[Grundausbildung] Probatus Quintus Redivivus Sabinus

  • Am nächsten Tage erschien Crispus gemeinsam mit zwei Legionären, die jeweils ein Bünden auf ihren Schultern hatten. Nachdem sie dieses abgelegt hatten, rief der Centurio die Männer zusammen.


    "Milites venite!"

  • Wie gelernt standen die Männer diszipliniert und stramm da, nachdem sie aus ihren Barracken gerufen wurden. So langsam hatten sie sich an das Klima und die Arbeitsweise hier in der Legio gewöhnt. Der Drill und die Disziplin taten ihre Wirkung.
    Sabinus bemerkte die beiden Bündchen, die neben dem Centurio lagen.
    Speerwurf?, fragte er sich.

  • Als alle erschienen waren, begann der Centurio wieder.


    "Salvete, Probati,


    heute beschäftigen wir uns mit dem Pilum, der Fernwaffe des Legionärs. Zuvor machen wir jedoch ein paar kleine Aufwärmübungen!"


    An diesem Morgen mussten die Probati zwei Runden laufen und im Anschluss dreißig Liegestützen hinlegen, dann jedoch kamen sie zum Thema.


    "Das Pilum besitzt vorn einen Metallschaft. Dieser dient dazu, bei Durchdringen des gegnerischen Schildes zu verbiegen. Folglich lässt es sich nicht mehr herausziehen und kann nicht zurückgeworfen werden.


    Üblicherweise wirft nur die erste Reihe, da die hinteren überhaupt nicht den nötigen Platz besitzen. Deshalb reicht die zweite Reihe ihr Pilum zur ersten vor. Bei zwei Pila pro Mann entstehen also IV mögliche Salven. Da ein Anlauf außerdem deutlich die Weite erhöht, rückt die Truppe während des Salven gleichzeitig leicht vor.


    So, jeder nimmt sich ein Übungspilum, dann fangen wir an!"


    Der Centurio wartete, während die Probati sich auf die Holzausgaben der Pila stürzten. Doch nicht nur das Baumaterial unterschied sie vom Original - auch das Gewicht war doppelt so groß. Als alle bedient waren, kam der Befehl.


    "Milites in aciem venite!"


    "Tollite pila!" (Fertigmachen zum Pilumwurf!)

  • Das Aufwärmen war eigentlich so wie immer, man strengte sich ein wenig an, schwitzte ein bisschen und stand danach wieder in Reih und Glied.
    Sabinus hörte dem Centurio gut zu. Als er geendet hatte, griffen sich alle Probati die Holzpila. Auch Sabinus erwischte einen. Das Gewicht schien ihm jedoch beinahe absurd. Wie auch der Gladius und das Scutum war der Übungspilum schwerer als der echte. Sabinus konnte sich jedoch nicht vorstellen, dieses schwere Ding besonders weit werfen zu vermögen.
    Er stiess für die neben ihm stehenden Kollen hörbar die Luft aus. Dann gingen sie in Wurfposition. Eigentlich wusste Sabinus gar nicht recht, wie einen Pilum werfen... aber er hatte schon mehrmals Leuten beim Werfen zugesehen und nahm daher eine einigermassen akzeptable Grundposition ein. Er balancierte den Schwerpunkt des Pilums so, bis er das Gefühl hatte, ihn richtig zu halten.
    Dann erwartete er den Befehl des Centurios.

  • Die Männer nahmen Wurfposition ein.


    "Es ist wichtig, das Pilum in etwas diesem Winkel zu halten."


    Mit seinem vitis zeigte er etwa einen 45°-Winkel.


    "Dann muss natürlich mit aller Kraft geworfen werden! Aber probieren wir einfach."


    Er ging zur Seite, dann...


    "Mittite!" (Feuer!)

  • Auf den Befehl hin stiessen alle Probati ihre Pila ab.
    Sabinus hatte Glück, sein Pilum beschrieb einen flachen Bogen und blieb anschliessend ziemlich schräg in der Erde stecken. Andere Pila, wie er sah, kippten nach hinten oder blieben ziemlich steil stecken. Nun, das bedurfte Übung. Natürlich brachten einige Probati auch schöne Würfe hin. Sabinus konnte sich richtig vorstellen, wie mit einem solchen Wurf der Schild eines anstürmenden Barbaren und der Barbar gleich mit durchspiesst wurden...
    Wie er spürte hatte es schon einiges an Kraft gebraucht... Aber es war Kraft, die bestimmt gut investiert war.

  • Den Kopf schüttelnd betrachtete Reatinus die ersten Versuche der Probati, ihre Pila zu werfen. Gut, sowas musste man lernen, doch auch Reatinus hatte bessere erste Versuche gesehen. Knapp drei Viertel der Pila wurden falsch oder lasch geworfen.
    Der Optio tat jedoch nichts, sondern überließ das kollektive Anscheissen lieber dem Centurio, der ja mehr Autorität in solchen Fällen besaß.

  • Auch der Centurio schüttelte den Kopf. Einige schienen auch noch zufrieden mit ihrer Leistung!


    "Probati, mit diesem Pila-Hagel könnt ihr vielleicht einen übergewichtigen Hund aufhalten, der vor euren Scuta sitzt, aber bestimmt keinen Barbaren-Sturm! Los, holt euch die Dinger wieder!"


    Er wartete, bis alle ihre Holzspeere wieder geholt hatten, nicht ohne sie zur Eile zu mahnen


    "Los, los! Ein wenig schneller, wenn ich bitten darf!"


    Als sie dann alle wieder in der Reihe standen, begann er erneut.


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"

  • Eiligst holten sich die Probati ihre Pila wieder und stellten sich in Reih und Glied. Auf Befehl des Centurios hin warfen sie alle ihre Wurfspeere. Offensichtlich hatte der Missmut des Centurios genützt, denn die meistens Pila flogen bereits viel besser. Zumindest beschrieben sie schönere Kurven und bei manchen Speeren, die dieses Mal mit mehr Kraft geworfen wurden, liessen beim Auftreffen Erde aufspritzen.
    Sabinus hatten anscheinend wieder Glück mit einem guten Schuss. Oder er beherrschte die Technik instinktiv. Das hielt er allerdings für unwarscheinlich. Dennoch wollte er so weitermachen.
    Nachdem alle geworfen hatten liefen sie im Eilschritt zu den Pila und nahmen sie wieder in Besitz, kehrten anschliessend in Reih und Glied zurück.

  • "Hm, ging ja grade so..."


    grummelte der Centurio, dann gab es neue Anweisungen.


    "So, jetzt üben wir das ganze im Verband. Also erste Reihe wirft, zweite Reihe reicht das Pilum nach vorn, erste Reihe wirft."


    Er wartete, bis alle sich wieder mit Pila eingedeckt hatten, dann ging es los.


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    Tollite pila!"


    "Mittite!"

  • Die Probati bildeten zwei gleich lange Reihen. Natürlich wollten zunächst die meisten vorne stehen, doch sie waren bereits genug diszipliniert um sich gleichmässig auf zwei Reihen zu verteilen.
    Sabinus stand in der vordersten. Er repertierte kurz im Kopf was er gerade gehört hatte. Werfen, vorrücken, Pila greifen, werfen und wieder vorrücken.
    Auf den Befehl hin standen die vordersten in Wurfposition. Pilum etwa auf der Höhe der Hälfte eines rechten Winkels. Sabinus balancierte den Wurfspeer in der Hand, umgriff ihn fest und schauten nach vorne.
    "Mittite!"
    Die Probati warfen gleichzeitig ihre Pila und machten dabei einige Schritte nach vorne. Die Hinteren rückten sogleich nach und gaben jeweils ihre Pila in der Hand nach vorne weiter. Sabinus griff nach dem zweiten und wartete wieder die Befehle ab.
    Und zum zweiten Mal nahm er die Wurfposition ein und schleuderte danach den Speer nach vorne. So langsam meinte er, ein Gefühl für den korrekten Wurf zu bekommen. Bestimmt musste er den Pilum eigentlich viel weiter werfen, doch das würde mit Zeit und Training kommen.

  • "Hm, hm, hm..."


    murmelte Crispus, dann gab es neue Befehle.


    "So, jetzt kommt die hintere Reihe dran! Die vorderen stellen sich also hinten an, dann üben wir das nochmal!"


    Er trat wieder zur Seite, dann...


    "In aciem venite!"


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"


    "Tollite pila!"


    "Mittite!"

  • Und wieder exerzierten die Probati den Ablauf, doch diesmal wechselten die Männer ihre Positionen. Sabinus griff sich zwei Pila, von denen er einen in die Hand des Vordermannes drückte. Den anderen behielt er vorerst und stand in der Reihe.
    Er sah zu wie die Probati mit aller Kraft die Speere warfen. Gleichzeitig rückten die Männer anschliessend nach vorne und Sabinus reichte wie alle der hinteren Reihe den Pilum nach vorne weiter, wo er auf Befehl des Centurios ebenfalls sogleich abgeworfen wurde.
    So langsam konnte man fast stolz sein, darauf wie die römische Disziplin unter den Probati Wirkung tat.

  • Den ganzen Tag trainierten die Probati weiter den Speerwurf, bis der Centurio das Training gegen Nachmittag beendete.


    "Milites in aciem venite!"


    Es dauerte einen Augenblick, ehe die Männer ihre Pila vom letzten Wurf zurückgeholt hatten, dann gab es weitere Worte.


    "Damit wärt ihr jetzt in die Kunst des Pilum-Werfens eingeweiht. Bringt eure Übungswaffen noch im Horreum vorbei, danach könnt ihr in die Thermen oder ins Bett. Abite!"

  • Mit Muskelkater in den Wurfarmen verliessen die Rekruten den Exerzierplatz. Jetzt konnten sie alle einigermassen Speere werfen, doch bis zur Perfektion würden sie noch einige Zeit lang üben müssen.
    Die Männer klopften sich gegenseitig auf die Schultern und begannen über dieses und jenes zu diskutieren. Sie würden sich jetzt einen geruhsamen Abend machen und genug Energie tanken um den nächsten Tag zu bewältigen.

  • Am folgenden Morgen erwartete der Centurio seine Männer in seiner einfachen Tunika und ohne irgendwelche Hilfsmittel impeto.


    "Milites venite!"


    Natürlich war auch der Optio anwesend und wartete auf Befehle.

  • Und so tat er auch. Crispus und Reatinus hatten sich darauf geeinigt, dass Reatinus heute wieder ausbilden dürfte. Auch wussten beide, dass Reatinus nun mit der Ausbildung los legen würde. Irgendwie freute sich Reatinus darüber, wenn er höhere Befehlsgewalt ausüben durfte. Es schien ein magischer Effekt zu sein, der wohl auf die meisten Offiziere wirkte.


    Er trat einige Schritte nach vorne und musterte kurz die noch verschlafene Rekrutengruppe. Anschließend begann er mit Instruktionen:


    "Probati, heute werdet ihr lernen, wie man schwimmt! Und zwar nicht im Weicheierstil, sondern so, wie es echte Männer tun! Und zu diesem Zweck habt ihr das Vergnügen, mit Centurio Petronius und mir einen Ausflug zum Rhenus zu unternehmen! IN AGNEM VENITE!!" ( In Marschformation antreten! )

  • Der Centurio schritt an die Spitze des Zuges und befahl


    "Pergite aequatis passibus!"


    Er selbst ging an der Spitze des Zuges und überließ es dem Optio, die korrekte Einhaltung der Formation zu überwachen. So marschierten die Männer durch das Castellum direkt in die Stadt hinein, bogen schließlich am Forum nach rechts ab und verließen die Stadt wieder. Von nun an ging es querfeldein, bis die Männer schließlich am sanften Rhenus-Strand standen.


    Der Centurio sah wieder zum Optio.

  • Sim-Off:

    In welcher Beziehung steht das mit dem schwimm-thread? :)


    Ohne ein Wort zu verlieren marschierten die Männer los und folgten ihrem Centurio hinab zum Rhenus. Ein breiter Fluss, in dem es sich stellenweise sicher gut schwimmen liess.
    Obwohl erst der Morgen begonnen hatte, spürte man die Sonne jetzt schon. Sabinus freute sich schon auf das Wasser. Ein Probatus wandte sich kurz ihm zu und man konnte sehen, dass dieser ebenfalls froh war, zur Abwechslung in den Fluss zu dürfen.

  • Sim-Off:

    Der Schwimm-thread ist ein Drill. Das hier gehört zur Grundausbildung. :)


    Während der ganzen "Reise" lief der Optio neben den Probati her und kontrollierte streng, ob auch niemand aus der Reihe tanzte. Den ganzen Weg über hörte man dieses Marschgeräusch, den die Legionäre im Gleichschritt auf den Straßen der Stadt machten. Es dauerte nicht lange, schon kam die Gruppe abseits der Stadt an einem kleinen Ufer am Rhenus an. Außer auf dem Feldweg und dem Ufer, welches gerade noch breit genug für die Probati war, sah man nur Bäume. Bäume und gähnende Leere. Ohne kostbare Zeit zu verschwenden ließ Reatinus antreten. Denn je früher sie anfingen, desto länger konnte man sie ausbilden.


    "Probati, venite!"


    "State!"


    Der Optio ließ einen bedrohlichen Blick über die Probati schweifen, die sich das Stillstehen langsam angewohnt hatten.


    "Heute werden wir uns wie schon gesagt mit dem Schwimmen beschäftigen! Also runter mit der Kleidung und ab ins Wasser! Wer bei 5 nicht nass ist, geht Latrinen putzen!"

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