Paulinas Alptraum, der leider keiner war ...

  • Paulina war recht erschöpft und auch ein wenig in Eile. Ihre Haut glänzte leicht in der Sonne, durch den Schweiß der bei Temperaturen wie den derzeitigen Unvermeidlich war. Obwohl sie nur eine sehr zarte, möglichst luftige Tunika trug, welcher trotzdem nichts an Eleganz und Schönheit mangelte, war das Wetter selbst für Rom in dieser Jahreszeit ungewöhnlich warm und ermüdend. So stricht sie sich mit der Hand die leicht an ihrem Gesicht klebenden Strähne aus ihren blonden locken und fächelte sich anschließend ein wenig Luft ins Gesicht, in der Hoffnung, das würde helfen.


    Sie war soeben auf dem Weg von einigen Erledigungen in der Stadt zurück zur Casa Octavia. Sie hatte sich extra beeilt, weil sie kurze Zeit später mit ihrem Verlobten Sedulus verabredet war, als ihr auf halber Strecke auffiel, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte. Die Zeit selbst noch einmal umzukehren hätte nicht gereicht um noch pünktlich bei ihrem Verlobten zu sein.
    Deswegen hatte sie die Sklavin, die sie stets begleitete, wenn sie ohne andere Begleitung war, gegen deren Einwände ihre Herrin nicht allein nach Hause gehen lassen zu können, zurück geschickt.


    Nun lief sie völlig allein das letzte recht kurze Stück zur Casa. Stören tat sie das nur wenig, in ihrer Zeit in Germanien hatte sie das häufig getan und sich die ständige Gesellschaft eines Sklaven erst hier in Rom auf Wunsch ihres Vetters und ihres Verlobten wieder angewöhnt.
    Irgendwie jedoch wurde sie das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Sie blickte über ihre Schulter zurück und fühlte sich irgendwie nicht wohl. Sie beschleunigte leicht ihren Schritt, immerhin hatte Sedulus oft genug davor gewarnt, was für komische Gestalten in Rom umherirrten…

  • Wieder glitt Finn aus einem Schatten, ging ein paar Schritte hinter der Frau her, stellte sich in eine Gruppe von Passanten die miteinander sprachen, und stellte ihr dann wieder nach.


    Gesehen haben konnte sie ihn eigentlich nicht, dazu war er zu gut versteckt gewesen, aber der siebte Sinn, der Finn schon so oft in die Suppe gespuckt hatte, war wohl auch bei diesem Exemplar aktiv. Vorsichtig schlich er hinter ihr her, darauf bedacht kein Aufsehen zu erregen, und so war er dennoch bald wenige Schritte von ihrem Rücken entfernt...


    Was eine Schönheit. Als sie mit ihrer Sklavin auf irgendeinem Markt beinahe über seine Füße gelaufen war, hatte Finn eine Weile gebraucht bis er bemerkte dass sein Mund offenstand, während er ihr nachblickte.


    Er wusste sofort, dass sie es sein würde. Sie würde seine Königin sein, da war er sich sicher. So wie sie ihre Sklavin rumbefahl, und einem Betrunkenen die Meinung geigte als der sich ihr auch nur ansatzweise näherte, alles passte zusammen. SIE sollte es sein, keine andere.


    Stolz. Schönheit. Anmut. Kraft.


    Genau die richtige Mischung, die seinen Blutrausch vielleicht für immer zum Erliegen bringen würde... Finn wagte es fast nicht zu glauben, bald endlich wieder normal denken zu können.


    Sie beschleunigte ihre Schritte, aber Finn hatte absolut keine Mühe mitzuhalten, schließlich tat er so als würde er eine ganz andere Ecke der Straße ansteuern..

  • Paulina, auch wenn sie niemanden ausmachen konnte, fühlte sich immer unwohler. Die Straße war voll und die vielen Menschen, die um sie herumströmten schienen ihr nun als Belastung.
    Was sollte sie tun, fragte sie sich? Bildete sie sich das ganze vielleicht nur ein?
    Kurz entschlossen bog sie an der nächsten kleinen Seitenstraße ein, und lehnte sich den Schatten genießend an eine der Hauswände, schloß die Augen und atmete tief durch. Ihre Sinne mussten ihre einen Streich gespielt haben dachte sie.
    Doch als sie einige Momente später ihre Augen wieder öffnete, gefror ihr das Blut in den Adern...

  • Er hätte jubeln können als sie schließlich in eine der Seitengassen einbog...


    Ein Präsentierteller, das war es. Als hätten die Götter sich entschlossen ihm seine Sache wenigstens am Anfang etwas einfacher zu machen.


    Wie gewohnt leise schlich er ihr hinter, und erschrak fast als er sie hinter ein paar Kisten an die Wand gelehnt entdeckte. Mit geschlossenen Augen.


    Was ein Tag!


    Er baute sich vor ihr auf und betrachtete sie ein paar Sekunden lang, hatte sich ihre Schönheit wirklich nicht eingebildet... die Kleidung die sie trug war wertvoll und edel, ihr Haar duftete nach teuren Ölen, und ihre Haut glänzte und spiegelte matt die Schattenspiele in der Straße wider.


    Dann öffnete sie die Augen, und erstarrte vor Schreck.


    Fast wäre Finn wieder enttäuscht gewesen, doch da entdeckte er eine Spur von Trotz in ihren Augen, was ihn schließlich dazu brachte sie innert eines Sekundenbruchteils an die Wand zu drücken, und ihr eine Hand stark auf Mund und Nase zu pressen...


    Es würde nicht lange dauern...

  • Was Paulina sah erschreckte sie zu Tode. Völlig unerwartet und auch ohne jedes Geräusch war ein Mann vor sie getreten. Sie hatte nicht einmal einen Windhauch gespürt. Ihre Augen weiteten sich panisch und ihr Mund wollte sich gerade zu einem Hilfeschrei formen, als ihr ihr Gegenüber schon die Hand auf den Mund presste.
    Paulina wehrte sich mit Leibeskräften , versuchte seine Hände von ihrem Mund zu reißen. Sie kratzte, biss und trat gleichzeichtig. Doch nichts wollte helfen...
    Aus ihrer Panik wurde Wut über ihre Hilflosigkeit.Mit hasserfülltem Blick blickte sie in die Augen des Mannes und was sie darin las, ließ all ihre Hoffnung sich retten zu können für den Augenblick verlieren.
    Und schon spürte sie, wie ihre Glieder erschlafften und sie tauchte ab in eine dunkle Welt ohne Träume...

  • Als sie leblos in sich zusammensank schüttelte Finn als erstes seine Hand, in die die Römerin ein paar blutende Dellen gebissen hatte.


    Gott, was für eine Frau. Ihre Reaktion hat eigentlich genau das Gegenteil von dem gebracht was sie eigentlich erreichen wollte: sie bestätigte Finn in seiner Annahme mit ihr die richtige erwischt zu haben.


    Als er sie in das Tuch wickelte achtete er sehr darauf dass sie keine blauen Flecken zurückhalten würde. Nicht dass es ihren Endzustand ändern würde, aber bis dahin war ja noch etwas Zeit. Auch ihr Haar legte er sachte zurecht, und wickelte sie dann schließlich ganz ein...


    Mit der Römerin über der Schulter machte sich Finn dann wieder auf, durch den Untergrund, über den Tiber und andere Wege seine Beute in sein Versteck zu schaffen, wo er später auch eintraf...

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