Artaxata

  • Er sah nicht zufrieden aus. Er sah überhaupt nicht zufrieden aus. In einem Cartoon würde vermutlich eine kleine Gewitterwolke über dem armenischen Herrscher schweben. Da dies jedoch das wirkliche Leben ( ;) ) war, konnte der Sklavenhändler allein am finsteren Gesichtsausdruck die Laune Parthamasires` ablesen. Es war nicht sehr schwer.


    "900? Du vergisst wohl, wen du vor dir hast!"
    Ungeduldig trommelten seine manikürten Finger auf dem kleinen Tischchen, auf welchem eine Weinkaraffe, sowie einige Trauben standen. Das melodische Klimpern seiner zahlreichen Armreifen durchschnitt die kurze Stille, die zwischen den beiden Männern herrschte, wie ein geschärftes Messer die Haut des Feindes.



    Edit: Der dumme Rechtschreibsklave...alles muss man selber machen

  • Der Bote war tagelang durchgeritten, bis er von Assur nach Artaxata kam. Nur dank diverser Poststationen mit der Möglichkeit des Wechselns der Pferde konnte er innerhalb kürzester Zeit die Nachricht überbringen, wollte er auch, denn der Eunuch, der die Nachricht des Sháhs an den Boten weitergab, zeigte ihm unmißverständlich, was ihm blühen würde, sollte der Bote nicht schier Übermenschliches vollbringen. Die Lust auf Schlucken war dem Boten definitiv vermiest.


    Aber er kam an in Artaxata und fragte sich zum Palast durch und konnte dann tatsächlich die Nachricht überbringen. Wenn der Satrap den Brief bekam und das königliche Siegel durchbrach, würde er dies lesen:


    Neffe,


    zu lange hast du nichts von dir hören lassen. Ich hoffe, dass deine Mission in Armenia von Erfolg gekrönt ist. Es würde mich und das parthische Volk, welches nach deiner Nachricht giert, sehr betrüben, wenn dem nicht so wäre und auch, wenn Assur weiterhin ohne Botschaft aus der Brudersatrapie Armenia bleibt.


    Es schien mir angebracht, deinen Vetter Surenas nach Edessa zu schicken. Diese verdammten Römer hecken sicher etwas aus. Halte dich und deine Männer bereit, meine Lust, Armenia nochmal besetzen zu lassen, hält sich in Grenzen.


    Möge Ahura Mazda sein geneigtes Auge auf Armenia legen.


    Osroes, Sháh in Sháh

  • Als Parthamasires die Nachricht seines Onkels erhielt, war er, wie so oft, umringt von Beratern (aka Speichelleckern), die wild durcheinander auf ihn einredeten, sodass er natürlich keinen einzigen verstand. Es wäre vermutlich ohnehin nur Zeitverschwendung gewesen, was interessierte ihn schon die Farbgebung der Kleider, die die Tänzerinnen auf dem Mithra-Fest tragen sollten? Hauptsache wenig Stoff.


    "Vom Sháh in Sháh?", fragte er aufgrund des Lärmpegels noch einmal den Boten, welcher die Nachricht überbracht hatte. Als dieser nickte, verstummten augenblicklich alle Umstehenden und auch der parthische Prinz zog unbewusst ein wenig den Kopf ein, obwohl er genau wusste, sein Oheim war meilenweit entfernt.
    Mit einer unwirrschen Geste entließ er die Anwesenden und faltete den Brief auseinander. Was konnte der Alte nur wollen?
    Die Neugier ließ ihn die wenigen Zeilen schnell überfliegen. Eine Art Bereicht wollte er wohl haben. Als ob er nichts Besseres zu tun hätte, aber bitte.
    Dass Osroes Surenas nach Edessa geschickt hatte, ließ Parthamasires jedoch unwillkürlich aufatmen, hatte der Satrap doch ungleich höhere Kenntnisse im militärischen Bereich. Vielleicht würde er so um eine Begegnung mit den Infiltratoren herum kommen. Ach, Edessa. Da war ja auch seine Zukünftige. Shi..dingsda. Oder Ishdingsda? Er konnte es sich einfach nicht merken. Er hatte sie zwar einmal gesehen, doch war sie verschleiert gewesen und hatte so nicht wirklich seine Aufmerksamkeit geweckt. Es spielte ohnehin keine Rolle, war die Hochzeit doch aus politischen Gründen und nicht aus romantischen beschlossen worden. Nunja, er würde spätestens in der Hochzeitsnacht sehen, ob sich diese Verbindung auch in anderer Hinsicht lohnte.


    "Schreiber!", bellte er, als er den Brief verinnerlicht hatte, woraufhin sofort ein dünnes Männlein erschien, diverse Manuskripte in der einen und einen Stylus in der anderen Hand. Im Nu war ein Brief nach Assur diktiert, welcher noch am selben Tag den Palast verließ.



  • Ai ai ai. Der Prinz war wirklich nicht gut drauf und seine schlechte Laune zeigte er mehr als nur deutlich.


    "750, mein Prinz. 750 weniger kann ich nicht verlangen. Meine Frau...wenn sie hört für wieviel ich die teuren Sklaven verkauft habe dann wird euer Verließ noch eine Oase gegen sein. Sie ist so grausam...."


    Der arme Händler sah wirklich sehr traurig und zerschlagen aus und war es auch. 750 war wirklich die Untergrenze dessen was ihn noch halbwegs ungeschoren zu Hause von dannen kommen ließ. Seine Frau hatte von Anfang an das Regiment zu Hause geführt und er musste darunter leiden. Sogar die armen Kinder....ach er war so ein armes Würstchen....

  • Der Teint Parthamasires`wurde langsam aber sicher immer roter.


    "750! Noch ein solch unverschämtes Angebot und du wirst sehen, dass meine Verließe keineswegs den Vergleich mit einer Oase verdienen! Du wirst dich noch an die zarten Hände deines Frauchens sehnen!"


    Er hatte sich wieder erhoben und umrundete, umschlich geradezu, die potentiell gekauften Sklaven, bis er erneut bei der Germanin stehen blieb.


    "Für die hier gebe ich dir 500. Die anderen - nicht mehr als 200."


    Der parthische Prinz, für die Gefühle anderer seit jeher unempfindlich, nahm das zerknirschte Gesicht des bedauernswerten Händlers nicht annähernd zur Kenntnis. Es hätte vermutlich auch keinen Unterschied gemacht, wenn er es getan hätte - er war der Herrscher, jeder, der ihm widersprach würde erfahren, was es bedeutete, den Zorn eines Parthers auf sich zu ziehen.

  • "Aber Herr, mein Prinz. 500 für die Germanin und 400 für die anderen Sklaven. Ich muss doch auch leben."


    Er hoffte, dass der Prinz vielleicht doch noch etwas wie ein Herz hatte. Außerdem wusste er nciht wie grausam seine Frau sein konnte. So grausam konnte kein anderer sein. Vielleicht sollte er seine Frau das nächste Mal zum verhandeln schicken. Im besten Fall wäre er sie dann los. Im schlimmsten würde sie wiederkommen und er müsste eine neue Identität annehmen...

  • Dieser verfluchte Händler... betrachtete er das etwa als Handel unter Gleichgesinnten? Redete, als könne er Forderungen stellen, wie bei jedem x-beliebigen Straßenkäufer. Wie bei jedem dahergelaufenen Untertan!


    "Mir scheint, du siehst zwar, dass ich spreche, aber du hörst nicht, was ich sage, Händler."


    Sein Blick streifte einen der Sklaven, auf welchen er schließlich deutete.


    "Der da, behalt ihn. Und die anderen für 210."

  • Völlig geknickt stand der Händler nun vor dem Prinzen und nickte.


    "Natürlich mein Prinz, gern mein Prinz. Die Sklaven für 210."


    Er würde das Geld nehmen und einfach fortgehen. Nach Hause konnte er eh nicht mehr und überall anders wäre es besser als dort. Es war nicht sein Tag gewesen und wusste es schon gestern beim Aufstehen, dass sich einiges ändern würde und nun auch tat...

  • Als wäre nun ein völlig anderer Mensch in seinen Körper gefahren, der den übellaunigen Geist vertrieben hatte, wandelte sich in sekundenschnelle Parthamasires' Gesichtsausdruck zu einem fast freundlichen Lächeln.


    "Wundervoll, ich wusste, wir werden uns einig.", verkündete er strahlend und nickte zufrieden.
    Einem der Sklaven bedeutete er mit einer Geste, das vereinbarte Geld zu holen und dem Händler zu überreichen.
    "Ich hoffe, du wirst mir bald neue Ware vorstellen können. Vielleicht noch etwas aus dem Norden?"

  • "Natürlich mein Prinz. Sollte ich wieder Ware aus dem Norden oder den Ländern Roms. Ich danke dir."


    Er nahm das Geld entgegen, verneigte sich noch einmal vor dem Prinzen und verschwand dann mit seiner restlichen Ware, sich und seinem Wagen und ward von dann nicht mehr hier gesehen. Seine Gedanken hatte er wahr gemacht...

  • Kaum war der Händler weg, schickte Parthamasires auch bald die Sklaven mit einem der bereits eingearbeiteten Diener davon. Lediglich das Wesen aus dem Norden sollte noch hier bleiben.


    "Böser Schmetterling... welche Worte hat man dir denn noch beigebracht, hm?"


    Grinsend stellte er sich hinter die Germanin und betrachtete interessiert das helle Haar.

  • Da stand sie nun und bewegte sich nicht. Sie hatte eine lange Reise hinter sich und musste nun wieder erneut diese taxierenden Blicke über sich ergehen lassen. Eigentlich war dies so viel für die stolze Germanin. aber sie hatte gelernt still zu sein wenn mehrere um sie herumstanden. Doch jetzt gerade... Sie wand sicha uf die Frage des Mannes um. Ihr Haar wehte ein wenig durch den vom Schwung erzeugten Wind.


    "Parthia böse. Schmetterling böse...."


    Freundlich lächtelte sie. Wusste sie ja auch nicht was sie da sagte. Sie hatte es auf ihrem Weg aus dem Norden hierher aufgeschnappt und wenn es eine Sache war, die sie lieber nicht hätte sagen sollen so wars jetzt eh zu spät.

  • Wieder folgte Stille und ein irritiertes Blinzeln auf die Antwort der Sklavin.
    Parthia war also böse. Und ein Schmetterling war böse. Schmetterlinge waren allerdings im allgemeinen eher nicht böse und Parthia mit einem geflügelten Insekt gleichzusetzen missfiel Parthamasires ein wenig.
    Beim Gedanken an die mögliche Reaktion seines Oheims musste er jedoch grinsen. Ohja, er hatte es bildlich vor sich.


    "Wer hat gesagt, Parthia sei böse? Der Händler? Der Mann, der dich hergebracht hat?"


    Der würde dann wohl doch nicht mehr zu seiner Frau kommen...

  • "Auf Straße...Menschen...ich habe gehört..."


    Die Sklavin sprach halt nur sehr gebrochen weswegen man die Worte mit einem deutlichen germanischn Akzent vernahm. Warum der Mann nun allerdings nicht mehr über den bösen Schmetterling lachte, verstand sie auch nicht. Eben wars noch lustig, ein wenig später nicht mehr.


    "Du noch komischer als Römer."


    Sie sprach halt aus was sie dachte und die Gedanken kamen ihr gerade ein.

  • "Oh, du kennst Römer?", fragte er, an ihr vorbei zu seinem angestammten Sitzplatz gehend.
    "Wieso sind Römer denn komisch, hm?"
    Einladend klopfte er neben sich auf die reich bepolsterten Kissen.


    Diese abfällige Sprache über sein Heimatland würde er ihr wohl noch austreiben (lassen) müssen. Die Sklavin eines Satrapen hatte Parthien zu lieben, und sei es nur äußerlich.

  • Kurz überlegte wie sie ihm das sagen konnte, dass er sie dann auch verstand.


    "Ich vom Norden durch Reich Roms nach hier gekommen.""


    Als dieser neue Mann auf die Kissen klopfte, trat sie langsam auf ihn zu und nahm mit gutem Abstand auf diesen Kissen Platz.


    "Na ja. Römer meinen ins Land kommen zu können und dann gehört es ihnen. Wenn man sie versucht wegzujagen dann wundern sie sich. Sehr komische Leute."


    Das war noch untertrieben. Ihre ehrliche Meinung hätte sie ihm aber nur in germanisch um die Ohren hauen können.

  • "Hm.", brummte der Prinz, während er an seinem Wein nippte. "Komisch ist ein... komisches Wort, um die Römer zu beschreiben."


    Mit einer Handbewegung schien er jedoch das Thema beiseite zu wischen - mit den Römern würde er sich früh genug befassen müssen.


    "Genug davon. Erzähl mir etwas über dich. Wie heißt du, was kannst du?"

  • Scheinbar mochte er die Römer auch nicht so schnell wie er mit diesem THema fertig war.


    "Mein Name ist Sontje."


    Dann machte sie wieder eine Pause in der sie nachdachte.


    "Kann im Haus arbeiten und Garten. Das ich haben zu Hause gemacht."

  • Sontje. Was hatten diese Ausländer doch für schwierige Namen ( :D)
    Ihre Vorschläge, was die Beschäftigung anging, waren jedoch nicht im Sinne des Satrapen. Im Haus und im Garten arbeiten... dafür gab es bereits mehr als genug Sklaven. Die männlichen, hauptsächlich. Für die weiblichen gab es doch weitaus nützlichere Verwendungsmöglichkeiten. Zumindest für jene, die nicht aussahen, als wären sie bei der Geburt auf ihr Gesicht gefallen.


    "Nun, das vergisst du besser schnell wieder. Du wirst nacher zu einer Sklavin gebracht werden, die dich in deine Aufgaben einweist."


    Sie schien bislang nicht allzu clever zu sein, aber das mochte an der Sprachbarriere liegen.


    "Wie hieß das Land noch... ach, Germanien. Erzähl mir von dort. Liegt dort tatsächlich immer Schnee?"

  • Was wieder für Gerüchte in der Welt herrschten und man konnte nichts gegen tun.


    "Nein, nicht immer Schnee. Wir haben auch Sommer und dann alles grün. Die Bäume und Blumen. Große grüne Wälder, blaue Flüsse und grüne Wiesen. Ist sehr schön im Sommer und auch warm. Im Winter dann fallen Schnee. Aber Winter ist nicht immer."


    Allerdings fragte sie sich nun doch ein wenig was sie sonst tun sollte wenn nicht im Haus und Garten arbeiten. Die Menschen hier wo die Sonne immer schien, hatten wohl irgendwann mal zu viel Sonne abbekommen und ihren Geist dabei verloren. Ein kleines Grinsen huschte bei diesen Gedanken über ihr Gesicht.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!