Waaa, Tritte, heftige Tritte ... Heftige Tritte trafen mich wieder und wieder in meine Hüfte und schüttelten meinen ganzen Körper, der wehrlos auf der mittlerweile feuchten Erde gelegen hatte. Was war nur passiert? Stark benommen, blinzelte ich mit meinen Augen in die Dunkelheit, konnte aber nichts erkennen. Doch die Tritte, sie hielten immer noch an. Mühselig versuchte ich, mich auf dem Boden ein wenig wegzurobben von der Richtung, aus der mich die Tritte trafen. Da aber hörten sie mit einem Mal von alleine auf. Ich blinzelte weiter, konnte in der Dunkelheit jedoch einfach nichts Gewisses ausmachen. Unwillkürlich verlagerte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Ohren, und erst jetzt fielen mir bestimmte Geräusche auf, die schwer zu beschreiben, aber umso einfacher zu klassifizieren waren: Kampfgeräusche, da war ich mir sicher.
Was war nur passiert? Die einzige Erklärung für mich war ein Einbruchsversuch in der villa Aurelia in Roma; mich hatten die Eindringlinge direkt niedergeschlagen, und Cadhla ... Ja, wo war Cadhla? War sie es, die da kämpfte? Mochte sie auch eine keltische Kriegerin sein, sie war eine Frau und brauchte jetzt meine Hilfe. Ich versuchte augenblicklich, mich aufzurichten, war jedoch noch viel zu benommen und sackte wieder zurück. Wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt, fühlte ich aber auf einmal neben mir einen dicken, langen Stab (der ominöse Rechen, wie sich später herausstellen würde). Ich nahm meine ganze Kraft zusammen, spannte meinen Willen an und hievte mich, auf diesen Stock gestützt, endlich nach oben. In diesem Moment musste ich mitanfühlen, dass meine tunica, in Fetzen gerissen, von meinem Leib herunterfiel, doch das würde mich nicht abhalten zu kämpfen, dazu war ich viel zu fest entschlossen. Aber immer noch verstand ich das alles nicht wirklich und war mir auch noch nicht darüber im Klaren, was ich nun, aufgerichtet, wie ich jetzt war, tun sollte. Die Gedanken in meinem Kopf jagten einander wie die Wolken am Himmel, die in diesem Moment eine Lücke ließen für das Licht des Mondes. Davon erhoffte ich mir Aufschluss über die Situation im hortus der villa Aurelia in Roma.
Was sich mir im Licht des Mondes allerdings mir zu Füßen zeigte, was so unglaublich, dass ich zunächst meinen Augen nicht traute: Cadhla, sie war ganz klar zu erkennen, und dann eine Gestalt, die mir wohlbekannt war: Maron. Und was ich für einen Kampf gehalten hatte, war ganz etwas anderes; davon überzeugte mich das Gekeuche, auf das ich nun aufmerksam wurde. Wie konnten sie es wagen ... Auspeitschen wäre nicht genug, das stand fest; nein, sie waren Verräter, und darauf stand der Tod. Einer von beiden hatte mich also niedergeschlagen und mir die Kleidung vom Leib gerissen, und dann hatten sie es nicht abwarten können und waren gleich an Ort und Stelle über einander hergefallen, neben mir, der ich bewusstlos da lag - die Sklavin meines Vetters - gut, von der Keltin konnte man vielleicht nichts anderes erwarten, aber auch Maron.
Ich wollte mit meinem Stock ausholen, um dem Treiben ein böses Ende zu bereiten, wurde mir aber gleich bewusst, dass ich dabei wahrscheinlich wieder die Balance verlieren würde; ich war einfach noch zu unsicher auf den Beinen. Lächerlicherweise stieß ich daher einmal kurz meinen Stock auf den Boden und presste dann angestrengt hervor:
"Aufhören! Sofort aufhören!"
Wenn ich auch benommen und angeschlagen und gegen die beiden meuternden Sklaven in Unterzahl war - sie würden Appius Aurelius Cotta nun kennenlernen. In diesem Moment wurde ich gewahr, dass ich immer noch voll im Schein des Mondes stand; als ich an mir hinunter schaute, erblickte ich zu meinem Entsetzen ein Teil meines Körpers, das sonst meist gut verstaut war; mein Schurz hatte sich also auch noch gelöst, herabgetreten von Cadhla. Die Schande war vollkommen.