Die Unterredung mit Macer

  • Ich werde diese Akademie baldig aufsuchen, desto weniger Zeit man damit verbraucht, desto mehr Zeit hat man für den wahren Dienst.


    Die folgenden Worte des Senators wurden von Seiten Tiberius mit einem Nicken und einem Kommentar quittiert.


    Natürlich! Wenn man sich auf eine vielleicht schon veraltete Politik stützt, ohne diese in ihrer Grundfeste zu überprüfen, kann dies zu einem schnellen Ende einer politischen Laufbahn führen.


    Zwar wurde jetzt der praktische Teil geklärt, doch musste Tiberius auch über den praktischen Ablauf etwas wissen.


    Wie genau erlange ich nun eigentlich den Ordo Senatorius? Da ich Leistungen oder eine entsprechende Geburt momentan noch nicht vorzeigen kann, muss es ja einen anderen Weg geben.

  • Macer schmunzelte ein wenig über den deutlich und sorgfältig vorgetragenen eifer, denn immerhin war ein Tribunat immer gleich lang und die meisten Männer legten es erst nach dem Vigintivirat ab. Aber auf solche Feinheiten wollte er nicht weiter eingehen.


    "Die eigentliche Erhebung macht der Kaiser persönlich, jedoch meist in Form eine entsprechenden Schriftstücks. Selten lässt er die Personen dazu zu einer Audienz kommen. In der aktuellen Lage halte ich das für völlig ausgeschlossen. Es reicht also völlig aus, wenn ein ehrenwerter Mann den Kaiser auf geeignetem Wege davon unterrichtet, dass du in den Ordo Senatorius aufgenommen werden möchtest und dass dies ein äußerst ehrenwertes Ziel ist, und du diese Aufnahme verdient hast." Vermutlich würde der entsprechende Vermittler genug lobende Worte über den Mann finden. "Der Rest ist dann nur noch Formsache."


    Bei einem Schluck aus seinem Becher nahm Macer darüber hinaus an, dass sich unter den diversen Patriziern sicher jemand finden würde, der für diesen Claudier den Weg ebnen mochte.

  • Claudius hatte bislang dem Gespräch schweigend beigewohnt. Nun allerdings tat sich ihm eine Frage auf, die er sogleich stellen wollte. Er stützte sich verstärkt auf den rechten Unterarm und machte sich so bemerkbar, bevor er die entstandene Gesprächspause nutzte.


    "Du bist ein ehrenwerter Mann, hast zudem bereits einen nahen Verwandten Severus, nämlich mich, in deiner Legion gehabt, du wirst regelmäßig zum Consilium geladen. Was läge jetzt näher, als dich um diesen Einsatz zu bitten? Was ich hiermit tun möchte", fügte er als Abschluss seiner Bemerkung an. Sein Blick weilte auf Macers Gesicht. Er war ihm bereits jetzt für die gemachten Hinweise dankbar, von denen er sicherlich auch etliche hätte geben können, aber die Erfahrung Macers gerade bezüglich des Cursus Honorum überwog seine doch um einiges.

  • Es überraschte Macer nicht, dass diese Bitte an ihn herangetragen wurde und schmeichelte ihm natürlich. Der Unterschied zwischen patriziern und Plebeiern musste inzwischen noch kleiner sein, als er das selber häufig sah, dachte er sich. "Es ehrt mich, dass du mit dieser Bitte an mich heran trittst. Ich werde sehen, was ich tun kann und wann sich die nächste Gelegenheit ergibt, dass ich mit dem Kaiser in Kontakt trete oder eher jemanden anderen treffe, der seinerseits den Kaiser kontaktiert."

  • Während die "Alten" redeten, nutzte Tiberius die Gelegenheit, etwas intensiver den Wein zu kosten. Zwar schmeckte er gut, doch musste Severus aufpassen, dass er nicht bei übermäßigen Genuss dieses Weins, obwohl er verdünnt war, in sein cubiculum getragen werden musste.


    Nachdem Macer seine Hilfe zugesagt hatte, dankte der Claudier dem Purgitier natürlich auch dafür. Die Frage nach einem ungefähren Zeitpunkt ließ Tiberius gezielt aus, denn Versprechen waren in Rom sehr schnell gebrochen und selten konnte man auf das Wort eines Mannes vertrauen, der auch nur ein wenig Macht besaß.


    Eine sehr freundliche Geste, Senator. Ich kann euch gar nicht genug dafür danken.

  • Claudius dankte mit einem Nicken seinem ehemaligen Legaten, der für ihn alles, aber sicher kein gewöhnlicher Plebejer im Senatorenstand war. Er bewertete die Personen in seinem Umfeld auch danach, ob er ihnen vertrauen konnte oder nicht, Purgitius Macer vertraute er.


    "Ich möchte die Gelegenheit nutzen und dich von einer Veränderung, meine Peron betreffend, zu unterrichten. Nach der Häufung von Missverständnissen und teils auch unschöner Nachrede habe ich den Namen meiner Geburt wieder angenommen. Fortan also nicht mehr Vesuvianus, sondern wieder Menecrates."


    Er hob seinen Becher.


    "Ich möchte auf die Zukunft Roms anstoßen, auf einen gelungenen Feldzug und nicht zuletzt auf einen steilen Karriereweg meines Cousins. Wir beide haben ja schon einiges erreicht, du mehr noch als ich", fügte er schmunzelnd hinzu.

  • Macer machte zunächst eine abwehrende Geste angesichts des Dankes. "Danke mir, wenn ich tatsächlich etwas für dich getan habe. Mit den Göttern kannst du durch ein Bittopfer einen Vertrag abschließen, aber ich kann nur tun, was ein Senator eben tun kann."


    Dann hörte er mit einem Becher in der Hand zu, was Vesuvianus zu verkünden hatte. Nämlich dass er ab sofort nicht mehr Vesuvianus war. Nun gut, das konnte Macer sich gerade noch so merken und ansonsten hatte er für so etwas ja seinen Leibsklaven als Ersatzgedächtnis. Der würde Macer auch sagen können, was es mit den angesprochenen üblen Nachreden auf sich hatte, denn Macer bekam selber sowas nur äußerst selten mit. "Auf Rom, auf den Feldzug und auf eure Karrieren" erwiderte Macer den Trinkspruch in leicht abgewandelter Form. "Prosit!"

  • Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen antwortete Tiberius auf die Worte des Senators.


    Dann hoffen wir, dass du dabei Erfolg haben wirst.


    Nach der verkündeten Namensänderung seines Verwandten musste Severus kurz überlegen, hieß sein Cousin etwa früher anders? Er war zu lange von seiner Familie entfernt, sein Gedächtnis hatte solche Dinge schon lange vergessen. Vielleicht sollte er sich bei einem schwatzhaften Sklaven über die genauen Details erkundigen. Schnell stimmte er mit seinen Gesprächspartnern ein und hob seinen Becher, der zwar nicht mehr ganz voll war, aber trotzdem noch Wein beherbergte.


    Auf Rom, den Kaiser und seinen Sieg. Natürlich auch auf unseren privaten Erfolg.

  • Das Beisammensein klang mit Geplauder über die unterschiedlichsten Themen aus. Dabei beobachtete Menecrates ab und an Myrtilus' Sohn, um sich ein besseres Bild von ihm zu machen. Seinen Gast hingegen kannte er beinahe in und auswendig. So machte Erinnerung kam bei ihm hoch, die ihn allesamt freudig stimmten, wozu sicherlich nach gewisser Zeit auch der Wein beitrug, obwohl er verdünnt war.


    Als die Verabschiedung nahte, erhob sich Claudius. Er ließ es sich nicht nehmen, Macer bis zur Porta zu begleiten.

  • Macer verabschiedete sich höflich von seinem Gastgeber. "Ich danke für die kleine Einladung. Ich schaue, was ich für den jungen Mann tun kann. Vale, Menecrates", sagte er dann, auch um sich den neuen Rufnamen besser einzuprägen.


    Noch bevor er auf die Straße trat, ordnete sein Sklave rasch ein paar Falten der Toga, die beim liegen immer etwas durcheinander kam.

  • Auch Severus erhob sich. Zwar kannte er Macer so gut wie gar nicht, doch war es nicht zu leugnen, dass dieser Mann, unabhängig von seiner plebejischen Herkunft, einen enormen Einfluss inne hatte - so folgte eine angedeutete Verbeugung.


    Vale, Senator.


    Erst beim Stehen merkte Severus, wie sehr der Wein ihm zugesetzt hatte, er konnte zwar noch gerade stehen und normal sprechen, doch war sein Gleichgewichtssinn schon leicht eingeschränkt. Entweder musste er zwecks Abhärtung mehr trinken oder es ganz sein lassen.

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