Eine ungemütliche Reise- was vor der Ankunft passierte, Teil I
Träge pflügte das Schiff durch das Mittelmeer, hatte schon vor vielen, vielen Tagen das italische Land außer Sicht gelassen und war nun dabei sich der Küste von Afrika und der Verheißung 'Alexandria' zu nähern. Übelkeit in sich verspürend stand Medeia am Rande des Schiffes, lehnte sich an die Rehling und sah käsebleich auf die Wasseroberfläche. Tagelang war sie nun schon unten im Bauche eingesperrt gewesen. Dort wo sonst Balsam und Seide, Gewürze und Edelsteine gelagert wurden, waren improvisierte Lagerstätten für die wenigen Passagiere an Bord geschaffen. Immerzu war der Geruch nach der am anderen Ende des Schiffes gestauten Ladung in Medeias Nase und die Enge, dazu die Feuchtigkeit hatten ihr zu schaffen gemacht. Sogar Fieber hatte sie in den ersten drei Tagen bekommen, was zwar besser war und doch fühlte sie sich immer noch schlecht. Medeia streckte schwach die Hand aus und Olympia reichte ihr schnell ein feines Linnentuch. Schwer seufzend presste sich Medeia das Tuch gegen die kaltschweißige Stirn und stierte in den blauen Himmel, der sich hob und senkte, hob und senkte. Doch noch immer war kein Land in Sicht. „Stell Deine Füße ins kalte Wasser, das hilft wirklich!“ Ein älterer Herr trat an Medeias Seiten und tätschelte mitfühlend ihre Hand. Entgeistert sah Medeia auf diese Vertraulichkeit und zog dem Mann schnell wieder ihre Hand weg. „Nein, danke. Aber zu freundlich. Wenn es schlimmer wird, werde ich es noch versuchen können.“ Dann wandte sie sich demonstrativ um und sah wieder auf den Horizont, der sich dem Meer näherte und wieder entfernte. Oder war es umgekehrt? Medeia vermochte es nicht zu sagen und fragte sich durchaus, warum es ihr so schlecht ging. Die letzte Seereise hatte sie nicht unter so einer Übelkeit gelitten.
„Soll ich ihr etwas zu Essen bringen?“, hörte Medeia das leise Tuscheln hinter ihrem Rücken aus dem Munde von Olympia. „Nein, ich glaube, sie ko..., nein würgt es gleich wieder hervor. Ich glaube doch, sie scheint wirklich in anderen Umständen zu sein.“ Medeia drehte sich um und hielt sich dabei fest an der Rehling. Böse funkelte sie den kleinen Sklaven hinter sich an. Der duckte schnell seinen Kopf und murmelte leise: „Tschuldigung, Domina. Das meinte ich so nicht. Es sieht...also es ist...“. Wütend fauchte Medeia. „Ich bin nicht schwanger. Denkst Du mir entgeht so etwas?“ Und schon kam wieder die Unpässlichkeit in ihr auf als eine Welle das Schiff hoch trug. Erneut wandte sich Medeia dem Meer zu, doch nur als ein hicksendes Schlucken brachte sie nicht hervor. Somit war die Unverschämtheit ihres Sklaven im Moment vergessen.