Ephebia | Die Ausbildung von Akhom

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Es war früh am Morgen. Die Sonne blinzelte hinter dem Horizont hervor und tauchte die Stadt in ein perlmuttfarbenes Licht, erhellte alle Ocker- und Braunfarben in einen diffusen Schein. Die Strahlen drangen durch die offenen Bereiche und zwischen den Säulen auch in das Gymnasion. Ein weißhaariger Mann stand in der Mitte des Stadion und zerrieb zwischen seinen Fingern ein wenig von dem ausgestreuten Sand. Er trug einen langen Chlamys, der seinen rechten Arm unbedeckt lies und der dunkelbraune Stoff war an der rechten Schulter mit einer elfenbeinernen Fibel befestigt. Ein Sklave führte eine kleine Gruppe von jungen Männern auf den Mann zu, der geduldig, einer Statue gleichend dort wartete. „Das ist er. Der Archon Deinias von Lindos, der euch ausbilden wird in den nächsten Tagen und womöglich Wochen. Seit respektvoll und werdet nicht unverschämt, er schätzt das ganz und gar nicht.“ Flinken Fußes entschwand der Sklave und ließ die jungen Männer alleine zurück mit dem Griechen.


    Es vergingen einige Sekunden ehe sich der Grieche um wandte und die Gruppe von jungen Männer betrachtete. Langsam trat er zwei Schritte näher. Sein Gewand teilte sich unten ein wenig und offenbarte, dass jener Mann barfuss durch das Gymnasion schritt. „Chaire. Tretet näher und stellt euch vor!“ Nicht unfreundlich war der Gesichtsausdruck des alten Griechen, der schon seit vielen Jahren immer wieder die Jugend Alexandrias zum Alter und der Erfahrung eines Mannes führte, dabei ihre Höhen und Tiefen erfuhr und sie formte wie den rotglühenden Stahl eines Schmiedes. Ein gewitzter junger Mann trat vor. „Chaire! Mein Name ist Cheiron.“ Deinias Mundwinkel zuckten kurz. „Wie der Kentaur? Nun, wie ist Dein Alter, Cheiron?“ Der junge Mann sah kurz zu den Anderen, ehe er schnell antwortete. „16!“ Deinias nickte und sah dann zu Akhom, hob fragend seine weiße Augenbraue.

  • Akhom war an diesem Morgen im Gymnasion erschienen um seine Ephebia zu beginnen. Die jungen Männer die um ihn herum standen betrachtete er gut. Sie waren meistenteils wohl jünger als er, aber dafür hatte er auch mehr von der Oikomene gesehen. Einige der jungen Männer kannte Akhom bereits, sie wohnten nicht weit von seinem Haus entfernt. Die Gespräche unter den jungen Griechen waren nicht sehr ausgiebig, alle warteten gespannt auf den Archon der ihre Ausbildung leiten würde.


    Dann wurde ihnen der Archon Deinias vorgestellt. Dieser war von sehr würdevoller Gestalt und hatte eine natürliche Autorität die allen die Sprache verschlug. Als sich der Blick des Mannes auf ihn richtete trat Akhom vor.


    Chaire, mein Name ist Akhom

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Feine Staubkörnchen tanzten in den frühen goldenen Strahlen der Scheibe Helios', die auf den hellgelben Sand des Stadion fielen. Alleine war die kleine Gruppe von Epheben nicht, denn im Hintergrund und am anderen Ende der Trainingsplatz stellten sich zwei Männer auf. Einer bückte sich und nahm eine Hand voll Sand, um diesen zwischen den Handflächen zu zerreiben. Beide Männer hatten sich noch am Morgen eingeölt und stellten sich auf, das rechte Bein ein wenig zurück gestellt, das Linke nach vorne. Einen Atemzug lang schienen sie Statuen aus einem wohlhabenden, griechischen Garten zu gleichen. Abgesehen davon, dass ihre Körper nicht gestählt waren. Der eine Mann hatte durchaus einen Bauchansatz, der Andere ein wenig mehr Speck an der Hüfte und doch bewegten sie sich gewandt aufeinander zu und fingen an mit einander zu ringen.


    Der Archon neigte den Kopf und deutete den jungen* Epheben ihm zu folgen. Langsamen Schrittes ging der Archon durch das Stadion und auf einige Marmorstufen zu. Für sein Alter durchaus behände erkletterte der Archon die Stufe und nahm auf der obersten Platz. „Setzt euch!“, er deutete auf die beiden Stufen unter sich. „Und wie alt bist Du, Akhom?“ Dass Akhom ein gebürtiger Grieche und nicht gar mit dem Abschaum**, den Ägyptern, vermengt war, davon ging der Archon freilich und selbstredend aus. Ebenso, dass Akhom in Alexandria geboren war, unterrichtete Deinias doch nur die alexandrinische, griechische 'Jugend'. „Und kannst Du mir sagen, warum Du und die Anderen hier die Ephebia beschreiten müsst, Akhom?“




    * aus seiner Sicht waren sie nämlich alle sehr jung, egal wie alt sie tatsächlich waren
    ** So sah das dieser Archon, der doch eine sehr bornierte, aber nicht unübliche Haltung gegenüber der einheimischen Bevölkerung pflegte.

  • Akhom setzte sich, wie ihm geheißen wurde.


    Ich bin 19 Jahre alt.


    Auf die Frage des Archon, warum er die Ephebia durchlaufen musste, antwortete Akhom mit den Fetzen von Wissen, die er noch aus seiner Jugend im Gedächtnis hatte.


    Nun, wir sollen nachweisen, dass wir körperlich und geistig in der Lage sind am öffentlichen Leben unserer Polis teilnehmen zu können. So wird verhindert, dass Unwürdige in der Ekklesia mitentscheiden können...


    Er hoffte, damit wenigstens den Grundgedanken getroffen zu haben.

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Ein Gestampfe und ein Ächzen füllte die morgendliche Stille, einige munter schwatzende Männer traten in auf den Trainingsboden, legten ihre Handtücher ab, um sich so früh am Tag zu ertüchtigen. Der Archon faltete seine Hände vor seinem leichten Bauchansatz, der von den vielen Falten seines schlichten Gewandes gut verborgen wurde. Aber es tat durchaus der Würde abträglich und dem Bestreben der Jugend Mäßigung zu lehren, wenn man doch selber sich hin und wieder den Genüssen hingab. Doch die Erwiderungen des jungen Mannes nahm Deinias mit einem wohlwollenden Nicken hin. „So ist es. Klar und deutlich auf den Punkt gebracht, doch ist manchmal die einfache Rede, dem langen Geschwätz eines Sophisten vorzuziehen.“ Deinias lächelte dünn, denn als Anhänger Platons Lehren war diese Äußerung von ihm nicht verwunderlich.


    Deinias verstummte und ließ die jungen Leute in Schweigen verharren ehe Deinias selber zu einer Antwort ansetzte. „In diesen Jahren steht ihr alle an der Schwelle eines neuen Lebensalters. Ihr seid keine Kinder mehr, aber noch keine Männer, die Verantwortung für ein Eheweib, ihr eigens Haus und Hof, geschweige denn für die Geschicke des Staates übernehmen könnt. Wir, die wir der privilegierten Schicht angehören durch unsere Herkunft und unsere Bildung, haben die Verantwortung die Führung des Staates und der Menschen zu übernehmen. Kein Grieche darf sich nur seiner eigenen Familie widmen und die Staatsgeschäfte einem anderen Mann überlassen, denn die Familie kann nur geborgen und sicher sein, wenn es dem Staat und der Allgemeinheit gut geht.“ Natürlich war das auch mehr theoretischer Natur, denn nicht jeder Grieche war fähig, die Aufgaben der Politik zu übernehmen und überließen ihre Stimmen doch einem, der ihre Interessen wahrnehmen sollte. „Wer von euch kennt die Schriften von Platon?“

  • Akhom lauschte den Worten des Archon aufmerksam, ja er saugte die Worte förmlich in sich auf. Er wollte lernen, er wollte ein guter Mann werden und nicht einer von jenen, die nicht in der Lage waren, die wichtigen Dinge zu erkennen und in der Politik der Polis mitzuwirken.


    Platons Schriften? Akhom erinnerte sich schemenhaft, er hatte auf seiner Seereise durch das östliche Mittelmeer darin gelesen, auch wenn er nicht sonderlich konzentriert bei der Sache gewesen war. Das sich das jetzt rächte, damit hatter er nicht gerechnet. Trotzdem meldete er sich, wie auch einige andere Schüler.


    Ein Schüler, sein Name war Alexandros, wenn Akhom sich richtig erinnerte, drängte sich in den Vordergrund.


    Archon, ich habe die Werke des großen Platon immer und immer wieder gelesen und verinnerlicht!


    Ob sich der Junge mit dieser Behauptung nicht übernahm? Der Archon schien ein Anhänger Platons zu sein, er würde sicherlich mehr darüber wissen...

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Obwohl die Männer, die der Archon stets von Jahr zu Jahr unterrichtete, immer aus der Schicht der Griechen kamen, so konnte er doch bei weitem nicht behaupten, alle wären in der Kunst der Philosophie geschult. Mal war ein Handwerkersohn darunter, dann wiederum ein Nachkomme eines Händlers oder der eines Gelehrten. Und jedem war eine andere Bildung zuteil gekommen und das Potential in die Wiege gelegt worden. Wobei Deinias schon manches Mal von dem Sohn eines berühmten Philosophos sehr enttäuscht wurde, während er einen wahrhaft klugen Geist bei einem Erben eines Schusters entdeckt hatte. Gelöst und sogar ein wenig heiter, denn Deinias erfreute sich stets an der gesunden Jugend Alexandrias, betrachtete der ältere Mann die jungen Männer.


    Besonders den jungen Mann, Alexandros, schenkte Deinias seine ungeteilte Aufmerksamkeit als dieser den Mut hatte, eine derartige Äußerung auszusprechen. Seine Mundwinkel hoben sich, seine graugrünen Augen waren dabei weiterhin freundlich. „Das höre ich natürlich gerne. Doch stellt sich die Frage, ob Du das Gelernte auch verstanden hast.“ Deinias verstummte einen Moment, ehe er die Frage stellte. „Betreffend der Staatskunst, kannst Du mir den Unterschied zwischen einem Handelnden und einem Wissenden erklären? Und was hat die Philosophie mit der Staatskunst zu tun?“

  • Sim-Off:

    Da kommt man durchaus ein wenig ins rotieren... ;)


    Akhom hatte es kommen sehen. Nun war er sehr froh, dass Alexandros solch einen Mut hatte und sich den Fragen des Deinias stellte. Akhom wäre bei diesen Fragen sehr ins stammeln gekommen und hätte vermutlich nichts gescheites erzählt.


    So konnte er aber in aller Ruhe den Worten des Alexandros lauschen und sie mit seinen eigenen Wissensbeständen über Platon vergleichen. Dadurch konnt er sich sehr gut selber überprüfen und das war etwas gutes. Doch Alexandros begann gerade zu sprechen...



    Ich weiß, dass ein Wissender nicht nur auf Reich der Dinge blickt, also sich auf seine Sinneswahrnehmung verlässt, sondern auch die Idee dessen was er sieht kennt und versteht, also etwas auf Vernunfterkenntnis beruhendes erblickt. Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine ein Handelnder beschränkt sich darauf, mit seinen Sinnen wahrzunehmen und kümmert sich nicht um die Idee die hinter dem steckt, was er gerade wahrnimmt.
    Laut Platon ist nur ein Staat der von Philosophen regiert wird in der Lage, das Elend der Welt zu beenden. Denn nur wer den schwierigen Weg beschritten hat und die wahre Welt gesehen hat kann nach diesem Vorbild regieren. Er kann dann die Stadt, die Mitbürger und sich selbst in Ordnung bringen.


    Alexandros zitterte am ganzen Körper. Er war sich so sicher in seinem Wissen gewesen, doch die Antwort erschien ihm falsch und ungelenk.

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Die Lippen von Deinias kräuselten sich amüsiert unter dem weißen, wallenden Bart. Der Gedanke der Ideenlehre hatte er noch vor wenigen Tagen mit Agelades, einem dürren und missmutigen Anhänger Platons heftig diskutiert. So sehr, dass Agelades sich am Liebsten auf ihn gestürzt hätte und nur die beruhigenden Worte seines jungen Schülers ihn davon abhielt mit seinem Becher Wein auf Deinias einzuschlagen. Vor wenigen Tagen hätte Deinias nicht darüber gelächelt, wäre selber noch voll des Zornes gewesen, aber nun fiel ihm wieder auf, wie stark doch die Theorie der Ideen in den Köpfen der Menschen haften blieb. Deinias hob die Hand und strich nachdenklich den Bart über seiner Oberlippe glatt, der sich gleich darauf wieder zu kräuseln begann.“Ein interessanter Punkt den Du aufgreifst. Würde ich diesen in den Zusammenhang der Staatskunst benutzen? Nun, unrecht will ich Dir nicht geben. So etwas gibt es in der Suche nach Weisheit bei weilen nicht. Die Erziehung und somit das Streben einen reifen und vernünftigen Erwachsenen zu formen, entspringt doch sehr der Idee des Guten. Und darauf baut mit Sicherheit auch das Verständnis der Staatskunst auf. Wer vermag die Idee des Guten zu ergründen? Nun, denkt darüber nach und antwortet mir gleich.“


    Deinias dachte kurz in sich hinein und bedauerte es, wie so oft in seinem Leben, nicht die Gabe des Sokrates zu haben, die Menschen mit ihren eigenen Worten zu der Antwort der großen Fragen führen zu können. Zudem mochte Deinias durchaus, wenn er sprach und die jungen Schüler hörten ihm zu. Besonders, wenn sie auch noch wissbegierig waren. Das schmeichelte Deinias Eitelkeit und dieser war beileibe nicht frei von Schwächen und Makel, auch wenn er versuchte, das stets zu verheimlichen. „Wahr hast Du gesprochen als Du das Bild der Höhle anführtest, soll sie den der das Wissen erlangen möchte, von der Welt des Werdens zur Welt des Seins führen.“ Genau an jenem Punkt war vor wenigen Tagen der Becher von Agelades angeflogen als Deinias mit Skepsis über die Wertschätzung all dieser Worte gesprochen hatte. „Dennoch auf die Staatskunst bezogen spreche ich mehr den Unterschied zwischen den Philosophen und den einfachen Männern an, die mit ihren Händen die Arbeit verrichten. Und so hast Du Recht, mein junge Freund. Sagt Platon doch: Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden in den Städten, sage ich, oder die, die man heute Könige und Machthaber nennt, echte und gründliche Philosophen werden, und wenn dies nicht in eines zusammenfällt: die Macht in der Stadt und die Philosophie, und all die vielen Naturen, die heute ausschließlich nach dem einen oder dem anderen streben, gewaltsam ausgeschlossen zu werden, so wird es mit dem Elend kein Ende haben, nicht für die Städte und auch nicht, meine ich, für das menschliche Geschlecht.“


    Abermals stahl sich ein dünnes Lächeln auf die Lippen von Deinias, der von einem der Männer zu den Anderen sah. „Aber sicherlich fragt ihr euch, warum erzählt der alte Mann überhaupt all das Zeug. Na, was meint ihr, warum?“

  • Akhom lauschte aufmerksam und bemerkte, dass er durchaus die Lehren des Platon rudimentär verstanden hatte. Er könnte sicherlich nicht direkt aus den Schriften zitieren, aber den Sinn der Worte würde er wiedergeben können.


    Jetzt richteten sich die Worte des Deinias wieder an die versammelten Jugendlichen. Akhom überlegte und sah, dass die anderen durchaus auch nicht sofort eine Antwort parat hatten. Doch worauf wollte der Archon hinaus? Was war das Ziel seiner Frage? Akhom ging einige Möglichkeiten durch, bevor er antwortete.


    Wir sollen hier dazu ausgebildet werden in der Ekklesia die Geschicke der Polis mitzubestimmen. Also müssen wir doch auch wissen, welche theoretischen Grundlagen unsere Welt bestimmen und wie wir Entscheidungen fällen können, die gut und richtig sind. Platons Staatstheorie ist die bedeutendste Theorie über die Grundlagen der Politik, so dass wir Kentnisse darin haben sollten, bevor wir Entscheidungen treffen können.


    Vielleicht war diese Antwort richtig, aber sie war auf jeden Fall nicht gut formuliert. Daran müsste Akhom noch arbeiten, er nahm sich vor ab sofort abends Rhetorik zu üben.

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Zufrieden nickte der Archon. Sicherlich vermochten schon die alten Philosophen von Athen sich lange und breit über die Jugend aufzuregen, die nicht aufstand, wenn ein Älterer hinein trat. Die unverschämt waren und immer mehr verkamen, selbst Sokrates beklagte jenen Umstand. Und doch kam der Archon immer wieder zu der Überzeugung, die Welt war doch nicht dem Untergang geweiht, sondern es gab immer mal wieder einige junge Menschen, die ihn doch erfreuten mit ihrer Geistesgegenwart. Aber der Archon wusste auch, dass der erste Eindruck durchaus täuschen konnte. Doch würde er lange genug Zeit haben, die jungen Männer zu prüfen. „So ist es. Die nächsten Wochen und Monate eurer Ausbildung dienen dazu aus euch einen Mann zu formen, der die Klarheit und die Einsicht eines Philosophen hat, zudem den starken Körper eines Athleten. Denn ein kluger Geist verkümmert in einem verwahrlosten Körper, die Einheit von Körper, Säften und dem Verstand sollte immer in Harmonie stehen.“


    Abermals konnte der Archon ein dünnes Lächeln nicht unterdrücken, denn manches Mal kamen ihm seine Worte ein wenig übertrieben vor, wenn er an seine eigene, mangelnde sportliche Ertüchtigung dachte, die immer mehr gegen Null hin tendierte. Oftmals vergaß er jene Übungen und war von seinen geistigen Dingen viel zu vereinnahmt. „In der ersten Zeit werdet ihr im Ringen, im Kampf mit der Faust oder einer Kombination von Beidem, dem Pankration, geschult. Zudem erhaltet ihr Lektionen in den Künsten der Literatur, der Musik und all dem, was ihr als Bürger der Stadt wissen müsst. In der zweiten Phase eurer Ausbildung werdet ihr euch an den Waffen üben. Die Geschmeidigkeit des Körpers mischt sich mit der Erhabenheit des Geistes!“ Der Archon verstummte, sah die jungen Männer ernsthaft an und hob fragend seine buschigen, weißen Augenbrauen. „Habt ihr womöglich schon Fragen?“

  • Ah, der Philosoph kam auf die entscheidenden Dinge zu sprechen. Akhom war nie ein Mann der großen Geduld gewesen, aber das würde sich sicherlich mit dem zunehmenden Alter ändern, schließlich blieb man nicht ewig ein jugendlicher Heißsporn.


    Die Frage nach Fragen war fast zwangsläufig, doch für Akhom stellte sich zu diesem Zeitpunkt keine. Doch, die anderen jungen Männer würden bestimmt die eine oder andere Frage haben, und so war es auch.


    Müssen wir die Disziplinen die körperliche Stählung vorraussetzen perfekt beherrschen?
    Ein schon für sein Alter zu dicker Epheb fragte dies.


    Sim-Off:

    Heißt es Epheb oder gibt es einen anderen Singular?


    Aber wir müssen doch nie in den Krieg ziehen, das tun doch die Legiones für uns. Warum sollten wir dann Waffentraining erhalten?


    Wie lange wird die Ausbildung dauern?

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    ~~ Archon Deinias von Lindos ~~


    Aufmerksam sah der Archon zu den jungen Männern, die allesamt zwischen dem sechzehnten oder zwanzigsten Sommer standen. Mit einem milden Lächeln auf den Lippen, denn die Laune des Archon war heute ausnehmend gut und er weniger wirsch wie an manchen Tagen, sah er zu dem etwas dicklichen Ephebos. „Die Perfektion anzustreben ist ein lohnenswertes Ziel, aber sicherlich werden viele Männer, so wie ich auch, ihr ganzes Leben dafür benötigen, um dorthin zu gelangen oder es nur im Ansatz zu erreichen. Nein, Du musst dieses während der Ausbildung nicht schaffen. Dennoch erwarte ich, dass ihr euer Bestes gebt.“


    Die nächste Frage war nicht ganz unberechtigt, befand der Archon. Es war auch nicht das erste Mal, dass ihm diese gestellt wurde. Er neigte zustimmend den Kopf. „Da magst Du recht haben. Die römischen Legionen ziehen in den Krieg und die Römer sorgen für die Sicherheit in der Stadt. Dennoch, es ist und war Tradition, dass ein griechischer Mann, sein Heim und Herd, seine Stadt und Mitbürger verteidigen konnte. Dass er auf der Straße dafür sorgen konnte, dass kein Unrecht geschieht. Somit muss ein Grieche, ein Mann, der im Leben steht, dies weiterhin beherrschen und somit auch die alten Traditionen wahren, die oftmals ihren Sinn und ihre Begründungen haben. Selbst wenn so manch eine Tradition einem Mann auf den ersten Blick absurd erscheint. Wohl denn ist es gut von euch diese zu hinterfragen, denn wir sind keine dümmlichen Schafe, die sich in die Ketten von alten Vorstellungen übergeben.“


    Die Frage nach der Länge der Ausbildung war wohl die Einfachste des Tages. „Von einer Wahl zur Nächsten wird eure Ausbildung währen.“ Der Archon erhob sich langsam, sein Gewand fiel bauschig um seine Beine herum. „Milon!“ Ein Mann löste sich von einer Gruppe von Griechen und schritt auf die Epheben zu. Zum Gruße neigte Milon den Kopf. Milon hatte an den Schläfen silbergraue Haare, trug sie sonst kurz und war von trainierter Statur, trotz seiner womöglich schon über 40 Lenze. „Archon?“ Der Archon deutete mit einer Hand auf die Gruppe von Männern. „Das sind die neuen Epheboi. Unterweise sie für heute in die ersten Lektionen.“ Der Archon drehte sich zu den Schülern um. „Epheboi, das ist Milon. Er ist ein Kämpfer bei den olympischen Spielen gewesen und hat mehrfach dort gesiegt. Er wird euch im Ringen erst einmal unterrichten. Wir sehen uns dann morgen früh.“ Der Archon wandte sich um und schritt mit bloßen Füßen von dannen. Milon deutete den jungen Männern zu folgen und trat in die Mitte das Stadion. Weder Milde, noch Sanftmut zierten sein Gesicht, mehr ein ungnädiger Ausdruck. „So, ihr wollt also Ringen lernen? Hat das schon mal jemand von euch getan?“




    SimOff:
    Singular: Ephebos, Plural: Epheboi
    Aber es geht auch Ephebe (Sing.) oder Epheben (Plural)
    Geschichtlich geht eine Ausbildung eigentlich zwei Jahre, hier natürlich nicht. Somit voraussichtlich weniger als eine Amtsperiode.

  • Die Frage bezüglich der Perfektion amüsierte Akhom, aber er war ja nicht wegen des Vergnügens hier. Viel eher schon interessierte ihn die Antwort auf die zweite Fragen. Wie er es sich gedacht hatte griff der Archon dabei die Traditionen der griechischen Poleis auf und die Erklärung gefiel Akhom.


    Nun also Ringen, nun gut. Akhom hatte dies schon oft getan und um dies auch zu zeigen meldete er sich auf die Frage des Milon.


    Ich habe bereits mehrmals gerungen!


    Sagte er selbstbewusst.

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    ~~Milon~~


    Der Sportler und Ausbilder Milon sah zu Akhom und hob seinen rechten Mundwinkel. „So, hast Du? Na, dann komm mal in die Mitte.“ Milon deutete auf den Platz vor sich. „Und ihr...“ Er sah zu dem Rest der Gruppe. „Tretet auch näher, damit ihr auch genau zuschauen könnt.“ Milon bückte sich und griff in den Sand, zerrieb die Körner zwischen seinen beiden Handflächen. „Der Ringkampf, Pale genannt, gehört mit zu den fünf Disziplinen der olympischen Spiele.“


    Milon richtete sich wieder auf und sah zu der Gruppe von jungen Männern. „Gewandheit und Schnelligkeit vermag Kraft und Größe durchaus auszugleichen. Doch das werdet ihr noch in den nächsten Wochen erfahren. Doch zuerst: Kratzen, Beißen, Spucken, unfaire Tricks, das Treten zwischen die Beine und in die Augen stechen ist verboten.“ Einen Epheben, der das letzte einmal gewagt hatte, den hatte Milon vor einigen Monaten windelweich geprügelt und eigenhändig aus dem Gymnasion geworfen. Aber Milon war auch berüchtigt für seine jähzornigen Ausbrüche, wenn ein Gegner unfair kämpfte.


    „Ansonsten gibt es zwei Varianten. Die Eine des Ringen, die nur den oberen Teil des Körpers als Angriffsfläche nutzt und dann die Zweite, die den ganzen Körper einsetzt. Wir werden mit der Letzteren anfangen.“ Milon deutete Akhom noch näher zu kommen und suchte mit seinen Füßen einen festen Stand im Sand, rechtes Bein etwas nach hinten, Linkes vorne. „Dann greif mich an, Ephebos!“ Zwei junge Männer flüsterten leise mit einander. Brocken wie: 20 Drachmen auf den Olympiaten! oder Ich wette doch nicht auf den! drangen bis zur Mitte. Milon sah mit finsterem Blick zu den beiden jungen Männern, die hastig verstummten.

  • Akhom erinnerte sich seiner Ausbildung, ging in die Grundstellung und konzentrierte sich. Alle überflüssigen Gedanken mussten jetzt Schweigen, denn sonst hätte er überhaupt keine Chance gegen den erfahrenen Kämpfer.


    Ruhig atmen, die Beinstellung beachten und auf den Gegner achten. Angreifen sollte er? Gut, also griff er an.


    Doch sein Angriff war, wie vorrausgeahnt, nicht wirklich erfolgreich und nach kurzer Zeit lag Akhom auf dem Rücken.

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    ~~Milon~~


    Bedächtig stand Milon und wartete auf den Angriff des jungen Epheben. Ruhig lag der Blick des Sportlers und Ausbilders auf Akhom, sah ihm dabei in die Augen und registrierte trotzdem jede kleine Bewegung, die der Körper seines Gegenüber machte. Und es war als ob Milon schon wusste, bevor Akhom es tat, was dieser vor hatte. Milon wich der Bewegung des jungen Mannes aus, packte ihn gleichzeitig unter den Achseln und beförderte ihn mit einer schnellen, fließenden Bewegung und zu Hilfenahme seines Beines auf den sandigen Boden. Milon drückte ihn herunter, sah aber völlig unbeteiligt auf Akhom herab und ließ ihn dann wieder los. Geschmeidig erhob sich der Mann, der doch schon das beste Alter eines Ringes überschritten hatte und nun seine Lebensweisheit, mehr seine Erfahrung in den olympischen Disziplinen den Männern weiter gab.


    Einige Sandkörner fielen von seinem Knie herunter und er reichte Akhom die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Beobachtet euren Gegner gut. Denn an seiner Haltung, seinem Blick mit den Augen könnt ihr schon vieles voraus ahnen. So manch ein unerfahrener Gegner sucht sich mit den Augen die Stelle, die er angreifen will am Körper seines Gegners. So seid ihr gewappnet, ehe er sich überhaupt bewegt hat. Seht eurem Gegner immer in die Augen, denn so vermögt ihr ihn zu täuschen und eure Absichten zu verbergen und gleichzeitig kann es euch möglich sein, die seinigen zu erraten.“


    Milon verstummte einen Augenblick und entsann sich an seine Ausbildung, die doch schon viele Jahrzehnte her war. Er war mit der Zeit zu einem erfolgreichen Ringer aufgestiegen, hatte jedoch nie den Erfolg seines Konkurrenten Amasis. „ Ihr stellt euch gleich jeweils zu zweit auf. Wir fangen dann mit den Grundgriffen an- Angriff und Verteidigung. Doch zuerst möchte ich, dass ihr alle einige Runden lauft und euch dehnt. Denn erst ein geschmeidiger Körper ist ein leistungsfähiger. Ich habe schon oft gesehen, wie sich ein Mann schwer verletzt hat, weil er seinen Körper vor den Kampf vernachlässigt hat.“ Milon deutete auf das Stadion und fing selber an, die Runden zu drehen. Da er jeden Tag hier war, vermochten ihn die wenigen Runden nicht aus der Puste zu bringen. Doch er lief so lange, bis auch der letzte Ephebe schwer atmete.

  • Naja, Akhom war ja schließlich hier um etwas zu lernen. Und das tat er gerade, weswegen ihn die schnelle Niederlage gegen Milon auch nicht verunsicherte oder in Trauer ausbrechen ließ.


    Nachdem der Athlet einige Worte gesagt hatte, begann Akhom zu laufen. Das war nicht unbedingt seine Spezialdisziplin, da er die letzten beiden Jahre zumeist auf See zugebracht hatte und Schiffe in den seltensten Fällen über Laufbahnen verfügten.


    Viele hörten mit dem Laufen bereits vor ihm auf, weil sie aus der Puste waren und einige erst weit nach ihm, aber darum ging es hier ja nicht.


    Und nun also mit einem Partner die Grundgriffe lernen. Nun gut. Akhom entschied sich für Demetrios. Demetrios war etwas jünger als er, aber er wohnte in der Nachbarschaft und sie hatten bereits als Kinder miteinander gespielt.


    Gespannt warteten sie auf Anweisungen von Milon.

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    ~~Milon~~


    Milon trat an den Rand des Stadion und wartete bis auch der Letzte einen Trainingspartner gefunden hatte. Wie immer lief das nicht von alleine statt, blieben doch immer bei einer solchen Wahl einige Einzelne oder gar einer zurück, die keinen Partner gefunden hatten. Erst als all das geklärt war hob Milon, der seine Arme vor seiner nackten Brust verschränkt hielt, wieder seine Stimme zum Sprechen an. „Im Grunde genommen ist jeder Handgriff, jede Stellung gut genug, um einen Gegner zu Fall zu bringen und den Sieg über ihn zu erringen. Doch wie ich schon Anfangs erläutert habe, legen wir Hellen viel Wert auf Ehre und Rechtschaffenheit, so insbesondere im Ringen.“ Milon marschierte auf und ab und betrachtete die jungen Epheben. „Kein Schlagen und kein Beißen.“ Neben der Reihe von Ephebos blieb Milon abermals stehen.


    „Es gibt verschiedene Griffe wie das Umgreifen eines Oberschenkels. Zieht ihr diesen hoch, dann kann der Gegner den Stand verlieren und ihr könnt ihn mit Schwung auf den Boden werfen. Zudem könnt ihr den Leib eures Gegners umfassen und ihn so auch zu Fall bringen. Oder ihr tretet ihm mit der Ferse ins Knie, umschlingt seinen Hals und drosselt ihn, schlagt mit der Stirn nach der Seinigen oder drückt seine Finger zusammen. Bis auf die ersten beiden Methoden wollen wir heute davon jedoch nichts üben, sind doch die Letzten mehr etwas für die Fortgeschrittenen unter euch. Doch wir fangen an mit dem Umgreifen des Oberschenkels oder des Leibes. Die Reihe zu meiner Seite beginnt mit dem Angriff.“ Milon deutete mit seinem Kinn auf die Reihe vor sich, in der auch Akhom stand. „Die andere Seite versucht sich diesen Angriffs zu erwehren.“ Dann trat der Lehrer an die Seite und klatschte kräftig in die Hände als Zeichen, dass die jungen Epheben beginnen konnten.

  • Es war ein heilloses Durcheinander das der Athlet mit seinen Anweisungen erzeugt hatte. Weder gelang es allen sich die Anweisungen wirklich zu merken und auszuführen noch gelang es den meisten Verteidigern, sich still auf den Boden werfen zu lassen.


    So kam es bei einem Paar schon zu einer handfesten Keilerei, kurz nachdem das Startsignal erklungen war. Demetrios, Akhoms Gegner, kannte Akhom schon lange und ließ sich ohne Widerstand zu Boden werfen. Doch neben ihnen, es handelte sich um Alexandros und Antipatros, war dies nicht der Fall.


    Alexandros hielt offensichtlich viel von Ehre und wollte sich nicht kampflos ergeben. Da dies aber der Sinn der Übung war konnte sich auch Antipatros nicht damit abfinden und es entstand ein interessanter Ringkampf und kurz danach auch ein sehr spannendes Wortgefecht.


    Die Ausdrücke die dabei Gebraucht wurden werden hier nicht notiert, aber es ging hauptsächlich um die Eltern der beiden Kontrahenten und ihre Ähnlichkeit zu Tieren oder die vielen Sexualpraktiken welche die Eltern wohl ausführen könnten.


    Um dieses Paar herum bildete sich rasch eine Traube aus Epheben und die johlende Menge stachelte Alexandros und Antipatros weiter an. Akhom hielt sich, wohlweislich zurück und versuchte, die von Milon angedachte Übung weiter durchzuführen. Da Demetrios dies auch gelegen kam, konnten beide in aller Ruhe trainieren.


    Sim-Off:

    Wär ja Langweilig, wenn junge Männer nicht aneinandergeraten.

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