Die Unterredung mit Macer

  • Nachdem Vesuvianus ihr durch einen erneuten Wink verständlich gemacht hatte, dass sie neuen Wein einschenken sollte, trat sie unverzüglich hervor und tat, wie man es ihr aufgetragen hatte. Selbstverständlich mischte sie diesmal den Wein sofort mit Wasser.
    Sie wollte sich schon wieder zurückziehen, doch plötzlich blickte ihr Herr sie kalt an. Ihr Atem stockte. Er wollte sie doch nicht etwa ansprechen! Bitte nicht, dachte sie panisch. Als er anfing zu reden, wurde sie kreidebleich, doch er musste Fiona gemeint haben, denn diese eilte umgehend zum Tisch und reichte ihm neue Speisen an. Erleichtert darüber nutzte Minna den Augenblick um wieder in den Hintergrund zu treten. Hoffentlich würde diese Unterhaltung nicht noch allzu lange dauern.

  • Zitat

    Original von Tiberius Claudius Severus
    Obwohl man am Anfang einer Karriere nie weiß, welche Faktoren vielleicht noch einen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Lebens nehmen können, wäre ein militärische Kommando das gewünschte Ziel meiner Laufbahn.


    Bei einem Verwandten von Claudius Vesuvianus überraschte diese Aussage Macer nicht, zumal er selber vermutlich ebenso geantwortet hätte, wenn er früher mit jemandem diese Art von Gespräch hätte führen können. Und wenn er früher schon gewusst hätte, was er jetzt weiß. "Sicher, wir halten unser Schicksal nicht alleine in unseren Händen," stimmte er daher zu, "aber wenn man das Schicksal schon nicht in den Händen hält, sollte man wenigstens ein Ziel vor Augen haben. Und ein militärisches Kommando ist natürlich ein gutes Ziel." Er nahm einen Schluck Wein, bevor er weiter sprach.


    "Damit kommt für dich aber nur der Weg über den Senat in Frage, um so ein Legionskommando zu bekommen. Die Kommando über die Auxiliare vergibt der Kaiser praktisch ausschließlich an Ritter, von dem einen oder anderen Alen-Kommando mal abgesehen, aber darauf kann man nicht von Anfang an setzen. Wie steht es um deine politischen Interessen?" Ohne ein Mindestmaß an politischem Interesse würde der Weg in den Senat schlißelich schwer werden.

  • Die Unzufriedenheit in Claudius über die Patzer der Sklavinnen schrumpfte, je länger er sich dem Verzehr der delikaten Happen widmete und den köstlichen Wein genoss. Er bemerkte durch die immer noch anhaltende indirekte Beobachtung durchaus auch das Bemühen der beiden. Auch wenn die Sklavin Minna ihn schon wieder falsch verstanden hatte und anstelle zu bleiben, wieder in den Hintergrund getreten war, wirkte er insgesamt zufriedener als zuvor. Allerdings bedauerte er noch immer, durch die Anwesenheit des Gastes bezüglich der unmissverständlichen Äußerung zu seinen Erwartungen behindert zu sein. Claudius hielt es stets so, dass er gleich zu Beginn jedweder Konstellation die Richtlinien ausgab und die Fronten klärte. Das ersparte nachträglichen Ärger.


    Da es sich an dem Gespräch mit Macer nur noch mittelbar beteiligte, gelüstete es ihn, die Annehmlichkeiten der Anwesenheit von vielen Sklaven voll ausnutzen. Er winkte Fiona herbei, die zuvor für die Auffüllung der Teller sämtlicher Anwesenden gesorgt hatte.


    "Ich möchte etwas Frischluft haben. Biete dies auch den anderen an", gab er in Auftrag. Die Wedel würde die Sklavin schon finden, dachte er bei sich. Es war nicht seine Sache, sich darum zu kümmern.


    Schließlich gab er Minna wieder einen Wink. Er wollte bei Gelegenheit mal herausfinden, ob diese Sklavin begriffsstutzig war, denn sie handelte stets entgegen seiner Anweisung. Jetzt jedoch war dafür keine Gelegenheit. Als sie heran war, stellte er ihr eine beiläufige Frage.


    "Kannst du Singen?"

  • Ihr Blick ging zu Vesuvianus, er winkte beide Mädchen her. Fiona trat zu seiner Kline hin und erwartete seine Anweisungen.
    Offenbar wurde es den Dreien zu heiß!
    ...und Minna sollte singen. Na Klasse!
    Sie überlegte kurz und sprang über ihren Schatten. Ganz untertänig ( ganz anders als es der Römer von Fiona gewohnt war) sprach sie:Oh Herr, darf ich sprechen? Minna singt ganz fürchterlich! Ihr Gesang würde sicher dich und deine werten Gäste beleidigen! Dürfte nicht ich für Euch singen und Minna verschafft euch Frischluft?

    Sim-Off:

    Nix für ungut Minna! Du weißt ja, warum. ;)
    Finchen würde sicher heutzutage die "Rose of Tralee" werden! :D


    "Gib alles Fiona!",dachte sie.
    In Erwartung seiner Antwort stand sie vor ihm und lächelte ihn mit ihrem süßesten Lächeln an. Sie betete zu allen Göttern, daß er ihrer Bitte entsprechen würde.

  • Ein zurechtweisender Blick traf Fiona. Wie konnte sich diese Sklavin nur erlauben, ohne Aufforderung das Wort zu ergreifen? Claudius setzte auf die Liste der Strafen eine weitere für diesen Punkt dazu. Er ignorierte den Einwurf, erwartete von ihr die Durchführung seiner Anweisung, die im Zufächeln von Luft bestanden hatte, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Minna zu, die ihm merkwürdig still vorkam. Zwar bevorzugte er fügsame Sklaven, die möglichst wortlos ihren Pflichten nachkamen, aber etwas irritierte ihn an ihrer Zurückhaltung. Er wollte der Sache bei der Bemühung, der Mahlzeit eine abgerundete Atmosphäre zu geben, auf den Grund gehen.


    "Sing etwas vor!", befahl er. Sowohl Macer als auch er waren von den Liedern der Legionäre auf den Märschen nicht unbedingt akustisch verwöhnt, und wenn die Stimme nur halb so nett wie das Äußere der Sklavin war, konnte sie nicht allzu schlecht sein.

  • "Dieser Kerl macht es einem aber auch wirklich nicht einfach!" dachte Fiona.
    Wenn sie jetzt nicht in irgendeiner Art handeln würde, käme alles über Minnas Sprachdefizit heraus. Dieses Geheimnis war bislang erfolgreich gewahrt worden. Dann hätte nicht nur sie, sondern auch Minna und vielleicht sogar Nordwin darunter zu leiden!
    Allerdings, wenn sie jetzt selbst noch einen unqualifizierten, vorlauten Spruch vom Stapel lassen würde, müßte sie vielleicht mit dem Schlimmsten rechnen. Zur Belustigung der Gäste die Peitsche kosten zu dürfen, war nicht Fionas angestrebtes Ziel an diesem Nachmittag!
    Vesuviuanus sah sowieso schon ganz schön genervt aus. Auf welche Ideen der noch kommen konnte, wenn er so richtig sauer war, wollte sie momentan nicht austesten.
    Unmerklich gab sie Minna einen Wink, sie möge doch bitte den Kopf schütteln. Hoffentlich würde sie sie auch diesmal verstehen!

  • Mittlerweile schien es ganz gut zu laufen. Die Unterhaltung verlief schon eine zeitlang ruhig und den beiden Sklavinnen unterliefen keine weiteren Patzer, die diese ausgeglichene Atmosphäre stören könnte. Minna wog sich schon in Sicherheit, dass die Konversation bald endete und sie das Schlimmste überstanden hatte. Doch dann wandte sich Vesuvianus mit einem Blick zu ihnen, der all ihren Optimismus mit einem Schlag zunichte machte. Nachdem er Fiona eine Anweisung gab, schaute er ihr direkt in die Augen und sprach Minna an. Er sprach sie tatsächlich an. Es kam ihr vor, als hätte ein Blitz sie getroffen. Mit großen Augen stand sie ihm ängstlich gegenüber. Warum konnte er sie nicht einfach ignorieren? In ihrem Kopf suchte sie panisch nach einer Lösung. Plötzlich ergriff Fiona das Wort. Hoffentlich hatte sie eine Idee. Doch es schien, als würde er keine Ausreden mehr dulden. Wenn sie nur wüsste, was er eigentlich von ihr wollte. Sicher war es nur eine Kleinigkeit und nur wegen ihren mangelnden Lateinkenntnissen kam sie – und bedauerlicherweise auch Fiona - nun in große Schwierigkeiten.


    Langsam wurde er ungeduldig. Minna rührte sie jedoch nicht von der Stelle und schaute ihn nur ängstlich an. Herje, ihr Gesichtsausdruck musste sie jämmerlich ausgesehen lassen haben. Hilfesuchend blickte sie zu seinen Gästen. Vielleicht hatte einer von ihnen Erbarmen mit ihr? Doch sie glaubte nicht wirklich daran, dass jemand von diesen Römern Partei für sie ergreifen würde. Plötzlich bemerkte sie, wie Fiona versuchte ihr unauffällig Hinweise zu geben. Hatte sie das richtig verstanden? Sie sollte den Kopf schütteln? Sie war sich nicht sicher. Sonst hatte sie einfach immer genickt und das hatte ihr bisher jedes mal geholfen. Vesuvianus schien irgendetwas von ihr zu erwarten und wenn sie das jetzt verneinen würde, würde er bestimmt wütend werden. Andererseits hatte Fiona ihr schon mehrmals geholfen. Sie wusste, sie konnte sich auf sie verlassen. Was sollte sie jetzt nur machen? Da ihr die Zeit davonlief, fasste sie allen Mut zusammen und schüttelte kurz entschlossen den Kopf.

  • Bei dem Wort Politik musste Severus kurz nachdenken. War Politik nicht der Anreiz vieler Leute, alle Sitten und guten Manieren fallen zu lassen, nur um einmal ein Amt mit Macht zu bekleiden? Natürlich war die Politik auch ein Ort der geistreiche Debatten und Diskussionen, doch blieb immer noch der fade Beigeschmack, dass Politik "unehrenhaft" machte. Eine Stimme kann man sich leicht mit einem Geldbeutel kaufen, ein Schwert, welches in deine Richtung sticht, kann man nur selten mit Geld beeindrucken. Doch eine senatorische Karriere war eben auf der Politik aufgebaut und einen gewissen Reiz hatte es schon, führende Positionen in der Verwaltung und der Administration des Reiches einzunehmen.


    Bevor er sich wieder Purgitius Macer widmete, blickte er noch einmal kurz in die Richtung seines Cousins, der anscheinend gerade versuchte, die Sklaven zu irgendetwas zu bewegen. Da ihn die Belange von Sklavin aber so gut wie gar nicht interessierten, war sein Gehör nicht für ein Gespräch zwischen Hausherrn und Dienerschaft reserviert. Nun wandte er sich wieder dem eigentlichen Gast zu.


    Nun ja, die Politik ist auf ihre Art einfach nur einzigartig. Obwohl der Reiz einer Karriere eher bei einer militärischen Laufbahn liegt, ist der Weg über die Politik zwar unausweichlich aber dadurch nicht unerwünscht. Jeder Römer, der auch nur ein Mindestmaß an Bildung genießen konnte, sollte sich für Politik interessieren.

  • "Du sprichst schon wie ein guter Politiker," schmunzelte Macer, "der einer konkret an ihn gerichteten Frage mit einer allgemeinen Antwort ausweicht." Seine Mimik verriet, dass er das eher amüsant fand als dass er seinen Gesprächspartner ernsthaft belehren wollte. Dazu war das hier sicher das falsche Umfeld.


    "Damit kämst du dann wiederum im Militär nicht allzu weit. Ich fragte nicht, ob sich ein Römer, der diese oder jene Voraussetzungen hat, für Politik interessieren sollte, sondern wie deine politischen Interessen sind", wiederholte er die Frage dann aber doch nochmal mit der entsprechenden Betonung. "Dass du Bildung und grundsätzliches Interesse hast, setze ich einfach mal voraus." Ansonsten müsste er Claudius Vesuvianus wohl übel nehmen, dass er ihn zu diesem gespräch geladen hätte, aber davon ging er nicht aus.

  • Claudius glaubte zu träumen. Er wies die Sklavin an, ein Lied zu singen und die schüttelte den Kopf. In ihm wuchs von Sekunde zu Sekunde das Missfallen an der Situation und den beiden Sklavinnen, die sich ungeschickt, unhöflich und teils sogar unverschämt benahmen. Es gab nicht viel, das den ehemaligen Tribun aus der Ruhe bringen konnte, aber Ungehorsamkeit neben Unaufrichtigkeit und Unfähigkeit gehörten dazu. Um die Peinlichkeit der Situation nicht ins Unermessliche zu steigern und die wichtige Unterredung nicht durch die eigentlich notwendigen Sklavenzüchtigungen zu stören, entschloss er sich, das Atrium von diesen beiden Sklavinnen räumen zu lassen.


    Er winkte einen der seitlich postierten Sklaven heran und flüsterte ihm zu, die beiden unfähigen Geschöpfe in sein Officium zu bringen. Dort sollten sie warten und sich nicht von der Stelle rühren. Er sollte dafür Sorge tragen. Der Sklave nickte, ging zu Fiona und Minna und führte sie zu besagtem Raum. Er postierte sich vor der Tür, nachdem er sie geschlossen hatte.


    Claudius war hingegen die Stimmung merklich vergangen. Er ließ sich zunächst unverdünnten Wein einschenken, um auf andere Gedanken zu kommen. In großen Schlucken genoss er den edlen Tropfen. Der Gesprächsverlauf mit Macer war ihm hingegen zeitweilig entgangen, jetzt versuchte er, sich wieder darauf zu konzentrieren. Sein Blick streifte Severus, der die Möglichkeit nutzen konnte, sich Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen.


    Sim-Off:

    Ein entsprechender Thread wird später eröffnet. :) Es wird mir sonst zu viel. ;)

  • Die Situation eskallierte immer mehr! Vesuvianus war außer sich vor Wut. Einem Sklaven, der in der Ecke stand und der bisher nicht in Erscheinung getreten war, gab er den Befehl, die beiden Mädchen in sein Officium zu bringen.
    Schroff ergriff er Minna und Fiona und zerrte sie aus dem Attrium. "Die arme Minna!" dachte Fiona "Sie kann doch nichts dafür!".
    Leise flüsterte sie in einem beruhigendem Ton:"Keine Angst, kleine Schwester!"
    Natürlich wußte sie, daß Minna nicht verstand, was sie sagte, doch vielleicht konnte sie am Tonfall erkennen, daß sie keine Angst haben mußte.

  • Sein Gesichtsausdruck verriet deutlich, wie zornig er war. Die Art, wie seine Augen sie anblickten, flößte Minna eine ungeheure Furcht ein. Hätte Vesuvianus’ Blick nicht Bände gesprochen, wäre sie glücklich gewesen, dass sie sich endlich aus dieser entsetzlichen Lage entziehen konnte. Doch so war ihr bewusst, dass das Ganze noch ein schlimmes Nachspiel haben wird. Sie konnte nur noch hoffen, dass seine Bestrafungen nicht allzu grausam waren.


    Das Einzige, was ihr in diesem Moment Halt gab, waren Fionas besänftigen Worte. Auch wenn sie nichts verstand, der Klang in ihrer Stimme ließ Minna erkennen, dass sie ihr Trost spenden wollte. Traurig lächelte sie Fiona an. "Danke." sagte sie leise auf germanisch. Sie wollte sich so gerne für all das bedanken, was Fiona ihretwegen alles getan hat.

  • Ein genaue Festlegung sollte also von Seiten des Claudiers kommen? Wo liegen den seine politischen Interessen? Nachdenklich fiel sein Kopf auf die rechte Seite, sein Gesicht blickte Macer nun leicht fragend an.


    Hm...


    Sein politisches Wissen war nun wirklich nicht groß genug, um lange Reden über seine Zukunft in der Politik zu halten. Das Interesse für Politik war da, doch war das militärische Wunschdenken deutlich wichtiger, die Politik war nur ein Weg zum Erreichen des Ziels.


    Tja, die Politik ist facettenreich. Natürlich wäre ein militärisch angehauchtes Amt in der Politik die beste Wahl für einen aufstrebenden jungen Mann, der eigentlich nur zum Militär will.


    Eigentlich müsste Tiberius die Ämter des Cursus Honorum etc. auswendig kennen, doch hatte er wohl gerade geschlafen, als sein Lehrer es ihm erklärte.

  • Das wiederum war keine so gute Antwort fand Macer. Immerhin erwartete er von einem politisch interessierten Menschen, dass er wusste, dass die Ämter des Cursus Honorum nun wirklich kaum militärische angehaucht waren, wesewegen ja auch ein kluger Mensch auf die Idee gekommen war, ein Militärtribunat auf den Weg zu legen, damit kein Politiker um das Militär herum kam.


    "Die Ämterfolge als solche kannst du dir ja soweiso kaum aussuchen", erklärte er daher die allgemeinen Zusammenhänge. "Du hast zwar immer die Auswahl zwischen der einen und der anderen Ausprägung eines Amtes, aber viel militärisches wirst du dir da nicht gönnen können. Als Quaestor vielleicht, wenn du einem Statthalter zugeteilt wirst, der auch ein legionskommando führt. Aber der hat für die Legion dann auch seine Tribune und wird dich woanders einsetzen."


    Einen Moment dachte er zurück, wie es bei ihm angefangen hatte. Aber er verwarf die Gedanken recht schnell, den damals war soweiso alles anders gewesen und ing ewisser Weise auch komisch. "Du brauchst zwei Dinge, wenn du erfolgreich starten willst. Den Ordo Senatorius und eine Idee oder ein Thema. Das mit dem Ordo sollte für einen Claudier kein Problem sein. Der Rest braucht Kopfarbeit. Kannst du gut Reden halten?"

  • Mit einem freundlichen Nicken kommentierte Severus die Belehrung. Vielleicht war es ja einfach nur der Wunsch danach, mehr militärische Arbeit zu verrichten. Nun, dann musste er sich wohl mit dem Tribunat als erstes begnügen, mehr Militär gab es wohl nicht.


    Gut, da war der Wunsch wohl größer als der Verstand.


    Nach den Worten von Macer verzog Severus sein Gesicht leicht. Reden halten? Er glaubte schon, dass er rhetorisches nicht auf den Kopf gefallen war, doch brauchte man auch Erfahrung für eine erfolgreiche Rede. Erfahrung hatte der junge Claudier auf diesen Gebiet aber noch überhaupt keine.


    Naja, zwar habe ich keine Erfahrung, doch glaube ich schon, dass eine Rede schaffbar wäre. Mit einem Ziel vor Augen ist die Motivation natürlich groß genug, um soetwas zu schaffen.

  • "Bei einer rhetorischen Ausbildung wird dir sicher die Schola weiterhelfen können und eine guten Lehrer vermitteln. Der Rector Aelius Callidus ist selber sehr versiert auf diesem Gebiet, was natürlich angesichts seiner Funktion auch nicht verwundert." Macer hielt seine eigene Ausbildung zwar durchaus für solide und alltagstauglich, aber auch nicht für mehr. "Was der Redner mit der Sprache nicht kann, muss er eben mit den Inhalten füllen. Man muss ja nicht zu denen gehören, die auch über Nichts eine Rede halten können." In der Acta Diurna konnte man sogar manchmal sehen, wie aus Nichts eine Meldung gemacht wurde, aber das war wieder etwas anderes.


    "Das Thema sollte zumindest entfernt mit dem angestrebten Amt zu tun haben und es sollte einen roten Faden für die Kandidaturvorstellung werden. Du wrist täglich über dieses Thema sprechen müssen und dadurch einfach zeigen, dass du Kompetenz für etwas entwickeln kannst. Dann traut man dir ein Amt zu." So ähnlich hatte es Macer auch immer gemacht.

  • Gut, sobald Bedarf nach einer rhetorischen Ausbildung besteht, werde ich mich weiter damit befassen.


    Nun musste sich Tiberius langsam auch ein passendes Thema aussuchen, ein Thema, wie Macer sagte, dass sich wie ein roter Faden durch die Laufbahn eines Mannes zieht. Bevor er weiter sprach, nahm er noch schnell einen Schluck Wein zu sich, man wusste ja nie, ob der Alkohol im Blut noch hilfreich werden würde. 8)


    Ein beliebtes Thema bei den oberen Schichten ist die Wahrung der alten römischen Traditionen und Tugenden. Eigentlich ist es im Sinne eines jeden Römers, Dinge, welche ein Weltreich geschaffen haben, weiter zu erhalten. Doch muss man ein solches Thema natürlich auch richtig dosieren, denn es gab auch viele Dinge, die heute nicht mehr so beliebt sind.


    Er machte eine kurze Pause, vielleicht sollte er mehr ins Detail gehen?


    Meiner Meinung nach wäre es für einen Einstieg in die Politik am besten, ein Militärtribunat zu absolvieren. Denn es macht immer einen guten Eindruck, wenn ein Patrizier sich über den Standesunterschied stellt und trotzdem ein Tribunat leistet.

  • Macer war sich nicht ganz sicher, ob die letzte Aussage ein Themenvorschlag gewesen war oder eine allgemeine Meinungsäußerung. Er ließ sich mit einem Happen der angebotenen Speisen Zeit, um sich eine Antwort zurecht zu legen.


    "Über Traditionen und Pflichten zu sprechen ist ein beleibtes Thema. Gerade junge Leute scheinen manchmal besonders eifrig darauf bedacht, bestimmte Werte zu wahren. Solange du dabei nicht censorischer als der Censor bist, ist das sicher ein erfolgversprechendes Thema. Allerdings auch eines, was dir lange nachlaufen kann und an dem du später immer gemessen werden wirst."


    Dass Macer selber sich mal im Wahlkampf für eine Renovierung des Marstempels stark gemacht hatte, die immer noch nicht passiert war, war auch ein recht erfolgreiches Thema gewesen, aber bisher hatte ihm noch keiner einen Nachteil daraus gedreht. Zumal sich eine Renovierung ja immer noch nachholen ließe. "Wenn du jetzt bestimmte Traditionen ansprichst, wirst du dich selber immer an sie halten müssen. Was dir natürlich beim Militärtribunat nicht schwer fallen würde, weil du das ja sowieso machen musst, wenn du ein Kommando anstrebst."

  • Wenn jemand wirklich zu seiner Meinung steht, ist es für ihn kein Problem, seine Überzeugung das Leben lang zu vertreten. Den Leute, die kein klares Ziel vor Augen haben, sind auf einer langen Zeitebene betrachtet nicht sonderlich erfolgreich.


    Da fiel ihm ein, Spurius Purgitius Macer stellte sich als Leiter der Academia Militaris vor. Um ein Tribunat abzuleisten, brauchte man bestimmt militärische Bildung, so dachte zumindest der junge Claudier.


    Für ein Militärtribunat braucht man eine militärische Grundbildung, nicht wahr? Und wenn ich jetzt alles richtig verstanden habe, erlangt man diese, auch als Zivilist, in der Academia Militaris? Also würde ich es präferieren, nach meiner militärischen Bildung mich auf ein Tribunat zu bewerben.


    Zwar hoffte Tiberius, dass dies kein Problem darstellen sollte, doch fragte er lieber nocheinmal nach.


    Das geht doch?

  • "Ja, vor einem Tribunat musste du das erste von vier möglichen Examen an der Academia ablegen. Du kannst dich jederzeit für die Grundvorlesung anmelden. Das Studienmaterial wird schriftlich angeboten. Man kann mir natürlich auch Fragen dazu stellen, wenn es Unklarheiten gibt", beantwortete Macer erst einmal die zuletzt gestellte Frage. Dann griff er wieder zu den Speisen und kam zum vorherigen Thema zurück.


    "Nun, das hört sich doch schon ganz zuversichtlich und vielversprechend an. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass ein Wahlkampf auf der Basis kurzfristiger Ziele ein schlechter Wahlkampf sein muss."

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