Hauptverhandlung Iud Imp II/DCCCLVII - Imperium Romanum vs. Appius Helevetius Sulla

  • IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    DECRETUM IMPERATORIS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XV KAL AUG DCCCLVII A.U.C. (18.7.2007/104 n.Chr.)


    wird die Anklage im Fall
    IUD IMP II/DCCCLVII
    Imperium Romanum vs. Appius Helevetius Sulla erhoben.


    Die Anklage lautet wie folgt:



    § 64 Hochverrat
    § 65 Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
    § 70 Staatsfeindliche Verunglimpfung von Reichsorganen
    § 81 Nötigung und Bedrohung
    § 96 Brandstiftung
    § 103 Landfriedensbruch
    § 102 Öffentliche Aufforderung zu Straftaten
    § 104 Bildung krimineller Gruppen
    § 107 Nötigung von Reichseinrichtungen oder -organen


    Der Imperator Caesar Augustus hat Marcus Decimus Mattiacus als Vertreter der Anklage benannt.


    Die Zuständigkeit des Iudicum Imperialis ergibt sich aus der Anklage:


    § 2 Iudicium Imperialis
    (4) Das Iudicium Imperialis verhandelt Strafsachen der Kategorie Schwerverbrechen, sowie Berufungen des Iudicium Maior.


    Gemäß


    § 2 Iudicium Imperialis
    (2) Dem Iudicium Imperialis gehören der Imperator Caesar Augustus und zwei Iudices an.


    hat der Imperator Caesar Augstus folgende Besetzung des Iudicum Imperialis bestimmt:


    Als Iudex Prior:
    Gaius Caecilius Crassus
    in Vertretung des Imperator Caesar Augustus


    Als Iudex:
    - Gaius Octavius Victor



    Nach


    § 31 Vorführung
    (2) Wird der Beschuldigte nicht vorgeführt, so muss ein Advocatus seine Rechte wahrnehmen. In diesem Falle ist ihm ein Advocatus zu bestellen, wenn er noch keinen solchen hat.


    wird als Verteidiger für Appius Helevetius Sulla Manius Tiberius Durus benannt.



    - DCCCLIVII AB URBE CONDITA -

  • Hiermit eröffne ich als Iudex Prior des Iudicium Imperialis die Hauptverhandlung:


    Das Imperium Romanum gegen Appius Helevetius Sulla


    Die Verhandlung findet öffentlich und in der Basilica Ulpia statt.


    Die Prozessbeteiligten mögen ihre Anwesenheit bestätigen.

  • Auch diesmal erschien Durus, diesmal jedoch wesentlich zeitiger. Ruhig saß er auf seinem Platz und sah zur Richterbank. Auf Anweisung des Iudex Prior meldete er sich ebenfalls


    "Die Verteidigung ist anwesend."

  • Auch bei dieser Verhandlung saß Victor auf seinem Richterstuhl und wartete auf die Eröffnungsreden der beiden Anwälte. Irgendwo war es ja bedauerlich, dass es keinen Cicero mehr gab unter den Rednern, sodass man wenigstens die Qualität der Reden würdigen und interessiert zur Kenntnis nehmen konnte, wenn doch ihr Inhalt eigentlich egal war.

  • Alle beteiligten Parteien sind damit anwesend. Ich erteile dem Anklagevertreter das Wort.


    Das Prozedere begann schon bei seinem zweiten Prozess Crassus zu langweilen. Praetor würde er also lieber nicht werden....

  • Mattiacus stand auf und verlass die Anklageschrift:


    "Dem Angeklagten Appius Helevetius Sulla wird vorgeworfen, die folgenden Verbrechen und Vergehen begangen zu haben:


    § 64 Hochverrat
    § 65 Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
    § 70 Staatsfeindliche Verunglimpfung von Reichsorganen
    § 81 Nötigung und Bedrohung
    § 96 Brandstiftung
    § 103 Landfriedensbruch
    § 102 Öffentliche Aufforderung zu Straftaten
    § 104 Bildung krimineller Gruppen
    § 107 Nötigung von Reichseinrichtungen oder -organen


    Diese hat er begangen in dem er in der Provinz Hispania, Regio Corduba, mit einer Gruppe Gleichgesinnter konspiriert hat, einen Aufstand gegen die Provinzregierung angezettellt hat, um den Bestand der Provinz und damit der Res publica zu gefährden. Zusammen mit dem ebenfalls Angeklagten Decimus Strabo kann er als einer der führenden Köpfe des Aufstandes bezeichnet werden. Im Verlauf dieses Aufstandes wurde Cordoba mit Gewalt genommen und die Regierung des Princeps in Frage gestellt und gefährdet. Die loyalen Bürger der Stadt wurden gezwungen, die Stadt zu verlassen oder sich den finsteren Plänen Strabos anzschließen. Nur durch das Eingreifen der Prätorianer konnte dieser Aufstand niedergerungen werden und die Ordnung der Res publica wieder hergestellt werden.


    Mattiacus machte eine kurze Pause.


    "Die Anklage erkennt in diesem Vorgehen des Angeklagten die Verwirklichung der oben genannten Straftatsbestände in vorsätzlicher Weise."

  • Der Prozess gegen den Hochverräter Helvetius Sulla hatte, wie nicht anders zu erwarten, da er ja auch öffentlich stattfand, großen Andrang hervorgerufen. Es war für meine Sänfte nicht einfach gewesen, bis zur Basilica Ulpia vorzudringen; dort endlich angelangt, bedurfte es der tatkräftigen Hilfe meines Sklaven, um unbeschadet einen Platz im Zuschauerraum einzunehmen, der sowohl eine gute Akustik als auch eine gute Sicht bot.


    Die meisten Prozessbeteiligten waren mir zumindest namentlich bekannt; ich hoffte, sie in den nächsten Wochen und Monaten noch persönlich kennenzulernen. Alle machten sie einen routinierten Eindruck, was mich nicht weiter verwunderte, da das römische Prozessrecht ja einen glasklaren Ablauf solcher Verhandlungen vorsah. Allerdings war ich auf das Höchste gespannt, wie der Prozess sich in seinem weiteren Verlauf entwickeln würde, schließlich ging es hier ja nicht um irgendeinen Fall - und nicht um irgendeinen Angeklagten. Denn eines musste ich gestehen: Wenn ich auch das Vorgehen des Helvetius Sulla aus tiefster Seele ablehnte, so fesselte mich doch die Frage, wie so ein Mann aus einer solchen gens zu diesen Untaten willens und fähig gewesen war. Ich hoffte, ihm würde die Gelegenheit gegeben, sich dazu zu äußern.


    Während der Verlesung der Anklageschrift blickte ich mich auch im Zuschauerraum um.

  • Auch wenn Crassus meinte die eben gehörte Anklageschrift exakt gleich vor nicht mal allzulanger Zeit schon mal gehört zu haben, fuhr er in einem geschäftigen Ton fort:


    Die Verteidigung hat das Wort.

  • Durus erhob sich. Warum er zum Pflichtverteidiger berufen worden war, war ihm gänzlich schleierhaft, denn wie er vor kurzem erfahren hatte, würde er eine ähnliche Rolle spielen wie der Prudentier damals gegen Helvetius Tacitus - der interessanterweise der Patron seines Klienten war.


    So erhob er sich und vermeldete folgendes:


    "Appius Helevetius Sulla wird sich selbst verteidigen. Ich werde ihm nur beratend zur Seite stellen, daher gebe ich das Wort direkt an den Beklagten weiter."


    Nun nahm Durus wieder Platz und war gespannt, was passieren würde.

  • Auch wenn Crassus mit der Bestimmung des Pflichtverteidigers eben diesen Fall - dass sich Sulla selber verteidigte - vermeiden wollte, nickte er zu den Worten des Patriziers. Auf seinen Wink hin führten zwei Prätorianer den Angeklagten hinein. Crassus hatte, ähnlich wie bei dem Fall gegen Strabo, auch hier den Angeklagten erst einmal nur in einem Nebenraum gehalten, damit der Prozess ohne Probleme starten konnte. Dieses mal würde er darauf wohl verzichten müssen, naja, würde schon gutgehen.


    Sulla erreichte seinen Platz neben dem Tiberier und hinter ihm standen weiterhin die beiden Prätorianer:


    So möge die Verteidigung nun weitermachen.

  • Auch zu dieser Verhandlung hatte sich Caius eingefunden. Wieder bahnte er sich in der Zuschauermenge seinen Weg nach vorn, von wo aus man alles bestens hören und sehen konnte. Mittendrin statt nur dabei, sozusagen. Dass sich der Angeklagte Helvetius Sulla selbst zu verteidigen gedachte, war eine interessante Tatsache, wenngleich Caius, selbst natürlich nicht frei von Vorurteilen, nicht davon ausging, dass die Verhandlung einen anderen Ausgang nehmen würde, als der Fall Pompeius Strabo.

  • Da er bereits den Prozess gegen Strabo beobachtet hatte, wunderte es Macer diesmal nicht, dass die Anklagerede kurz ausfiel. Die Verteidigung schien jedoch diesmal eine andere Strategie fahren zu wollen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Tiberius Durus aus dem Verhalten des Angeklagten im anderen Prozess gelernt hätte und diesmal nicht wieder eine Verteidigung aufbauen wollte, die der Angeklagte dann plötzlich selber zu Fall brachte. Gespannt wartete er, ob auch jener eine energische Rede aufbieten konnte, in der er ähnliche Beschuldigungen vortrug, wie sie schon von Strabo zu hören waren.

  • Nachdem der Pflichtverteidiger des Angeklagten, Tiberius Durus, verkündet hatte, dass Helvetius Sulla sich selbst verteidigen werde, sah ich meinen Wunsch in Erfüllung gehen: Tatsächlich würde sich der besiegte Aufständische in eigener Person zu den Vorwürfen äußern.


    Als er nun auch von zwei Prätorianern in den Verhandlungssaal geführt wurde, straffte sich unwillkürlich meine gesamte Körperhaltung, und ich konnte mich des kindischen, weil sensationslüsternen Gedankens nicht erwehren: So sieht also ein Hochverräter aus. Diese unpassende Überlegung vertrieb ich aber sofort wieder und machte mich stattdessen bereit, konzentriert zuzuhören.

  • Sulla hatte alles bisherige gehört. Er wurde nun von zwei Prätorianern in den Gerichtssaal geführt. Eingehüllt in eine dunkle Toga schritt er langsam und bedächtig zum Platz des Angeklagten. Die Torturen des Aufstands, der Schlacht um Corduba, die schwerwiegenden Verletzungen und das karge Leben in der Zelle hatten ihn stark altern lassen. Nichts war mehr da von dem vitalen Aufrührer. Er machte eher den Eindruck eines alten, gebrechlichen Greises. Seinen rechten Armstumpf behielt er in seiner Toga.. Sein Gesicht war aschfahl. Die Wangenknochen traten deutlich in dem eingefallenen Gesicht hervor. Sein Haar war mittlerweile schneeweiß. Nur seine tief in den Höhlen sitzenden Augen ließen noch etwas von dem Feuer vergangener Tage erahnen.


    Ein geschwätziger Wächter hatte ihm einige Details aus dem Prozess gegen Strabo erzählt. Er hatte sich auf den Augenblick seiner Verteidigungsrede schon eine Weile vorbereitet. Als er an seinem Platz stand, blickte er in den Saal. Er erkannte seinen militärischen Bezwinger, den Prätorianerpräfekten an seiner Uniform. Sonst konnte er kein ihm bekanntes Gesicht entdecken. Laevina war anscheinend nicht da. Das beruhigte ihn. Er atmete noch einmal tief durch und fing an zu sprechen.


    “Söhne und Töchter des Romulus,
    hier stehe ich, Appius Helvetius Sulla und werde Rede und Antwort für meine Handlungen stehen. Ich bin mir des bereits jetzt feststehenden Urteils bewusst und brauche daher mich nicht auf irgendwelche Albernheiten von Winkeladvokaten einlassen. Meine nun folgende Rede ist daher nicht als Verteidigungsrede zu verstehen, sondern als Erklärung meines Handelns und als politisches Testament.


    Um zu den mir vorgeworfenen Taten Stellung zu beziehen, ist es notwendig etwas weiter auszuholen. Ich bin vor mehr als 28 Jahren zu den Legionen gegangen um dem Kaiser und dem Imperium zu dienen und habe mir meine Sporen auf den Schlachtfeldern Palästinas, Britanniens und Germaniens verdient. Ich habe an dem Chattenfeldzug des Kaisers Domitian teilgenommen. Ganz Rom und vor allem er selbst feierte sich als „Bezwinger der Germanen“. Diese Scheinheiligkeit wurde den im Felde stehenden Truppen zum Verhängnis. Schnell hatte sich das Barbarenpack wieder zusammengerottet und drängte die Römer erneut zurück. Domitian aber ließ sich weiter feiern, während gleichzeitig tausende Legionäre in den kalten Wäldern Germaniens ihr Leben ließen. Zu dieser Zeit begann ich erstmals ernsthaft am Kaiser zu zweifeln. Ich fand unter den kämpfenden Truppen Gleichgesinnte, die auch Kontakte zur Politik hatten. Der damalige obergermanische Statthalter Lucius Antonius Saturnius erhob sich als erster gegen Domitian, doch er musste dafür mit dem Leben zahlen. Nach und Nach entwickelte sich aber eine immer stärkere Verschwörung gegen den Kaiser. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Im Jahr 96 wurde er ermordet. Im Jahr 100 nahm ich im Bürgerkrieg auf Seiten der republikanischen Aufständischen teil. Als die Ulpier aber die Macht zurückgewonnen hatten, musste ich untertauchen und lebte fortan im Untergrund in verschiedenen Provinzen des Reiches.


    Vor einem Jahr dann hielt ich die Zeit für reif mich wieder an die Öffentlichkeit zu wagen. Die damaligen Ereignisse lagen lange zurück und es gab keine Verfolgungen mehr von Republikanern. Ich war gewillt mich nun mit dem System zu arrangieren und nicht mehr subversiv zu agieren. Als Geläuterter betrat ich nach Jahren wieder Rom, doch was ich dort erblickte, ließ mich schnell in meine alten Ansichten zurückfallen. Die Sittenlosigkeit und mangelnde Tugend dieser Stadt, der aufgeblähte Hofstaat des Kaisers, die Schar von Speichelleckern im Senat, all das machte einen derart abstoßenden Eindruck auf mich, dass ich schnell wieder längst abgelegte republikanische Überzeugungen aufgriff. Trotzdem war ich noch gewillt, nicht erneut Ärger zu machen. Ich wendete mich an den mittlerweile verstorbenen, aber wohl den meisten hier noch bekannten, Senator Caius Helvetius Tacitus, der mich aufgrund eines weitläufigen Verwandtschaftsverhältnisses als seinen Clienten aufnahm. Er war es, der mir den Posten als Magister Scriniorum in der hispanischen Region Baetica vermittelte. Ich war voller Hoffnung wenigstens in dieser schönen Provinz zum Wohle der Menschen wirken zu können. Doch ich erblickte eine Provinz, die trotz großartigen wirtschaftlichen Potentials am Boden lag. Jahrelange Misswirtschaft und Korruption hatten Baetica verrotten lassen. Im krassen Gegensatz dazu häufte die Provinzregierung unter Proconsul Agrippa unermessliche Reichtümer an . Während die Bevölkerung Hunger litt, frönte dieser wollüstige Epikureer entweder seiner schon geradezu sprichwörtlichen Liebe zum Wein oder er gab sich seiner Leidenschaft für junge Knaben hin. In einem Gespräch über die fatale finanzielle Lage der Regio, die jedes wirtschaftliche Entwicklungsprogramm schon im Keim ersticke, schielte der Senator lieber auf einen in meinem Officium angestellten Diener, statt den Lösungsvorschlägen zu zuhören und war nicht bereit die Regio finanziell zu unterstützen. Die Sitzungen der Provinzcurie(der ich nie angehörte) endeten für gewöhnlich in ausschweifenden Orgien in denen keine noch so widernatürliche Tat ausgelassen wurde. Es musste etwas geschehen um die Regio vor dem völligen Ruin zu bewahren. In dem damaligen Duumvir Pompeius Strabo fand ich einen Verbündeten. Wir hatten ähnliche politische Überzeugungen, trotzdem merkte ich schnell, dass auch er seine charakterlichen Schattenseiten besaß. So teilte er mit Agrippa die gleichen sexuellen Neigungen. Er schwärmte immer von den Ausschweifungen bei den Curiensitzungen. Ich lernte ihn als Mann der Extreme kennen. Mit außerordentlicher Brutalität versuchte er die Christen von Baetica physisch auszurotten. In diesem Vorhaben wurde er vom Proconsul unterstützt. Allein mein Eingreifen verhinderte weitere Greueltaten. Gleichwohl war Strabo ein äußerst fähiger Beamter, der mit kreativen Ideen und Tatendrang das beste für die Regio herauszuholen suchte.


    Als der damalige Comes von Baetica Aulus Octavius Avitus, der wie ich hörte nun in Rom wieder zu neuen Ehren gekommen ist, damals plötzlich die Lust verlor sich den schwerwiegenden Problemen der Regio zu stellen, wurde Strabo von seinem Intimfreund Agrippa zum Comes befördert. Von nun an konnte er seine politischen Vorstellungen umsetzen. Oftmals befragte er mich nicht einmal, sondern preschte mit immer neuen Verordnungen hervor. Ich bekenne mich in dieser Hinsicht für schuldig, dass ich nicht entschiedener gegen seine immer absurderen Anordnungen protestiert habe. Das Problem war, dass er über eine größere Anhängerschaft als ich verfügte. Jede Opposition hätte meinen Tod zur Folge gehabt. Daher entschied ich lieber meinen Einfluss zu nutzen um das Schlimmste zu verhindern. Seine Anhänger bredrohten mich immer wieder, weil ich versuchte die Ausschreitungen der marodierenden Milizsoldaten gegen die Zivilbevölkerung zu dämpfen. Als sein Einfluss in der Stadt schwand und sich das Kräfteverhältnis zu meinen Gunsten verschob, flüchtete er und stahl sich aus der Verantwortung. Als ich die alleinige Herrschaft über die Stadt besaß, war es allerdings bereits zu spät die fatalen Folgen von Strabos Terroregime rückgängig zu machen. Eine Reintegration ins Reich war nicht möglich, da wir alle als Verschwörer galten. Für eine weitere Befreiung hispanischen Bodens von der Herrschaft der unsäglichen Provinzregierung war es bereits zu spät, denn Strabo hatte mit seinen brutalen Maßnahmen und seinem autoritären Gehabe bereits bei den uns eigentlich, anfänglich sehr wohlgesonnenen hispanischen Städte, die unter dem Joch der Provinzregierung litten, jede Sympathie verspielt. Mit der Landung der Prätorianer in Hispania war es dann ohnehin zu spät. Der Rest ist bekannt. Die Stadt wurde eingekesselt und von den Prätorianern erobert.“


    Sulla hielt kurz inne


    “Mehr habe ich nicht zu sagen“

  • Nur mit viel Selbstbeherrschung konnte Crassus ein lautes Auflachen bei Sullas Rede unterdrücken. Ein solcher Freudensausbruch hätte sicherlich etwas fehl am Platze gewirkt. Aber das arme Opfer....


    Die Anklage hat das Lach... Wort, sie hat das Wort.

  • Mattiacus hatte sich einige Notzien gemacht. Ihm kam es so vor, als ob sich Straftäter bei ihren Taten immer auf das hörere Wohl beriefen.


    Er erhob sich und wandte sich an den Angeklagten.


    "Mir ist deine Rolle bei der ganzen Sache noch nicht klar. Einerseits sagst du, dass dir Strabo imponiert hat, andererseits aber von ihm abgestoßen warst.


    Dennoch hast du dein Glück bei ihm gesucht. Was mich jetzt aber bei deiner Verteidigungsrede wundert ist, dass du, als Strabo dich quasi im Stich gelassen hat und die Kontrolle hattest, nichts getan hast, die Situation zu deeskalieren und dass es zu einem gewaltsamen Sturm kam, bei dem viele ihr Leben lassen mussten. Schließlich warst du ja, wie du sagtest, eigentlich gegen einen Aufstand.


    Wie kam es dazu? Hättest du die Stadt nicht einfach kampflos übergeben können und die Sache bereinigen können ?"

  • Da die Anklage den Angeklagten ja offenbar als Zeugen berufen möchte, möchte ich den Angeklagten bevor er antwortet noch daraufhinweisen, dass er die Pflicht hat die Wahrheit zu sagen. Da es keine Zweifel an seiner Identität gibt und auch seine übrigen Rechte klar sein sollten, so möge er die Fragen der Anklage beantworten. Sollte er zu seinen Rechten doch noch Fragen haben, so möge er sie vor der Beantwortung stellen.


    warf Crassus kurz ein, ehe Sulla antworten konnte.

  • Die Andeutung eines Lachens von Seiten des Präfekten Crassus empfand Sulla als Unverschämtheit. Sulla ergriff nun wieder das Wort.


    "Ich werde keinerlei Fragen hier beantworten! Es ist schon beinahe eine Farce, was hier unter dem Deckmantel des heiligen Rechts geschieht und eine wahrhaftige Beleidigung der heiligen Justitia. Ist es in Rom neuerdings Sitte das der Iudex Prior in höchstem Maße befangen ist? Gaius Caecillius Crassus war in seiner Funktion als Kommandeur der Prätorianeramee, die Corduba im Auftrag des Kaisers zurückerobern sollte und die Ursachen des Aufstandes klären sollte, zugleich Ermittler, 'Opfer' und Zeuge der mir vorgeworfenen Rechtsübertritte und sitzt nun in dem Richtersessel, der über mich urteilen soll. Ist es heutzutage Sitte auf derartige Weise grundsätzliche Prinzipien des römischen Rechts zu missachten? Ich beantrage daher hiermit den Ausschluss des Iudex Prior Gaius Caecilius Crassus von dem Verfahren aufgrund von Befangenheit gemäß Codex Iuridicialis § 11 Abs. I. Nr.1,4,5 und § 13. Der Prozess muss solang ausgesetzt werden, bis der Kaiser über mein Ablehnungsgesuch entschieden hat!


    Eine derart schwerwiegende Verletzung der Strafprozessordnung lässt sich auch nicht mehr mit fahrlässiger Unkenntnis erklären, denn der Iudex Prior muss sich dieser eigenen Rechtsübertretung bewusst gewesen sein, wenn er auch nur ein Mindestmaß von Rechtsverständnis besitzt. Es muss sich demnach zweifellos um Vorsatz handeln. Daher klage ich den Iudex Prior Gaius Caecilius Crassus der Rechtsbeugung gemäß Codex Iuridicialis § 112 und des Missbrauchs der Amtsgewalt gemäß Codex Iuridicialis § 113 an!


    Wenn es sich so verhält, dass die römischen Gesetzesbüchen auf diese Weise kaiserlich sanktioniert mit Füßen getreten werden, so steht es wohl weit schlimmer um das Imperium als ich es mir in meinen kühnsten Vermutungen hätte ausmalen können.


    Sulla hatte sich bei diesen Worten vor allem zur Anklage und zu den Beobachtern, unter denen sich zweifellos viele juristisch geschulte Bürger finden mussten, gewendet.

  • Interessant, dass du eingangs deiner Rede behauptest, hier uns Rede und Antwort zu stehen, nun aber keine Fragen beantwortest. Aber das gehört ja zu eben deinen eben angesprochenen Rechten.


    Crassus machte sich eine Notiz. Er sprach diese und die noch folgenden Worte mit einer stoischen Ruhe aus, die keinen Zwefeil an seiner Gelassenheit ließen.


    Der Imperator Caesar Augustus hat mich als Iudex Prior ernannt. Er war sich dabei, da er mich auch nach Spanien schickte, durchaus der rechtlichen Konsequenzen beziehungsweise möglichen Komplikationen bewusst. Er hat diese Entscheidung trotzdem getroffen. Deshalb wird er sie jetzt auch nicht revidieren. Dein Antrag wird im Namen des Kaisers abgelehnt.


    Eine Anzeige kannst du nach diesem Prozess erstatten. Da die Anzeigen aber nichts mit deiner schuld zu tun haben und auch in sonstiger weise in deinem Fall nicht für Aufklärung sorgen kann, haben sie hier in dieser Verhandlung nichts verloren.


    Der Angeklagte sollte, ehe er meint er müsse hier einen auf Rechtsapostel machen, an die eigne Nase fassen und noch einmal überdenken, warum genau er noch einmal hier vor Gericht steht. Falls es ihm entfallen ist, so kann er sich ja die Anklagepunkte von seinem Anwalt aufzählen lassen.


    und das nächste Häckchen folgte:


    Möchte die Anklage einen Zeugen aufrufen?

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