• Verus konnte dennoch seinen Blick nun nicht mehr vor dem Unfall verschließen und so wanderte sein Blick kurz zum Schauplatz, bevor er seine Gesprächspartner wieder anschaute.


    "Nein, leider noch nicht aber ich muss zu gestehen, die Datteln hier sind köstlich." ;)

  • Nun nachdem bedingt durch den Ausfall eines Fahrers das Feld freier war, entwickelte sich das Rennen zu einem hektischen Rangieren um die Positionen. Niemand wollte sich hier offenbar die Blöße geben, war es auch nur ein Trainingsrennen, erst recht nicht vor den Augen des Praefekten.


    Während Patroklos einsam seine Runden zog und dabei schon Lipodoros von Damman am anderen Ende der Gerade im Visier hatte und Helios als nun zweiter sich mühte die Position zu halten, entwickelte sich dahinter ein spannendes Duell zwischen den beiden Lenker der roten Fraktion. Halil Torkebal und Maximus Didius Metellus trieben beide ihre Pferde an und anstatt gemeinsame Sache zu machen, ihre Position zu halten, kämpften sie beide im Geiste des Sports um die bessere Position. Nur einen Hauch trennte die beiden Collegen, es war als wären ihre Rennwägen miteinander verwachsen, denn keiner konnte sich wirklich absetzen, mal erwischte Halil Torkebal die bessere Bahn und fuhr einen minimalen Vorsprung heraus, mal war es Metellus der seine Pferde zur Höchstleistung trieb.


    Ioshua besah sich das Spektaktel und schwärmte. So hatte er sich das vorgestellt. Sagenhaft. Das Duell der beiden lenkte die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die Arena. Sie waren wagemutige Heroen, die an die Grenze der Belastbarkeit für Lenker, Wagen und Tier gingen. Vereinzelt - vorallem von Seiten der Factio Russata - ertönte Applaus und Anfeuerungsrufe.


    Währenddessen mußte sich Lipodoros vorsehen, den gelben Patroklos nicht an sich vorbeiziehen lassen. Die vorletzte Runde bot allerlei Spektakel. Immer wieder scherte der junge Tylusier mit seinem Wagen aus, um den erfahrenen Patroklos den Weg zu versperren und Überholmöglichkeiten zu nehmen. Syrius, den tylusischen Trainer, schien die Anspannung nicht mehr auf seiner Bank zu halten, wie Ioshua bei einem Blick zur Seite feststellen konnte. Mit lauten Kommandos versuchte er Einfluss auf das Rennen zu nehmen und Lipodoros zu unterstützen. Der Gelbe kam dabei immer wieder gefährlich nah heran, doch Lipodoros meisterte seine Sache bislang ganz gut. In der Wendemarke konnte er sich wieder ein wenig absetzen, nachdem er mit voller Wucht die scharfe Kurve genommen hatte und Patroklos den weiten, äußeren Weg nehmen mußte.

  • Das Rennen schien längst entschieden. Der Grieche in Diensten der Factio Aurata führte scheinbar uneinholbar. Corvus' Aufmerksamkeit ließ dementsprechend nach und stattdessen fing er ein Schwätzchen mit dem Gastgeber an.


    “Ehrenwerter Ioshua ben David, mir ist zu Ohren gekommen das du neben deinen vielen anderen Geschäften auch ein... wie sagt man... Bankhaus in Alexandria unterhältst?“

  • Lansgsamen Schrittes nur, schüchtern und nicht wissend, was auf sie zukommt, tritt sie an die kleine Menschenmenge heran. Die Oase war wunderschön, doch war sie auch echt? Man weiß es nicht... Einbildung könnte es auch sein, doch wenn schon so viele Menchen hier stehen, kann es einfach keine Einbildung sein.
    Nachdem die Ägypterin ihren Blick hat umherschweifen lassen, entdeckt sie ihren dominus.
    Lange will sie ihn nicht warten lassen, somit geht sie - ohne Umwege - auf ihn zu. Stumm und ruhig bleibt sie neben ihm stehen, macht nichts, sagt nichts. Sie steht lediglich da. Doch aus Höflichkeit begrüßt sie die Herren, die bei ihrem dominus stehen, durch eine tiefe Verbeugung. Bei jedem tat sie das selbe, da sie nicht wusste, wer diese Herren waren und welchen Stand diese hatten...

  • Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Ehrenwerter Ioshua ben David, mir ist zu Ohren gekommen das du neben deinen vielen anderen Geschäften auch ein... wie sagt man... Bankhaus in Alexandria unterhältst?“


    Im Gegensatz zu dem Praefekten hatte für Ioshua das Rennen noch nichts an Spannung eingebüßt, ging es doch darum, daß seine Fahrer sich achtbar schlugen gegen die namhaften Factiones aus Rom. Er nimmt einen tiefen Schluck und wendet sich dem Praefecten zu.


    "In der Tat, was sich in Alexandria doch so herumspricht. Ich habe beschlossen meinen Geschäftsbereich auf diese Branche auszuweiten. Es ist ein riskantes Unternehmen, doch es kann sich lohnen."


    Da zuckte er schon wieder zusammen. Gerade hatte Patroklos erneut zum Überholmanöver angesetzt und Lipodoros in letzter Sekunde dieses vereitelt, noch völlig aus der Fassung von diesem Manöver fuhr er fort.


    "Hat er das nicht gut gemacht ? Aus dem wird mal ein ganz Großer !"

  • Verus schaut zum Juden und grinst leicht als er merkt, dass seine Sklavin neben ihm stand. Er begrüßte sie freundlich und sprach dann den Vater dieses Rennens an:


    "Ioshua ben David, nehme ich an? Ich bin Decimus Verus, frisch aus Rom und Sodalis der Factio Aurata hier."


    Er ging etwas auf ihn zu und begrüßte ihm dann mit einem freundlichen "Salve."!


    "Das Rennen ist für meine Factio recht gut gelaufen, obwohl deine Fahrer sich auch gut geschlagen haben, Ioshua."

  • Einen kleinen Moment überlegt er sich, ob er vielleicht so nett sein sollte, diesen Neuling zu erklären, dass eine allzu römische Art auch für einen Römer nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist in dieser Gegend voller leicht reizbarer und ganz auf ihre Kultur versessener Leute (alles andere haben ihnen ja die Römer weggenommen). Allerdings gibt er diese Erwägungen schnell auf, denn die Vorstellung eines Decimus Verus, der im Rhakotisviertel vor einer Horde schwer bewaffneter, hungriger und grimmig dreinschauender Straßenkinder militärisch-zackig "Salve" ruft ist doch zu amüsant.
    Statt dessen widmet er sich lieber dem Rennen und hört nebenbei den Gesprächen zu. Sieh an, Ioshua hat ein Bankgeschäft eröffnet. Ob das auch der Agoranomos weiß...? Als Freundschaftsdienst an Ioshua wird sich Timokrates nicht darum "kümmern".
    Viel mehr beobachtet er das Rennen, bzw. wartet auf den nächsten Unfall. Aber irgendwie passiert nichts dergleichen, nur zwei Fahrer, die ihm komplett egal sind und sich ein Duell auf der Rennbahn liefern. Als Zuschauer in der ersten Reihe hat man dann noch das zweifelhafte Vergnügen, wenn die Fahrer vorbei preschen über und über mit Pferdeapfel garniert zu werden. Vielleicht sollte man doch noch mal auf die Seeschlacht zurück kommen...


    "Sag mal, Ioshua, gibt es danach noch ein Rennen oder ist die ganze Geschichte jetzt auch schon vorbei?"

  • Zitat

    Original von Ioshua ben David
    (...)
    "In der Tat, was sich in Alexandria doch so herumspricht. Ich habe beschlossen meinen Geschäftsbereich auf diese Branche auszuweiten. Es ist ein riskantes Unternehmen, doch es kann sich lohnen."
    (...)


    Dieses Thema schien den Präfekten mehr als das Rennen zu interessieren. Mit gedämpfter Stimme fragte er nämlich weiter nach:
    “Willst du dich lediglich als Geldverleiher betätigen oder kann man bei dir auch Geld anlegen...? Mit der dabei gebotenen Verschwiegenheit, versteht sich.“

  • Sim-Off:

    Die Tribüne ist eigentlich derart erhöht, daß man keine Chance haben sollte, mit irgendwelchen Überresten von der Bahn beworfen zu werden. ;)


    "Nein, nur dieses Rennen. Aber wenn du willst, kannst du uns und dem Praefekten ja eine Zugabe geben. Das dürfte sicher interessant werden." witzelte Ioshua, ehe dieser wieder auf die Frage des Praefekten zu sprechen kam.


    "Nun, ich nehme auch Geldmengen in Verwahrung, und selbstverständlich können meine Kunden auf eine diskrete Vorgehensweise vertrauen. Wer lässt sich schon gern in seine Karten schauen..." ;) antwortete mit ebenso gedämpfter Stimme zurück.


    Derweil geht unten auf der Rennbahn das Rennen zu Ende. Lipodoros überfahrt die Start-Ziel-Linie mit einer Kraftanstrengung vor Patroklos, welcher das Rennen über dominiert hat und somit gewonnen hat. Es folgen Themistocles und Quintus Arius, die weiterhin eng an eng um die letzte Position streiten.
    Nachdem spektakulären Ausfall von Fortunatus ist es Helios, der zweite gelbe Fahrer, der unbedrängt über die Ziellinie fährt. Sein Blick stirrt nach oben, richtung Tribüne, wo der Praefect sitzt und schweift dann weiter zu den Rängen der Factio Aurata, wo die angereisten Mitglieder ganz aus dem Häuschen sind, ob des fantastischen Doppelsieges.
    Spannend wird es kurzdarauf, denn Didius Metellus und Halil Torkebal bieten weiter einen verbissenen Zweikampf um die dritte Platzierung. Beide jagen ihre Gespanne über den trockenen Wüstensand, die Zügel knallen, die Achsen poltern, da biegen sie um die letzte Wendemarke auf die Zielgerade ein. Halil Torkebal liegt auf der Innenbahn, er scheint den besseren Vorteil zu haben, doch Metellus legt sich mit voller Wucht in die Kurve, es scheppert gewaltig, beide ziehen das Tempo wieder an, der ältere Metellus fährt einen leichten Vorsprung heraus und passiert als erster die Ziellinie.
    Es folgt nach einer Weile Lipodoros von Damman, der tylusische Wagenlenker, der nach dem Wegfall des Patroklos sich vorsehen muß, nicht von seinem Teamgefährten Themistocles und dem gelben Arius eingeholt zu werden. Themistocles, der scheinbar noch Reserven hat, kommt noch mal gefährlich nah heran, was Ioshua sichtlich in Erzücken versetzt wie sich seine beiden Fahrer duellieren.
    So biegt auch das Dreiergespann, immernoch angeführt von Lipodoros auf die Zielgerade. Jener nimmmt die Kurve am besten und fährt weiter vorneweg, während Quintus Arius einen Hänger zu haben scheint und etwas abdriftet. Da auch Themistocles nichts mehr rauszuholen vermag, änderte sich an der Reihenfolge beim Zieleinlauf nichts mehr.


    Ein Ausleser verkündete mit kraftvoller Stimme das Endergebnis und jedesmal brandete Beifall aus für jeden der Fahrer, welche ein spannendes Rennen geliefert hatten.


    "Patroklos
    Helios

    Maximus Didius Metellus
    Halil Torkebal

    Lipodoros von Damman
    Themistocles

    Quintus Arius"

  • Freundlich applaudierte Germanicus Corvus dem Sieger. Triumphiert hatte am Ende tatsächlich der Grieche Patroklos.
    “Ein überzeugender Sieg. Die Factio Aurata ist bestimmt sehr glücklich mit diesem Mann in ihren Diensten.“, bemerkte er laut.


    Etwas leiser und direkt zum Gastgeber gewandt sagte er: “Zunächst nur eine bescheidene Summe. 2000 Denarii. Würde sich das machen lassen?“

  • Auch Ioshua applaudierte, während der Sieger sich feiern ließ. Dann beugte er sich zu dem Praefecten. Was für jenen nach eigener Aussage eine 'bescheidene Summe' war, war für Ioshua schon ein kleines Vermögen.


    "Das sollte machbar sein. - Da ich annehme, daß Du eine derartige Summe nicht bei Dir zu führen gedenkst, sollten wir uns einmal treffen, um die nötigen Formalia zu besprechen."

  • “Oh, nur keine Umstände, ich werde einen vertrauenswürdigen Mann zu deinem Bankhaus schicken. Er wird sich um alles Nötige kümmern.“, raunte Corvus, um sich dann Decimus Verus zuzuwenden.
    Lächelnd sagte er: “Ich hoffe doch sehr, dass du bis zu den Ludi Alexandriae in Aegyptus bleiben wirst. Vielleicht erleben wir dort ja bereits den nächsten Erfolg eines Aurata-Gespannes.“

  • Auf den Ländereien des Ioshua ben David ging das Leben sehr beschaulich zu. Zumindest, solange der Herr und Eigentümer sich in der Stadt aufhielt und nicht die Gegend mit seinem Besuch beehrte. Das Leben war ruhig hier draußen auf dem Land, es fehlte an Hektik, die Sonne schien, der kleine Palmenhain spendete Schatten und das frische Wasser der angrenzenden Oase schaffte Erfrischung.
    In einer Siedlung standen die Zelte und ihre Bewohner, allesamt Angestellte des fetten Tylusiers, beherbergten diese und sorgten für einen reibungslosen Ablauf der täglichen Geschäfte. Wenn keine Gesellschaft zu erwarten war, bestanden ihre Arbeiten aus einem Minimum.


    Das einzige, was diese ansehnliche Ruhe und wundersame Idylle der Natur zu stören schien, waren die täglichen Trainingsrunden der Wagenlenker des persönlichen Rennstalls Ioshua Hraluchs. Diese rauschten über den staubigen Wüstensand und jagten ihre Pferde immer wieder um die metae, einem zarten Grünstreifen in der Mitte der Bahn.


    Die plattgetramepelte Bahn lag am Rande des Areals, wo Syrius, der Trainer, am Rande dieser stand und lautstark die Bewegungen der beiden Lenker, Themistocles und Lipodoros von Damman, koordinierte. Körperhaltung, Spannung, das geschickte Lavrieren der Zügel in den Kurven, jedes dieser Details nahm er unter die Lupe. Dazu die richtige Anordung des Gespanns, Dinge, die sich erst nach Jahren des Zusammenspiels zeigten. Fahrer und Gespann verschmolzen zu einer Einheit, davon hing der Erfolg ab.


    Lipodoros, ein braungebackener, junger Fahrer tylusischer Abstammung führte das Gespann mit den vier, weißen Schimmeln. Sie waren der ganze stolz ihres Eigentümers und der junge Tylusier hatte sein Talent schon öfters gezeigt und sich als würdig erwiesen, das ihm anvertraute Gespann zu führen.
    Aus diesem Talent einen brauchbaren Fahrer, der im Hippodrom Alexandriens und den anderen Arenen der Welt bestehen würde, zu formen, das war die Aufgabe des weisen Syrius, einst Trainer der königlichen Gespanne in Madinat Hamad, nun in Diensten des Ioshua ben David. Immer wieder mußte er Lipodors ermahnen, die Zügel anzuziehen, wenn dieser sich allzu sehr in der Kurve von seinem Gespann beherrschen ließ, statt umgekehrt - wie es sein sollte - selbst das Gespann zu beherrschen.


    Der zweite Fahrer in Diensten des reichen Iuden war Themistocles, gebürtig aus Antiochia kommend und von großer Gestalt. Seine Stärke waren seine Ruhe und seine Ausdauer, seine Schwäche gleichwohl seine Konzentration auf das Rennen. Er verpasste oft das richtige Timing, was ihm schon desöfteren einen Platz kostete, wenn er aus Unachtsamkeit sein Gegenüber vorbeiziehen lassen mußte.


    So begann ein ganz normaler Trainingstag...

  • Das Training verlief hart an diesem Morgen. Die Sonne schon hoch in ihrem Zenit und bräunte die angespannte Haut der beiden Fahrer. Diese jagten ihre Gespanne über das sandige Areal, ohne diese zu sehr zu ermüden. Syrius hatte eine Technikstunde verordnet, um den Fahrern den nötigen Feinschliff zu verpassen. Dies fing an mit der richtigen Art die Zügel um die Arme zu wickeln, dem sicheren Stand auf dem Wagen, bis zum Gespür für die richtige Geschwindigkeit, um stets im rechten Augenblick die ideale Spur zu nehmen.
    Lipodoros von Damman gelang das in den ersten Runden besonders gut. Er war ein talentierter Fahrer aus der zweiten Heimat des Ioshua, in dem - nach Meinung des Iuden - eine Menge Potential steckte, wie er Interessierte und Gäste immer auf die Qualitäten seines Juwels einzuschwören pflegte. Syrius, der harte Knochen, hatte natürlich auch hier und dort immer wieder was auszusetzen. Er achtete sehr penibel auf kleinste Fehler und Abweichungen und er merkte, daß der junge Lipodoros trotz seines offensichtlichen Talents heute ein wenig fahrig wirkte, was sich auch direkt in der darauffolgenden Runde zeigte, als der drei Jahre ältere Themistocles seinen Collegen stehen ließ und vorbei fuhr.
    Syrius, der dies hatte kommen sehen, blieb gelassen und rief mit kräftiger Stimme seine Anweisungen hinein. Lipodoros hingegen ärgerte sich und das merkte man ihm an. Er schnallte mit den Zügeln und wollte seinen Fehler wieder gut machen. Heißsporn zeichnete ihn aus, eine Eigenschaft, die der temperamentvolle Ioshua an ihm schätzte, doch der ihm auch schon in vielen Fällen zum Verhängnis wurde.
    Lipodoros' Pferde trappelten über den trockenen Boden, die Räder krachten. Lautstark brüllte er seine Befehle zu seinem Gespann. Und sie kamen näher ran an Themistocles, der sich ob der lauthalsschreienden Befehle seines jüngeren Trainingspartners irritiert umdrehte. Beide Fahrer lieferten nun ein spannendes Duell, in denen sich Runde um Runde die Führung wechselte.


    ...

  • Außer dem Lärm von der Trainingsbahn, den Zwischenrufen der Fahrer und dem Getrappel der Hufe, war es sehr ruhig und idyllisch. In einiger Entfernung abseits der Hauptanlagen spielten einige Kinder, denn in dieser Siedlung lebten auch normale Familien, die sich vom Ackerbau ernährten.
    Während die beiden Fahrer beharrlich ihre Runden drehten, eiferten die beiden Jungen ihren eigenen Rennfahreridolen nach.


    "Ich bin Diocles, meine Gespanne sind so schnell, sie fliegen wie des Ikarus. Ich bin der Held von Rom." ruft einer der beiden Junge, der sich als der größere, aber körperlich schmächtigere von beiden herausstellt. Dabei kreist er mit den Armen in der Luft und rennt wild umher.


    "Pah, ich bin Mehaf aus Alexandria, dann siehst du nur noch die Achse meines Streitwagens. Mehaf ist der Beste !" entgegnet der andere Junge und springt mit einem Satz in den Bewegungslauf seines Freundes, was diesen abrupt abbremsen lässt.


    "Ach, Mehaf, die lahme Lusche. Wann hat der denn das letztemal die Ziellinie erreicht ? Diocles ist ein wahrer Held, ein griechischer Held."


    Stolz positioniert sich der größere der beiden und hebt dabei seine Brust.


    "Mehaf wird es noch allen zeigen." reagiert der andere von beiden trotzig. "Mein Vater hat gesagt, in dem steckt Potential, und daß er jetzt in Rom ist, zeigt wie begehrt er ist."


    Unbeeindruckt davon erwidert der "Diocles-Jünger" gelassen "Und in welchem Rennstall hat dein Vater gedient, daß er da so sicher ist ?". Überspielender Hohn schwingt in seiner Stimme mit.


    "Mein Vater kennt einen, der war mal vor langer Zeit im Rennstall des Mehaf und der kennt einen, der hat in Rom für die großes Factios gearbeitet und von dem immer wieder Tipps bekommen, und der meinte, der Mehaf ist ein guter Fahrer und der wird in Rom mal große Siege einfahren, für Alexandria."


    Triumphierend blickt der kräftige Kleine den um einen Kopf größeren an. Dieser blafft zurück "Das will ich sehen. An dem Tag, an dem Mehaf in Rom gewinnt, gebe ich Dir 10 meiner wertvollen Kupfermünzen."


    Das Streitgespräch zwischen den beiden Jungen hatte inzwischen seine Lautstärke erhöht, so daß der Lärm von den Trainingsanlagen nicht mehr das Einzige war, was die Idylle an diesem Ort zerstörte. Kurz darauf kam auch schon eine der Mütter und brachte die beiden Knaben zur Räson. "He, ihr beiden, was macht ihr für einen Radau ? Schämt euch und packt lieber mit an, statt hier rumzukrakelen. Das Gemüse schält sich nicht von selbst."


    ...

  • Nach den ersten Runden, die Syrius, den phönikischen Hund den Eindruck gewinnen ließen, daß seine Worte doch nicht im Nirvana verhallten, ließ er beide Fahrer zu sich rufen. Nach den ersten Testfahrten wollte er in einem Gespräch die taktische Auslegung und die Strategie besprechen, denn die richtige Strategie war bereits die halbe Miete für einen erfolgreichen Rennverlauf. Hier galt es, die einzelnen Stärken der Fahrer und ihrer Gespanne so einzusetzen, daß sie einander am besten unterstützen konnten. Zumindest in den Läufen, in denen man gemeinsam antrat, konnte man sich so einen größeren Vorteil herausfahren.
    Hier zeigte sich, daß Lipodoros eindeutig das schnellere Gespann hatte, was aber auch die Verantwortung auf ihn übertrug. Ob er mit dem Druck würde umgehen können, würde sich erst im Rennen herausstellen. Themistocles hingegen brillierte vorallem durch Ausdauer und eine ruhige Hand, ihm sollte es daher gelingen Lipodoros den Rücken freizuhalten und ihm die begehrte innere Bahn offenzuhalten. Doch in diesem Trainingsrennen kam es natürlich auch darauf an, daß beide das beste aus sich herausholten. Hier waren sie Konkurrenten.


    Nach einigen ermahnenden Worten des Trainers, vorallem Lipodors betreffend, schickte er die beiden Kontrahenten wieder auf die Bahn. Beide Fahrer brachten ihre Wagen in Position, Syrius stand weit draußen an der Seite und gab das Signal für den Beginn. Kurz vorher hatte der junge Lipodoros sich runter zu seinen Tieren gebeugt und so schien es einige aufmunternde Worte gesprochen. Daß Pferde höchst sensible Tiere waren und menschliche Gefühlsschwankungen wahrnehmen konnte, war allgemein bekannt und auch der ekzentrische Pferdenarr Ioshua ben David machte sich dies zu Nutze und nahm sich jedesmal ausgiebig Zeit, seine Lieblinge zu begrüßen.
    Schon ertönte der Startruf und beide Fahrer, angespannt bis ins Mark, preschten nach vorne. Themistocles hatte die innere Bahn erhalten, was ihm einen kleinen Vorsprung nach der ersten Kurve einbrachte. Beide Fahrer waren nach den einschwörenden Worten ihres Trainers hochkonzentriert. Lipodoros attackierte sofort und versuchte seine Leichtigkeit zu nutzen, noch vor der ersten Runde an Themistocles vorbeizuziehen. Doch dieser hielt sich wacker und behauptete seinen Vorsprung. In Griechisch animierte der Tylusier sein Gespann und setzte sich Stück für an Themistocles vorbei. Noch immer sich auf der Außenbahn befindend, lieferten sich beide Fahrer ein packendes Duell. Der Unterschied betrug nicht mehr als eine Nasenspitze.
    In Runde 3 drängte Lipodoros immer weiter nach vorne, sein braungebrannter, gestählter Oberkörper ragte weit über den Rand seines Streitwagens, mit seinen muskulösen Armen hielt er die Zügel straff und arbeitete sich stück um stück voran. Sein Vorsprung wuchs, fast eine ganze Wagenlänge jetzt schon. Es folgt die zweite Kurve, hart nimmt der 22jährige die Zügel, setzt sich weiter voran, doch auch Themistocles hängt dicht an dessen Hinterrad. Beide biegen in die 4. Runde. Da passiert es...

  • ...in einem meisterhaften Überholvorgang, in dem der junge Lipodoros sein ganzes Talent offenbarte, drängte dieser hinüber auf die innere Spur und bremste seinen Gegner dabei dermaßen scharf aus, daß dieser die Zügel so stark anziehen mußte, daß die Pferde aufschreckten. Dieses waghalsige Manöver, das schon manchen ungeübten Fahrer aus der Fasson und in den Sand der Arena beförderte, wo ihn qualvolle Verletzungen erwarteten, meisterte dieser junge Hund eiskalt wie ein Profi, daß nicht mal sein Wagen einen Schaden davon abbekam.


    Themistocles blieb gar keine Zeit, sich von diesem Manöver zu überholen, denn sein jüngerer Kontrahent preschte unaufhaltsam nach vorne. Feste schlug er die Zügel und bewegte seine Pferde dazu, das Tempo wieder aufzunehmen, doch Lipodoros umkurvte schon die nächste Wendemarke, sein Vorsprung wuchs. Syrius stand am Rand und beobachtete das Geschehen aufmerksam. Er würde einige lobende Worte für den jungen Tylusier haben.


    Lipodoros, aufgeputscht durch diesen Erfolg fuhr nun ein meisterhaftes Rennen, das es Themistocles unmöglich machte, diesem nocheinmal gefährlich nahe heranzukommen. Für Syrius war das nun die Gelegenheit, beide Fahrer unabhängig voneinander intensiv zu beobachten und ihre Techniken zu analysieren. Trotz des guten Rennens meinte er nämlich bei Lipodoros schon wieder Konzentrationsschwierigkeiten festzustellen.


    "Lipo, jetzt nicht nachlassen !! Themistocles, Zügel anziehen, nicht zu viel Spiel geben !" brüllte der alte Kauz über das Areal. Aus dem Hain kamen einige der Siedlungsbewohner, von den Rufen angelockt und beobachteten das Treiben auf der Rennbahn.


    Am Ende des Rennens kamen beide Fahrer wohlbehalten am Ziel an. Das Training hatte neue Erkenntnisse gebracht und würde sicher Eindrücke hinterlassen, die beim nächsten ernsthaften Test von Vorteil sein mochten.

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