem Centurio würde ich sagen.", antwortete er schließlich und nicht halb so sicher wie zuvor.

  • Erleichtert atmetete Drusus auf. Dann betrachtete er angestrengt die Tafel, räusperte sich und antwortete: "Nun, auf dem vorherigen Bild sind die Centurien hintereinander aufgestellt. Auf diesem Bild sind hinteren bereits in den zwischen Raum zwischen den beiden Manipeln gerückt. Die Schlachtformation, also."

  • "Die Offiziere ... äh ...", erwiderte er unsicher. Drusus begann fieberhaft zu überlegen. Er glaubte zuwissen was der Unterschied war und antwortete zögernd: "Ähm ... der Signifer ist nicht mehr vor der Centurie sondern hinter dem Centurio auf der Höhe der zweiten Linie zu finden?"

  • "Na also! Auch das hat seinen Grund, denn wer sein Feldzeichen verliert, verliert seine Ehre und bei einem mutterseelenalleinen Signifer vor der Linie wäre das zu gut möglich.


    In dieser Formation wird also gekämpft, dabei können ausfallende Kämpfer in der ersten Reihe leicht durch ihre Hintermänner ausgetauscht werden."


    Jetzt klang das sehr theoretisch, in der Schlacht bedeutete "ausfallen" jedoch zumeist den Tod.


    "Während kürzerer Kampfpausen können außerdem ganze Reihen getauscht werden, um eine zu schnelle Ermüdung zu verhindern."


    Damit hatte er alles erklärt, was ein Probatus wissen musste, daher beschloss er.


    "So, das war's für heute. Heute mittag auf dem Campus!"

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