Wieder war einer jener Sommertage, an denen man in Rom das starke Gefühl bekam, das Pflaster würde versuchen, jene, die darauf liefen, auf kleiner Flamme zu garen. Glücklicherweise hatten findige Menschen einst die cabatinae erfunden, und so blieb mir das Schicksal gegarter Füße erspart, aber wenn man in Toga und Tunika gleichermaßen unterwegs war, fühlte man sich doch sehr schnell wie ein Brotlaib im Backofen. Der Vormittag im Tempel war schnell vorübergegangen, und da sich meine Lust auf ein weiteres Gespräch mit meinen in Ehren ergrauten Kollegen über deren Zipperlein und Krankheiten in sehr engen Grenzen hielt, hatte ich den Tempel für meine Pause verlassen und mich auf den Weg gemacht, in einer der kleinen Garküchen etwas zu erstehen, was mir bis zum Abend den Magen füllen sollte. Als ich über den Vorplatz des Marstempels ging, hätte ich gut und gerne mindestens zwanzig Sklaven gebraucht, die mir frische Luft zufächelten, und eigentlich war die Vorstellung, mich jetzt kurz bis Kopf unter Wasser in einen Brunnen zu setzen, ebenso reizvoll wie angenehm, vor allem, wenn man meine letzte Brunnenepisode bedachte*, aber es wäre meinem ansehen als Priester wohl kaum wirkllich dienlich gewesen.
So schritt ich etwas eiliger aus, um diesen Wegabschnitt der fiesesten Wärme schnell hinter mich zu bringen, als eine durchaus bekannte Silhouette vor mir auftauchte, die wohl dasselbe Ziel hatte wie ich. Sicher, wir waren uns nicht direkt vorgestellt worden, aber als Priester kannte man die meisten Kollegen zumindest vom Sehen, wenn es hohe Festtage hab, und diese Priesterin hatte ich mir vor allem wegen des weichen Schwungs ihrer Nackenlinie eingeprägt, die ich während irgendeiner ausgesprochen langweiligen Zeremonie hatte eingehen betrachten können. Vielleicht war jetzt auch die Gelegenheit gekommen, zumindest ein paar kollegiale Worte zu wechseln.
"Salve, Decima Valeria!" Ich holte die wenigen Schritte bis zu ihr auf und lächelte sie freundlich an, wohl wissend, dass mir ebenso dünne, winzige Schweißperlen auf der Stirn stehen mussten wie den meisten anderen Menschen um diese Tageszeit auch. "Bist Du auch unterwegs, um Dir eine Erfrischung zu gönnen?" Ich ging davon aus, dass sie mich erkannte - so dämlich, zu dieser Tages- und Jahreszeit freiwillig eine toga zu tragen, waren nur Priester oder Senatoren, und ich hatte sicherlich keinen Purpurstreifen an meiner Kleidung.